DOOM, AAARGH FUCK KILL / 25.05.2015 – Hamburg, Lobusch

0 Dislike0
Doom-Fränk erklärt auf der beschaulichen Bahnfahrt zur Lobusch, er wolle sich heute ordentlich einen reinschrauben. Die Korrelation Konzerte, Alkohol und das damit möglicherweise eingeschränkte Erinnerungsvermögen wird sogleich von unserer vierköpfigen Reisegruppe aufgegriffen und tiefschürfend erörtert. Fränk werde häufiger gefragt, ob das denn nicht schade sei, wenn er sich an ein tolles Konzert gar nicht mehr erinnern könne. Sein Statement dazu: Ihm reiche es, wenn er noch wisse, dass er Spaß gehabt habe und dass es geil gewesen sei. Auf Details sei geschissen. Ja, mehr noch: „Ich war vor Jahren mal nüchtern auf einem Konzert. Da weiß ich auch nix mehr von. Nur an ein Gefühl erinnere mich noch gut: Das der Frustration, weil ich die ganze Zeit dachte: ‘Scheiße, besoffen hättest du jetzt noch viel mehr Spaß!‘“


Klassentreffen vor der Lobusch. Es sind echt ma ALLE da. Herrlich entspannte Stimmung und dringend benötigte soziale Info-Updates werden ausgetauscht, manche würden es wohl auch lästern nennen.


AAAARGH FUCK KILL sind tatsächlich ‘ne Band. Und ich hatte das für einen schlauen Flyer-Spruch gehalten. Wenn ich es korrekt mitbekomme, handelt es sich um Hamburger Krusten. Und was meint ihr wohl, spielen die? Korrekt, richtig schön fiesen D-Beat mit ein paar Old School Hardcore-Einflüssen drinne! Der Sänger eimert aggressiv auf der Bühne hin und her und tritt dabei wiederholt auf einen Mega-Hall-Gesangseffekt, dessen Einsatz derart inflationär verwendet wird, dass es schon wieder geil ist. Viele sind offenbar bereits mit A.F.K. vertraut und es gibt auch bereits ein Demotape mit dem schönen Titel „Bad Mood Rising“ (Pan hat das Biest hier auch rezensiert und attestiert „feinstes D-Beat Geschredder mit hallendem Gesang, der mich zum Beispiel an die Kopenhagener HALSHUG oder – natürlich – DISCHARGE erinnert“). Hier mal der Link zur Bandcampseite: http://aarghfuckkill.bandcamp.com/releases


Endlich mal wieder DOOM auffen Kopp! Die Band ist noch etwas traumatisiert von einem schrecklichen Vorfall in Chile: Auf einem DOOM-Konzert sind fünf Leute gestorben, weil einige Besucher_innen sich offenbar rücksichtslos hineingedrängelt haben, um den Eintritt zu sparen. Hölle! Die Band sammelt gerade Spenden für die Familien der Opfer. Und deshalb wird die Lobusch nach 170 Menschen heut auch dicht gemacht. Eng, stickig und stinkig isses trotzdem und so mussdat ja auch. Beim ersten Stück hämmert mir jemand die Faust so (un)glücklich unter mein Bier, dass mir dessen Inhalt mitten in die Fresse zischt. Randale! Die ersten Reihen (pfff, was heißt „Reihen“ – es herrscht ein Whirlpool aus Körpern) drehen am Rad, die ersten flüchten auf die Fensterbänke und feiern von da. Jan ML hält vorn tapfer durch und bezahlt das heldenhafte Geknipse mit blauen Knien, weil er permanent gegen den Bühnenrand gedrängt und geschubst wird. DOOM erzeugen Wellen der sonischen Gewalt, die auf einen niederpasseln, wie es sonst nur bei BOLT THROWER oder DISCHARGE der Fall ist. Manche meinen ja, dass der „neue“ Sänger nicht so geil sei. Ich wage mal zu behaupten, dass diese Leute DOOM noch gar nicht mit Denis gehört haben und einfach so Herb-mäßig erst ma ‘nen Diss raushauen. Denn Denis‘ Stimme (naja, sein Höhlenmenschengebrüll) klingt ja wohl nicht so viel anders als die von Scoot oder Wayne. Außerdem ist er ein schön speckiger Typ, alles super also. UND er trägt ein GIRLSCHOOL-Shirt und ‘ne Weste mit THIN-LIZZY-Patch, mehr geht nu echt nicht. Die Playlist lässt keine Wünsche offen und zwingt den Pit in immer neue Fleischeruptionen. Zwischendrin spielen DOOM die Hälfte von „Sympton Of The Universe“ (BLACK SABBATH, aber wer das nicht weiß, bekommt auch Leseverbot), mit Recht natürlich, denn das ist bestimmt das heavieste Riff der Welt (vor dem Dudel-Part brechen sie natürlich ab, hehe). Aber auch ohne diesen Griff in die Mottenkiste können DOOM aus Jahrzehnten und unzähligen Tonträgern schöpfen – immer mit diesem typischen Gitarrensound- sowie –stil von Bri Doom und dem stoischen Geholze von Stick und dem Bassmenschen, der Scoot ersetzt (warum auch immer). Und das über ‘ne Stunde lang, das ist bei Crust/D-Beat ja nun deutlich über der Durchschnittspieldauer. Welcher Song den Stimmungshöhepunkt markiert, ist schwer zu sagen. „Police Bastard“, „Exploitation“ oder doch „Nazi Die“? Jedenfalls torkeln alle leicht derangiert, aber mit debil glücklichem Lächeln auf den Gesichtern wieder aus der Lobusch raus.

Onward to DOOM!

Setlist:

  • FEAR OF THE FUTURE
  • DISEASED
  • REASONABLE FORCE
  • BURY THE DEBT
  • HUMAN MEAT
  • LOST THE FIGHT
  • CLAUSTROPHOBIA
  • DIG YOUR GRAVE
  • STRIPPED, WHIPPED & CRUCIFIED
  • TRASH BREEDS TRASH
  • CARCINOGEN
  • SYMPTOM OF THE UNIVERSE
  • LIFE LOCK
  • A DREAM TO COME TRUE
  • FREE YOURSELF
  • SUFFER IN SILENCE
  • THANATOPHOBIA
  • OPEN MIND SURGERY
  • EXPLOITATION
  • WAR CRIMES
  • POLICE BASTARD
  • NATURAL ABUSE
  • NAZI DIE
  • RELIEF
  • MEANS TO AN END

Kommentare   

+2 #3 Philipp 2015-05-29 09:49
Das habe ich nicht anders erwartet und rechne mit Konsequenzen...
Zitieren
+4 #2 HeavyHerb 2015-05-28 21:06
Zitat:
Manche meinen ja, dass der „neue“ Sänger nicht so geil sei. Ich wage mal zu behaupten, dass diese Leute DOOM noch gar nicht mit Denis gehört haben und einfach so Herb-mäßig erst ma ‘nen Diss raushauen.
Fürs Protokoll: den nietenbesetzten Fehdehandschuh, den mir Herr Wolter hier hingeworfen hat, ist registriert...
Zitieren
+4 #1 DoctorJoyBoyLove 2015-05-26 20:57
"AAAARGH FUCK KILL" - ich sterbe vor Neid!
Zitieren

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv