TANKARD, INCUBATOR, MUMMLOX / 19.01.2007 - Flensburg, Roxy-Concerts

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War das beschissen: ’ne Mega-Bronchitis hatte mich doch glatt zwei Wochen aus den Latschen gehauen. Hab so einige Termine an mir vorüberziehen lassen müssen, die sicherlich musikalisch interessant und sozial gewinnbringend verlaufen wären. Zum Beispiel die Silvester-Sause in der Meierei! Oder FUCKED UP! Oder APOCALIPSTIX! Heul! Aber umso schöner, wenn der Mist sich langsam aus dem Körper verabschiedet und man nur noch ab und zu gelbe Rotzklumpen aus den Bronchen hochwürgt…

 

 Tscha, an diesem Freitag lockten also mehrere Konzis, doch ausgerechnet das Programm im (von mir) heißgeliebtesten Ort Kiels (natürlich der Meierei) vermochte mich nicht soo zu interessieren. Dann doch lieber das Old School-Thrash-Kommando TANKARD in Flensburg beglotzen!

 

Das Wirken dieser Band hatte ich zwar schon laaange nicht mehr verfolgt, aber ich fand die mal RICHTIG klasse und alte Liebe rostet schließlich nich. 

Zunächst erklommen die Canal-Area-Thrasher MUMMLOX die Bühne des Roxys. Ich dachte erstmal nur, dass ich in diesem Moment nicht mit ihnen hätte tauschen wollen. Das Roxy ist für die meisten Veranstaltungen einfach zu groß, so dass es einfach scheißleer wirkt, wenn „nur“ 100 Nasen da sind, und wenn man dann noch anfangen muss, hat man als Band einfach nur gähnende Leere vor sich. Aber wie sagte schon Nietzsche: „Wenn du lange in einen Abgrund starrst, dann starrt der Abgrund irgendwann zurück“. Und so sah es lediglich ein paar Songs lang so aus, als ob die Mummloxe sich entmutigen lassen: Die anfänglich fehlende Motivation wurde in ein grimmiges „Jetzt-erst-Recht“-Credo transformiert und einfach weitergeholzt. Auch der zunächst schäbige Sound (Gitarren = Brei) besserte sich und siehe da: Der Abgrund vor der Bühne füllte sich mit Schüttelrüben und die Temperaturen stiegen. Sänger Schub muss ich allerdings hier als schweren Bühnenposer outen, he he: Der Gute nimmt sich offenbar zu jedem Gig so ’ne Kiste mit, die einfach nur den Zweck erfüllt, dass er da draufklettern kann und so in der Lage ist, den Asis in der ersten Reihe auf die Ommen zu rotzen. Lob aber noch an Drummer Yussuf, der seit seligen SPRAWL-Zeiten erstaunliche Fortschritte gemacht hat und der ganzen Chose ordentlich Arschtritt verlieh. Der Fucker wird irgendwann noch zu einem menschlichen Uhrwerk! 

Ein paar Smalltalks später war es auch schon Zeit für INCUBATOR, die bereits mächtig auf die Kacke hauten, BEVOR sie auch nur einen Ton gespielt hatten: Man baute gleich drei Bühnentransparente auf, die neben dem Bandlogo irgendwelche sinkenden Schiffe zeigten, dazu gab es ein unheilvolles Intro samt fiesem Heavy Metal-Nebel. Für ungläubige Gesichter sorgte dann das Outfit der Truppe. Hm, wie soll ich das bloß beschreiben? Die Jungs haben offenbar einen fiktiven Film im Kopp, der  „Mad Max auffer Bohrinsel“ heißen könnte, jedenfalls hatten sie sich in Öljacken, Fischernetze und komische Krabbenpulermützen gewandet, dazu gab es hier eine Gasmaske und da ein stilvolles Tau umme Hüfte. Musikalisch agierten INCUBATOR wie früher nicht uninteressant – so eine Mischung aus HOLY MOSES zu „New Machine Of Liechtenstein“-Zeiten mit schrägen VOIVOD-Riffs und Death Metal-Growls. Aber insgesamt war der Auftritt keine runde Sache – die Band wirkte, als hätte sie mehr Resonanz erwartet, agierte recht bewegungsarm und verließ ohne eine Ankündigung nach 25 Minuten oder so bereits wieder die Bühne. Der Gesamteindruck: bestenfalls zwiespältig!

 

 In Sachen Spielfreude waren TANKARD da gleich von einem ganz anderen Kaliber – die Chaoten legten los wie die Feuerwehr und knüppelten ihre Songs in einem irrsinnigen Tempo herunter. Ich muss sagen, dass ich mindestens die erste halbe Stunde einfach nur großartig fand und fett am Grinsen war. Danach trat allerdings schon eine gewisse Dämpfung des Enthusiasmus ein, denn bei TANKARD gibt es halt null Abwechslung, nahezu der gesamte Gig wurde in EINEM Tempo gezockt, die Stücke glichen sich dann doch sehr. Wobei die neueren Stücke auch nicht wirklich mit der ungebändigten Energie der Frühwerke mithalten konnten, so zumindest mein Eindruck. Aber ansonsten gingen besonders Gerre und das einzige weitere Urmitglied Frank am Bass permanent ab und schienen jede Sekunde zu genießen: „Es hat 25 Jahre gedauert, dass wir endlich mal nach Fleeeensburg kommen!“, brüllte Gerre, bevor der Reigen von Thrash-Bolzern wie „Chemical Invasion“, „Space Beer“, „Empty Tankard“, „Zombie Attack“, „The Morning after“, „Beermuda“, „Dancing On Your Grave“ oder dem GANG GREEN-Cover „Alcohol“ weiterging. Trotz seines mittlerweile krassen Körpervolumens hielt Gerre übrigens das stetige Gehüpfe durch und schmetterte auch gekonnt räudig. Peinlich allerdings einige sehr offensive „Komplimente“ an Besucherinnen in den ersten Reihen, das war Rockstarscheiße.  Bleibt abschließend noch zu sagen, dass die Preise am Merchstand recht fair waren – alle Platten für 10,- Euro (bis auf die neueste, die es für 13,- zu erstehen gab), das ist angesichts steigender Abzocke auf Metalkonzis mal ein positives Zeichen.

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