WACKEN XVII / 03.-05.08.06 - Wacken

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Im Folgenden ein Bericht, der weniger detaillierte Setlisten beschreibt, sondern mehr die Stimmung des Festivals.

Wir zwei Freizeitmetalheads sind losgezogen, um das diesjährige Wackenfestival zu erobern. Obwohl wir nicht sämtliche Platten der auftretenden Bands besitzen und unsere Metalzugehörigkeit nicht durch Jeanswesten, Patches und lange Mähne propagieren konnten, freuten wir uns auf ein von allen Seiten hoch gelobtes Festival mit sympathischen Publikum und einem Programm, das jedem von uns seine persönlichen Highlights bot. Festivalerprobt wie wir sind, sollte sich auch das ausverkaufte Wacken meistern lassen.

Im Folgenden ein Bericht, der weniger detaillierte Setlisten beschreibt, sondern mehr die Stimmung des Festivals.

Wir zwei Freizeitmetalheads sind losgezogen, um das diesjährige Wackenfestival zu erobern. Obwohl wir nicht sämtliche Platten der auftretenden Bands besitzen und unsere Metalzugehörigkeit nicht durch Jeanswesten, Patches und lange Mähne propagieren konnten, freuten wir uns auf ein von allen Seiten hoch gelobtes Festival mit sympathischen Publikum und einem Programm, das jedem von uns seine persönlichen Highlights bot. Festivalerprobt wie wir sind, sollte sich auch das ausverkaufte Wacken meistern lassen.
So wurde dankbar der Pressepass eingesteckt, Freitag früh der Merser gepackt und bei strahlendem Sonnenschein in die 2000 Seelen Gemeinde Wacken gefahren. Erste Überraschung: keine langen Autoschlangen, nur zwei Minuten Wartezeit am Pressebänzelschalter und nur 5 Minuten bis zum Zeltplatz. Der wahre Metalhead hat also teilweise schon seit Montag Wacken bevölkert und erspart den „wir kommen bummelig Freitag Mittag“ Nachzüglern ne Menge Wartezeit. Zwar haben wir so den Donnerstagabend Showact, die (the) SCORPIONS, verpasst, aber leider war mein Benzinfeuerzeug-hochhalte-Arm-bei-ruhigen-Songs eh durch einen Betriebsunfall beeinträchtigt. Schade.
So gab es dann nach dem Zeltaufbau eine Menge aufzuholen. Zunächst wurden die Bierstände im Pressebereich gecheckt, dann die Bierstände auf dem Festivalgelände, bevor wir auf der Party Stage von der holländischen Metalcoreband BORN FROM PAIN begrüßt wurden. Mit so souveräner und druckvoller Mucke beginnt man gern ein Festival. Zahlreiche Fans headbangten sich in der Mittagshitze ein und man konnte so langsam erahnen wie sich die Stimmung auf dem Festival aufheizen wird. Nach einem Bier um die Aufregung zu dämpfen ging’s dann zu DANKO JONES. Ich spare mir Phrasen über den Dude des Rock’n’Roll. DANKO JONES bot eine gewohnt gute Show, sparte nicht an prolligen Sprüchen und machte schnell klar weswegen wir alle hier sind: „don’t look at the heli, look at me“, sagt er fast schmollend und fordert unsere uneingeschränkte Aufmerksamkeit als es doch einige Leute wagten, den vorbeifliegenden Hubschrauber zu betrachten. Belohnt werden wir mit unterhaltsamer Mucke, die nicht nur den Nacken in Bewegung bringt, sondern auch die ein oder andere (eher weibliche) Hüfte in Wallung.
Die Sonne und DANKO JONES haben ordentlich eingeheizt und ein gepflegter Queen Margot-Cola sorgte für etwas Abkühlung und Grillfleisch für neue Energie. Der Nachmittag sollte noch lang werden. Leider verquatschten wir uns im Pressezelt mit der holländischen Band MENNEN, die einen Showcase für die Presse spielten und ziemlich sympathische Typen waren. Bis zum Auftritt von CARNIVORE wurden deswegen einige Photos mit und von MENNEN gemacht, Fachgespräche geführt und das ein oder andere Bier getrunken. Letztgenanntes war dann auch der Grund, der uns nach CARNIVORE ins Zelt fallen ließ, um nur mal kurz zu entspannen.

Am Samstag sind wir nach 9 Stunden Schlaf, ohne Kater und völlig erholt um 8 Uhr früh aufgestanden. Meine Mutter wäre Stolz auf mich, dass ich den Tag so früh beginne. Wenn sie wüsste, dass es nach dem Frühstück das erste Bier gab, wahrscheinlich nicht mehr. Die erste Überraschung des Tages waren unsere neuen Zeltnachbarn, die es sich nachts unbemerkt direkt vor unserem Zelt gemütlich gemacht haben. Schon ne andere Mentalität die Kölner. Um uns herum viel Platz, aber der Kölner Metalhead sucht die Nähe. Na gut. Dann wurde auch das erste Bier gemeinsam getrunken, selbstgebrühter Kaffee angeboten und Wettervorhersagen ausgetauscht (dat jibbet End 20 mit Sonne). Recht hattens die Kölner. Wir Metalheads mögen die Sonne aber nicht. Bis zur ersten Band des Tages hatten wir noch Zeit und konnten Presseaufgaben nachgehen. Es wurde also in Erfahrung gebracht, welche Bands wir gestern Abend verpasst hatten. Nachtrag für die Veranstaltungen vom Freitagabend: alle Bands waren wie erwartet, überraschend gut. Anschließend ging es zum Festivalgelände, um zu schauen, was der Metalhead so macht, wenn noch keine Band spielt. Erstaunlich simple Antwort: das gleiche wie im wahren Leben. Im Metal-Markt Accessoires und Klamotten shoppen, im Frühstückzelt essen, Morgentoilette oder Bier trinken.
Punkt 12 Uhr begann dann offiziell der dritte Festivaltag. Erstaunlich viele Fans versammelten sich vor der Party Stage, um sich von den Power Metal-Heroen aus den guten alten Achtziger Jahren die Metalmesse lesen zu lassen. METALCHURCH. Die Herren lieferten ein mitreißendes Set und man nahm ihnen ab, dass sie Spaß auf der Bühne haben.
Im Anschluss wechselten wir zur True Metal Stage, um die Metalcorler von CALIBAN zu sehen. Die sorgten im Vorfeld in diversen Wacken-Foren für Diskussionen und wurden mit „Geh nach Hause Good Charlotte“ Sprüchen als unpassend für das Wackenfestival angesehen. Das Publikum empfand das nicht so und ging ordentlich ab. Einige versuchten sich am Violent dancing andere bevorzugten die Malträtierung der eigenen Nackenmuskulatur. Als Frontmann Andy dann routiniert zu HC-Showtanzeinlagen aufforderte und einen Circle Pit sowie die Wall of Death startete, war ich doch froh brav links außen zu stehen. Ich habe CALIBAN auch schon auf einem HC Festival gesehen und fand sie auf dem Wacken ebenso passend.
Soviel Aktion macht durstig und nach einer kurzen Bierpause waren wir bereit für FEAR FACTORY. Ob es an unserem Sonnenstich lag oder dem Sound weiß ich nicht, aber FEAR FACTORY schienen nicht bereit für uns. Sie hörten sich insgesamt sehr breiig an und die Cleanparts waren enorm leise. Burton C. Bell sah man an, dass er in die Jahre gekommen ist und auch Wohlstandsspeck unterm putzigen Ringelpulli angesetzt hat. Nichtsdestotrotz spielten sie sich mit der Zeit warm, wurden immer besser und konnten in der Mittagsglut mit ihrem breiten Repertoire an alten Songs überzeugen.

Mit mittlerweile Sonnenbrandstufe 2 war nur noch Kraft da, um etwas übers Gelände zu schlendern und bei diversen Bands reinzuschnuppern. Zu sehr warteten der Grill und ein kühles Bier im Pressezelt. Außerdem hatten wir ja – ganz Presseprofi – noch einen Phototermin mit unseren neuen Freunden von MENNEN. Natürlich funktionieren in solchen Momenten nie die Kameras, aber wir Profis lassen uns durch nix aus der Ruhe bringen. Photos kann man ja auch schließlich mit der bandeigenen Kamera vom Manager machen lassen und dann einfach Visitenkarten austauschen. MENNEN – man sieht sich. Zum Glück – oder dem Metalgott sei dank – funktionieren Kameras in den wichtigen Momenten des Lebens. Und zwar dann, wenn Burton C. Bell durch den Pressebereich schlendert. Ein professionell gestottertes „Nice Show, photo please?“ zur FEAR FACTORY Frontsau ist zwar so Rock’n’Roll wie Lemmy zu einem Glas Milch einzuladen, aber Mr. Bell stand trotzdem freundlich für ein Photo zur Verfügung.
Bis zum MOTÖRHEAD Auftritt wurde die Zeit dann im Pressebereich verbracht, nachdem wir den Beck’s Stand mit kühlem Flaschenbier entdeckt hatten. Zwei Stunden und jeweils 6 Flaschen später begrüßte man den Becksverkäufer mit Handschlag, redet nur noch vom Becksstagebereich und kam Presseleuten aus aller Welt näher. Aus Small Talk mit italienischen Kollegen entwickelte sich schnell eine Weinverkostung mit hereingeschmuggelten Vino aus Papas Weinanbaugebiet. Wir nehmen unseren Pressejob ernst. Als es dunkel wurde, musste nur noch die merkwürdige Treppenbrückenkonstruktion, welche den Pressebereich von den Hauptbühnen trennt, überwunden werden, um endlich MOTÖRHEAD zu sehen. Keine einfache Angelegenheit nach den zahlreichen Beck’s, aber es hat sich gelohnt. Faszinierender Ausblick auf zahlreiche Fans, beleuchtete Bühne und brennendes Wackenlogo. MOTÖRHEAD beeindruckten mit außergewöhnlicher Setliste, Lemmy schien gut drauf zu sein und es machte Spaß in der Menge bei einer schnörkellosen Rock’n’Roll Show das Festival so langsam ausklingen zu lassen.
Genau die richtige Stimmung für kaltes Bier, warmen Burger und Metalkaraoke im W.E.T. Zelt. Energiegeladene, Luftgitarre spielende, headbangende Karaoke vom feinsten. Der Metalhead weiß wie man feiert und schaffte es uns bis um 5 Uhr wach zu halten. Rekord. Und das alles in einer sehr friedlichen, entspannten Atmosphäre.


Fazit: 5 Punkte an denen wir gemerkt haben, dass Wacken uns erobert hat

1.Sonntag früh wurde der letzte Schluck Wasser auf den Boden gekippt, um sich im Schlamm zu wühlen. Fuck the sun, we need rain
2.Auf der sonnenverbrannten Brust prangt ein weißes XXL W
3.Seit dem Wacken werden morgens Leute nur noch mit einem herausgebrüllten WACKEN UUAAAHHH begrüßt
4.Autofahren ohne extra laute Metal CD im Player und Headbangen geht gar nicht
5.Ein Tag ohne ein Glas Queen Margot im Original Wackenbecher ist ein verlorener Tag

- Beitrag von: Krischan

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