HEADBANGERS OPEN AIR XV / 27.07.2012 – Brande-Hörnerkirchen, Tach 2

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Philipp: Die Dusche ist kalt und das ist gut so! Was gibt es Schöneres, als an einem derart heißen Tag im Duschcamp vom H.O.A. zu stehen und sich das kühle Nass über die Birne prasseln zu lassen?

Vielleicht Ts Geschichten von ihrem Job im Alten- und Pflegeheim! Jedenfalls erfahren wir, dass sich zum Glück einiges hinsichtlich des Themas Auslebung von Sexualität im Alter getan hat. Erinnere ich mich noch an meine Zivi-Zeiten an abfällige Reaktionen seitens des Personals, wenn mal jemand in ein Zimmer getreten ist und dort halt gerade masturbiert, penetriert oder watweißich wurde („das ist doch pervers“), wird die Sache zumindest von T und ihren Kolleg_innen pragmatischer gesehen: Man bestellt Prostituierte, welche speziell für solche Fälle kommen. Während wir gerade die soziologischen und moralischen Aspekte heiß debattieren, kommentiert Häuptling: „Ich hab plötzlich gar nicht mehr so viel Angst vor dem Alter.“

VANDERBUYST

Fotos von Petrunella Rübensüß

 

 

 

 ATTIC

ATTIC

Philipp: Endlich mal wieder eine Überraschung! ATTIC überzeugen mit bestem KING-DIAMOND-geprägten Metal. Die kurzfristig für PAGAN ALTAR eingesprungen Newcomer  haben Stil, gute Songs und mit Leder und Schnurrbärten auch die passende Optik. Die Deutschen müssen sich wirklich keinesfalls hinter den ganzen schwedischen Bands verstecken, die stilistisch in ähnlichen Gefilden unterwegs sind! Im Gegenteil, Meister Cogliostro (geiles Pseudonym!) singt live gar souveräner als mancher Kollege! Die CD für 6,- Euro wird natürlich abgeerntet (Vinyl ist leider bereits vergriffen).

MetalSon: Attic sind eine Newcomerband, deren Hype ich ausnahmsweise auch verstehe und unterstütze. War gestern mit Portrait eine "Mercyful Fate"-Band Opener, so ist heute "King Diamond" an der Reihe. Ihr Demo war auf Vinyl innerhalb von zwei Wochen ausverkauft. Auch vor der Bühne ist das Interesse für diese Zeit schon sehr ordentlich. Attic ist eine druckvolle und spielerisch auf hohem Niveau agierende Band, die von dem ausergewöhnlichen Gesang bestimmt wird.

 

VANDERBUYST

VANDERBUYST

Philipp: Nicht nur in der stilistischen Ausrichtung des jeweiligen Tagesopeners ähneln sich Donnerstag und Freitag –auch heute gibt es ein für Metalgourmets geradezu fantastisches Eröffnungstriple! VANDERBUYST legen mit deutlich sichtbarer Spielfreude los, der Sound ist top, dat Wetter ebenso, da füllt sich das Gelände schnell mit feiernden Schüttelrüben. Was ich an VANDERBUYST so liebe, ist neben dem gelungenen Songwriting der angenehm aufgeräumte Gesamtsound. Da wird nichts zugekleistert und du hörst jede Nuance im Zusammenspiel des Dreiers. „K.G.B“, „Tracy Lord“ oder das UFO-Cover „Rock Bottom“ lassen den Garten brennen. VANDERBUYST also so gut wie immer? Nein, ich würde gar sagen, dass ich sie heute noch einen Tucken besser finde.

MetalSon:Vanderbuyst verpasse ich auf Grund von fachlichen Gesprächen mit Freunden und Bekannten.

 

ARTILLERY

ARTILLERY

Philipp: Juhu, volle Rotze Thrash Attack! Mit ihrem „neuen“ Sänger Søren Nico Adamsen haben die Dänen einen guten Fang gemacht. Obwohl ich die Stimme seines Vorgängers Flemming Rönsdorf liebe, kann es hier nichts zu meckern geben, denn auch Adamsen steht für eine optimale Mischung aus Rotz und Melodie. Dazu die geniale und sofort als ARTILLERY-Trademark herauszuhörende Gitarrenarbeit der beiden Stützer-Brüder und ich könnte vor Begeisterung in die Ecke scheißen. „Terror Squad“, „By Inheritance“, „Khomaniac“ (yeah!), My Blood“ (noch so ein geiles orientalisches Gitarrengezirpe!), „10.000 Devils“, „Death Is An Illusion“ (Wat? Ich dachte immer, “only death is real”?) zeigen, dass man auf JEDER ARTILLERY-Platte Volltreffer findet. Und erzeugen amtliche Circle Pits, in die ich gern hineinhüpfe.

MetalSon: Mit Artillery haben wir die erste klassische Thrash-Metal-Band auf dem diesjährigen Festival. Der Auftritt der Dänen ist sehr gut. Mir fehlt nur irgendwie die Power in der Präsentation. Trotzdem schön, mal ein paar Klassier live erleben zu dürfen.

 

LORD

MetalSon: Schon auf dem Weg vom Zelt zur Bühne wird klar, dass die Mehrheit der Besucher statt Lord zu lauschen lieber grillen würde. Kennt man die Platten der Band, so wird sicher mancher nicht gerade vom Power Metal der Australier überzeugt werde. Doch live klingen sie nicht wie eine Mischung aus Stratovarius und Gamma Ray, immer Mal wieder härtere Momente, aber im Grunde doch sehr melodiös. Im Vorfeld (und auch auf dem Festival selbst) wurde mir von mehreren Personen dringenst empfohlen, dem Auftritt beizuwohnen. Die Setlist setzt sich aus Lord- und Dungeon-Songs zusammen. Insgesamt werden alle Songs deutlich thrashiger als gewohnt dargeboten. Besonderes Highlight ist "I Am Death" mit Anfangsriff von Slayers "Raining Blood". Ein sehr gelungener Auftritt. Lord dürfen sich gerne mal wieder in Deutschland einfinden. Vielleicht fällt ja auch mal eine Platte thrashiger und damit (meiner Meinung nach) interessanter aus.

Setlist:

Redemption

Netherlife (Dungeon)

Set In Stone

Resurrection (Dungeon)

Tarranno Del Mar (Dungeon)

Through The Fire

Footsteps In The Sand

I Am Death (Dungeon)

Creeping Death (Metallica cover)

 

SILVER MOUNTAIN

Philipp: Nach einem wohlverdienten Rock’n’Roll-BBQ geht es zu SILVER MOUNTAIN wieder vor die Bühne, gilt es hier doch eine echte Lücke in meiner Livographie zu schließen. Der Auftritt ist zwar nicht völlig sensationell, kann aber durch einen fetten Hammondorgelsound a la Jon Lord (R.I.P.!) überzeugen. Ist halt ruhiger, aber auf angenehme Weise. Und welche Band kann schon lässig Songs ankündigen, die sie „back in ’79“ geschrieben habe? Highlight für mich: „Shaking Brains“.

MetalSon: Auf Silver Mountain war ich sehr gespannt. Die Schweden bieten guten Heavy Metal mit einem guten Schuß 70's Rock. Man merkt der Band die Freude über diesen Auftritt an. Die Band gehört aber wohl zu den weniger bekannten Bands des Festivals. Besucherzahl ist zwar deutlich besser als bei Lord, die Stimmung jedoch war bei den Australiern besser. Insgesamt ein sehr guter Auftritt. Silver Mountain bieten einen guten Übergang zwischen Lord und Eden.

 

EDEN

EDEN

Philipp: Die Band hätte insgesamt mehr Zuschauer_innen verdient, doch dafür gehen die Leute, die gekommen sind, umso energischer ab. Sänger Augie Madrigal ist es augenscheinlich eh völlig egal, ob 10, 100 oder 1000 Nasen anwesend sind, ein echter Vollzeitfreak, der in den Songs aufgeht. Dem 1998 verstorbenen Ex-Sänger Michael Henry wird das nach vorne donnernde „Take On The Nation“ gewidmet (eine geile Version des Stückes gibt es übrigens auf dem ARMED-FORCES-Album „Take On The Nation!“ (1991) zu hören). Beim schmissigen „Pound It Out“ erheben sich ebenfalls Hunderte von Metalfists. Übrigens soll der AUGUST REDMOON-Auftritt auf der Warm-Up-Show am Mittwoch  in Itzehoe ebenfalls sehr überzeugend gewesen sein.

MetalSon: Eden waren schon bei Bekanntgabe eines meiner Higlights. Geboten eurden neben Songs vom Eden-Album und der neuen EP auch August-Redmoon- und Terracuda-Songs. Spielfreude, klasse Songs und gute Stimmung machen Eden für mich zum Gewinner des zweiten Festivaltages. Einzig die Qualität eines neuen Songs fällt ein wenig ab. Verstärkt wird die Band von Andy Susemihl (Ex-SINNER, Ex-U.D.O), welcher erst am Vortag mit der Band proben konnte. Beim Meet & Greet erzählte er (beide Seiten verfielen immer wieder ins Englische), dass er die Band wohl bei Europaterminen unterstützen wird. Ob einem erneuten Eden- oder August-Redmoon-Auftritt, beidem würde ich gerne in naher Zukunft beiwohnen. Den von August Redmoon am Mittwoch hätten wir uns eigentlich nicht entgehen lassen dürfen.

Setlist

Victim Of The World
Bigger They Are
The Deep
Rome Burns
Judgement Day
Pound It Out
Real Me
Pitiful Bitch
Suicide
Hot Rods To Hell
Take On The Nation
Fools Are Never Alone (August Redmoon)
Jeckyll 'N' Hyde (August Redmoon)
Survival of the Fittest (Terracuda)

THE SANITY DAYS

THE SANITY DAYS

Philipp: Gleich vier Ex-ONSLAUGHT-Boys bilden das Line-Up von THE SANITY DAYS. Darunter Steve Grimmet (natürlich: auch GRIM REAPER), der das melodischste Album der Band, „In Search Of Sanity“ eingeschmettert hat. Ich hatte die Band damals schon zur VÖ auf Tour gesehen (1989 in HH, mit ANNIHILATOR und EROSION) und fand bereits damals die Songs etwas zu lang. Dennoch machen „Shellshock“, „Blood Upon The Ice“, „Welcome To Dying“, “Lightning War” und “In Search Of Sanity” Spaß und sind den meisten der Anwesenden bekannt. Noch deutlicher haben sich jedoch die GRIM-REAPER-Geschosse „See You In Hell“ und „Rock You To Hell“ ins kollektive Gedächtnis eingebrannt, weswegen die Band sich nicht lumpen lässt, die Dinger rauskramt und damit auch ordentlich Echo einfährt.

MetalSon: Die Band setzt sich aus Ex-Onslaught-Mitgliedern von der "In Search of Sanity"-Scheibe (Steve Grimmet, Steve Grice von Beginn an bis 2011 bei Onslaught), Jase Stallard ("Power From Hell", "The Force") und Alan Jordan ("Killing Peace") zusammen. "In Search Of Sanity" ist neben "Power From Hell" das, meiner Meinung nach, beste Album von Onslaught. Super Thrash mit deutlich mehr Melodien als gewöhnlich. Hinzu kommt der unverkennbare Gesang Grimmets. Die beiden letzten Songs hätten meiner Meinung nach nicht sein müssen, obwohl es auch nachvollziebar ist, warum man diese Hits zum Mitsingen spielt.

Setlist:

Intro

In Search of Sanity (Onslaught)

Shellshock (Onslaught)

Blood Upon the Ice (Onslaught)

Welcome to Dying (Onslaught)

Lightning War (Onslaught)

Rock You To Hell (Grim Reaper cover)

See You in Hell  (Grim Reaper cover)

 

SINNER

MetalSon: Sinner sind die dritte Band, die sich keiner der Gruppe ansehen möchte. Um aber alle Bands abdecken zu können, entschließe ich mich, nicht auf meine bisherige Meinung über Sinner zu hören und traue mich vor die Bühne. Was soll ich nun schreiben? Meine Meinung wird durch den Auftritt bestätigt. Viele Songs von Sinner sind mir einfach zu 80's Pop beeinflusst. Die beteiligten Musiker sind ja wahrlich nicht schlecht. Mit dem Material der Band kann ich nach wie vor nichts anfangen. Man muss aber fairerweise dazu sagen, dass es live ein wenig besser ist als erwartet.

 

FIST

Philipp: Nachdem ich bei SINNER mal pausiert habe, geht es zu den Kanadiern FIST wieder aufs Gelände. Die sind aber weniger geil. Zwar klingt die Stimme gut und der Orgelsound kommt volltönend, aber das Ganze ist doch zu lahm, langweilig und bieder, um mich zu begeistern.

MetalSon: Gibt es eigentlich schlechte Heavy Metal/Hard Rock Bands aus Kanada? Sicher, aber gesehen habe ich noch keine. Und so wissen auch Fist (in Europa Myofist) zu überzeugen. Ihre Musik ist eingängig und kraftvoll. Im Gegensatz zu vielen anderen Besuchern finde ich den Orgeleinsatz bei Fist nicht zu dominant und freute mich über sehr schöne Hard-Rock-Klassiker. Im Vergleich zu Eden ist allerdings etwas weniger Power in der Performance spürbar, was auch an den, doch recht vielen, im Mid-Tempo angesiedelten Songs liegen könnte.

 

HADES

Philipp: Ein Traum! Die Sorge war ja durchaus vorhanden, dass dieser Auftritt irgendwie komisch werden könnte, nachdem klar war, dass Dan Lorenzo nicht dabei sein würde und die Band als „A night of HADES with Alan Tecchio & friends“ angekündigt wurde. Gerettet hat den Auftritt offenbar Tausendsassa Jack Frost, welcher mit Alan Techio bekanntlich schon mit SEVEN WITCHES unterwegs war. Zusammen mit Kevin Bolembach (b, NON-FICTION, SEVEN WITCHES), Ron Lipnicki (d, aktuell OVERKILL, Ex-HADES) und Sean Tarr (g, TNA) steht ein erstklassiges Line-Up auf der Bühne, welches die Stücke derart leidenschaftlich und originalgetreu spielt, dass ich als Zeitzeuge der 88er Tour sagen muss: Kein Deut schlechter als damals! Schädelspaltende Versionen von „The Leaders?“, „Nightstalker“, „Process Of Assimilation“, „Resist $uccess“ oder „I Too Eye“ lassen mich (und den gesamten Pit) völlig ausrasten. Optimale Playlist, brutal tightes Spiel, kristallklarer Sound, Tecchio singt alles in Grund und Boden, Lipnicki lässt keine Schweinerei der komplexen Stücke weg… Ist das geil! Und so wie sich die Musiker angrinsen, wirkt das wie eine eingeschworene Clique von Kumpels, die sich gerade diebisch freut. Vielleicht war die Weigerung von Lorenzo, ausschließlich alte Songs zu spielen, in diesem Sinne sogar gut so und hat ein „Jetzt-erst-Recht“-Gefühl erzeugt? Ich bin jedenfalls sehr froh, diese Stücke nochmal in derart guter Qualität live hören zu können und feiere den ganzen Auftritt über! Killer! 

MetalSon: Ich freute mich auf Hades, auch wenn die Band als Thrashband bekannt ist. Die ersten Alben haben doch einen nicht allzu geringen US-Power-Metal-Einschlag, der diese Alben zu etwas Besonderem macht. Hades oder wie es heute heißt "Night of Hades music with Alan Tecchio & friends" sind super drauf und es folgt Klassiker auf Klassiker (was denn auch sonst?). Im Vorfeld wurde mir immer wieder gesagt, dass mich relativ reiner Thrash erwartet. Doch ich fand es doch recht nah an den Alben. Und so bin ich erleichtert und auch positiv überrascht, wie gut die Band zusammenspielt. Ein würdiger Headliner.

 

Philipp: So kann ich aufgepumpt voller Liebe und Energie natürlich nicht schlafen gehen und lande unter Kids, welche über ‘nen Ghettoblaster RUNNING WILD hören. Gute Sache, aber der nächste Tag wird dann hart werden…

MetalSon: Ein sehr guter Tag, der wenig zu bemängeln bot. Eine Nachricht stimmt mich aber doch ein wenig traurig/enttäuscht: ADX würden am nächsten Tag nicht spielen. Dies war jedoch nicht offiziell verkündet worden. Dies könnte man in Zukunft gerne mal nach einer Band machen. Oder man hängt einen Zettel am Eingang auf. Ist ja kein Beinbruch, wenn eine Band nicht kann. Doch schon nach kurzer Zeit überwiegt die Freude über das gesehene und die Vorfreude auf den Samstag.

FORTSETZUNG FOLGT…

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