ANTILOPEN GANG , ROBINSON KRAUSE / 14.12. Hafenklang
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Mittwoch, 31. Dezember 2014 17:57
- Geschrieben von pan
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Doch. Wenn das Publikum zumindest teilweise ein anderes gewesen wäre.
Bilder von Beno, Bericht von Pan
Aber ganz von vorn: Da das Konzert (sowie viele andere Termine der Tour) schon weit im Vorverkauf ausverkauft ist, wartet das Hafenklang heute mit Gittern vor der Tür auf. Diese ordnen die nahenden Besucher_Innen in eine Schlange, welche sodann ihre Taschen samt Inhalt den Türstehern (inkl. einem von mir/uns als unfreundlich-prollig empfundenen) präsentieren dürfen und nur in Schüben hineingelassen werden.
Drinnen angekommen finden sich dann doch erstaunlich viele bekannte Gesichter wieder und der „Kultursschock“, den ich angesichts des Aufenthaltes in einer mir nicht vertrauten Subkultur ursprünglich fürchtete, bleibt ebenfalls aus. Das Publikum besteht nämlich gar nicht zum großen Teil aus Hip-Hop-affin aussehenden Menschen, sondern aus einer bunten Mischung. Die ANTILOPEN GANG-Mitglieder selbst sprechen, glaube ich mich zu erinnern, öfters von „einer Hälfte Punks, einer Hälfte Hip-Hoppern“. Keine Ahnung, ob das so oft stimmt. Mein Eindruck (nach rein optischen Kriterien beurteilt) ist ja eher: Ein paar Punks, ein paar mehr Hip-Hopper, sehr viele Jutebeutel-Styler_Innen. Vielleicht ist mein Eindruck aber auch nur verfälscht von ausgerechnet den beiden Exemplaren letztgenannter Gattung, die sich rechtzeitig vor Konzertbeginn in der ersten Reihe einfinden und diesen Platz auch bis zum Ende nicht mehr räumen. Die Zeit dazwischen füllen sie mit aus meiner Sicht ausgesprochen fragwürdigen Aktionen. Aber dazu später mehr.
Erstmal spielen ja ROBINSON KRAUSE. Irgendwie habe ich die lange nicht live gesehen, zuletzt vor einem Jahr mit den GAYS OF THUNDER. Auch die CD lag nun recht lange unangetastet rum. Entsprechend bin ich erstaunlich wenig mit dem gespielten Material vertraut, obwohl ich es eigentlich doch kennen sollte. Ich werde auch einfach nicht wirklich warm mit den Songs, die mir eigentlich gut gefallen. Kann aber auch am schlechten Sound seitlich der Bühne liegen. Der Rest der Crowd (Achtung, Hip Hop-Begriffe fließen ein!) findet es nach einer kurzen Aufwärmphase auf jeden Fall wohl ganz gut. Zumindest ab „Streß am Bierpilz“ lässt sich recht viel Bewegung im Mob wahrnehmen. Die beiden Jutebeutel ganz vorn fangen irgendwann an, sich eigenartig zu benehmen und die Band in regelmäßigen Abständen zu high-fiven. (Vorläufige) Krönung des Ganzen ist dann noch das Gespräch, dass sie im Anschluss mit dem abbauenden Öli führen: Als Smalltalk-Opener ein „Wo kommt ihr her?“, kurz darauf dann: „So viel Liiiiebe!“. Ahja.
(Edit: Eine Woche später haben mich die KRAUSES in der T-Stube wieder voll überzeugt. Alte Liebe rostet doch nicht.)
Dann, endlich und lang ersehnt, gibt es ein kitschiges Intro für die neben der Bühne bereit stehende ANTILOPEN GANG, bestehend aus Danger Dan, Koljah und Panik Panzer. Aber was dann folgt ist irgendwie… durchwachsen. Oder trifft zumindest nicht meine hohen Erwartungen. Der Sound ist immer noch erschreckend schlecht – klar, ich stehe ja auch immer noch seitlich der Bühne. Aber später wird mir auch aus anderer Quelle gesagt, dass die Akustik auch im restlichen Raum nicht so gut war. Schade. Wobei ich sagen muss, dass ich den Einsatz von DJ MÜLLMANN MOSES COOL durchaus würdige. Dieser begleitet das Set mit einer Mischung aus Schlagzeug und Sondermüll :D und trommelt auch auf einem leeren Fass und Plastikkanistern. Klingt auf jeden Fall gut.
Musikalisch gibt es ein paar mehr Lieder des neuen Albums, aber auch einen bunten Mix aus den Soloveröffentlichungen der einzelnen Gang-Jungs, meistens verwurstet in 2 oder 3 längeren Medleys. Ich freue mich hier besonders über das Zeug von „Motto Mobbing“ und dem „Aschenbecher“-Album, an denen jeweils auch die 4. Antilope NMZS beteiligt war. Ich finde die Songs einfach sehr stark, auch wenn ich finde, dass vieles, was eben nicht auf der gerade erschienenen „Aversion“ ist, etwas kurz kommt. Aber gut, ist halt die Album-Release Tour und ich sollte einfach froh sein, dass es überhaupt so viel älteres Zeug zu hören gibt. Und die neuen Songs sind definitiv auch sehr gut.
Mit zunehmender Dauer des Konzerts geht mir allerdings das Verhalten der bereits erwähnten beiden Jutebeutel in der ersten Reihe auf die Nerven. Offenbar haben die sich mit ihrer High-five-Action bei ROBINSON KRAUSE nur warm gelaufen. Denn sie verbringen für mein Gefühl ungefähr den gesamten Auftritt der ANTILOPEN GANG damit, alle 2 Minuten zu versuchen, einen der Jungs zu high-fiven. Diese ignorieren das durchgehend ziemlich gekonnt, was allerdings nicht dazu führt, dass die beiden aufgeben. Nein, kurz darauf zaubern sie noch einen Zettel hervor und versuchen, diesen nacheinander Koljah und Danger Dan in die Hand zu drücken. Keiner der beiden reagiert, also wird der Zettel kurzerhand bei Koljah in die Hosentasche gestopft, als dieser sich zu nah an den Bühnenrand wagt. Ziemlich weird.
Naja, zum Abschluss noch was Schönes: Danger Dan spielt gegen Ende des Sets seinen wunderbaren Track „Ölsardinenindustrie“ noch in voller Länge (jippie!) und begibt sich zum Ende dessen beim Refrain [„ … und schwimme in das Netz der Ölsardinenindustrie“] mit Schwimmbewegungen zum Crowdsurfen ins Publikum und „schwimmt“ eine ganze Runde bis zurück zur Bühne. Eigentlich ein billiger Effekt, aber ich finde es ziemlich super und bin damit hoffentlich auch nicht allein. Ein schöner Abschluss des Abends.
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