THRASHING PUMPGUNS, S.O.S, YARD BOMB, ORÄNG ÄTTÄNG, RESTMENSCH / 11.01.2014 – Berlin, Tommyhaus

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Was für eine geil beknackte Idee: Fünf Hamburger Bands, die im Berliner Tommyhaus zocken wollen, mieten zwei Reisebusse an und bringen somit ihr Publikum gleich selbst mit! Für 20,- Euro konnte man Busfahrt und Ticket ergattern, was dann auch gleich 100 Punks und Schüttelrüben wahrnahmen. Und warum die ganze Aktion unter dem schönen Motto „HAMBURG INZEST FUCKS THE HAUPTSTADT“ lief? Nun vergleicht mal die Bandbesetzungen, dann braucht ihr auch nicht so blöd zu fragen.

THRASHING PUMPGUNS

Komischerweise bin ich der einzige Kieler, der teilnimmt, obwohl die Zugfahrt den Spaß gar noch verlängert. Der Treffpunkt in der Holstenstraße ist schnell gefunden. Doofe Zufrühkommer wie ich werden mit Instrumente- und Boxenschleppen belohnt. Schnell wächst der Mob an und bald stehen 100 (meist) zechende Schwarzgekleidete im Regen und harren der Busse, die da kommen sollen. Drei Busunternehmen hatten übrigens bei der Erwähnung von 100 Punks ganz plötzlich doch keine Kapazitäten mehr gehabt, weswegen Flo beim vierten Mal die Art der Reisegruppe gleich im Vornherein unter den Tisch fallen lassen hat. Die Busfahrer nehmen es aber mit Fassung, als sie eintrudeln. Mit Recht. Denn wir sind nett und voller positiver Power. Heeeey – we got the PMA! Alle rein, jeder nur einen Platz! Alle? Da fehlt doch noch jemand? Ausgerechnet das Urgestein Gunnar (Ayhan Maiden) und für einige DIE Bezugsperson, nicht zuletzt Gitarrist der THRASHING PUMPGUN hat offenbar bis 08.00 Uhr morgens gefeiert und ist trotz Fon-Terrors nicht rechtzeitig zu aktivieren. Die Busse fahren ohne ihn ab und den Tag begleiten immer wieder Spekulationen, ob und wie Gunnar das wohl noch zum eigenen Konzert schaffen wird. Betroffene Mitmusiker überlegen sich indes Szenarien möglicher Bestrafungen, die von „mindestens 100 Backpfeifen“ bis hier nicht druckbaren Buß-Exzessen reichen…

 

Hurry up... and wait.

 

Die Busfahrt verläuft im Grunde fast schon ZU kurzweilig und ruckzuck sind wir am Tommyhaus. Olli (THRASHING PUMPGUNS, SUFFERAGE) hat mehrere Soundtracks zum Untergang gebastelt (juhu – auch Bonehouse donnern durch den Bus) und handwarme Getränke fließen in Strömen.

 

Kneipe

 

Nach lecker Plattenshopping, VOKÜ für 50 Cent und der Begrüßung diverser Bekannter (ja – auch ein paar Berliner_innen finden noch im Tommyhaus Platz) geht der inzestuöse Reigen los.

 

RESTMENSCHRESTMENSCH

 

RESTMENSCH eröffnen. Es handelt sich bei diesen attraktiven Punkern um die Nachfolgeband der NEUEN KATASTROPHEN, wobei der Schlagzeuger Philipp neu an Bord ist und Flo nun allein für die Klampfenrotzung zuständig ist. Das Ganze hat diesen KATASTROPHEN-typischen unbändigen Drang nach vorne. Und natürlich den charismatischen Gesang von Alex. Sind aber alles neue Stücke, was ich gut finde – neue Band, andere Besetzung, also auch keine ollen Kamellen mehr (obwohl ich die liebe). Der Mob ist von Anfang an voll dabei und feiert mit Pogo und Biergesudel. Das Partylevel ebbt übrigens auch in der Folge nicht mehr ab.

 

RESTMENSCHORÄNG ÄTTÄNG

 

Auf ORÄNG ÄTTÄNG hatte ich mich schon gefreut, denn der frickelige Dreier schafft es jedes Mal, alle meine Gehirnzellen zum Glühen zu bringen. Nach diversen Schredder-Infernos verkündet Harry: „Jetzt kommt was eher Hektisches!“ Trotzdem werden die Stücke in meinen Ohren irgendwie nie zu anstrengend, sondern flutschen gut rein. Auch optisch immer ein Hochgenuss, obwohl die nur zu dritt sind, kommen meine Glotzies kaum hinterher, das ganze Gewackel auf der Bühne aufzunehmen.

 

ORÄNG ÄTTÄNGORÄNG ÄTTÄNG

 

Nun bin ich gespannt, was es mit YARD BOMB auf sich hat. Ah, am Gesang ist schon mal Rolf, der ja auch bei THRASHING PUMPGUNS röhrt. Während letztere eher in die Thrash/Crossover-Richtung gehen, fahren YARD BOMB ein schönes Old-School-Brett, bei dem man gleich beim ersten Song sofort an BLACK FLAG denkt. Genau mein Ding! Schnelle, kurze Biester, die räudig, aber auf den Punkt und nicht ohne rauhe Melodien runtergeholzt werden. Die könnten locker mit AC4, VITAMIN X oder OFF! zocken und würden nicht grad blöd dastehen. Der Gitarrist hat ‘nen geilen Sound, das gefällt!

 

YARD BOMBYARD BOMB

 

Die Sause ist jetzt in vollem Gange, Tommyhaus und Kneipe gegenüber sind zum Bersten gefüllt. Man pendelt ständig zwischen Bühne, einem der Tresen und Innenhof hin und her und sabbelt mit unzähligen Leuten – herrlich.

 

S.O.S

 

Auch S.O.S (steht wahlweise für SORT OF SOBER oder SICK OF SEX, wird mir vertellt, aber die Band nimmt gern weitere Definitionen entgegen) waren mir bis heute unbekannt – umso netter, dass die Band aus vielen bekannten Gesichtern besteht. Cec (Ex-PESTFEST) singt zum Beispiel und T.R. sowie Harry haben gerade ihren jeweils zweiten Auftritt des Abends. S.O.S reißen mit fixen Punkrockstücken mit, bei denen mir besonders die Gesangslinien und die Backgroundchöre (schick MOTÖRHEAD-like: „Burn Baby Burn“) gefallen. Ein ABBA-Cover ist bei dem Bandnamen natürlich Pflicht. Cec ist selbst nicht so zufrieden, glaub ich, weil sie sich offenbar scheiße hört auf der Bühne. Aber sie macht das Beste draus und springt direkt in den Mob, da ist sie nicht mehr auf den Monitor angewiesen. Die Leute pogen wie von der Tarantel gestochen.

 

S.O.SS.O.S

 

Irgendwann steht der verlorene Sohn breit grinsend im Tommyhaus: Gunnar ist per Mitfahrzentrale nach Berlin gedüst und tatsächlich noch rechtzeitig da, zumindest für den Auftritt seiner eigenen Band, haha! Wie viele Backpfeifen es nun gab, entzieht sich meiner Kenntnis…

 

THRASHING PUMPGUNSTHRASHING PUMPGUNS

 

Fünf Bands können ja irgendwann auch zu viel werden. Aber trotz der zahlreichen personellen Überschneidungen klingen alle völlig anders – hätt ich vorher gar nicht gedacht, aber das ist echt ein abwechslungsreicher Abend, bei dem keine Band langweilig ist. THRASHING PUMPGUNS toppen in Sachen Slam-Dance-Faktor nochmal alles. Vor der Bühnen ein unentknotbares Tentakelwirrwarr. Seit ich die Band zum letzten Mal gesehen habe, ist viel passiert und man kann ‘ne feiste Steigerung ausmachen. Zwischen NUCLEAR ASSAULT, MUNICIPAL WASTE und D.R.I. ist immer noch Platz für diese Speed Metal Punks. Macht mächtig Laune. Eigentlich fotografier ich sonst ja nie, aber diesen Abend wollte ich dokumentieren und knipse bei THRASHING PUMPGUNS wie ein Gestörter. Die meisten Bilder sehen im Nachhinein natürlich total scheiße aus, aber egal.

 

THRASHING PUMPGUNS

 

Der für 4.00 Uhr anvisierte Rückfahrtermin wird lediglich um anderthalb Stunden verschoben, welche unfassbar schnell vergehen. Kommt mir vor, als hätte ich nach der letzten Band gerade ein, zwei Getränke genossen, als mich auch schon eine eiserne Pranke am Schlafittchen packt und in den Bus zerrt.

Auf der Rückfahrt ratzen irgendwann alle – bis auf einen pöbelnden Punk, der natürlich original neben mir sitzt und somit auch mich wach hält…

Joah, ziemlich legendäre Aktion, hat richtig Spaß gemacht! Demnächst machen die das am 5.4 in Wedel nochmal. Aber ich fordere als Steigerung die HAMBURG INZEST WORLD TOUR. Angemessen wär der Jumbo von IRON MAIDEN mit Bruce Dickinson als Pilot.

Kommentare   

+1 #3 Philipp 2024-01-18 19:32
ZEHN JAHRE UND 'NE WOCHE HER!
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+1 #2 Pöbelder Punk 2014-01-20 18:38
schöner artikel, schöne grüße von dem pöbelnden punk der dich wach gehalten hat :lol:
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+3 #1 Mehl Anni Te Homas 2014-01-16 23:14
:D
SEHR SCHÖN SEHR SCHÖN!!! Gut geschrieben, ich hab mich gerade köstlichst amysiert :D :D :D
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