KEEP IT TRUE XVI / 2013 – Lauda-Königshofen, Tauberfrankenhalle, Tag 1

0 Dislike0

 

Stumpfer Fischkopp: 10 Jahre KEEP IT TRUE und wie immer ein erstklassiges Billing voller Granatenbands und exklusiver Shows. Wie macht der Olli Weinsheimer das bloß?

Schon die Hinfahrt ist ein Genuss. Der MetalSon hat extra einen Sampler erstellt. Das Ding enthält nicht weniger als 101 Songs und ist mit einem 12-seitigen Booklet versehen, in das der Kollege Festivalfotos unserer Reisegruppe und unzählige Infos gepackt hat. Das Cover zeigt den im letzten Jahr auf der Rückfahrt fast abgefallenen Reifen des Streckermobils. Am härtesten sind aber die thematischen Kategorien, in welche er die Songs unterteilt hat: Erst kommt je ein Titel von einer auffem KIT XVI zockenden Band, dann folgen Songs, die von unlängst verstorbenen Musiker_innen stammen (im Booklet nicht nur Titel, Herkunftsland, Todesdatum, sondern auch die jeweilige Todesursache, z.B. „Shot by police officer“ oder „Heart Attack“…), zum Abschluss Highway-orientierte Texte wie METALUCIFERS „Heavy Metal Highway Rider“, CROSSFIREs „Highway Driver“ oder PAGAN ALTARs „Highway Cavalier“… Fazit: Der Typ ist noch jung, aber jetzt schon nerdiger als der Rest der Reisegruppe zusammen.

Crowd bei MEDIEVAL STEEL

 (Crowd bei MEDIEVAL STEEL)

Fotos von Hille - besten Dank!

 

 

MetalSon: Auch in diesem Jahr reist eine veränderte Gruppe nach Lauda-Königshofen, um interessante Newcomer, gute bekannte Bands und bisher ungesehene Legenden zu sehen. Vorweg muss erwähnt werden, dass es dieses Jahr wieder keinen schlechten Auftritt bei der 16. Auflage des Festivals gibt (Anmerkung Fischkopp: Doch, einen schon…). Solch eine hohe Qualität, besonders bei den "verschollen- und totgeglaubten" Bands, erreicht kein anderes mir bekanntes Festival.

Die Anreise erfolgte wie gewohnt am Donnerstag. Da wir diesmal früher ankommen sollen, wollen wir noch ein traditionelles Mahl genießen. Leider machen uns die Öffnungszeiten einen Strich durch die Rechnung, so dass wir uns kurzer Hand in das nächste Restaurant quetschen. Griechisch steht auf dem Plan. Kann jeder von uns mit leben. Meckern will man ja sowieso nicht, wenn die Menschen schon so nett sind, uns noch zu versorgen. Gibt aber auch keinen Grund, Essen ist gut und auch das Bier schmeckt.

 

 

BORROWED TIME:

 

BORROWED TIMEBORROWED TIME

 

Stumpfer Fischkopp: Die Band können wir leider lediglich nebenbei genießen, da wir etwas spät dran sind und am Anfang eines jeden KIT-Festivals zunächst das Akquirieren des Tickets fürs nächste Jahr und natürlich eine hemmungslose Vinylernte stehen. Wie man hört, gehen allein heute bereits 80 % der 2014er-Karten über den Tresen. Wer also hin möchte und noch keins hat, sollte sich beeilen. Bestätigt sind bis jetzt JAG PANZER (spezielle Early Days Show mit Joey Tafolla, der zum ersten Mal mit denen in Europa zockt), LETHAL (argh!), HEXX (YEAH! Zum ersten Mal in Europa, spezielles Old School Set!), SINNER, ATLANTEAN KODEX, PERSIAN RISK, DECEASED, IRON CROSS, MASQUE, DEEP MACHINE und NIGHT DEMON. Aber zu BORROWED TIME: Die spielen guten Heavy Metal und kommen authentisch & sympathisch rüber. Der eine Gitarrist hat Punk- und Metal-Patches auf seiner Kutte (wer DISCHARGE, SATAN und DARKTHRONE kombiniert, hat bei mir bereits gewonnen), der Bassist trägt ‘nen IRON-KOBRA-Shirt. Von letzterer Band habe man auch alle Instrumente geliehen, was die Amis auf der Bühne gebührend würdigen. Außerdem feiert man High Roller Records, welche deren „Arcane Metal Arts“-LP veröffentlicht haben. Zufälligerweise stehe ich gerade am High-Roller-Stand und bekomme mit, wie Steffen Boehm sich fistbangend über die Ansage freut.

 

MetalSon: Wir sind zwar pünktlich an der Halle, um keine Band zu verpassen. Ganz pünktlich kommen wir aber auf Grund von Begrüßungen von Freunden und Bekannten und dem zähen Einlass nicht. Während ich nach dem obligatorischen KIT XVII-Ticketkauf die Band ansehe, stürzt sich die Mehrheit der Truppe erst mal ins Getümmel, um ein paar Platten zu ergattern. Allzu viel Material ist mir von BORROWED TIME vor dem Auftritt nicht bekannt. Trotz einer guten Leistung bleibt bei mir leider nichts hängen.

Setlist:

Burning Mistress
Midnight Tygers
Black Olympia
Libertine
Of Nymph and Nihil...
Sailor On the Seas of Fate
Dawn for the Glory Rider
Fog in the Valley

 

ELIMINATOR:

 

ELIMINATORELIMINATOR

 

MetalSon: ELIMINATOR aus England überzeugten mich dann mit ihrem traditionellen Heavy Metal. Dave Pugh (ex- D.A.M., ex-Skyclad) ist seit diesem Jahr als Sänger dabei und passt sehr gut zum Sound der Engländer. Ich bin gespannt, wie sich die Band entwickelt.

Stumpfer Fischkopp: Auf ELIMINATOR kann ich mich dann schon etwas mehr fokussieren. Die waren mal bei Fenriz in der „Band Of The Week“-Rubrik, was mich zum ersten Mal aufhorchen ließ und auf die Band aufmerksam machte, denn in der Regel kann ich Fenriz‘ Geschmack sehr gut nachvollziehen. Eine sehr überzeugende Heavy-Metal-Attacke: schnell, druckvoll und melodiös. Immer noch locken die ganzen Plattenstände, aber die Engländer schaffen es schließlich, uns in die ersten Reihen zu reißen. Denn wie sollte man diese rollenden Riffs und diese klassische Sirenenstimme ignorieren, die mit einer gewissen Leichtigkeit präsentiert werden? Herausragend auch der prägnant spielende Bassist. Brecher wie „Outlaws Of The Highway“, „The Seer“ oder „We Rule The Night“ bleiben nachhaltig im Kopf kleben. Vom Gänsehautfaktor fast so zwingend wie VOLTURE im Vorjahr, die allerdings noch etwas druckvoller powerten. Konsequenz: Die meisten von uns ernten nach dieser Show direkt die „The Seer“-7“ ab.

Setlist:

Outlaws of the Highway
Danger in the Skies
The Seer
Echoes
The Warrior... of the Sky
We Rule the Night
Traitor

 

AIR RAID:

 

AIR RAIDAIR RAID

 

Stumpfer Fischkopp: Man mag es kaum glauben, aber mit AIR RAID reiht sich eine WEITERE atemberaubende junge Band in die endlose Riege von richtig guten schwedischen Metalbands ein! Die Band setzt einen ersten Höhepunkt und sorgt mit ihrem kraftvollen und melodischen Heavy Metal für Euphorie in Lauda-Königshofen. Vom Gitarrenspiel bis hin zum Gesang klingt alles so original 80er, dass ich mehrfach ungläubig zwinkern muss, um mich zu versichern, dass die Musiker alle gerade mal Anfang bis Mitte 20 Jahre alt sind. Der Sänger erinnert an Blaze Bayley mit mehr Volumen, die Gitarren brillieren mit abwechslungsreichen und durchdachten Riffs und Breaks. Die Platte „Night Of The Axe“ MUSS abgeerntet werden!

MetalSon: AIR RAID sind für mich das erste Highlight des Tages. Der Sound der Schweden lässt sich als eine Mischung aus traditionellem Heavy Metal (eher europäisch) und der NWOBHM beschreiben. Bei dem Auftritt stimmte alles: Spielfreude, Energie, Publikumsreaktionen.

Setlist:

Treason
Night of the Axe
The Lost City
Annihilation
Riding Out
Free at Last
Call of the Warlock
Midnight Burner
When the Sky Turns Red
The Blade of the Dark

 

HIGH SPIRITS:

HIGH SPIRITSHIGH SPIRITS

 

Stumpfer Fischkopp: Chris Black und seine Kollegen haben vielen Bands, die für exklusive Reuinionshows reanimiert werden, etwas voraus: Tourerfahrung. Bei der Band wackelt nichts, alles wird gnadenlos auf die Eins gebracht und die Band pumpt die Halle somit effektiv mit guter Laune voll. Chris Black ist mittlerweile etwas souveräner im Bühnengebaren und in den Ansagen geworden, im Gesang sowieso. Selbstironisch nimmt er die schwarze Shirts/weiße Jeans-Optik der Band auf die Schippe und verweist auf Dreckflecken, Suppenreste und Bierspritzer auf seiner Buxe, die aus Hamburg, Koblenz oder Eindhoven stammen würden… Gleich bei mehreren Songs kann ich mich ‘ner massiven Gänsehaut nicht erwehren, z.B. „Full Power“, „Torture“, „Going Up“, „High Spirits“ und natürlich dem Knaller „Another Night In The City“. Die Halle ist jetzt richtig voll und das Gros der Leute singt begeistert mit. Die Vehemenz, mit der HIGH SPIRITS aufspielen, erinnert an ganz frühe Livemitschnitte von IRON MAIDEN, wobei HIGH SPIRITS im Vergleich natürlich deutlich straightere Songs schreiben. Angesichts der allgemeinen Begeisterung darf die Prognose gestellt werden: Wenn HIGH SPIRITS es mit weiteren Alben schaffen, an das Niveau des „Another Night“-Longplayers anzuschließen, sehen wir sie irgendwann als Headliner auf dem KEEP IT TRUE. Für nicht wenige der Höhepunkt des ersten Tages, wenn nicht sogar des gesamten Festivals.

MetalSon: HIGH SPIRITS wurden mir schon während der Reise als Kracher angekündigt. Ich habe die Band zwar nicht am Samstag vor dem Festival in Hamburg gesehen, muss aber sagen, dass meine Erwartungen nicht erfüllt wurden. Direkt nach AIR RAID hatte ich bei recht vielen Songs nicht dieses "Mitreiß"-Gefühl, welches z.B. "Another Night In The City" erzeugt.

Setlist:

When the Lights Go Down
Full Power
I Need to Know
Another Night in the City
Torture
Midnight Sun
Never Going Back
Nights in Black
Going Up
High Spirits
Don't Look Down
Running Home



MORBID SAINT:

MORBID SAINTMORBID SAINT

 

MetalSon: Astreinen Thrash Metal aus Kanada bieten MORBID SAINT. Auch wenn ich nur selten was für Thrash Metal übrig habe, genieße ich diese Momente auf den kleinen Festivals doch sehr häufig. Zum Glück überzeugen mich MORBID SAINT auch sehr schnell. Generell ist das "Thrash-Problem" wohl auch eher ein Anti-"das mag ja jeder". Bei solchen relativ unbekannten Bands ist es daher seltener der Fall. Verflog im Vorjahr die Zeit bei SENTINEL BEAST noch recht unspektakulär, geht die Zeit dieses Mal zwar auch zu schnell vorbei, macht aber nichts, da man regelrecht überrollt wurde. Viel mehr Material existiert ja aber ohnehin nicht. Zeigt aber auch die Klasse des Materials auf.

Stumpfer Fischkopp: MORBID SAINT zocken ihr gesamtes „Spectrum Of Death“-Album (1988), welches mir besser reinläuft als die Plörre, welche in der Halle ausgeschenkt wird. Denn es handelt sich hier schließlich um Old School Thrash, der vom Aggressionslevel auf Augenhöhe von DARK ANGEL oder DEMOLITION HAMMER angelehnt ist. Abgepfiffene Riffs und sehr beeindruckendes Drumming, ohne dass die Sache zu technisch wird. Sänger Pat Lind bewegt sich dazu wie Barney Greenway in Zeitlupe. Der erwähnte Klassiker wird eingerahmt in die beiden Songs „Destruction System“ und „Thrashaholic“ und ansonsten komplett in der Chronologie der Album-Songreihenfolge dargeboten. Sowas mag ich, zumal die Songs gut gespielt werden. Da können die meisten modernen Trigger-Thrash-Bands im Vergleich mal langhin kacken gehen. Lind wirft mehrfach Patches in den Mob, verfehlt unsere Reisegruppe dabei jedoch knapp. Nächstes Mal besser zielen, Kollege!

Setlist:

Destruction System
Lock Up Your Children
Burned at the Stake
Assassin
Damien
Crying for Death
Scars
Beyond the Gates of Hell
Thrashaholic

 

QUARTZ:

QUARTZQUARTZ

 

MetalSon: Quartz eröffnen den NWOBHM-Doppelschlag. Erstaunlicherweise habe ich bisher noch keinen schlechten Auftritt einer NWOBHM-Band gesehen. Quartz gehören zu den bekannteren Vertretern der Bewegung und überraschen recht viele Besucher mit einem leidenschaftlichen und musikalisch mitreißenden Auftritt. Ich bin neben der Musik auch ein Freund des britischen Humors, welchen relativ viele Bands in Ansagen oder kleinen Neckereien untereinander zur Schau stellen.

Stumpfer Fischkopp: Hmm, meine Notizen zum ersten Tag werden immer krakeliger. Zu QUARTZ hab ich mir zumindest „geil alt“ notiert... Aber was soll’s, wer braucht Notizen, wenn sich dieses Wochenende doch so kristallklar in meine verkrustete Hirnmasse einritzt! Ob der MetalSon Recht damit hat, wenn er sagt, dass eine NWoBHM-Band live gar nicht schlecht sein könne, weiß ich zwar nicht, aber es fällt schon auf, dass viele Combos dieses Genres wirklich tight, zeitlos und im positiven Sinne unaufgeregt klingen. So auch QUARTZ, die zudem diverse Knaller aus ihrem umfangreichen Repertoire präsentieren können, z.B. „Street Fighting Lady“, „Stand Up And Fight“ oder „Back In The Band“, und die ihren Auftritt schließlich gar mit einem formidablen Klassiker beenden – nämlich „Satan’s Serenade“, ein Song, der auf jeden NWoBHM-Sampler gehört: Dieser rastlose Rhythmus, das unheilvoll klingende Gitarrenlick, die sich ins Hirn brennende Gesangslinie, der sich steigernde Chrorus am Ende – einfach dermaßen geil, dass ich mich immer wieder frage, warum nicht wenigstens dieser Song so bekannt ist wie Klassiker von BLACK SABBATH oder JUDAS PRIEST…

Setlist:

Good Times
Street Fighting Lady
Mainline Riders
Back in the Band
Bloody Fool
Wildfire
Stand Up and Fight/Charlie Snow
Around and Around
Satan's Serenade

http://www.youtube.com/watch?v=6aXOFVq8xVg

QUARTZ

 


HOLOCAUST:

HOLOCAUSTHOLOCAUST

 

Stumpfer Fischkopp: Fast zwanzig Jahre ist es her, dass ich HOLOCAUST zum letzten Mal live sehen konnte (im Itzehoer In-Town zusammen mit SUICIETY). Bereits 1993 spielte die Band als Three-Piece, natürlich mit John Mortimer als einzige Konstante im Vergleich zum jetzigen Line-Up. Ich liebe den aufgeräumten Sound von Dreierbesetzungen in Metal- oder Punkbands. Andere empfinden das oft als „zu dünn“  - und im Vergleich zu der letztjährigen NWoBHM-Anniversary-Show klingt „Heavy Metal Mania“ natürlich zugegebenermaßen weniger spektakulär. Dennoch überzeugen HOLOCAUST die meisten Besucher_innen. Denn erstens kommt Mortimer wieder obercharismatisch rüber und hat mit seiner schlohweißen Matte ‘ne geile Schlossgeist-Optik. Außerdem ist seine Röhre immer noch ein fettes Alleinstellungsmerkmal. Drittens weiß der Meister die Massen mit einer emotionalen Metal-Speech auf seine Seite zu ziehen: In diversen Ländern kämen Menschen für ihre Heavy-Metal-Leidenschaft in den Knast, „but the metal-community is stronger than any government!“ Ja, genau, Alter. Dreieinhalbstens: Der Chef ist selbst noch Fan und trägt heute ein DESASTER-Shirt. Ach ja, und viertens: DIESE SONGS, verdammt! „Death Or Glory“, „Smokin‘ Valves“, „The Nightcomers“ und „The Small Hours“ (was für eine Atmosphäre, man fühlt sich förmlich von langsam auf einen zukriechenden Mutanten umzingelt!) werden am stärksten gefeiert, beim bereits erwähnten „Heavy Metal Mania“ brechen alle Dämme: „Inside The Power Cage…“ – na, ihr wisst schon. Sehr, sehr gut – nur schade, dass die „The Sound Of Souls“-LP komplett ignoriert wird („I Smash The Void“ hätte ich gerne noch gehört).

MetalSon: HOLOCAUST gehören zu meinen liebsten Bands der NWOBHM. Die Band um John Mortimer hat ihren Stil über die Jahre immer wieder verändert, dabei jedoch immer sehr gute Songs geschrieben. Gespielt werden neben den Klassikern ("Heavy Metal Mania", "Death or Glory" usw.) auch Material der neuen EP "Expander", welches sehr gut ins Gesamtgefüge passt. Einziger Kritikpunkt ist der an manchen Stellen geschwächte Sound, da die Band nun keine zwei Gitarristen mehr hat. Für eine Minimalst-Besetzung (Gitarre, Bass, Drums und Vocals) ist der Sound aber die meiste Zeit sehr gut und auch ausreichend kräftig. Die Stimmung bei "Heavy Metal Mania" war im letzten Jahr bei der NWOBHM-Anniversary-Show deutlich besser, da sie noch intensiver war.

Setlist:

It Don't Matter to Me
No Nonsense
Death or Glory
Expander
Only as Young as You Feel
Love's Power
The Small Hours
Smokin' Valves
Iron Will
Heavy Metal Mania
The Nightcomers

 

http://www.youtube.com/watch?v=jkRYpDSCEsw

HOLOCAUST

 


MEDIEVAL STEEL:

MEDIEVAL STEELMEDIEVAL STEEL

 

MetalSon: Die Meinung vieler Personen, dass MEDIEVAL STEEL nur den gleichnamigen Song als einzig guten Song haben, kann ich nicht teilen. Zugegebenermaßen wäre der Kult hinter der Band ohne diesen Song nicht oder nur in sehr begrenztem Umfang entstanden. "Warlords", "To Kill A King" und die meisten anderen Songs sind ebenfalls gut-sehr gut. Das war eines der besten jemals von mir gesehenen Konzerte. Der Song "Medieval Steel“ ist aber ganz sicher der beste Live-Moment: Eine ganze Halle voller Freaks singt die Hymne laut mit.

Stumpfer Fischkopp: Ich bin im Vorfeld richtig gespannt, wie die Band heutzutage klingt. Die Antwort: ...richtig gut! Der Gesang klingt sehr cremig, der Sänger Bobby Franklin ist ein sympathischer Vogel, der seine lange Mähne offenbar nie abgesäbelt hat. Die Stimmung ist während des ganzen Auftritts über gut, aber wie der MetalSon schon sagt, toppt die Hymne „Medieval Steel“ einfach alles. Ein wahrhaft magischer Keep-It-True-Moment. Der Song ist wohl eine der gelungensten Metal-Schlachtgesänge ever: Extrem laut und rhythmisch singen die Banger bereits Wort für Wort die Strophen mit, um im Refrain wirklich ALLES zu geben. Am Ende steigert sich der Gesang ja noch einmal in schrille Höhen – hier packen derart viele Freaks um mich herum ihre Kopfstimme aus, dass ich den Sänger auf der Bühne gar nicht mehr hören kann. Man merkt es den einzelnen Bandmitgliedern an, dass diese sich hart konzentrieren müssen, dass ihnen angesichts dieser Reaktionen nicht völlig die Gesichtszüge entgleisen. Alle scheinen begeistert. Doch halt! Alle? Nein, nicht alle: Als wir direkt danach am Streckermobil ankommen, liegt Strecker in der Karre und halt ein kleines Mittagsschläfchen. Wo ich diese Zeilen schreibe, ertönt der Refrain bereits wieder in meinem Schädel… Cuts you like a knife…

Setlist:

War Machine
Battle Beyond the Stars
The Man Who Saw Tomorrow
Warlords
Powersurge
To Kill a King
Tyrant Overlord
Heaven Help Me
The Killing Fields
Stranger in Time
Tears in the Rain
Circle of Fire
They Shall not Kill
Medieval Steel

http://www.youtube.com/watch?v=X2V21zXgFvY

 

MEDIEVAL STEELMEDIEVAL STEEL



LIEGE LORD:

LIEGE LORDLIEGE LORD

 

MetalSon: Von LIEGE LORD Lord hatte ich trotz der sehr guten drei Alben keine Erwartungen. Ich konnte die Band mit Sänger Joe Comeau nicht gut genug einschätzen. Ich werde sehr angenehm überrascht mit einer Gesamtleistung, die sich sehen und hören lassen kann. Für mich eine der Top-5 Performances des diesjährigen Festivals.

Stumpfer Fischkopp: Ich dagegen bin großer LL-Fan und konnte die Band schon einmal in Wacken live sehen. Damals waren allerdings wenige Originalmitglieder dabei, wenn ich mich recht entsinne. Heute dagegen sind es derer immerhin drei, nämlich außer Joe Comeau Matt Vinci (b) und Tony Truglio (g). Joe Comeau ist bestens drauf, die Band sehr druckvoll und fit. US Speed Metal at it’s best! Lob muss an den Mischer gehen, welcher übrigens Sebastian Marino ist (Joes Partner bei OVERKILL 1995 - 1999 und Ex-ANVIL). LIEGE LORD spielen auch Songs von den beiden ersten Alben, z.B. „Dark Tale“, „Rage Of Angels“, „Cast Out“, „Speed Of Sound“ oder „Wielding Iron Fists“, aber mit Joe am Mikro klingen die Biester von „Master Control“ etwas natürlicher. Konsequenterweise wird das Ding dann auch nahezu komplett gespielt – und es zeigt sich, dass diese Songs nichts, aber auch wirklich gar nichts an Faszination und Frische eingebüßt haben. Vielmehr krachen „Fear Itself“, „Broken Wasteland“ (diese melodische Twin-Gitarre!), „Feel The Blade“, „Rapture“ oder das Titelstück unfassbar kraftvoll aus den Boxen. Eine Freude! Das RAINBOW-Cover „Kill The King“ rundet die Sache ab und wird exquisit gemeistert. Stimmung bestens. LIEGE LORD setzen sich somit noch vor HIGH SPIRITS in meine mentale Tages-Bestenliste.

Setlist:

Fear Itself
Eye of the Storm
Dark Tale
Broken Wasteland
Cast Out
Kill the King (Rainbow Cover)
Feel the Blade
Rapture
Speed of Sound
Rage of Angels
Drum Solo
Fallout
Guitar Solo
Vials of Wrath
Master Control
Prodigy
Wielding Iron Fists

LIEGE LORD

 

POSSESSED:

POSSESSEDPOSSESSED

 

MetalSon: Bei der Bestätigung von Possessed war ich schon sehr skeptisch: Passt eine solch "brutale" Band auf das KIT? Jeff Becerra hat als einziges Originalmitglied eine sehr gute Truppe zusammengestellt. Gespielt wurden Songs der EP "The Eyes Of Horror", des Albums "Beyond The Gates", sowie (ab "The Exorcist") die komplette "Seven Churches" in Albumreihenfolge. Die Position der Band in der Running Order fand ich sehr gut. Im letzten Jahr schlug die Müdigkeit bei Psychotic Waltz häufiger zu. Der Old School Death Metal hält einen hingegen einfach wach. Ein sehr gelungener Abschluss des ersten Tages.

Stumpfer Fischkopp: Warum sollten POSSESSED nicht passen? Das ist Metal durch und durch und ich finde es begrüßenswert, dass alle echten Spielarten des Old School Metal auf dem KIT vertreten sind. (Schade übrigens, dass Doom-Acts mittlerweile komplett aufs HAMMER OF DOOM-Festival ausgelagert werden.) Wie jeder weiß, sitzt Jeff Becerra seit Jahren im Rollstuhl, nachdem er 1990 schrecklicherweise von einer verirrten Kugel auf der Straße getroffen wurde und seitdem querschnittsgelähmt ist. Umso mehr scheint er es zu genießen, jetzt wieder ins Mikro röhren zu können. Becerra ist stimmlich nicht so extrem tief wie spätere Death-Metal-Growler, tatsächlich hat sein geil heiserer Kreisch/Grunz-Gesang durchaus melodiöse Züge (und klingt wohl deshalb noch viel brutaler, wilder und intensiver). Für mich zum dritten Mal POSSESSED (nach der Tour im Original-Line-Up mit VOIVOD und DEATHROW 1986 und Wacken 2007) – Becerra rollt also auf die Bühne und los geht’s. Seine Band füllt die Klassiker authentisch mit Leben. Der erste Song wird zwar timingtechnisch verkackt, doch danach finden die Musiker zueinander. Rasierklingenscharfe Riffs fräsen durch meinen Brägen, kranke Shredder-Soli lassen die letzten Gehirnzellen platzen, ich fühl mich plötzlich irgendwie viel besser. Wie ihr der unten stehenden Playlist entnehmen könnt, fehlt im Grunde kein wichtiger Song, das Intro zu „The Exorcist“ wird von einem Aufschrei aus der Meute quittiert. Mit „The Crimson Spike“ gibt es gar einen neuen Song, der diese typischen rohen und chaotischen Vibes besitzt, welche POSSESSED ausmachen. Nicht schlecht! Klar wären mir eine Platte und Shows vom Original-Line-Up oder zumindest unter Mitwirkung vom damaligen Hauptsongwriter Mike Torrao noch lieber, aber für eine Reunion ist wohl zuviel Glas zwischen den beiden Parteien zerbrochen worden. Sehr guter Abschluss eines grandiosen Tages!

Setlist:

The Heretic
Swing of the Axe
Tribulation
Seance
The Crimson Spike
Storm in My Mind
The Exorcist
Pentagram
Burning in Hell
Evil Warriors
Seven Churches
Satan's Curse
Holy Hell
Twisted Minds
Fallen Angel
Death Metal

POSSESSEDPOSSESSED

 

 

MetalSon: Beim Warten auf das Taxi wird das Gesehene nochmals resümiert. Wenn ich mich recht erinnere, gibt es nur sehr wenige Meinungen, die die Gruppe teilt.  

Stumpfer Fischkopp: Das KIT ist eigentlich ein durchgängig friedlich und entspannt verlaufendes Festival. Leider hatte unser Taxifahrer kurz vorher offensichtlich ausgerechnet einige der wenigen Idioten erwischt, die bei ihm im Auto ordentlich abhitlern wollten. Und das an einem Datum, an dem die Welt des Aufstands im Warschauer Ghetto 1944 gedenkt! Folgerichtig hat der Taxifahrer die Idioten an die frische Luft gesetzt, als sie mit ihrer „Sieg heil!“-Scheiße nicht aufhören wollten. Yeah, kein Taxi für Nazis!

Stumpfer Fischkopp: Strecker und ich kommen auf die für uns völlig einleuchtende Idee, auf dem Hotelzimmer noch ein paar Absacker zu trinken. Stefan und Magnus sinken zwar schon in die Federn, aber wir wollen den Tag noch Revue passieren lassen. Problem: Wir sind viel zu müde und abgefuckt, um klare Sätze zu formulieren. Und so kann Magnus beim Frühstückstisch am nächsten Tag unser Gespräch punktgenau wiedergeben: … Gesprächsteilnehmer 1: „Ja, ja, so war das.“ (lange Pause)… Gesprächsteilnehmer 2: „Jooo“. (sehr lange Pause) „Ich geh mal kacken“ (extrem lange Pause, Gesprächsteilnehmer 1 ist offenbar auf Klo eingeschlafen, Gesprächsteilnehmer 2 versucht, sich Zigarette zu drehen, schläft auch ein, Tabak rieselt auf Teppich, GT 1 kommt zurück) „Jaaa, das war schon was.“ (sehr lange Pause) „Jooo.“…

TEIL ZWO FOLGT VERY SOON, SUCKERS!

 

Kommentare   

+2 #2 Philipp 2013-05-02 19:30
Mal nicht so bescheiden. Top abgeliefert hier.
Zitieren
+1 #1 MetalSon 2013-05-02 17:35
Da hat mich "Stumpfer Fischkopp" doch glatt an die Wand geschrieben. :D

Leider habe ich bei vielen Bands noch nicht so die Vergleichsmöglichkeiten mit bisherigen Auftritten.
Zitieren

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv