NIFELHEIM, VULCANO, THE STONE / 06.05.2013 – Hamburg, Marx

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Über die Jahre haben sich NIFELHEIM zu einer meiner Lieblingsbands entwickelt. Der Stil der Band – sowohl auf musikalischer Ebene als auch im Erscheinungsbild – ist so durch und durch Metal, die Songs dabei so überragend gelungen in ihrer Kombination aus MAIDEN-Melodien und feistem Black/Thrash-Geballer, dass man die beiden Stirnglatzen-Brüder Tyrant & Hellbutcher und ihre Compagnons doch nur ins Herz schließen kann. Wie ästhetisch ansprechend ist allein schon das „THUNDER METAL“-Tourposter?

THUNDER METAL




Viel ist ja nicht los, als wir im Marx eintrudeln. Die Schlagzahl an sehenswerten Konzerten ist offenbar zu hoch, dazu mag der Montagstermin abschrecken. Aber das vertretene Publikum ist derart enthusiastisch und drängelt sich ins vordere Drittel des Marx, dass keine Eierschaukelstimmung droht.


THE STONE kommen aus Serbien und sind auch schon seit 17 Jahren dabei, krawallbürstigen Black Metal zu fabrizieren. Besonders überzeugt mich der Schlagzeuger, der sein Set unnachgiebig und variantenreich verprügelt. Insgesamt fallen die Stücke nicht unbedingt originell aus, haben aber Power und Atmosphäre. Die Bandmitglieder schütteln unisono die Rüben und wirken erfreut, mit diesen Bands auf Tour sein zu können. THE STONE können aus 14 Veröffentlichungen Songs schöpfen, von denen ich leider keine einzige besitze.


Seit 1981 gibt es VULCANO, wohl die erste brasilianische Band, die extremen Metal gespielt hat. Ich weiß nicht, ob VULCANO überhaupt jemals auf Eurotour waren, aber ich sehe sie heute zum ersten Mal. Was für eine Abfahrt! Der Drummer sieht aus wie Karl Marx auf Acid, der Gitarrist mit seinen schlohweißen Haaren wie James Hetfield in dreißig Jahren. Mit ganz viel Spielfreude böllern sie los und begeistern mich auf Anhieb. Die Stücke haben diesen direkten Charakter alter BULLDOZER oder PROTECTOR, wobei jene Bands wohl eher von VULCANO beeinflusst sein könnten als umgekehrt. Jedenfalls hat die Darbietung ungemein viel Seele und Charme. Für solche Konzerte liebe ich den Metal! Da ist nichts plastikhaft Glattgebügeltes, nur vehementes Geballer, mit vollem Einsatz vorgetragen. Wenn ich von schlohweißen Haaren spreche, heißt das nicht etwa, dass VULCANO so wirken, als kippten sie gleich von der Bühne. Mitnichten, das gesamte Set besitzt enorme Durchschlagskraft, die Stücke werden durch simple Strukturen und rohe Kraft nach vorne gekickt. Zu „Witches Sabbath“ hüpfen Tyrant und Hellbutcher auf die Bühne und grölen mit. Absoluter Hammer, für den allein sich bereits der Konzertbesuch gelohnt hätte!


http://www.youtube.com/watch?v=8yQBmFKTHkE


Aber es kommt gar noch besser. Erik „Tyrant“ Gustavsson und Per „Hellbutcher“ Gustavvson haben sich ihrer “Straßenklamotten” entledigt und landfein gemacht: Nieten, Leder, Nieten, tellergroß Kajal umme aufgerissenen Glotzies, 20-cm-Spikes, Nieten, noch mehr Leder, noch mehr Nieten – argh! Da ist es nebensächlich, dass die Besetzung insgesamt neu ist - auch die restlichen Musiker überzeugen und passen zur Band. Der Mob dreht völlig durch, als NIFELHEIM ihn nach Strich und Faden vermöbeln. Alle sind mehr als willig und bereit, Satan ein Opfer zu bringen („Satantic Sacrifice“), sich vom Sturm des Schnitters die Frisur zerzausen zu lassen („Storm Of The…“ – na, ist klar, ne?), böse Blasphemien auszuspucken oder sich vom Bösen besitzen zu lassen. Die Gitarren schreddern exquisit, das Schlagzeug galoppiert im typischen VENOM/BATHORY-Stil, der Gesang scheint direkt aus den Gedärmen des Gehörten zu erschallen. Ein Typ hängt völlig schmerzfrei das gesamte Konzert über vor einer der beiden großen P.A.-Boxen, um möglichst nah am Geschehen zu sein und ab und zu ins Mikro bölken zu können – der hat bestimmt noch länger gut von diesem Abend… Die NIFELHEIMer posen mit heraushängenden Zungen, wirr abstehenden Resthaaren und irren Blicken, bis auch der/die letzte Anwesende jedwede Hemmungen über Bord wirft. Waah, einfach nur klasse, die zweitbeste Band der Welt (laut eigener Aussage können NIFELHEIM höchstens diese Position erreichen, da Platz 1 auf ewig von IRON MAIDEN besetzt sei…) hat mal wieder auf ganzer Linie überzeugt!


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