KEEP IT TRUE XVII / 25.04.2014 – Lauda-Königshofen, Tauberfrankenhalle, Tag 1

0 Dislike0

Heavy Metal ist mehr als nur Musik! Jawoll, es geht schließlich auch darum, geil zu repräsentieren. Spandex-Buxe an, Gurke in den Schritt gesteckt, Kutte. Leder, Nieten. Und so. Deshalb wird dieser Bericht nicht nur im Zeichen der Musik stehen, sondern knallhart beurteilen, wer stylish voll auf Linie lag und wer hier mit untruem Outfit danebengegriffen hat! No mercy for the ones out of style!

 

KIT

Fotos von Florian Hille und von Philipp (ohne Wasserzeichen)

 

Nu. Wir wollen euch nicht mit Details der Anreise langweilen. Abgefahren, ‘ne Freundin in Hamburg aufgepickt, die zum Ragnarök will, angekommen, mit Finnen getrunken, geschlafen, gefrühstückt und mit jeder Sekunde zunehmend erkannt: HELL YEAH, ES IST KIT-ZEIT!

Die Nerven flattern immer erst mal, aber sobald das KIT-Ticket fürs nächste Jahr, das erste Bier sowie die ersten Tüten mit Vinyl verhaftet sind, beruhigt man sich dann doch langsam.

 

STALLION

 

STALLIONSTALLION

 

Und wer sollte besser dazu beitragen, sich wie zu Hause zu fühlen, als STALLION? Der Sound ist vom Fleck weg grandios, auch die Band strahlt ganzheitliche Tiefenentspannung aus. Die Riffs scheinen direkt aus den 80ern zu stammen, der Gesang ist kreischig, alles donnert und wabert und genau so ist das ja auch geil. STALLION hatten mich bereits auf dem Metal Assault vollständig überzeugt, heute kauf ich auch endlich deren erste EP. Aber zum Wesentlichen: Es tut mir fast leid für die nachfolgenden Bands, aber ‘ne höhere Bewertung in Sachen Optik ist eigentlich schon gar nicht mehr möglich. Warum? Nun, beginnen wir: Rot-weiß-gestreifte Spandex, Zebra-Gitarre, Patronengurte, Nieten. Aber das beste: Die Jungs tragen zum Teil richtige Lederkutten mit selbst reingeschlagenen Nieten. Sowas siehste ja leider nur noch selten und wenn, dann eher bei Punkbands. Daher gleich am Anfang die nukleare Power-Overload Punktzahl von 11 Punkten (bei zehn möglichen). Ach ja, mein Schmierzettel verkündet noch, dass der Sänger einen Ausflug ins Publikum wagt, ich das Stück „Canadian Steel“ sehr mag und ROCK GODDESS mit „Heavy Metal Rock’n’Roll“ gecovert werden. Ich sag euch: Es ist gut, alles zu protokollieren.

 

STALLION

 

RANGER

 

RANGERRANGER

 

Hui, der Tag hat gut begonnen. Mein Motor läuft. Ein paar Drinks später schwappt mir fast das Hirn aus dem Schädel. Schuld sind RANGER. Ja, WAS? Ich hatte zwar gelesen, dass ollen Fenriz die mal zur Band Of The Week erkoren hatte, aber richtig vorbereitet bin ich grad genau so wenig wie eine Schildkröte, die gleich von ‘nem Laster überfahren wird. Das kümmert RANGER kaum, die knattern mich einfach nieder. Und wie zur Hölle kann man so cool sein und sich RANGER nennen? Ich dachte zunächst, dass dat wieder eine Band aus den 70/80ern ist, aber nein, das ist ‘ne neue Band! Total DARK ANGEL-mäßig, da bin ich ja hin und weg. „CALL ON RANGER! HE IS THE RULER! CALL ON RANGER! RULER OF THE NITE!“ Dazu Schnauzbärte, über der Hühnerbrust geöffnete Lederjacken, Sonnenbrillen, Stretchjeans in Cowboystiefeln – Stylepoints 9 von 10!

 

RANGERRANGER

 

DEEP MACHINE

 

DEEP MACHINEDEEP MACHINE

 

DEEP MACHINE sind aber nun wirklich eine alte Band. Und kurz setzt meine Pumpe aus: Ist das da Rob Halford auf der Bühne? Nein, aber der Kollege (Lenny Baxter) hat ungefähr das Outfit an, welches Rob Halford auf der 84er „Defenders Of The Faith“-Tour getragen hat. Wie gut! Wie geschmackssicher. Heißt also, dass er auf der Jacke so silberne Nietenstreifen hat, da drehst du doch durch. Auf den Oberschenkeln obligatorische Kreuze, an den Nähten seiner Jeans unwiderstehliche Metallringe. Singen kann er auch noch. Die Mucke ist herrlicher NWOBHM, eine meiner favorisieren Richtungen im Metal. Platte kommt gerade über High Roller.

 

KARION

 

KARIONKARION

 

Texas Metal steht als nächstes auf dem Menu. Eine der wenigen Bands, die mir auf dem diesjährigen Billing im Vorfeld vollständig unbekannt sind. Witzigerweise erfüllen KARION alle Klischess, die man bei der Genrebezeichnung erwartet: Der Sänger Chris Cronk ist großartig, die Musik auf angenehme Weise komplex, aber nicht zu vertrackt. Als Referenz mögen alte HELSTAR gelten. Die Band freut sich über die guten Resonanzen. Parallel zu den Konzerten und den Umbaupausen finden ja immer Meet & Greets statt. Dazu erzählt mir ein griechischer Freak eine aufschlussreiche Geschichte: Als John Arch 2012 dort zum Meeten und Greeten gestanden habe, habe sich ein Bekannter von ihm vor Aufregung glatt eingenässt. Der Grieche: „Pissing yourself because of John Arch – that’s Metal!” Aha. Ach so, Optik bei KARION? Unauffällig, definitiv zu casual…

 

BATTLEAXE

 

BATTLEAXEBATTLEAXE

 

Die letzte Begegnung mit BATTLEAXE auf dem HOA ist auch bereits wieder vier Jahre her, insofern ist man gespannt, zumal das neue Album gelungen sein soll. Die Band wirkt deutlich besser eingespielt und powervoller. Neue Songs sind auf Anhieb okay, aber jede_r will natürlich Material von „Burn This Town“ hören. Und was sagt die Klamotte? Aah, ich steh ja nicht so auf tief ins Gesicht gezogene Cappies. Ungünstigerweise trägt Sänger Dave King dazu noch ‘ne Sonnenbrille, so dass gar keine Mimik mehr erkennbar ist, und eine fiese Asi-Hip-Hopper-Kette um den Hals.

 

HEXX

 

HEXXHEXX

 

Und dann: Endlich HEXX! Wofür besucht man das KEEP IT TRUE, wenn nicht für derartige Ereignisse? Ich bin Hörer seit dem Debut und freue mich tierisch, die Band endlich live zu sehen. Sind ja immerhin ca. 30 Jahre, in denen mir die Songs von „No Escape“ und „UnderThe Spell“ in die Gene gedrungen sind. Mit Dennis Manzo (singt immer noch top) und Dan Watson (g) sind gar noch zwei Originalmitglieder am Start. Die spätere Thrash-Phase wird ausgeblendet (psst: Ich mag die Platten ja sehr). Die Stimmung ist schwer zu beschreiben, für viele sind HEXX das bisherige Highlight, ich schließe mich an. „Invader“, „The Victim“, „Edge Of Death“, „Look To The Sky“, “Under The Spell”, “Out Of Control” – ich schmeiß mein Hirn an die Wand. Wer hätte damit gerechnet, diese Songs in derartiger Qualität live zu hören?

 

PÄUSCHEN

 

PAUSE

 

SINNER sind die einzige Band des Wochenendes, die ich mir nicht ansehe. Ich fand die schon in den Achtzigern eher durchschnittlich. Und ‘ne Pause ist ja auch mal nett, zumal das Wetter super ist.

 

WARRIOR

 

WARRIORWARRIOR

 

Zu WARRIOR sind wir aber wieder zurück, logisch. Ich hatte das Glück, sie zu Zeiten der „Ancient Future“ live mit Originalsänger Parramore McCarty sehen zu können (Wacken). Der Mann mit der charismatischen Röhre ist heute ja leider nicht dabei, insofern darf man im Vorfeld skeptisch sein. Sean Peck von CAGE ist aber als Ersatz dabei und macht seine Sache sehr gut. Dessen Stimme ist bekanntlich auch sehr melodisch und rauh zugleich. Das passt also. Was mich noch mehr überrascht, ist das tighte Zusammenspiel der Band. Das ist bei vielen Bands nicht so, die sich nach Jahren wieder zusammentun. Aber wenn ich richtig informiert bin, sind WARRIOR auch bereits seit 2009 wieder am Start. Und Hits gibt es ohne Ende – „Fight Or Fall“, "Mind Over Matter“, „Defenders Of Creation“, “Ruler”, “Only The Strong Survive” und natürlich DEN Smasher schlechthin „Fighting For The Earth“. Die Halle kocht und es wird fleißig mitgeschmettert. Auf der Bühne stehen riesige Backdrops mit dem Bandlogo. Alle Musiker sind in diese Future-Endzeit-Westen mit zig Reißverschlüssen und Patches mit irgendwelchen Fantasie-Enblemen druff gekleidet. Finde ich etwas zu sehr designt, ich steh nicht so auf Gruppen-Konzept-Outfits. Egal, sehr guter Auftritt.

 

WARRIORWARRIOR

 

FLOTSAM AND JETSAM

 

FLOTSAM AND JETSAMFLOTSAM AND JETSAM

 

Wuhu! FLOTSAM & JETSAM hab ich jetzt länger nicht gesehen und freue mich daher besonders drauf. Das Geile ist ja, dass es eine Old-School-Setlist gibt, welche ausschließlich Stücke der ersten beiden Alben enthält. Daher donnern nur Granaten aus den Boxen, von „Doomsday For The Deceiver“ mit seinen einzigartigen Breaks und Bassläufen über „Dreams Of Death“, „Hard On You“, „Der Führer“ (schade, früher haben sie dazu immer eine Hakenkreuzflagge verbrannt, das hab ich gefeiert, machen sie aber heute nicht), „Hammerhead“, „Iron Tears“, „Desecrator“, „Escape From Within“, „She Took An Axe“ und „P.A.A.B.“ bis hin zum finalen „No Place For Disgrace“ (einfach herrlich dieser melodische Mittelpart) knallt es echt nur. Überflüssig zu erwähnen, dass Eric AK einfach brillant singt und überhaupt alle Bandmitglieder topfit sind. Mächtig!

 

FLOTSAM AND JETSAMFLOTSAM AND JETSAM

 

JAG PANZER

 

JAG PANZERJAG PANZER

 

Doch haben FLOTSAM AND JETSAM bis jetzt die beste Abfahrt des Tages geliefert, so werden sie kurz danach selbst übertroffen. Der JAG PANZER überrollt nämlich alles. Das liegt nicht nur an der gut eingespielten Band (besser als beim letzten KIT-Auftritt, an den Gitarren übrigens neben Mark Briody auch Joey Tafolla), sondern vor allem an der Leistung und der Präsenz von Harry „The Tyrant“ Conklin. Verdammt, ich muss es einfach wieder betonen: Dieser Mann zählt zu den absolut besten Heavy-Metal-Sängern überhaupt und kann direkt auf eine Ebene mit Bruce Dickinson oder Rob Halford. Mit seinen immerhin auch schon 50 Jahren (oder so) screamt der Kerl zwei Stunden lang alles in Grund und Boden! Und das ohne jegliche Ermüdungserscheinungen in der Stimme, eher holt er für jedes Stück noch ‘nen weiteren Stimmbandtrick aus der Kehle! Ein reiner Genuss. Zumal auch JAG PANZER ein Old-School-Set spielen, es wird tatsächlich die GESAMTE „Ample Destruction“-LP gezockt, ergänzt um Knaller wie „Shadow Thief“ (dieser Refrain!), „Black“, „Call Of The Wild“, „Future Shock“, „Tyranny“, „Chain Of Command“ (ein weiterer Über-Refrain, ich schrei mich heiser) und zum Abschluss ein Cover von „Fast As A Shark“. Über letztere Wahl kann man streiten, da hätten JAG PANZER noch weitere eigene Klassiker gehabt. Überirdisch! Wie bitte? Was die für Klamotten anhatten? Seh ich aus wie jemand, der auf solche Nichtigkeiten achtet? FUCK LOOKISM, ey! Nächstes Jahr kommt der Tyrant übrigens mit TITAN FORCE zurück, geil.

 

JAG PANZERJAG PANZER

 

Jo, ein typischer KIT-Festivaltag. Mit JAG PANZER, FLOTSAM & JETSAM sowie WARRIOR gab es alte und bewährte Helden, dazu junge Wilde wie STALLION oder RANGER, NWOBHM von BATTLEAXE und DEEP MACHINE, mit HEXX was richtig Exklusives und KARION sind für mich gar eine Neuentdeckung. Bericht vom zweiten Tag folgt!

Kommentare   

+1 #2 Philipp 2014-05-05 12:00
Danke. Teil zwei ist in der Mache...
Zitieren
+3 #1 MetalSon 2014-05-04 17:39
Wie gewohnt ein sehr guter Bericht!
Zitieren

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv