DIE BULLEN, NASTY JEANS / 02.10.2013 – Rendsburg, T-Stube

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Philipp: Was war zuerst da? Ei oder Henne? Kreide oder Pauker? Schlagstock oder Bulle?

Die Geschichte ist so alt wie die Geburt des Punk (oder die der Polizeieiei?): BULLEN und PUNKS und der sie verbindende Hass aufeinander. Is Kreislauf, Baby. Trotzdem ist es witzig (oder eigenkomisch, wie mein guter Kumpel N. K. immer so schön sagt), dass gerade jetzt nahezu zeitgleich die Bands DIE BULLEN, SCHEISSE DIE BULLEN und – ähem – SCHWULE NUTTENBULLEN auftauchen und das Thema PUNK und POLIZEI auch noch gerade im aktuellen OX diskutiert wird (letzteres erklärt sich aus der Nummer des Heftes – es ist die 110)… Als eines der staatlichen Exekutivorgane ist der Freund & Helfer immer noch DAS Feindbild für Punker, und so hat die Idee, eine Punkband mit diesem Namen zu starten und Texte aus Bullensicht zu schreiben, einen großen Reiz. 1995/1996 gab es übrigens schon ein Side-Project von GWAR mit dem Namen X-COPS (Platte „You Have The Right To Remain Silent“), welches ein ähnliches Konzept verfolgte. Aber wie Hannes mir schon früh verriet, „brechen wir das mit DIE BULLEN auf deutsches Dorfbullen-Niveau herunter“. Right on! Und so konnte man sich dann ordentlich auf das erste Gastspiel der BULLEN in der T-Stube freuen.

Pan: Ja, man. Schon ab dem Auftauchen der Bandcampseite von DIE BULLEN vor einiger Zeit habe ich mich darauf gefreut, das Spektakel endlich live zu sehen. Leichte Verwirrung im Bekanntenkreis ließ sich allerdings aufgrund oben genannter Bands und der ähnlichen Namen im Vorfeld nicht vermeiden: „Oh, die spielen doch auch demnächst hier in Hamburg, warum fährst du denn dafür nach Rendsburg?“ – „Weil SCHEISSE, DIE BULLEN eine andere Band ist …“ – „Achso.“

Pan: Also wird am Mittwochabend gutgelaunt und mit Wegbier die Reise nach Rendsburg angetreten. Zweiteres bereuen wir allerdings ein bisschen, als wir kurz vor dem Autobahnkreuz Rendsburg eine Dreiviertelstunde im Stau stehen. Trotzdem schaffen wir es noch rechtzeitig zur T-Stube und haben sogar noch genug Zeit, bekannte Gesichter zu begrüßen, bevor die NASTY JEANS loslegen. Schön.

Philipp: Natürlich lungert so ziemlich JEDE_R, den/die man kennt, vor der T-Stube herum. Recht so! Wer möchte schon den ersten Einsatz verpassen? Und wer möchte nicht sehen, wie alle, die es verdient haben und das schöne Rendsburg zu einem - äh - Sumpf des Verbrechens gemacht haben, ordentlich den Knüppel auf die Birne bekommen? Endlich RUHE UND ORDNUNG HIER!

Pan: Vor Kurzem stellten mein Arbeitskollege B. und ich durch Zufall fest, dass wir beide aus Rendsburg kommen und verfielen darüber ins Gespräch. Da es über Rendsburg aber gar nicht mal so viel zu erzählen gibt und eigentlich gar nix davon für Außenstehende interessant ist, versuchte B. irgendwann, die dritte Kollegin mit „neutralen Informationen“ ins Gespräch einzubinden. Er erzählte ihr also, dass Rendsburg in den 90er Jahren lange Zeit irgendwelche deutschlandweiten Kriminalstatistiken angeführt hat. Ich glaube, sie hat jetzt auf jeden Fall einen hervorragenden Eindruck von Rendsburg. Und: Philipps Formulierung „Sumpf des Verbrechens“ ist offenbar nicht mal völlig aus der Luft gegriffen.

Philipp: Zunächst gibt es die NASTY JEANS vor den Latz. Mal wieder. Und mal wieder toll! Was soll schief gehen mit und bei dieser Band? Alles schön flott gezockt, Gesang ganz hervorragend, eingängige Songs. Ich genieße mein Bier, summe mit, wackle etwas hin und her. Kurios ist die Aktion einer Besucherin, die in der ersten Reihe ein fettes iPad aus ihrem Täschchen zieht und die Band filmt und/oder fotografiert. Die Umstehenden reagieren amüsiert, laufen grinsend durchs Bild. Man hat sich ja fast schon an die Horde Knipser auf Punk/Hardcore-Konzerten gewöhnt, aber wird das jetzt die neueste Entwicklung? Die Gute sollte das vielleicht nicht überall machen… Naja, aber zurück zu NASTY JEANS: Nicht umsonst sind sie im dreckigen Dremu-Poll 2012/2013 in der Rubrik „Newcomer des Jahres“ auf den ersten Platz gewählt worden!

Pan: Auf der Autobahn im Stau stehend, hatte ich echt Sorgen, NASTY JEANS zu verpassen. Dass das nicht eingetreten ist, freut mich nochmal doppelt, als sie endlich loslegen. Mit ordentlich Tempo und wie immer extrem gutem, prägnantem Gesang wird das Set durchgekloppt. Für mich live definitiv immer wieder ein Highlight! Ich freue mich sehr. Nur die bereits erwähnte iPad-Frau lässt mich zwischenzeitlich denken, ich sei im falschen Film. Ich glaube, das trifft dann aber doch eher auf sie zu.

Philipp: Und ich verwette glatt meinen Arsch darauf, dass DIE BULLEN im nächsten Poll in dieser Kategorie mindestens erwähnt werden! Los geht’s. Erster Eindruck: Die Kerle sehen einfach schon mal herrlich in ihren Bullen-Uniformen aus. Wirken Ufo, JoyBoy und Kocky ganz klar verkleidet und können sich ab und zu ein Grinsen nicht verkneifen, so muss man beim Anblick von Hannes erst mal schlucken: Der Kerl geht so unfasslich authentisch in seiner Rolle auf, dass man sich fragt, ob er vorher Method Acting betrieben habe. Sonnenbrille, fieser Schnurrbart, brutale Fresse und die Hand immer am Knüppel. Schluck! Die meisten Besucher_innen ziehen freiwillig nervös ihre Brieftaschen heraus, um bei der sicherlich bevorstehenden Kontrolle im Voraus durch möglichst serviles Verhalten Pluspunkte zu sammeln. Bis sie sich erleichtert daran erinnern, wo sie sich befinden… Haben die BULLEN einen Bonus, weil man alle Musiker kennt? Zum Teil ist es dadurch sicherlich noch witziger, aber es gibt kein Vertun: Die Songs sind mal einfach richtig gut! Knackig und eingängig prasseln die Punkrockhits auf uns ein, durch typisch smarte Hannes-Texte noch zusätzlich aufgewertet: „Die Bullen kommen, die Bullen kommen, die Menschen jubeln vom Balkon! Die Bullen kommen, die Bullen kommen, endlich Ruhe im Karton!“. Oder: „ ACAB = All Criminals Are Bastards“. Herrlich auch dieser Song im Binärcode im Refrain („Endlich Bullen, die was taugen. Mit Leserstrahlenaugen. Keine Willkür, keine Kulanz, keine Fehler, keine Toleranz, 110 110 110 110 110 01 110“), „Robocop“. Die Band hat die Message ihres Idols Duensing verinnerlicht („Nehmen wir die Konzertbesucher als Leberwurst, dann müssen wir in die Mitte hineinstechen, damit sie am Ende auseinander platzt“) und bringen den Mob durch rücksichtslose Leberwursttaktik schließlich zur Räson. Ich freu mich jetzt schon auf das über GUNNER-Records zu erwartende Debutalbum, das Ding KANN nur eine Rakete werden.

Pan: Dann, endlich, DIE BULLEN. Die Bühne ist in Blaulicht getaucht und die T-Stube gefühlt doppelt so voll wie vorher - oder drängeln sich einfach nur alle Anwesenden nach vorn? Auf jeden Fall wird schon das zweite Lied, „Die Bullen kommen“, von einem großen Teil der Meute begeistert mitgegröhlt. Und ausgehend von dem, was ich aus der hinteren Reihe noch mitschneide (wo kommen all die riesigen Typen vor mir plötzlich her?), zieht sich die Begeisterung des Publikums auch durch das restliche Set. Aber mal ehrlich: schneller Punkrock, Hannes‘ Gesang und großartige Texte – was soll da denn noch schief gehen? Ich freue mich jetzt schon aufs Album.

Philipp: Fazit: Mission erfüllt, Ordnung wieder hergestellt. Wünschen wir den BULLEN das Erreichen ihrer Ziele: Macht, durch die City cruisen, Feierabend!

 

Kommentare   

+1 #3 Walter 2013-10-13 11:51
Foooootooooos !!!
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+6 #2 Gerd 2013-10-10 10:01
Ich will Fotos!
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+4 #1 DoctorJoyBoyLove 2013-10-09 21:28
Verzeihung, ich werde an meinem Auftreten arbeiten.
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