RD-ROCK-Farewell mit BOB MOSH, BODO, DJ-Teams / 25.01.2013 – Kiel, Schaubude

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Der Tag danach: Haare ein einziger Knoten, das erste und zweite Frühstück ausgekotzt, in der Innenseite der nach Qualm stinkenden Hose kleben Rd-Rock-Aufkleber, auf dem Gesicht ein dümmliches Grinsen gemeißelt… Aber wenn ein derart tolles Festival wie das Rd-Rock zu Grabe getragen wird, dann darf der Leichenschmaus auch nicht mal eben so en passant stattfinden, nein, er muss ausgiebig genossen werden!



RD-ROCK! Was haben wir da für tolle Erlebnisse gehabt, Bands gesehen, Feste gefeiert? Man denke nur an die vielen Patchwork-Berichte hier auf Dremu (Übersicht) und unvergessliche Auftritte/Ereignisse von und mit VALIENT THORR, CREETINS im Regen, TACKLEBERRY, COR, POWER, das GROSSE MAJONÄSEFRÜHSTÜCK, BONEHOUSE (für mich zumindest), INNER TERRESTRIALS, INSIDE JOB, MOLOTOW SODA, NERVOUS BREAKDOWN, SCHEISSE MINNELLI, VLADIMIR HARKONNEN (für mich jedenfalls…), DRITTE WAHL, EMILS, THE MOVEMENT, ATLAS LOSING GRIP, BOB MOSH, AFFENMESSERKAMPF, GRIZZLY RIDER, ALIAS CAYLON, TURBO AC’S, PETER AND THE TEST TUBE BABIES, KURHAUS, BODO und vielen anderen, die mir spontan nicht einfallen. Viele dieser Bands legt DJ DR. JOYBOY LOVE heute später auf. Danke dafür!


WARUM nur ist jetzt Schluss? Sehr schade ist das, aber man gucke nur mal auf die AK-Preise vom kommenden Wilwarin. 65,- Euro. Auch das Rd-Rock wäre in bisherigen Preiskategorien nicht mehr durchführbar gewesen, sondern hätte locker im Grunde mindestens 10,- bis 15,- Euro teurer werden müssen. Darauf und auf viele andere Dinge hatte die Orga keinen Bock mehr, aber über die Gründe könnt ihr auf den entsprechenden Seiten mehr lesen.


Liebevoll ist die Bude heute dekoriert. Links prangt das RD-Rock-Banner, vor welchem das gesamte Publikum versammelt wird und ein Schnappschuss gemacht wird, der hoffentlich noch in diesen Bericht gebastelt wird. Links neben den Tresen werden Fotos aus allen möglichen Rd-Rock-Jahren gebeamt, welches beim Getränke-Ordern immer wieder zu längerer Verweildauer an der Tränke verleitet. Sehr nett auch die Idee, allen Besucher_innen am Eingang ein altes Festivalarmband zu verpassen statt ‘nen ollen Stempel. Darüber ist lediglich Kassenwart Jan nicht so begeistert, weil er sich durch das stetige Bedienen der Festivalbändchenfestmachmaschine den allseits bekannten Festivalarm holt (angeblich schlimmer als ein Tennisarm). Ach, fast alle Rd-Rock-Plakate hängen auch, lediglich das 2011er Motiv ist im Nebel der Geschichte versunken. Zu Spottpreisen gehen übrigens alte Rd-Rock-Shirts und sonstiges Merch über den Tresen, wer da einen Artikel kauft, wird mit Bonüssen nur so überhäuft.


BODO war auf fast jedem Rd-Rock vertreten, also muss er auch heute ran. Der Liedermacher sieht seltsam nackt aus – im Gesicht. Umso vertrauter das Liedgut in der Playlist, welche von der „Affenmutter“ über „Kapitän Blaubär“ oder „den vertrockneten Frosch auf der Straße“ bis hin zum „Ey, Putze!“-Kracher so ziemlich jeden gewünschten BODO-Song enthält. Ich sehe viele, nein nahezu ausschließlich vertraute Gesichter im Mob, die teils mit leicht melancholischem Lächeln mitsingen. Angenehm gefüllt ist es bereits und man spürt förmlich, dass sich eine epochale Party anbahnt.


Andi Harkonnen ist ab jetzt jeden Sommer mit ca. drei Monaten zusätzlicher Zeit gesegnet, die sonst locker mit der Organisation ums Festival herum draufgegangen sind. Musiker_innen sollten sich daher zurzeit vor ihm in Acht nahmen, denn der Gute ist im Bandgründungsfieber und haste dich nicht versehen, hat er dich glatt rangezerrt und eine weitere Band erschaffen, in der du irgendein Instrument bedienst… 


BOB MOSH sind heute mal wieder die personifizierte Tightness. Hach, ich bin ja doch ein wenig stolz auf meine Ex-Bonehouse-Buddys Späthi und Pete, wenn ich sie so über die Saiten wichsen seh. Aber auch Drum-Nils lässt am Schlagzeug nichts anbrennen und sorgt zusammen mit Bassist Lars für einen wuchtigen Groove. Seit heute gibt es übrigens die erste richtige Scheibe der Band, nett aufgemacht, sieben Songs namens „Feeding My Demons“, „Vibes“, „Amplify Your Love“, „I Stay Supersticious“, „Divine Signs“, „Railways To Zion“ und „Sacred Love“, die alle auch heute gezockt werden. Live gefallen mir BOB MOSH besser, was wohl an mehreren Gründen liegt. Zunächst wirkt die spielerische Potenz der Band auffer Bühne umso beeindruckender, außerdem fallen die hippiesken Elemente weniger deutlich auf als auf der CD. Die Riffs pumpen jedenfalls gerade derart mitreißend, dass zwei Rasta-Moscher ganz vorne völlig durchdrehen und ihre Kopf-Tentakel durch die Luft peitschen. Ich schwöre, dass einer dieser Tentakel in meinem Glas landet und in Sekundenbruchteilen dessen Inhalt aufsaugt. Kurz darauf brennt mir eine ganze Handvoll davon ein Muster ins Gesicht – eine Neunschwänzige hätte wohl kaum schwächer gewirkt… Plötzlich kommt ein Rapper auf die Bühne und kloppt ein paar Zeilen ins Mikro, die auf irgendeine verrückte Art und Weise hervorragend passen und die Stimmung weiter anheizen. NOCH besser passt wohl der BLACK-SABBATH-Song "Sweet Leaf" zur Band, welcher mächtig und erhaben durch meine Birne doomt. Am Ende wird noch Andi auf die Bühne geholt und man zockt eine offenbar kaum geprobte Cover-Nummer von JOHNNY CASH („Hurt“), die Andi mit geschlossenen Augen und voller Herzblut förmlich ins Mikro leidet, während die Band spontane musikalische Änderungen gekonnt auffängt. Geil!


Weitere Bandgründungen erfolgen dann zum Konservensound durch gleich einem ganzen Reigen von DJs bzw. DJ-Teams namens Joyboy (Punkrock, Hits & Evergreens), Benny Idol und Mitch Motors (ROCKZONE) Noise Noir und Diggi Pop (Gitarren & Kettensägen). Trotz des traurigen Hintergrunds geht es also bis ca. 07.00 Uhr weiterhin hoch her, womit wir beim Anfang angelangt wären…


Kommentare   

+2 #5 Philipp 2013-01-27 16:49
Es fiel mir just in der Badewanne wieder ein. Kristallklar seh ich die dat performen.
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+2 #4 DoctorJoyBoyLove 2013-01-27 16:24
Sweet Leaf :)
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0 #3 Philipp 2013-01-27 16:23
Ach ja, der Rapper! Hab ich glatt noch mal nachträglich eingebaut. Und welcher BLACK-SABBATH-Song war das noch gleich?
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+2 #2 PussyKad 2013-01-27 15:34
Meine Freundin Rike würde sagen "riiischtisch geil"! Was für ein Wahnsinn mit Bob Mosh und insgesamt an diesem Abend;wer war überhaupt der Rapper? - als dann noch der Black Sabbath Gassenhauer kam, konnte ich mir das selige Grinsen auch nicht mehr verkneifen und schwelgte in Erinnerungen, allerdings an den CD-Verleih in der Gutenbergstraße * hehe *
Ich bin ja so froh, dass ich die guten Zeiten der kleineren Festivals noch miterleben durfte und zudem auch noch die reggealastigen Teile der vorgetragenen Songs von bob mosh mochte, juchu.
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+1 #1 DoctorJoyBoyLove 2013-01-27 15:04
Zu den Wehmutsbekundungen muss ich noch anfügen, dass ich heute noch dankbar bin, dass wir mit POWER auf dem RD-Rock 2009 unseren allerersten Auftritt spielen durften. Eine bessere Kulisse kann man sich für einen ersten Gig kaum wünschen. Unvergesslich. Da hätten gerne noch viel mehr als die beiden weiteren folgen dürfen. Stattdessen klafft jetzt ein trauriges Loch im Juli.
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