KLOWNHOUSE FEST VII mit ATLAS LOSING GRIP, VANNA INGET, THE DETECTORS, RIVERSHORES, THE STEREO ROMEOS / 09.05.2015 – Kiel, Hansastr. 48

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Can we have some fun? Die Hansastr. 48 scheint auf diese Frage eine vielversprechende Antwort zu bieten. Auffällig ist dieses Jahr allerdings, dass sich so wenig Zuschauer_innen wie noch nie zum Klownhouse Fest einfinden. Die Crew ist natürlich selbst um Ursachenklärung bemüht und fragt: „Was ist euch Kultur wert in Kiel? Was seid ihr bereit auszugeben für ein solches Fest? Soll es weiter gehen mit dem Klownhouse Fest? Und wenn ja, wie? Vielleicht ein Tag weniger?“ Damit eine mögliche Diskussion nicht nur auf Facebook stattfindet, wären Kommentare unter diesem Artikel erfreulich!




Ich lasse deshalb hier mal jegliche Spekulationen und gehe gleich direkt zu den Ereignissen des Abends: Für uns als Zuschauer_innen ist es ja erst mal angenehm, wenn es nicht so vollgestopft ist. Schon im Innenhof hängen wir herrlich ab, verplempern aber auch nicht viel Zeit, um ja nicht die STEREO ROMEOS zu verpassen.


Und das mit Recht, denn die Kieler Sleazepunks machen richtig Laune. Noch hat die Band ihr Drummerproblem nicht lösen können, aber Moe (POWER, SLYMER) hat nicht nur das kommende Album eingetrommelt, sondern hilft auch live aus. Bei bockyhaftem Sound sind THE STEREO ROMEOS bereits gut am Brettern, als wir mit Brodersen bewaffnet in den Zockraum eintreten. Mir fällt doch gleich wieder auf, wie originell deren Stil ist. Zu den typischen Trends, die sich in den letzten Jahren innerhalb des Hardcore/Punk entwickelt haben, lassen sich die ROMEOS nicht zuordnen. Das Grundding ist melodiöser Punk, logisch, aber mit Einflüssen aus Metal, Sleaze und Rock’n’Roll, die alle fein verwurstet werden. Das knallt schön und ist dabei hoch melodiös. Natürlich stimmt auch wieder die Optik - bunte Tücher aus den Arschtaschen, alles vollgehackt mit Tinte, Kajal über die Augenringe und – huch – ein übergroßes Schlabber-T-Shirt, welches gleich Anlass für einen Bühnen-Diss gibt: Benny: „Ich bin grad so irritiert.“ – Tom: „Wegen deines eigenen Bühnenoutfits?“ – Benny: „Sagt der Typ in den kurzen Hosen!“ Nee, herrlicher Auftritt, der nicht nur Bock auf das Album „All Are Punished“ macht, sondern tatsächlich auch gleich mein persönliches Bandhighlight des Abends ist.


RIVERSHORES haben zwar schicke Vinyls am Merch liegen, können mich aber nicht davon überzeugen, eins davon mitzunehmen. Ist mir etwas zu glatt und zu zahm. Melodischer Pop Punk halt, der keinem weh tut.


Weiter geht es mit den DETECTORS, die ich ewig nicht mehr live gesehen habe. Und dass obwohl mir das „Deny“-Album äußerst gut gefällt, aber irgendwie habe ich bei deren letzten Auftritten in Kiel oder sonstwo nie Zeit gehabt. Macht nichts, denn so ist die Freude des Wiederhörens umso größer (wiedererkannt hätte ich wohl nur Niklas…). Bei den DETECTORS finde ich vor allem die Eingängigkeit ihrer Songs beeindruckend. Wie sich Gesangsmelodien und Refrains derartig nachhaltig festsetzen, das bekommen auch ANTI-FLAG nicht besser hin. Man denke nur an „The Defence Lobby“ mit seinem „So we are waiting, waiting, waiting / For you to stop ignoring“-Refrain! Wird natürlich auch heute gespielt. Dazu noch die kämpferischen Texte, die ganz klar über dem Durchschnitt liegen, und ich erhebe meinen Daumen und leg ‘nen Wolter-Shuffle obendrauf.


Von VANNA INGET hat mir nicht nur Jan ML derart häufig vorgeschwärmt, dass ich mir noch vor deren Auftritt eine Kassettenversion des „Allvar“-Albums hole (es gebe nur noch zwei, sagt der Mercher. Sag ich übrigens auch immer, wenn ich bei uns am Merch stehe – egal, wie viel Kartons von dem betreffenden Objekt der Begierde da noch rumstehen). Ja, aber so gut sind die Schwed_innen dann auch nicht. Die Sängerin schmettert gefällig, aber mir fehlen Rotz und Druck. VANNA INGET setzen eher auf Melancholie, fühlen sich generell auch eher offenbar im Rock und Pop zu Hause als im (räudigen) Punk. Ist natürlich aber auch eine Frage des momentanen Geschmacks. Als ich das Tape später zu Hause höre, gefällt mir die Band gleich viel besser.


Auch ATLAS LOSING GRIP können sich nicht gänzlich gegen den Partymodus durchsetzen, in dem ich gerade durchstarte. Die Schweden leiden unter dem Neue-Sänger-Syndrom. Rodrigo Alfaro (SATANIC SURFERS, VENEREA) ist halt nicht einfach zu ersetzen. Rein technisch macht sein Nachfolger Niklas Olsson seine Sache gut, aber es ist nicht mehr dasselbe. Auf dem Wilwarin und in der Schaubude fand ich ATLAS LOSING GRIP stärker. Manche meinen, dass sich die Band jetzt zu metallisch anhöre. Ich weiß gar nicht, ob man das so in Genres sagen kann, für mich klingen sie einfach etwas beliebiger, wie eine harmlosere und weniger aufregende Version von PROPAGHANDI vielleicht. Metal-Einflüsse gab es ja schon immer bei ihnen, da braucht man mal nur auf der Drummer zu achten, der recht komplexe thrash-affine Sachen spielt, und auch die Twin-Gitarren lassen mich an diverse Metal-Combos denken. Das war schon vorher so und es macht auch jetzt noch Spaß, dieser fitten Band zuzuhören und zuzugucken. Aber den Drive von früher haben sie zumindest heute nicht ganz.


Jo, klingt zum Teil wenig begeistert, aber ich hatte tatsächlich mordsviel Vergnügen, fand aber eben die beiden Kieler Bands am stärksten.


Und nu: Kommentare, Ideen und Vorschläge. Onward To Klownhouse Fest VIII!

Kommentare   

+2 #2 Philipp 2015-05-15 12:30
19,- Euro sind nicht wenig, aber mir war es das definitiv wert! Vielleicht sollte man aber tatsächlich auf zwei Tage reduzieren, denn ich fürchte, dass sich das potenziell angesprochene Publikum eher auf die drei Tage verteilt. Aber egal, es war wieder ein herrlicher Abend.
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+5 #1 schleimi 2015-05-13 15:41
ich glaube das line-up war einfach zu langweilig, viele bands haben die kieler schon x-mal gesehen. an der kohle liegt es mit sicherheit nicht.
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