NASUM, BLACK BREATH / 28.09.2012 - München, Backstage

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Noch kränklich und etwas nachdenklich, ob das nun schon eine so gute Idee ist, packte ich alles Wichtige zusammen und folterte mich mit meinem Navigationssystem (ein schönes Wort – N-A-V-I-G-A-T-I-O-N-S-S-Y-S-T-E-M).

Beim Erreichen des Clubs standen schon etliche Leute rum, nicht dass es viele waren. So ganz komische, die einem nur fragende Blicke zuwerfen, Fastcore nennt sich die Musikrichtung dieser Menschen. Auffällig: Die sehen alle gleich aus mit überdimensionalen Tunneln, karierten Hemden und der Nase zum Himmel gerichtet.

Es gab auch einen, der grinste mich an, saß auf einer Holzbank und trank Bier. Sympathisch mit Victims-Patch auf der olivgrünen Bomberjacke. Etwas orientierungslos, weil ohne mein Navigationssystem, irrte ich etwas peinlich berührt umher. Plötzlich tauchte ein Schild mit der Aufschrft "Nasum/Club" und einem Pfeil vor mir auf, sehr schön.

Erstmals einen veganen Burger bestellen - richtig, München: „So etwas haben wir nicht!“, bekam ich etwas patzig aus der Frittenbude von einer grinsenden junggebliebenen Dame zurückgeworfen. „Dann nehme ich einen Cheeseburger ohne Fleisch“ – Frittenbuden-Frau: „Ich muss es ja nicht essen!“ Gesättigt von dem vor Fett triefenden Bürger ohne Fleisch unterhielt ich mich mit dem jungen Herren, der viel älter war als erwartet.

BLACK BREATH, ach, Metal. Mag die Band auch noch so gut sein, wie es die Spatzen von den Dächern pfeifen, ich fand sie genauso langweilig wie die tausend anderen Bands, die den selben Rotz machen. Na gut, die hatten auch schön stumpfe Teile  dabei. Das war es dann aber auch schon von wegen Lichtblick.

Endlich fertig, der Umbau dauerte nochmal so lange, wie BLACK BREATH gespielt hatten. Etwas komisch fand ich das ja schon, das Schlagzeug wurde von Mitgliedern von BLACK BREATH aufgebaut. NASUM hatten die Band wohl auch noch als Roadies mit, clever sind die ja schon. Egal, kurz zum Laden selbst, das Backstage ist ein Gelände, auf dem es einen Club gibt (Füllmenge ca. 250 Menschenstücke), eine Halle (Füllmenge ca. 500 Menschenstücke) und das Werk (mit einer Füllmenge von ca. 2500 Menschenstücken die größte Räumlichkeit). Der Club ist megamäßig, cooler kleiner Platz vor der Bühne, gleich groß wie die Bühne selbst und im ersten Stock megabreiter Balkon, von dem man gemütlich runtersehen kann und das bunte Treiben begutachtet wie ein König auf seinem Thron. So angeschlagen wie ich war, genau das Richtige.

Jedenfalls: Aufbau NASUM...

Die liebliche Sirene begann und ich war gespannt. Bei den ersten beiden Nummern war der Mob noch stinksauer über die € 28,- Eintrittspreis. Doch bereits nach weiteren zwei Nummern geschah etwas, das ich selten erlebt habe, die Band animierte den Mob. Es wurde die gesamte Mimik und Gestik bis auf den letzten Winkel und das letzte Fältchen verzogen. An vorderster Front Jon (Gitarre bei Victims), Jesper & Keijo (Sänger Rotten Sound). Die Jungs waren schlichtweg das Feuer. Als die Glut zu einer Flamme aufloderte, ging es ab, wie ich es noch nie in München gesehen habe. Alle Leute vor der Bühne pogten wild umher. Von oben sah das richtig geil aus. Besonders geil die Einlagen von Jon, der ständig irgendwo an den Gitarren- oder PA-Boxen seine Gitarre hin und her bewegte. Dann leckte er wieder mit der Zunge über den Hals seiner Gitarre. Bei "Inhale/Exhale" ging Keijo in den Pit und kam auch nicht mehr aus den Fängen seiner Anhänger, die es ihm sichtlich erschwerten, auf die Bühne zurückzukehren. Deshalb sang dann auch der gesamte Club das Lied und die Band fand das so geil, dass der Song spontan sieben Minuten dauerte. "Wrath" war dann auch wieder so ein Brett, bei dem ich nur noch wild um mich fuchtelte, bitte vergesst nicht, ich saß auf einem Stuhl und meine Nachbarn im näheren Umfeld waren wenig begeistert. Es gab noch acht weitere Zugaben und dann war der Spaß auch leider schon wieder vorbei. Erwähnenswert ist, dass ich die Band im Vergleich zum Obscene Extreme Festival heute deutlich besser und stellenweise punkiger fand. Eins steht jedoch auf alle Fälle fest: NASUM sind die einzige Grindcore-Band, die es schafft, mich solange zu verzaubern. Die Band könnte auch zwei Stunden spielen und ich würde nicht auf die Uhr schauen - so nach dem Motto „Wann hören sie endlich auf?“. Napalm Death langweilen mich beispielsweise schon nach 20 Minuten.

Die Reise war es wert und ich werde NASUM für mich persönlich in guter Erinnerung behalten.

In diesem Sinne ... Schnallt euch an!

Euer Hammerheadphil

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