Spirit from the Streets Festival 29.8.-01.09. 2013 in Niedergörsdorf

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Spirit From the Streets Festival 2013

Donnerstag 29.08.2013

Malte: Endlicht ist es wieder soweit, Spirit from the Streets-Festival. Letztes Jahr zum ersten mal dagewesen und schwer begeistert. Also schon im Dezember Karten bestellt, da gabs sie für nur 39€ und das ist ja günstig für 45 Bands. Aber das ist ja auch eigentlich egal, wer fährt schon wegen der Musik auf ein Festival? Ich zumindest nicht, ich wäre danach ja nur noch schlecht gelaunt, weil ich alle Bands verpasst hab. Eigentlich wollten noch 3 andere Personen mitkommen, für die ich auch Karten mitbestellt hatte, aber netterweise haben sie alle abgesagt. Herrlich sowas. Von den Ersatzpersonen hat immerhin nur eine abgesagt und die beiden übriggebliebenen Karten hab ich zum Glück noch verscheuert gekriegt.

 

 

Morgens um 10 mit May-Britt in Kiel abgestartet und die knapp 5-stündige Fahrt mit ausreichend Schlagern und 90er Jahre-Musik versüßt, bis wir gegen 15.00Uhr in Niedergörsdorf eintrafen. Dieses Jahr war ich nicht so unvorbereitet wie letztes und hatte all meinen Schnaps brav in Plastikflaschen umgefüllt und musste nicht meine Selter-Vorräte opfern. Aber eigentlich ist es ja auch kein Opfer, wenn man Wasser wegschüttet um stattdessen Schnaps trinken zu können. Die erste Band, mit dem vielversprechenenden Namen „Hodenstolz“ sollte um 19.00Uhr spielen, also hatten wir noch genug Zeit das Zelt, mit dem wunderschönen Namen „Hannibal“ aufzubauen und uns angemessen einen anzuschütten. Mit unseren Leipziger Zeltnachbarn wurde dann erstmal ein kulinarischer Austausch betrieben, Pfeffi gegen Oldesloer Korn und Oldesloer Blue Ice. Die Frage ob diese blaue Brühe nicht abführend wirken würde, habe ich nach bestem Wissen und Gewissen mit einem „Nein“ beantwortet und wurde prompt eines besseren belehrt und brauchte schon eine Stunde nach Ankunft auf dem Gelände die erste Immodium akut. Aber von sowas lässt man sich ja nicht die Laune verderben, also das nächstgelegene Dixi aufgesucht und anschließend weiter Bier trinken.

Kurz darauf kamen noch ein paar andere Asis aus Rendsburg, bis auf den armen Fahrer allesamt voll wie die Feldhaubitzen und kaum noch der Muttersprache mächtig. Aber das ist ja auch eine gute Voraussetzung für 4 Tage Festival. Es war aber sehr unterhaltsam ihnen beim Zeltaufbau zuzugucken, wo wie der eine seine Luftmatratze die viel zu groß fürs Zelt war aufpumpte bis das Zelt platzte. Dann noch schnell den Pavillon aufgebaut und die Betankung konnte starten.

May-Britt: Eigentlich fühle mich auf dem Wilwarin oder der Fusion besser aufgehoben als auf Oi-Festivals… dennoch dachte ich mir, dass es ja nicht verkehrt sein kann, sich das mal anzutun. Schließlich haben ja ein paar gute Bands gespielt und auch so hatte ich mal wieder Lust darauf, frühere Force-Attack-Asi-Zeiten wiederaufleben zu lassen. Auf diesem Festival konnte ich mir zumindest sicher sein, keine Arbeitskollegen oder Eltern von den Kindern, die ich betreue, zu treffen. Gute Voraussetzungen also.

Gegen 10:00Uhr fuhren Malte und ich aus Kiel los, nachdem wir uns noch in der Apotheke mit diversen Mittelchen gegen Sodbrennen, Kopfschmerzen und co. eingedeckt und eine verwirrte Apothekerin zurückgelassen hatten. Die Autofahrt wurde durch eine exquisite Auswahl an Euro-Trash und anderen musikalischen Scheusslichkeiten vergoldet und wir konnten uns sogar gegenseitig noch die ein oder andere unbekannte Trashperle zeigen.

Dass wir im Osten angekommen waren erkannten wir nicht nur an der Anzeige im Navi, sondern auch daran, dass die Wahlplakate der Linken in 4m Höhe hingen und die Wahlplakate der Nationaldemokraten und Republikaner überhaupt noch hingen und das auch noch auf Augenhöhe!

In Niedergörsdorf angekommen, wiesen uns nicht nur die zahlreichen Schilder den Weg zum Festivalgelände, sondern auch auf Verkehrsinseln liegende, volltrunkene Punker….

15:00Uhr war eine gute Ankommenszeit, wir standen nicht länger als 5min. in der Schlange und auch die „Glasflaschenkontrolle“ war mehr als sparsam ;-)

 

Nachdem wir unseren luxoriösen Zeltpalast namens „Hannibal“ aufgebaut hatten, unsere Nachbarn kennenlernten und das Auto umparken mussten, weil den Ordnern plötzlich einfiel, dass ein Rettungsweg fehlt, machten wir uns auf Erkundungstour und auf den Weg zum Eingang um die übriggebliebene Karte von Malte zu verkaufen. Auf dem Weg begrüßten uns zwei wildfremde Männer mit den Worten: ,,Ey Alter, das ist doch der Typ, der immer seinen Penis zeigt.“ … also Maltes Prominenz reicht bis in den wilden Osten.

Nachdem wir ein paar (unglaublich besoffene) Bekannte von Malte zu unserem Zeltplatz geführt hatten, konnte das Biertrinken auch für mich losgehen.

Hodenstolz

 

Malte: Irgendwann spielten dann „Hodenstolz“ aber 2 oder 3 Lieder im Vorbeigehen haben ausgereicht um doch lieber wieder zurückzugehen und zu trinken.

May-Britt: ich dachte mir, dass der Name Programm sei und deswegen habe ich mich lieber mit Bier trinken und Erkunden des Geländes beschäftigt.

Farbenlehre

 

Malte: Den Namen hatte ich irgendwie schon mal gehört, sagte mir aber nichts und da ich mir ja äußert ungern Bands angucke oder anhöre die ich nicht kenne, hab ich diese einfach mal ignoriert um meine Kräfte für die danach spielenden Eisenpimmel zu sparen.

May-Britt: die habe ich mir auch nur aus der Ferne angehört und kann nicht mehr sagen, ob ich sie gut oder schlecht fand. Jetzt im Nachhinein ärgere ich mich ein bisschen darüber, dass ich sie mir nicht richtig angesehen habe, da mir berichtet wurde, dass das ne polnische Punkband ist und ich an sich schon ziemlich auf polnischen Punk a lá Klinika, Post Regiment, Leniwiec usw. stehe. Naja, die wird man sicher noch mal irgendwo sehen.

Eisenpimmel

 

Malte: Joah, eigentlich immer wieder gut, ich glaub ich fand sie dieses mal nicht so gut wie sonst, aber das weiß ich nicht so ganz genau, da die Erinnerungen mit zunehmender Dunkelheit auch immer dunkler werden.

May-Britt: ich finde Eisenpimmel fürchterlich, habe sie mir aber dennoch angesehen. Malte hat sich über die Ruhrpott-Proleten wie ein kleines Kind gefreut und hat ordentlich geschunkelt, mitgegröhlt und per Handy Live-Übertragungen an alle möglichen Leute aus seinem Adressbuch gemacht. Ich habe mir das Spektakel angesehen und wunderte mich wie immer darüber, dass so viele Menschen von Bärbel und Konsorten begeistert sind. Selbst in den allerhöchsten Promillebereichen kann ich mit „Fotzenpimmelbahn“ und ähnlichem Kram nicht viel anfangen.

Knochenfabrik

 

May-Britt: Leider gab es immer mal wieder Probleme mit dem Sound. Ich fand Knochenfabrik leider viel zu leise, aber durch das Mitgröhlen der anderen wusste man immer, welches Lied das wohl gerade ist.

Malte: Hab ich gesehen und für gut befunden, aber mir ist nichts erwähnenswertes in Erinnerung geblieben. Sie haben zumindest die ganzen Hits gespielt.

Demented are go

 

Malte: Wollte ich nicht sehen, hab ich deshalb auch gelassen, aber was ich in der Zeit gemacht hab, weiß ich nicht wahrscheinlich Unmengen Geld am Pfeffi-Stand investiert.

May-Britt: Demented are go ist eine der wenigen Bands die ich wirklich sehen wollte. Leider waren auch die viel zu leise und teilweise fielen einige Boxen aus, sehr schade. Nachdem ich ungefähr die Hälfte des Auftritts das Tanzbein geschwungen hatte, war ich von den Boxenausfällen so genervt, dass ich mich zum Bierstand begeben und mir den Rest des Auftritts aus der Ferne ange“hört“ und mir dazu 1-50 Peffi gegönnt habe.

Bad Manners

 

May-Britt: Ich fand sie ziemlich gut, habe aber auch keine Vergleichsmöglichkeit, da ich sie noch nie vorher live gesehen habe und auch schon etliche Pfeffis in der Rübe hatte. Sie haben alle Smash-Hits, wie skinhead love affair, my girl lollipop, this is ska usw gespielt und ich habe ordentlich mit der tobenden Menge getanzt, bis Malte unbedingt ins Bett gebracht werden musste, um ihn vor sich selbst und die restlichen Festivalbesucher vor ihm zu schützen. Schließlich hatte er schon 3,75 Promille, wie uns sein Alkomat mitteilte…

Malte: Ska ist an sich nicht so besonders mein Fall, aber angucken wollte ich mir die schon, war ganz nett, aber es war auch schon 1 Uhr Nachts und ich musste ganz dringend ins Zelt gebracht werden, da ich kontrollieren wollte, ob meine Augenlider von der Innenseite noch heil sind. Hätte ich auf der Isomatte geschlafen, hätte ich wahrscheinlich nicht so gefroren und nicht schon am 1. Morgen Rückenschmerzen gehabt, aber diese ließen sich mit einigen Bieren recht schnell vertreiben.

 

Freitag 30.08.2013

May-Britt: So gegen Mittag bin ich denn auch wieder unter die lebenden gegangen und habe mir erstmal die ganzen Berichte unserer Zeltplatzkollegen angehört. Die Krönung war auf jeden Fall ein junger Herr aus Schacht-Audorf, der mit Magentrauma, Amnesie und noch irgendwas Ätzendem im Krankenhaus behandelt wurde…

an sich ist bis dahin auch alles friedlich verlaufen, bis sich ein Bremer (übrigens auch Sozialarbeiter) aus unserem Lager unbedingt mit den extrem unangenehmen österreichischen Zeltnachbarn anlegen musste, da diese uns mit vollen Bierdosen (gut weil voll, aber schmerzhaft) bewarfen, weil denen uns unsere Musik aus dem Auto nicht gefiel… Aber bis auf die unsympathischen Österreicher, die sich im Laufe des Wochenendes doch als ganz in Ordnung entpuppt haben, sind mir kaum unangenehme Menschen begegnet. Aber dazu später mehr.

Malte: Ausgeschlafen und erholt hab ich mich irgendwann zwischen 5 und 6 aus dem Zelt gequält um durstige Mittrinker ausfindig zu machen. Hatte auch gleich welche gefunden und so verging der Vormittag wie im Fluge. Neben uns zelteten äußerst unsympathische Österreicher, die selbst andauernd laut Kackmusik gehört haben uns aber mit nem Fäustel drohten, wenn wir nicht sofort Captain Jack ausmachen würden. Der einzige von der Truppe der mir halbwegs sympathisch war, war ein dichtätowierter, sturzbetrunkener Typ der aus seinem Zelt kroch, an sich runterblickte und meinte „Oah na, i hoab mi agschifft“.

Letztes Jahr war ich das erste Mal beim Spirit-Festival und durchweg positiv überrascht, aber da hatte ich ja auch dekadenterweise im Nebendorf in einer Pension geschlafen und hab dadurch natürlich nicht so viel von der Zeltplatzparty mitgekriegt, deshalb weiß ich nicht ob es letztes Jahr genauso schlimm war. Zumindest hatten wir in unmittelbarer Nähe das „Deutschrock-Lager“ Wo eigentlich permanent Onkelz, Grober Knüppel oder wat weiß ich wie das alles heißt gespielt wurde. Ausserdem lag da alles voll mit Flyern vom „Spreewald-Rock-Festival“ Wo ja auch fast nur Kackbands spielen. Im vorbeitorkeln hab ich mich dann mal dazugesetzt und mir innerhalb kürzester Zeit mit deren unerschöpflichen Pfeffi-Vorrat so dermaßen die Lampen ausgeschossen, dass ich die ersten 4 Bands (Volker Putt, Los Placebos, Lammkotze und Saints & Sinners) verpasst habe. Nicht weiter tragisch, eigentlich wollte ich davon eh keine Band sehen, bzw kannte auch keine.

Rantanplan

Malte: Irgendwann fand ich mich bei Rantanplan vor der Bühne wieder, die ich weder mag noch sehen wollte, aber immerhin hab ich Bekannte Leute wieder getroffen. Anschließend mal wieder ein paar Bands verpasst (Die Skeptiker, Frantic Flintstones und Peter & the Test Tube Babies).

Troopers

May-Britt: Da ich schon alle anderen Bands am Freitag verpasst habe, leider auch Peter and the Testtubebabies, die ich unbedingt sehen wollte, habe ich mich dazu entschlossen mir wenigstens die Troopers mal anzusehen. Peter attb sollen übrigens nicht so gut gewesen sein, wie mir mehrere Leute berichteten. Ich bin kein großer Troopers-Fan, fand den Auftritt aber doch ganz in Ordnung. Man hat gemerkt, dass sich die Jungs von den Troopers trotz des miesen Sounds Mühe gaben, dem Publikum ordentlich einzuheizen. Erstaunlicherweise haben die auch ziemlich gut gespielt, obwohl die zwei neue Bandmitglieder hatten und zuvor nur einmal geprobt haben. Ich habe mich einige Male dabei erwischt, wie ich ordentlich mit den Beinen gewippt habe und ein paar Zeilen mitgeträllert habe. Dennoch sind die Troopers keine Band, die ich mir zu Hause im nüchternen Zustand anhören würde.

Malte: Ich war mir eigentlich nicht sicher, ob ich Troopers sehen wollte oder nicht, genauso wenig bin ich mir sicher ob ich die Band mag oder nicht. Irgendwie sind die ja doch witzig, aber irgendwie auch Scheiße. Aber ich dachte mir, bevor ich alkoholbedingt gar keine Band mehr sehe, bleib ich lieber vorne bei den Bühnen und guck mir einfach alles an was spielt. Troopers haben mir dann auch ganz gut gefallen, bloß der Sound war grausig, bzw. fiel immer mal wieder aus. Angeblich ist das das ganze Wochenende über passiert, aber mir ist das nur bei Troopers aufgefallen.

Oxo86

Malte: Hab ich auch nur nebenbei gesehen, irgendwie Ska-Punk oder so, weiß ich nicht mehr, hab ich auch nicht drauf geachtet. Kurz darauf fiel mir dann auf,. Dass ich seit Ankunft auf dem Gelände am Vortag, außer meinen mitgebrachten Mettbrötchen nichts mehr gegessen hatte, also holte ich mir schön ne dicke Bratwurst im Brötchen mit ordentlich Senf. Das war wohl nicht so ganz einfach zu essen, zumindest hatte ich danach an komplett allen Kleidungsstücken, Körperteilen und am Handy Senf.

May-Britt: Ich wurde durch laute „lauter!“-Rufe von meinem Gespräch mit ein paar netten Dresdenern abgelenkt und habe so erst mitbekommen, dass Oxo86 bereits angefangen haben zu spielen. Der Sound war wirklich sehr leise und man musste sich schon ziemlich konzentrieren, etwas zu hören. Von den Texten habe ich nicht viel mitbekommen, aber die Mischung aus schnellem, treibenden Punk und dem Einsatz von Blasinstrumenten hat mir ganz gut gefallen. Die werde ich mir auf jeden Fall noch mal zu Hause anhören, um mir ein genaueres Bild zu machen. Gegen Ende des Auftritts bin ich dann auch auf den völlig mit Senf und diversen, nicht-identifizierbaren Substanzen bekleckerten und ziemlich volltrunkenen, aber immerhin nicht nackten Malte gestoßen und wir haben uns ein paar Bier und Pfeffi zusammen gegönnt.

Die Bierpreise waren ziemlich seltsam, ich glaube 2,30€ mit Pfand für 0,33 Hasseröder oder irgendeine andere Plörre. Dafür waren am Bierpils aber immer ein paar nette Skinheads, die mir unbedingt einen ausgeben wollten.

Toxpack

May-Britt: Toxpack ist auch so eine Band, bei der ich anhand des Publikums erkenne, was für Musik sie machen. Mein Gespür hat mich nicht in die Irre geführt, denn Toxpack haben ziemlich prolligen Hardcore, mit viel „ohooohooo“-Gesinge gemacht. An sich fand ich Toxpack schon ganz gut, treibend und ordentlich wummsig, nur das „ohooohooo“ ist mir mit der Zeit schon ziemlich auf den Senkel gegangen. „Uhrwerk“ ist eins der wenigen Lieder die mir in Erinnerung geblieben sind, die ich gut fand. Die werde ich mir bei Zeiten auch noch mal in Ruhe anhören.

Malte: Die Band kannte ich auch nur vom Namen und irgendwo mal ein, zwei Lieder gehört, aber mich nie weiter mit denen auseinandergesetzt. Aber da ich gerade vor der Hauptbühne stand, mir das Laufen schon recht schwerfiel, und ich Bekannte aus Kiel getroffen hatte blieb ich mal da. Ich fand die auch echt gut, ich weiß nicht ob es an meinem Pegel oder der Musik lag, normal ist son Hardcore-Kram nichts für mich. Aber hat mir gut gefallen und mich zum Trinken animiert.

Berliner Weisse

Malte: Endlich mal eine Band die ich sehen wollte, auch gesehen hab und gut fand, aber leider nicht zu Ende gucken konnte, da mich das gleiche Schicksal wie am Vorabend ereilte. Es war aber auch schon knapp Mitternacht, also hat May-Britt mich freundlicherweise wieder mal ins Zelt getragen. Dieses Mal hab ich sogar auf der Isomatte geschlafen, sodass mein Rücken sich am nächsten Tag nicht ganz so geknechtet anfühlte.

May-Britt: Mhh… ich bin mir ziemlich sicher, dass wir Berliner Weisse noch bis zum Ende gesehen haben, Malte. Musikalisch eine sehr mitreißende, aggressive Band. Es ist echt erstaunlich, dass aus diesem eher schmächtigen Sänger eine so krasse Stimme kommt. Berliner Weisse besingen natürlich, wie jede andere Oi-Band auch, das Trinken, die Arbeit, die böse Gesellschaft, Skinhead-Zusammenhalt und andere typische Oi-Themen, man merkt aber, dass sie sich dabei nicht immer allzu ernst nehmen und das macht sie mir sympathisch. Ob sie nun noch „Grauzone“ sind oder nicht vermag ich nicht zu beantworten, doch in dem Lied „Fahnen im Wind“ distanzieren sie sich zumindest von dem ganzen Deutschrock-bis-Rechtsrock-Kram.

Nachdem ich Malte ins Zelt gebracht habe, bin ich wieder zurück auf das Konzertgelände und habe mich an den diversen Bierständen, der Cocktailbar in einem alten Flugzeughangar (das Festival findet auf einem alten Militärflugplatz statt und hat somit ein ganz kleines bisschen Fusion-Atmosphäre versprüht) und zu guter letzt bis in den Morgen in der City of Trash aufgehalten, mich mit vielen lustigen Leuten unterhalten, mir Unmengen an Alsterwasser und Pfeffi ausgeben lassen und natürlich habe ich auch kräftig getanzt. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie selbst den finster dreinblickendsten Skindheads bei The Cure, den Eurythmics, Soft Cell und anderen Größen oder aber auch Captain Jack und Aqua ein Lächeln ins Gesicht gezaubert wird und auch der ein oder andere Körperteil zum Tanze geschwungen wird.

Samstag 31.08.2013

Malte: Wieder pünktlich zwischen 5 und 6 aus dem Zelt raus, gequält von unbeschreiblichen Kopfschmerzen und fiesem Sodbrennen. Aber ich hatte ja für jedes Zipperlein ein Mittelchen. Mir war schon beim Einkaufen aufgefallen, dass ich mehr unterschiedliche Medikamente wie Alkohol eingepackt hatte. Aber man lernt ja durch jahrelanges Besuchen von Festivals und man wird ja auch nicht jünger. Also erstmal Riopan gegen Sodbrennen, Immodium akut für alle Fälle, die Schlange vor den Spülklos war ewig lang und die Dixis....naja es war eben schon der 3. Tag. Und zur Vorbeugung noch 2 Magnesiumtabletten, schadet nie.

Dann gab es mal nur Bier zum Frühstück, ich wollte heute nicht unbedingt wieder der erste sein der schlafen geht. Ich hab mich sogar nochmal ein Stündchen hingelegt und Bubu gemacht, aber es wurd auch einfach zu brütig und heiß im Zelt. Also dann wohl oder übel Saufen. Welche aus unserem Camp sind nochmal losgefahren zum Laden um einzukaufen, also Geld mitgegeben damit sie mir irgendwelche kurzen Schnäpse mitbringen. Vielleicht hätte ich nicht so gleichgültig sein sollen. Zumindest bekam ich zwei 4er Pakete „Bergwunder Boonekamp“. Also nur vom Feinsten. Die Packung erinnerte aber eher an Waschmittel. Naja nützt ja nichts, großzügig wie ich bin hab ich dann gerne eine Runde ausgegeben, sodass ich von der Plörre zum Glück nur einen trinken musste. Dann wurde es Zeit fürs zweite Frühstück, bin dann ziellos übers Gelände gestolpert und hab zufällig die Kieler wiedergefunden wo es dann gleich ein Bier und Appelkorn-Schorle Frühstück und Sangria gab. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten, welche sich vor allem durch ausgeprägten Würfelhusten äußerten, fing das Bier wieder an zu schmecken und der Pegel zu steigen.

Bei uns im Lager wieder angekommen, hatte sich irgendein komischer Trottel zu uns hinverirrt, der anscheinend total auf Speed oder so war, zumindest brabbelte er pausenlos geistigen Dünnschiss und diskutierte mit May-Britt über „Politik“. Mir wurde viel von der Diskussion erzählt, ich hatte den Anfang leider nicht mitgekriegt, aber er stellte wohl sehr gut zur Schau, wie strohdoof er doch ist. Übrigens hieß er Hektor, was gar nicht stimmte, aber seine Erklärung war, er wird so genannt, weil sein Chef ganz hektisch ist. Aber das leuchtete mir auch nicht sonderlich ein, aber war mir dann auch egal, gab schließlich wichtigeres z.B. Bier trinken und gucken, wann die ersten Bands verpasst werden können.

May-Britt: Jaaa, Hektor war echt ein komischer Vogel. Er brauchte ständig was zu tun und hat unseren Pavillon halb ab- und wieder aufgebaut und unglaublich starke Logorrhoe gehabt. Aber es war mal eine Abwechslung zu den übrigen Saufgesprächen.

Malte: Die erste Band „Racket Now“ spielte schon um 12.05 Uhr, aber ich hatte den Namen auch noch nie gehört und außerdem schmiedeten May-Britt und ich den Plan eine Oi-Band zu gründen und suchten grade den passenenden Bandnamen und die wichtigen Themen die besungen werden sollten, wie z.B. Ficken, Saufen, Working Class, Polizisten, Fußball, Zusammenhalt usw...und natürlich wollten wir uns auch für die Rechte von Allergikern einsetzen, so war wenigstens der Bandname „H-OI!-Schnupfen“ schon mal klar. Dann irgendwann brachten auch die Immodium akut nichts mehr und ich musste zur Latrine. 50 cent für nen richtigen Schacht fand ich auch in Ordnung. Es gab aber auch die sogenannte „Kackmaut“, man bezahlt 6€ kriegt n Bändchen um und kann das ganze Wochenende nach herzenslust Duschen und Abführen. Beim Betreten des Klowagens bekam ich zwar erstmal akute Atemnot. 50° Celsius und allerfeinster Duft. Dann kam gleich der zweite Schock, obwohl es nicht sonderlich überraschend war, aber es wohl anscheinend zuviel Pfeffi am Vortrag: der „Haufen“ war grün.

Als nächstes guckte ich bei der Bühne vorbei, Pogo-Express und No Exit, hatte ich verpasst, auf der kleinen Bühne spielten gerade „Wilde Jungs“ von denen ist mir aber auch nichts in Erinnerung geblieben. Stage Bottles und Last Resort hab ich dann auch mal wieder gekonnt verpasst.

May-Britt: Ich habe die meisten Bands des Vormittags auch verpasst, weil ich eine halbe Ewigkeit in der Duschschlange (Kostenpunkt 1€ für da Benutzen von regelmäßig gereinigten Duschen, völlig in Ordnung) stand und mir etwas Zeit für Regeneration auf dem Zeltplatz gönnte, statt gleich wieder Vollgas zu geben. Die Stage Bottles wollte ich zwar gerne sehen, habe das mit der Zeit aber leider total vertüddelt. Naja, wird ja nicht das letzte Mal gewesen sein, dass die irgendwo spielen.

SpringtOifel

Malte: SpringtOifel wollte ich sehen, zum Glück auch alle anderen bei uns ausm Lager, ansonsten hätte ich die bestimmt auch verpasst. Aber die waren auch echt gut. Ist jetzt keine Band die ich mir zuhause oft oder viel anhöre (Anmerkung von May-Britt: oft oder viel – aha ? ), aber hat mir gut gefallen. Als nächstes spielten Buster Shuffle und Dödelhaie. Von letzteren hab ich nebenbei ein bisschen was mitgekriegt aber das fand ich ziemlich scheiße.

May-Britt: Ich bin keine große Oi-Kennerin und mein Herz schlägt auch nicht wirklich für diese Musik, dennoch wollte ich mir Springtoifel unbedingt angucken, weil die schon so einen gewissen Kultfaktor haben. Das Konzert war dann auch ganz gut, die Band schön schrammelig, das Publikum am Durchdrehen und ich amüsierte mich mit der ersten Brandkanne in der Hand und einem breiten Grinsen im Gesicht. Ich hatte richtig Lust bekommen, mich ordentlich zu betrinken und bin im Anschluss zum Zeltplatz gegangen um meine diversen lustigen Kornmischen, die Sekt-Energy-Aspirin-Komplex-Mischung und den Pfeffi in der Superlative ? Minttu aus Finnland unters Volk und in meinen eigenen Organismus zu bringen.

Das Ende von dem Dödelhaie-Konzert habe ich dann mitbekommen, aber das hätte ich auch ruhig verpassen können. Ich mag die Dödelhaie nicht. Ich wollte aber schon mal rechtzeitig auf dem Konzertgelände sein, damit ich Normahl nicht verpasse.

Normahl

Malte: Auch nicht gerade meine Lieblingsband, aber den Auftritt fand ich echt gut. Nebenbei amüsierten wir uns mit meinem Plastik-Kothaufen und verdammt viele Leute sind zusammengezuckt wenn man ihn auf der Hand hatte und nach dem Weg zu den Toiletten gefragt hat. Cockney Rejects und Zaunpfahl hab ich verpasst, ich kann aber nicht sagen ob bewusst oder aus Versehen, es war schließlich schon 18 Uhr oder so.

May-Britt: Früher hätte ich mich knallhart bis in die erste oder zweite Reihe durchgeschlängelt, heutzutage begnüge ich mich auch mit einem gemütlichen Stehplatz außerhalb des wilden Mobs. Trotz des schon ziemlich hohen Alters haben die Punk-Opas ordentlich Gas gegeben und auch fast alle wichtigen Hits gespielt. Mein Lieblingslied „in meiner Badewanne bin ich Kapitän“ haben sie nicht gespielt, aber das kann ich mir ja auch auf Schallplatte zu Hause anhören ? Während des Konzerts wurde ich immer wieder von Maltes Albereien abgelenkt, die mir einen kräftigen Bauchmuskelkater vor lauter Lachen und ein wenig Fremdschämen bescherten. Nackt war er natürlich und hatte auch noch so einen Spielzeugkackhaufen dabei… naja, ich möchte nicht näher ins Detail gehen.

Cockney Rejects

May-Britt: Die englische Oi-Legende schlechthin wollte ich mir auf gar keinen Fall entgehen lassen, obwohl ich schon bei einem Konzertbesuch 2006 ziemlich enttäuscht von denen war. Leider sah es 7 Jahre später nicht besser aus, die Bandmitglieder sind noch mehr gealtert und versprühen mal so gar nicht das, was ich so liebe, wenn ich mir ihre Schallplatten anhöre. Es waren auch sehr sehr wenige Menschen vor der Bühne und ich hatte ein bisschen Mitleid mit den Skin-Opis. Der Sänger hampelte albern auf der Bühne rum und zog seine Box-Show ab. Die Musik war wirklich so schlecht gespielt, dass man kaum raushörte, um welches Lied es sich nun handeln könnte. Sie haben natürlich alle Knaller gespielt, aber das einzig Gute an dem Auftritt waren ein paar gutaussehende Engländer, die mir Bier ausgegeben haben. Sehr enttäuschend.

Zaunpfahl, Pöbel und Gesocks und die Dimple Minds wollte ich auf gar keinen Fall sehen und habe die Zeit auf andere Weise sinnvoll genutzt. Schließlich habe ich es auf meinen persönlichen Rekord-Promille-Stand von 1,44 gebracht…

Pöbel & Gesocks

Malte: Jetzt sollte für mich eigentlich der Marathon kommen, 4 Bands am Stück die ich sehen will, Pöbel & Gesocks hab ich mir dann doch lieber nur am Rande angetan, aber auf sonem Festival is das ja nicht die schlechteste Unterhaltungsmusik.

Dimple Minds

Malte: Joah was soll ich sagen. Eigentlich war es genau wie bei Pöbel & Gesocks, als Hintergrundbeschallung für eine amtliche Bebierung nicht verkehrt.

Ich weiß nicht genau wann es mir passiert ist, aber auch in der Nacht hab ich mich wieder komplett mit Senf eingesudelt.

May-Britt: da ich gerade sowieso dort rumtorkelte habe ich mir dann doch noch die letzten beiden Lieder von den Dimple Minds angetan. Ich weiß nicht, ob es an meiner fortgeschrittenen Betrunkenheit lag, aber ich fand die auf einmal gar nicht mehr so schlecht und habe sogar lauthals bei „durstige Männer“ mitgegröhlt.

Evil Conduct

May-Britt: Evil Concuct mag ich echt! Die haben es nicht nur musikalisch drauf, sondern sind auch wirklich ziemlich sympathisch. Sympathisch sind sie mir, weil sie sich glaub ich als einzige Band die ich bisher auf dem Festival gesehen habe, bei den Veranstaltern bedankten, das Publikum lobten und ihren Respekt für die anderen Bands kundgaben, ohne dass es aufgesetzt oder schleimig wirkte. Evil Conduct ist zwar bei Weitem nicht die beste Band, die ich jemals live gesehen habe, aber ich kann einen Konzertbesuch bei den Holländern mit den Hymnen-artigen, wummsigen Liedern trotzdem empfehlen.

Malte: Evil Conduct wollte ich ja nun unbedingt sehen, zur Hälfte ca. hab ich es geschafft, danach das gleiche Spiel wie jeden Abend, May-Britt hat sich meiner angenommen und ins Zelt gebracht, wo ich schön bis um 5 geschlafen hab. Verpasst hab ich noch Stomper 98, Mr Symarip und Bonsai Kitten, aber da gibt’s sicherlich schlimmeres. Außerdem ist es ja auch besser als Fahrer rechtzeitig schlafen zu gehen.

May-Britt: und wieder bin ich mir sicher, dass ich dich gar nicht sooo früh ins Bett gebracht habe wie du denkst, aber wahrscheinlich hast du dir bis dahin restlos alle Lampen ausgeschossen und kannst dich einfach nicht erinnern. Ich bin mir sogar sicher, dass ich dich gar nicht ins Bett gebracht habe, fällt mir gerade mal so ein. Ich wollte zwischen Evil Conduct und Stomper 98 noch mal einen kräftigen Schluck aus der Minttu-Flasche nehmen und da lagst du schon völlig mit Senf beschmiert im Zelt. Ich habe dann noch schnell meine letzten schicken Klamotten vor dir und deinen Senffingern in Sicherheit gebracht, hab dir die Schuhe ausgezogen, dich ordentlich zugedeckt, in die stabile Seitenlage gelegt und bin dann wieder los… und zwar zu

Stomper 98

Die habe ich mir vom Bierstand aus angesehen und fand sie rein musikalisch echt ganz nett, eine Mischung aus prolliger Oi-Mucke und Ska, mit schon fast metalmäßigen Gitarrensoli. Sie haben ordentlich Mittelfinger geerntet, wohl weil sie ein Onkelz-Lied gecovert haben und auch sonst anscheinend ziemlich „Grauzone“ sind, so wurde es mir zumindest berichtet. Ich habe mich mit denen nie zuvor auseinandergesetzt.

Mr. Symarip

Wurde ohne Ankündigung durch Mark Foggo ersetzt, was ich ziemlich ätzend fand. Trotzdem war das Konzert schön und ich ziemlich betrunken.

Danach kann ich mich nur noch bruchstückhaft erinnern und anhand der Fotos die ich gemacht habe, die weitere Nacht ein bisschen rekonstruieren. Ich habe mich auf jeden Fall am Bierstand und in der Cocktailbar rumgetrieben und dann bis zum Sonnenaufgang in der „City of Trash“ (,,Disco“raum im Flugzeughangar) zu feinster Reggae- und Soulmusik getanzt. Der Typ der aufgelegt hat war echt gut, vielleicht finde ich den Namen ja noch mal heraus. Was ich ein bisschen ätzend fand: der junge Mann, mit dem ich gerade am Biertresen war, kleckerte ausversehen mit seinem Bier und ein paar Tropfen (echt nicht viel!) verunreinigten die Strumpfhose von einem ziemlich übellaunigem Skinheadmädchen. Sie hat sich total aufgeregt und als ich meinte, dass sie sich mal entspannen soll und er es nicht in böser Absicht gemacht hat erwiderte sie nur: ,,Ja, meine Klamotten sind aber bestimmt teurer als dein ganzes Leben.“ So musste ich sie leider total auslachen und habe während der ganzen Nacht nach ihr Ausschau gehalten um ausversehen meinen Drink (vorzugsweise irgendeinen bunten, klebrigen Cocktail) über ihre ach so teuren Kleidungsstücke zu kippen. Hat leider nicht mehr geklappt. Dann eben nächstes Jahr…. Wer sich über ein paar Bierflecken auf seiner unglaublich teuren, aber auch von Kinderhand gefertigten, Massenscheiße beschwert, hat auf einem Festival meiner Meinung nach echt nichts zu suchen. Natürlich habe ich auch keine Lust von Ekelpunkern vollgekotzt oder mit Pfeffi usw. überschüttet zu werden, aber sowas ist halt unvermeidlich und man kann ja auch durch das Tragen von nicht unbedingt seiner hellen Lieblingskleidung, sondern dunklen Sachen, vorbeugen…

Sonntag 1.9.2013

Malte: Ich werd wach, weil May-Britt sturztrunken ins Zelt kommt und eigentlich schlafen will. Dachte ich zuerst. Eher war es so, dass ich noch schlafen wollte, aber sie das anscheinend nicht einsehen wollte. Dann haben wir ganze 3 Stunden lang, das wahrscheinlich niveauloseste Gespräch unseres Lebens geführt, was aber äußerst amüsant war, auch wenn einige die draußen saßen sich wünschten , dass sie es nicht hätten mit anhören müssen.

Sonntags auf Festivals ist meistens der Tag wo ab morgens die ersten Zelte abbrennen und Gaskartuschen explodieren, das war hier relativ wenig der Fall. Bis auf einen größeren Sofa-Brand, hab ich kein Feuer mitbekommen. Wir waren uns noch nicht ganz sicher ob wir Sonntags nach den letzten Bands oder erst Montag nach Hause fahren sollten, aber da 3 Tage Saufmarathon ja nicht unbedingt spurlos an einem vorübergehen entschieden wir uns für Sonntag. Aber die meisten waren eh schon am Abreisen. Also langsam die ersten Sachen zusammenpacken, das Überbrückungskabel, oder wie es auch so schön von May-Britt formuliert wurde, den Startschlauch suchen, denn durchs Musik hören war natürlich die Autobatterie restlos leergelutscht. Dann kam der schlimmste Teil des Tages, das bewusste ausnüchtern und das Warten auf die Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit. Wir verbrachten den Vormittag damit wieder sehr niveaulose Gespräche zu führen. Da ich ja mal wieder mein Handy am Vorabend verloren hatte, bin ich erstmal zum Infostand geeiert und habe es sogar wiederbekommen, also außer reichlich Gehirnzellen und viel zu viel Geld gab es keine größeren Verluste zu melden. Da ich seit Donnerstag lediglich 2 Mettbrötchen, 2 Bratwurst und n paar Bissen Döner gegessen hatte, kam irgendwie doch langsam das Hungergefühl durch, mit bestialischem Sodbrennen und Würfelhusten. Von meiner Portion XXL-Pommes hab ich auch bloß 3 Stück gegessen und den Rest verschenkt. Vorher amüsierten wir uns noch darüber dass es beim XXL-Pommes stand auch kleine Portionen gab.

May-Britt: ja, ich wollte auch eigentlich schlafen gehen, aber ich war so von dem Anblick von Maltes dreckigem Kopfkissen, auf dem Maltes Kopf und der Plastikkothaufen schliefen, amüsiert, dass ich mich dazu entschied heiter weiterzumachen und Malte aufzuwecken, damit er mir Gesellschaft leistet. Schade, dass wir kein Büchlein, wie sonst, mithatten, so sind einige lustige Witze und Zitate für immer verloren.

Im Laufe des Vormittags sind dann etliche Pfandpiraten und Müllfeen über den Zeltplatz gewandert… der von mir liebevoll mit Pfanddosen bestückte Müllbeutel wurde schon in der Nacht zuvor geklaut! Voll assozial. Auch auf dem Spirit-Festival trieben sich die organisierten Pfandverbrecher herum und nahmen alles mit was nicht niet- und nagelfest war, unter anderem auch volle Wasserflaschen, die unter Autos deponiert waren (wahrscheinlich um sie wieder mit nach Hause zu nehmen)… die haben mir echt schlechte Laune bereitet.

Prollsport

Malte: Damit die Zeit etwas schneller vergeht sind wir nochmal aufs Bühnengelände gegangen um uns die ersten Bands anzusehen. Unser Glück! Mittags um 12 spielten „Prollsport“. Den Namen hatte ich irgendwo auch schonmal gehört oder gelesen. Es war so richtig schön stumpf und primitiv, dass wir die meiste Zeit nur lachend rumstanden und uns nicht sicher waren, ob die Band das ernst meint ober ob es Satire ist. Für den größten Lacher sorgte die Ankündigung eines Songs, wonach wir uns kaum noch halten konnten. „Prollsport fickt für immer!“. Naja untermalt wurde das ganze mit stumpfen Schrammel-Oi! Und die Band betonte zwischen jedem Lied, dass sie eigentlich viel besser spielen, aber einfach zu fertig von 3 Tagen Saufen waren. Wir lassen es einfach mal so stehen.

May-Britt: Prollsport fickt für immer! Der Name Prollsport hat mich anfangs total abgeschreckt und ich wollte sie gar nicht sehen… aber ob ich nun am Sonntag um 12:00Uhr morgens in Niedergrörsdorf im tiefsten Brandenburg auf dem Zeltplatz rumhänge und die Müllsammler davon abhalte in den Zelten nach Pfandflaschen zu suchen oder mir Prollsport angucke ist gehupft wie gesprungen. Deswegen habe ich die restlichen Zeltplatzveteranen zur Bühne begleitet und wurde von der Hamburger Band nicht enttäuscht. Prollsport haben mich auf jeden Fall herzhaft zum Lachen gebracht. Realsatire.

Malte: Danach sollten Tower Blocks spielen, aber mir wurde erzählt die hätten am Samstag mit No Exit getauscht. Keine Ahnung, ich war auch langsam zu dem Entschluss gekommen, nicht erst Montag sondern Sonntagabend nach der letzten Band loszufahren. Also haben wir langsam mal unser ganzes Geraffel zusammengesucht, Zelt abgebaut und alles im Auto verstaut. Dabei stellte ich erstaunt fest, dass ich noch eine ganze Palette Bier und meine am Samstagmorgen vermisste Flasche Korn hatte. Langsam verabschiedeten sich auch unsere letzten Bekannten um uns herum. Der Trupp der am Donnerstag in einem furchtbar desolaten Zustand ankam, war sogar schon nachts nach Stümper...äähh Stomper 98 abgereist. Letzte Band sollten die mächtigen Kassierer sein, doch je nüchterner ich wurde, desto weniger Lust hatte ich mir die noch anzugucken. Hat man ja auch schon oft genug gesehen und ich hatte auch irgendwie Angst davor mir das nüchtern anzutun.

C.O.R.

May-Britt: C.O.R. fand ich wie immer ziemlich gut. Die volle Hardcore-Dröhnung war genau das richtige um wieder etwas frisch zu werden. Friedemann hat tolle Ansagen gemacht und ich bin immer wieder davon begeistert wie ein Mensch so viel Wut im Herzen haben kann. Seine Wut ist aber nicht durchweg destruktiv, sondern irgendwie auch aufbauend und hoffnunggebend. Ich mag den Mann. Musik, Bühnen“show“ und das ganze Drum und Dran waren wie immer ziemlich gut und mitreißend. COR: immer wieder gerne.

Malte: C.O.R. Ist definitiv keine Band die ich mir auf Platte anhören würde, aber Live sind sie immer wieder geil. Also nochmal zur Bühne, eine Bratwurst mit Senf gekauft und dieses mal sogar unfallfrei verspeist. C.O.R. Waren dann auch wie schon erwartet sehr geil. Unglaublich wieviel Hass ein Mensch versprühen kann, hehe. Danach sollte Sir Psyko spielen. Auch Musik auf die ich gut verzichten kann, also wieder zurück zum Auto. Warten, langweilen und gucken wie durch den auftretenden Sturm sämliche Zelte, Pavillons, Müll und andere Dinge übern Zeltplatz wehten.

Irgendwann rang ich mich dann dazu durch die Kassierer nicht mehr anzugucken, da ich mich langsam doch nach meinem Bett sehnte.

May-Britt: zum Glück hast du die Kassierer ausfallen lassen. Ich war nämlich echt müde und wollte nur noch nach Hause in mein schönes Bett. Außerdem kennt man die Kassierer ja wohl in- und auswendig und ich denke nicht, dass sie irgendetwas total Revolutionäres gerissen hätten. Also haben wir nichts verpasst. Und sich die Kassierer nüchtern anzusehen ist bestimmt genau so witzig, wie eine Goa-Party in nüchternem Zustand zu besuchen.

Malte: Also den „Startschlauch“ bereit gemacht und Leute gesucht die mir Starthilfe geben können. Gar nicht so einfach auf einem Festival wo, wie ich erst im Nachhinein gelesen habe, während des Wochenendes ein Notstromaggregatverbot eingeführt wurde. Aber eine Gruppe netter, junger, dafür zwar nicht sonderlich attraktiver Damen halfen uns endlich wegzukommen. Dann folgte eine für mich äußerst anstrengende 5-stündige Rückfahrt, aber mit lauter Lokalmatadore-Beschallung wurde es zumindest für mich erträglich. Der Rattenkönig auf der Rückbank, der seit diesem Festival allerdings nicht mehr Rattenkönig oder Ratman sondern Mr. Bean heißt, wusste dies aber geschickt zu ändern. Seinen Namen hatte er dadurch bekommen, dass er sich das ganze Wochenende nur von Baked Beans und Alkohol ernährt hat. Es kann sich ja wahrscheinlich jeder ausmalen, was das zur Folge hatte. Viel Rauchen und Fenster auf machte es aber erträglich. Gegen halb 9 kamen wir endlich in Kiel an um May-Britt abzuladen und um kurz vor 10 war ich auch endlich wieder in heimischen Gefilden.

Fazit:

Malte: Ein sehr gelungenes Wochenende! Gute Bands gesehen, viel getrunken, niveaulos und asig gewesen und verdammt viel Spaß gehabt. Die Musikauswahl auf dem Zeltplatz ist eigentlich das einzige was man bemängeln konnte und die dazugehörigen Hörer, die größtenteils den IQ eines mittelgroßen Dorftümpels hatten. Aber es waren auch viele nette Leute und Asis da, die zu einem super Festival beigetragen haben.

Der Bericht wäre wahrscheinlich noch doppelt so lang geworden, aber zu viele von den erlebten oder ausgeführten Dingen sollte man besser nicht in der Öffentlichkeit breittreten. Und wenn selbst ich, als Mensch ohne nennenswertes Schamgefühl so was sage, sollte das schon was heißen. Nächstes Jahr werde ich auf jeden Fall wieder hinfahren, ich bin mir noch nicht sicher ob ich wieder zelte oder in der Pension nächtige, aber durch das pennen in der Pension geht zu viel vom Festivalflair flöten, deshalb tendiere ich doch wieder zum Zelten.

May-Britt:

Die Sound-Probleme, vor allem auf der kleinen Bühne, waren echt fürchterlich. Nächstes Jahr bitte besser machen, genauso wie mehr Dixis auf dem Zeltplatz aufstellen! Immerhin wurden sie nicht von irgendwelchen Force-Attack-Punkern umgeworfen oder in ihnen wilde Kotspiele, wie man es von anderen Assi-Festivals kennt, gespielt.

Man hat von vielen Seiten gehört, dass sich die Veranstalter wirklich sehr darum bemüht haben, NS-Spinner und sonstige rechte Gruppierungen vom Festival fernzuhalten. Persönlich habe ich mitbekommen, dass einem der zahlreichen Deutschrock-Lager auf dem Zeltplatz das Notstromaggregat weggenommen wurde. Ob das Aufhängen einer Israelflagge (warum zum Teufel?) am Einlasszelt wirklich NS-Fans und Antisemiten vom Festivalbesuch abschreckt, wage ich zu bezweifeln….

Das Essensangebot auf dem Konzertgelände war für viele ausreichend bis sehr gut und mir eigentlich völlig egal, da ich ja meinen Spirituskocher und alles Mögliche an Kochkram mithatte. Ich finde 4,00€ für eine Kelle voll mit matschigen Nudeln mit etwas Gemüse aber ziemlich happig und auch so war das restliche vegetarische Essen nicht gerade günstig. Fleischkrams hatte glaube ich normalen Imbissbudenpreis. Wünschenswert wäre im nächsten Jahr auch einen Stand mit mehr Auswahl für Veganer?! Ja ich weiß. Das ist überhaupt nicht Oi ;-)

Aber nun ists genug der Kritik: Ich habe mir das Schlimmste ausgemalt und wurde am Ende dennoch positiv vom Spirit of the streets-Festival überrascht. 39€ für so viele Bands sind echt in Ordnung, Malte war weniger nackt als erwartet und ich musste ihn gar nicht so stark bemuttern wie ich es mir vorgestellt habe und die übrigen Leute in unserem Lager waren echt sehr nett und lustig.

Ich hatte viel Spaß, habe viel gelacht, neue interessante Menschen kennengelernt, mich etwas daneben benommen ohne mich schämen zu müssen und natürlich auch ein paar gute Bands gesehen und mal mehr von diesem ganzen Oi-Kram mitbekommen. Mal sehen ob ich nächstes Jahr wieder zum Spirit-Festival fahre, ich wurde auf jeden Fall so positiv überrascht, dass ich nicht sage: Oh nein, nie wieder!

Kommentare   

0 #4 Matt 2013-09-05 05:45
zitiere Philipp:
In die Galerie hochladen. Weiß jetzt nicht, ob man dafür spezielle Rechte benötigt. Entweder richtet Matt die dir ein oder du schickst sie mir.

Nö, da brauchst du keine speziellen Rechte für!
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+2 #3 Dirk Sackers 2013-09-04 20:31
Echt guter Bericht. So bekommt man auch als Oi-Punk- Laie n guten und lustigen Eindruck der Geschichte. :lol:
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0 #2 Philipp 2013-09-04 17:50
In die Galerie hochladen. Weiß jetzt nicht, ob man dafür spezielle Rechte benötigt. Entweder richtet Matt die dir ein oder du schickst sie mir.
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0 #1 Maychi Mayhem 2013-09-04 17:33
Wie kann ich hier denn Fotos einfügen?
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