COUGH & WITCHMOUNTAIN / 18.04.13 - Schaubude, Kiel

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Ein sehr interessantes Doom-Package aus den Staaten beehrte uns an diesem Donnerstag in der Schaubude.Witch Mountain hatte ich erst vor kurzem überhaupt entdeckt und seitdem blockiert das letzte Album bei mir hartnäckig den Plattenteller. Also Leute, einen ausgewogenen Bericht dürft ihr von mir nicht erwarten.


Die Bude war leider nur zur Hälfte gefüllt, als Witch Mountain um kurz nach 9 die Bühne betraten und mit „The ballad of Lanky Rae“ loslegten. Das Publikum war noch etwas verhalten und reserviert. Die Tour-Kollegen von Cough mussten etwas nachhelfen, die Leute näher an die Bühne zu bringen. Und dann legte die Sängerin Uta Plotkin los. Was für eine Stimme! Gleich im ersten Song hell und klar und mit der nötigen Portion Pathos. Als genialer Kontrast dazu wirkten die sehr schleppenden, brummeligen Doom-Riffs extrem heavy. Aber dass Melodie und Heaviness einander nicht ausschließen, wissen wir ja spätestens seit Candlemass, wobei das, was die vier aus Portland hier ablieferten, mit skandinavischem Doom überhaupt nix zu tun hat. Mit „Beekeeper“ wurde es noch etwas finsterer und die Gesangslinien noch pathetischer, aber um uns nicht gänzlich einzulullen gab´s hier auch ein paar Growls und fiese Gitarren-Quietschtöne. Genial! Zu meiner (und nicht nur meiner) Freude kündigte Uta an, dass sie diesen Abend ein längeres Set spielen würden als sonst auf der Tour. Ja, manchmal meint es das Schicksal doch gut mit einem. So war auch Zeit für die knapp 12-minütige Ballade „Aurelia“, wo es gegen Ende noch einen längeren Instrumentalpart gab. Dabei zeigte der Basser ´ne Menge filigraner Griffarbeit und hielt beim Gitarrensolo den Song schön am Laufen. Trotz fehlender Overdubs gab´s da keine Lücke. Sehr geil kam in ruhigen Passagen wie in „Never know“ die deutliche Blues-Schlagseite des Gitarristen Rob Wrong, der mich manchmal an Non-Fictions Mastermind Dan Lorenzo erinnerte. Und immer wieder Uta Plotkins Stimme, die mal schüchtern, mal lasziv säuselt, dann wieder losschmettert, hier und da mal growlt. Ich bin platt! So langsam kamen die Leute auch in Wallung. Wildes Rumgehopse war natürlich nicht drin, dafür ist die Musik einfach zu langsam. Aber man sah immer mehr Leute bedächtig die Rübe schwenken und auch der Applaus wurde lauter. Am Ende haben sie das komplette neue Album gespielt und noch 2 Songs vom Vorgänger, wobei für mich „Shelter“ und „Wing of the Lord“ die Highlights waren.

Nach dem Gig sah man teils glückliche, teils verwirrte Gesichter. Die einen waren beeindruckt, manche eher genervt. Klar, ob Doom, Blues und klarer Frauengesang zusammengehen, darüber kann man trefflich streiten – aber nicht mit mir!

Den zweiten Teil bestritten die Vertreter der Ostküste - Cough aus Richmond. Zwischen denen und ihrer Vorband liegen nicht nur geografisch Welten. Cough waren um einiges heavier (und lauter) und außerdem traten sie bei der „Geschwindigkeit“ nochmal kräftig auf die Bremse. Ich glaub ich hab noch nie was Langsameres und Zäheres gehört. Der Sänger/Bassist bellte dazu fieses Hassgekreische, bei dem man nicht mal die Vokale unterscheiden konnte, von Texten gar nicht zu reden. Die ersten Minuten war das noch ganz witzig, dann wurde das Gekeife doch etwas anstrengend. Zur Entspannung übernahm auch mal einer der Gitarristen den Gesang, was dann zumindest sowas wie Gesang war, alles in allem aber wenig abwechslungsreich. Die Songs waren alle recht lang und leider wegen der extremen Langsamkeit schwer nachvollziehbar. Das war für mich nur eine mehr oder weniger zufällige Aneinanderreihung von finsteren Akkorden. Loben muss ich dann doch mal den Drummer. Derart langsam zu spielen ist gar nicht so einfach. Ich käme beim Mitzählen völlig durcheinander. Immer wenn ich dachte, jetzt muss doch mal die Bassdrum kicken, dauert´s noch ´ne Weile, passt dann aber doch. Der Typ muss ´nen Ruhepuls von unter 40 haben. Ich hab dann gelernt, dass Cough keinen Doom mehr spielen, sondern Drone. Dafür bin ich dann doch zu sehr von der Fußwipp-Fraktion. Sorry, nicht mein Ding. Aber Leute, denen Crowbar noch zu hektisch sind, sollten hier mal ein Ohr riskieren.

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