NASUM, BLACK BREATH, CANCER CLAN / 23.09.2012 – Hamburg, Logo

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Ui ui ui, 28,- Euro AK sind für eine Grindshow deutlich über dem üblichen Limit. Hatte ich beim Wacken-Auftritt nichts zu meckern gehabt, muss ich dieses Mal vorher doch in mich gehen. „Abzocke“, sagen die einen und in diesem Fall muss man sich schon fragen, ob man derartige Preispolitik unterstützt. Kommen Bands mit solchen Preisen durch, wird es schnell weitere geben, die sich auf ein ähnliches Level begeben. Ein Boykott ist somit sinnvoll. Nur hatte ich einfach zu viel Bock auf die letzte Chance, NASUM zu sehen, dazu mit BLACK BREATH und CANCER CLAN. Und in den letzten Wochen hatte ich für so viele Konzerte keine Zeit, heute aber passt es optimal, da will ich mir diese Show nicht aus oben erwähnten Gründen versagen. Der Geist ist willig, der Körper schwach: Gimme some Grind! Letztlich bleibt das Logo übrigens höchstens „ganz okay gefüllt“, es wären bei einem halb so hohen Preis (immer noch über Punk-Durchschnitt!) ganz sicher deutlich mehr Menschen gekommen, alle hätten was davon gehabt – denn: mehr Besucher_innen = höherer Getränkeumsatz, mehr verkauftes Merch etc…

NASUM

Bilder von Jan ML




Wenigstens etwas versöhnlich stimmen die Merch-Preise. Die erste BLACK BREATH („Razor To Oblivion“) kostet ‘nen Zehner, ganz geile NASUM-Patches gibt’s für zwei Euro (warum ich gerade auf der Jagd nach Patches bin, müsst ihr dem Wacken-Bericht entnehmen)…

Ich laufe gleich Loffi von CYNESS (v) über den Weg, der mir erzählt, dass er bei CANCER CLAN Schlagzeug spielt. Somit ein echtes Grind-Multitalent. Leider ist Bassistin Nicole offenbar unterwegs aus dem Bandbus gefallen oder irgendwo auf ‘ner Raste vergessen worden. Aber zwei Gitarren braten auch ordentlich und als CANCER CLAN zwei Stücke gespielt haben, hat man sich an den etwas ungewöhnlichen Sound auch schon einigermaßen gewöhnt (mit Bass wär natürlich noch besser gewesen). Ein feines Massaker! Loffi kannst du hinterm Schlagzeug verstecken und er hat trotzdem eine eindrucksvolle Bühnenpräsenz. Diabolisch grinsend hämmert, blastet und knüppelt er auf sein Set ein, während das Gitarrenduo dazu schreddert, was die Saiten hergeben. Durchaus genehm! Dem einen Gitarristen reißt ‘ne Saite, woraufhin er sein Instrument entnervt in die Ecke feuert – die Strafe folgt auf den Fuß, denn während CANCER CLAN munter zu zweit weiterlärmen, muss der Kollege nicht nur eine neue Saite aufziehen, sondern in der Folge auch noch ewig stimmen… Ich Idiot geh nach der Show erst mal kacken und stehe dann ohne CANCER-CLAN-Single da, denn die Hunde haben den Merch bereits abgebaut und sind zurück auf dem Weg nach Potsdam Beach.

CANCER CLAN


BLACK BREATH… warum sind die bloß so geil? Zu geil für diese Welt… Die Optik (der haarige Bassist – who the fuck is Cousin Itt?), das Kreischgegrunz (perfekt!) und natürlich: DIESER Gitarrensound! Ein Kollege vergleicht letzteren mit frühen DESTRUCTION, aber ich möchte doch eher auf ENTOMBED verweisen. So tief, satt und in den Gedärmen wühlend. Und dazu die Hits der Alben „Heavy Breathing“ und „Sentenced To Life“. Okay, es ist ein Sonntagabend, aber wer könnte Songs wie „Endless Corpse“, „Feast Of The Damned“, „Escape From Death“ oder „Mother Abyss“ widerstehen? Die Schüttelrüben schließen zur Bühne auf und schütteln Haupthaar sowie Fäuste. Eine Stimmung wie neulich zu MUNICIPAL WASTE/TOXIC HOLOCAUST entsteht zwar nicht, aber ich persönlich bin einfach glücklich und schwelge vor mich hin. Tatsächlich für mich trotz des nicht zu beanstandenden NASUM-Auftritts der Höhepunkt des Abends.

BLACK BREATH


Aber wie angedeutet enttäuschen auch NASUM nicht. Und liefern die wohl längste Grindshow, die ich je gesehen habe. Trotz der über einstündigen Spielzeit wird das Gemeter nicht für einen Moment langweilig. NASUM – ich glaub, das schreib ich bei jedem Auftritt dieser Band – haben einfach das unglaubliche Songwriting drauf, dass bei diesem irrwitzigen Tempo nahezu jeder Song einen eigenen Charakter besitzt. Teilweise sogar mitgrölkompatibel, wie sich bei „I Hate People“, „I See Lies“ oder „Inhale/Exhale“ wieder einmal zeigt. ROTTEN-SOUND-Sänger Keijo Niinimaa macht seinen Job wirklich gut, auch wenn sein „Gesang“ einen anderen Touch als der von Mieszko hat, etwas bösartiger und kreischiger vielleicht. Als Jon Lindqvists Amp abschmaucht, erzählt er kurzerhand Anekdoten, verabschiedet das Gerät gen „Rectifier-Heaven“ und bepöbelt ansonsten den nervigen Pfeiler in der Bühnenmitte des Logo. Immer wieder springt er auch ins Publikum und schreit den Leuten direkt in die Fratzen. Die ganze Band wirkt sehr motiviert und scheint sich der Verantwortung bewusst zu sein, dass für viele Besucher_innen das jeweils letzte NASUM-Konzert einen gewissen emotionalen Wert besitzt. Ich sach: Farewell!

 

Hier übrigens das Statement von NASUM zur Farewelltour, ein Tourtagebuch gibt’s da auch: http://www.nasum.com/farewellstatement.php


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