PASCOW, THE BABOON SHOW / 19.04.2014 - Lübeck, Treibsand

0 Dislike0

Intro: Ein Konzert, ein Auto, drei Meinungen. Thomas, Nils, Alexander.

T: Und schon isses wieder soweit. THE BABOON SHOW sind wieder da. Und wieder „nur“ in Lübeck und wieder NICHT in Kiel. Und dann auch noch „nur“ als Vorband für PASCOW. Finde ich im Vorwege alles nicht soooo ideal, denn zu PASCOW habe ich ehrlich gesagt keinen Bezug. Auch vom neuen BABOON SHOW – Album „Damnation“ hab ich noch nix gehört. Die Fahrt in die verbotene Stadt fühlt sich daher an, als würde mir auf dem Schulweg einfallen, dass ich heute Mathe schreibe und überhaupt nicht gelernt habe.

N: Endlich ist es wieder so weit, PASCOW kommen in den Norden. Und dann noch mit geiler Vorband. Der ursprüngliche Plan, nach Hamburg und Lübeck zu fahren scheitert an der Faulheit, rechtzeitig Karten für Hamburg zu kaufen. Ich hab meine Hausaufgaben gemacht und bin von den neuen Alben beider Bands angetan. Und da das Treibsand ja auch ein echt schöner Laden ist, ist die Vorfreude sehr groß und wird auch nicht durch den durchaus spürbaren körperlichen Verfall der vorhergehenden Abende in der Schaubude und der Hansa 48 geschmälert.

A: Drei Tage, drei Konzerte, mit PASCOW und THE BABOON SHOW als Abschluss. Eigentlich geil, nach Tag 2 dann aber irgendwie auch doch nicht mehr, man wird alt. Zudem mir die neuen Alben beider Bands nicht bekannt sind und man davon ausgehen muss, dass beide vermehrt gespielt werden. Das kann ja was werden, vor allem anstrengend und nervig, da ich die vorletzte PASCOW schon nicht mehr geil, sondern nur noch "schon ganz geil" und die BABOON SHOW eher "naja" fand. Weiß auch nicht, was das soll, kann einem aber nur sauer aufstoßen.

T: Bei der Einstellung des Fahrers fangen schon die Probleme an. Er kann erst um 21:00 losfahren. Muss noch vorher irgendwo mit irgendwem essen gehen. Frechheit. Das Treibsand ist zwar bekannt dafür, dass die nicht gerade um Punkt 21:00 mit dem ersten Konzert anfangen, aber DAS ist mir dann eigentlich schon zu spät. Da es aber jetzt nicht mehr zu ändern ist, gehe ich im Kopf schon mal meine „Ich habs euch ja gesagt“-Rummaulerei durch.
Die Fahrt nach Lübeck gestaltet sich trotz Bier weitgehend ereignislos. Im Autoradio laufen mehrere Pank-CDs, aber keine davon hat auch nur irgendwas mit dem heutigen Abend zu tun. Also hab ich für die Mathearbeit nicht mal nen Spicker. Das riecht nach Ausrutscher.
In Lübeck springt uns beinahe ein Fahrradfahrer auf die Haube, der es für eine gute Idee hält, ohne Licht durch einen Kreisverkehr zu fahren. Für das scharfe Bremsen kriegen wir von ihm als Zugabe noch dummes Gemotze hinterhergeworfen. Geiler Typ. Mit nem neon-rosafarbenen Styroporhelm aus den Neunzigern wär das alles nicht passiert.
Als wir um 22:20 auf dem Parkplatz ankommen, schallt uns schon der erste BABOON SHOW- Song entgegen. Die Penner haben tatsächlich schon angefangen. Also schnell rein. 

N: Wie man es macht macht man es verkehrt. Glaubt man den Zeiten der Internetankündigungen des Treibsands steht man in der Regel sehr lange rum, bis mal was passiert. Hält man sich an die Aussagen der Treibsand-Crew und an die eigene Erfahrung, kommt man natürlich zu spät.

A: Kennt ihr das? Planung Wochen vorher schon eingetütet, wer wen wie wann abholt, wer fährt (immer ich) und wer säuft (immer die anderen). Muss natürlich am Tag der Abreise nochmal über den Haufen geworfen werden, weil man unbedingt früh losmuss. Weil das auch sonst immer so gut klappt und man deswegen Panzerband verpasst. Und dann blöd angeguckt wird, wenn man zur Eile mahnt. Aber nein, hauptsache am heiligen Karfreitag früh los. Nö, nicht mit mir, ich lass mir mein Abendmahl und die Andacht an Jebus nicht versauen. Und es ging noch NIE im Treibsand früh los. Nie. Bis auf heute. Wird man ganz schnell ganz kleinlaut. Oder aber man holt sich Geld, BEVOR man losfährt. Oder zieht sich rechtzeitig um. Und das soll die Zukunft unseres Landes sein?.

T: Im Treibsand ist es voll. Viel zu voll für meinen Geschmack heute. Kaum habe ich mich zum Tresen vorgekämpft, stelle ich fest, dass die Leute hinterm Tresen lieber selbst Bier trinken, als dieses an die Leute zu verteilen. Irgendwann kriege ich doch noch eins ab und finde einen Platz auf der Sitztreppe, von der ich alles gut überblicken kann. 
Der gerammelt volle Laden beherbergt heute alle möglichen Altersklassen, aber so ziemlich alle mit nem Punk-Einschlach. Und vor der Bühne ist ordentlich was los. Kein Wunder, denn THE BABOON SHOW machen ihrem Ruf, eine grandiose Live-Band zu sein, mal wieder alle Ehre. 
Drummer Niclas treibt das Ganze ordentlich an und kommt zwischendurch wieder für seine Möchtegern- Manowar- Gesangseinlage nach vorne. 
Hakan an der Gitarre hat sich seine Popelbremse abrasiert und spielt wie immer so souverän und cool, als würde er den ganzen Tag lang nix anderes machen. Bis hier also alles wie immer. 
Doch dann wandert mein Blick rüber zu Neu-Bassistin Frida. Während Vorgängerin Lisa eher distanziert, kühl und immer mit leicht genervtem Blick die Leute irgendwie fasziniert hat, geht Frida doch deutlich offensiver ran. Hampelt rum, grölt mit, macht Spaß. Guter, passender Neuzugang, finde ich. 
Bei Front-Flummi Cecilia bin ich dann doch etwas verstört. Letztes Jahr hat sie das auch schon geschafft, als sie mit ihrer Hochschwangerschaftsplauze wie eine Irre über die Bühne sprang, als hätte sie nur ein Kissen unterm Hemd. Und alle so: „Ohgottogott, daskanndochnichgutfürdaskindsein, ohgottogottogott!!!“ Mittlerweile ist das (übrigens kerngesunde) Kind auf der Welt, und da musste sich Cecilia sich was anderes Lustiges einfallen lassen. Nämlich ein Oberteil, das vermutlich nicht mal Janet Jackson beim Nipplegate-Superbowl angezogen hätte. Mit anderen Worten: Eigentlich hätte sie es auch ganz weglassen können, es hätte keinen Unterschied gemacht. Im Verlauf des Abends werde ich an jeder Ecke immer wieder Zeuge von Gesprächen mit folgender Einleitung: „Aldä, hassu gesehn, was die anhadde?“
Ach ja, Musik gemacht haben sie auch. Die Songauswahl bot überraschend wenig Neues. Nur der erste - von uns verpasste - Song kam vom neuen Album, der Rest war Altbekanntes wie „You've Got A Problem Without Knowing It“, „Heidi Heidi Ho Ho“ oder „Punkrock Harbour“. Funktioniert ja auch, also warum nicht. Aber plötzlich, nach nicht mal 45 Minuten ist es schon vorbei. Ich stelle fest, dass mir das viel zu wenig ist, und dass THE BABOON SHOW einfach live viel zu gut sind, um „nur“ als Vorband zu spielen. Schade. Sehr schade.

N: Die Rückkehr von BABOON SHOW zum punkigeren Sound auf dem neuen Album habe ich sehr begrüßt, nachdem das People's Republic-Album bei mir nicht gezündet hatte. Davon wird aber wie gesagt wenig gespielt. Die Latte liegt bei BABOON SHOW-Konzerten schon extrem hoch, das erste von mir gesehen Konzert in der Meierei ist wohl unerreichbar, da hat wirklich alles gestimmt. Das Überraschungsmoment, wenn man das erste mal eine Band mit einer so hohen Live-Energie sieht kann einfach nicht wiederholt werden, und auch die Nähe zur vor der Meiereibühne spielenden Band wird man aufgrund des gestiegenen Bekanntheitsgrades wohl nicht mehr erleben. Aber auch auf großen Bühnen kann die Band ja überzeugen. Heute stellt sich bei mir aber doch ein "Alles schon mal gesehen"-Gefühl ein. Lieder und Showeinlagen sind größtenteils noch die selben, wie sie es schon 2011 waren. Ich würde mir da mehr Abwechslung wünschen. Wäre es allerdings mein erster Kontakt mit der Band gewesen, wäre ich wohl hin und weg gewesen. Cecilias erwähntes Oberteil zeigt schön, wie man Muttis Rüschengardienen aus der Küche noch zu einem zweiten, wahrscheinlich deutlich spannenderem Leben verhelfen kann.

A: The BABOON SHOW. Ochja, irgendwie... war ok. War auf dem letzten Konzert schon ok, als alle meinten, der neue Live-Heiland sei auferstanden, um uns Unwürdigen den Punkrocksegen zu bringen. Wirkte dann eher wie eine protestantische Andacht. Alles schon mal irgendwie gesehen, richtig mitreißend war es nicht, teilweise aber ganz schmissig. Lag vielleicht auch daran, dass ich mich noch ein wenig ob der Verspätung schämte, der Sound unter dem Balkon eher scheiße war und ich vor allem einen Pfeiler vor mir hatte. Vielleicht aber auch an der Band. Im Gesamtpaket mit 'ner anderen mitreißenden Combo gerne wieder, ansonsten reicht das dann auch erstmal. Was ein Glück, dass immerhin schon mal der erste Teil des Abends nicht so richtig zufriedenstellend war. Für andere schon, die sich dann brav mit ihrem Smartphone und der neuen Bassistin haben ablichten lassen. Steht dann bestimmt irgendwo bei Facebook, juhuu!

T: Auf dem Weg nach draußen zum Rauchen nehme ich schnell am Merch die neue Scheibe mit und treffe dann vor der Tür ca. 1 Million Leute aus Kiel. Und später stehen dann auch noch die BABOON-Schweden draußen, kühlen sich vom Konzert ab und schnacken und trinken mit uns. 
Aufgrund dieser sehr angenehmen und enspannten Atmosphäre verpasse ich das komplette PASCOW-Konzert und stehe so ziemlich die ganze Zeit draußen rum. Rauchen und Trinken mit netten Leuten kann halt auch Spaß machen. 
Deswegen kann ich zur Hauptkapelle des Abends an dieser Stelle leider nichts sagen.

N: Die Hauptkapelle des Abends ist zu Recht Hauptkapelle des Abends. PASCOW orientieren sich bei der Songauswahl stark an den neueren Alben, was bestimmt Kritik aus der "Früher war alles besser und realer"-Ecke hervorruft, aber wenn jedes gespielte Lied geil ist, gibt es einfach mal nix zu meckern. Unglaublich energiegeladenes Konzert, die Band scheint Lübeck zu mögen, und Lübeck und Zugereiste auch die Band. Zumindest die, die nicht draußen rauchen gegangen sind. Bei der Spielzeit der Bands merkt man auch das Vorband/Hauptband-Verhältnis der gemeinsamen Tour, PASCOW haben doch ein deutlich umfangreicheres Set. Nach sympathisch kurzen Pausen vor den diversen Zugaben heißt es dann zuletzt "Trampen nach Norden". Das gibt dann auch schon mal die Richtung für die traditionelle Welle Nord-Rückfahrt nach Kiel vor.

A: PASCOWs erste drei Leider konsequenter Weise auf dem Weg zum Auto verpasst, wär ja auch noch schöner, wenn man das volle Programm geboten bekäme. Im Nachinein aber ärgerlich, weil PASCOW, trotz (wegen?) der neuen Scheibe live die Ampel schön wieder auf grün alter schalten und mit Vollgas durchs Treibsand böllern. Geiler Sound, gute Songauswahl, auch wenn ich krampfhaft "ich fand die ersten Alben besser" dachte, aber letztendlich wanderte dann der Punkrockfinger doch irgendwie nach oben und der Mund gab Laute von sich, die denen der Texte recht ähnlich waren. Sogar die neuen Lieder waren nicht scheiße, mit Tendenz zu "echt ganz gut". Zugabe über Zugabe, wie letztes Mal hatte keiner Bock, die Band aufhören zu lassen, was aufgrund der Temperaturen im Treibsand wirklich anstrengend gewesen sein muss. Aber da jeder nach Norden trampen will, geht das wohl nicht ohne. Wie würde man auf einer Auktionsplattform sagen? "Gutes Konzert, jederzeit wieder."

T: Auf der Rückfahrt ist der Alkoholpegel dann auf einem passablen Level, und nun sind wir mutig (und besoffen) genug, das Autoradio auf NDR1 WELLE NORD zu schalten. Irgendwie haben alle Bock auf ekelhafte Schlager. Leider werden wir nicht so richtig zufriedengestellt, das ist wohl selbst noch den Programmchefs vom NDR noch nicht spät genug. Es gibt fast nur langweilige Nummern aus den Siebzigern. Dann, kurz vor Kiel, hat anscheinend auch die Moderatorin des NDR die zweite Flasche Schnaps aufgemacht und fordert uns heraus. Und zwar mit „Noch in 100.000 Jahren“ von DJ ÖTZI. Wir hatten ja selber schuld bei der Senderwahl, aber mal ehrlich jetzt: Eine Textzeile wie „Nur du und ich / was immer auch geschieht / ich schwöre dir / ich hab dich immer lieb!“ wünsche ich meinem schlimmsten Feind nicht ins Ohr.

A: Rückfahrt? Ereignislos. Vaddi musste Strecke machen (Zur Riviera immer nur nachts!) und hat die lärmenden Kinder auf der Rückbank weitestgehend ignoriert. Nur dem "ICH MUSS ABER ECHT MAL!" konnte man doch nicht entfliehen. Nächster Halt geflieste Bushaltestelle, mitten im Nirgendwo (Fuhr aber kein Zug hin). Immer in Gefahr. Danach zur Party vom Nachbarn, da liefen viele Leute rum. Die Party vom Nachbarn, da haute ich schnell ab. Wenigstens DAS war kacke. Geht doch.

T: Fazit: Erst Gehetze, dann Überfüllung, dann gutes Konzert, dann Bier und nette Menschen mit Schlager-Supergau im Abgang. Hätte schlimmer kommen können, aber vor allem das BS-Konzert muss nächstes Mal länger sein. Isso.

N: Auf der Walli ist es immer nett. BABOON SHOW würde ich das nächste Mal gerne länger und mit mehr neuen Liedern sehen. PASCOW würde ich mir genau so immer wieder angucken. Und ich bin für die Einführung der Welle Nord Aftershow-Party, egal wo. Nö, war schön.

A: Ist Licht nun eine Welle, oder ein Teilchen?

N: Sieben. Von Beidem.

Kommentare   

+1 #4 A 2014-04-23 12:32
Gardine der Party?
Zitieren
0 #3 Tom GoStereo 2014-04-23 10:57
Wenn ich in dem Moment mehr Lust auf Bier und Leute hatte, dann lass mich bitte.
Zitieren
+2 #2 casi 2014-04-23 09:24
Thomas, du Banause. Pascow ist auch nach dem 5. Album so ziemlich das beste, was Pank aus Deutschland grad hergibt...
Nils Eindrücke kann ich für das Konzert in Hamburg bestätigen, Baboon Show sind immer noch mega geil, aber müssen langsam mal aufpassen sich nicht zu sehr zu wiederholen.
Zitieren
-1 #1 Gerd 2014-04-23 08:24
Gardinen, nicht mit ie.
Zitieren

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv