WOLF DOWN, REAPER’S PATH / 05.07.12 – Kiel, Schaubude

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Worship WORSHIP-Records! Kollege Bolle haut seit einiger Zeit über sein Kieler Label eine gute Scheibe nach der anderen raus. Falls Teile der geschätzten Leserschaft das noch nicht mitbekommen haben sollten, hier der Link: http://www.worshiprecords.blogspot.de/. Besonders die 7“s von AVALANCHE und WAYFEARER möchte ich doch sehr empfehlen.

Heute ruft Bolle aber erst mal zum Doppelkonz von WOLF DOWN ausm Pott und den mir noch vollständig unbekannten Kielern REAPER’S PATH.

Interessanterweise ist die Bude früh bereits recht gut besucht und außer den üblichen Verdächtigen sind sehr viele Leute da, die man original noch nie auf einem Underground-Punk/HC-Konzert gesehen hat. Wo treiben sich diese Leute sonst wohl herum? Ich seh das generell auch erst mal positiv und hoffe darauf, dass einige der Besucher_innen auf HC/Punk hängenbleiben…


WOLF X DOWN

Fotos von Toffi




Den Begriff HC/Punk gilt es allerdings zu relativieren. REAPER’S PATH spielen (ebenso wie WOLF DOWN) einen Hardcore, der von Punk völlig frei ist. Diesen Stil gab es ja schon mal Anfang/Mitte der Neunziger und ich finde ihn eher weniger ansprechend. Es wirkt ein wenig wie Thrash Metal auf Valium. HC ohne Punk… - da fehlt mir insgesamt irgendwie die Wildheit und die Energie. Dann lieber gleich Metal… Nun haben REAPER’S PATH durchaus ihre Momente und es gibt diverse ganz geile Midtempo-Mosh-Passagen. Der Gesang ist auch schön fies. Dennoch: Insgesamt ist mir das musikalisch zu dünn. Kurios wirken auch Teile der Zuhörerschaft, die auf den jeweiligen Moshpart im Song zu warten scheinen und sich dann alle in recht ähnlichen stereotypen Moves ergehen. Halt dieses Windmill-Ding, Arme wegschleudern und komisch durch die Gegend watscheln. Jetzt hör ich förmlich schon die Proteste, dass doch jede/r so abgehen solle, wie es ihm/ihr genehm sei. Aber was mich erstens daran stört, ist, dass diese „Moves“ völlig standardisiert wirken, also keinerlei Individualität zu erkennen ist. Und zweitens, dass einige dieser Typen (ausschließlich Männer, naja, eher Jungs) mit ihren „Windmühlen“ ohne Rücksicht in die Zuhörerschaft flügeln, dass eine Verletzung anderer fast schon absichtlich in Kauf genommen wird. Drittens sieht das einfach scheiße nach Fitnessbude und nicht nach HC-Konzi aus…

WOLF DOWN werden als politischer Vegan Straight Edge Mosh angekündigt. Hm, leider gibt es kaum Ansagen, welche diese politische Haltung näher verdeutlichen würden. Die Sängerin Larissa sagt sinngemäß zum Beispiel einmal, dass Arbeit in unserer Gesellschaft einer Form von Ausbeutung gleichkomme und sie ihre Zeit lieber mit der Band verbringe statt Kohle zu scheffeln. Davon hätte ich mir persönlich mehr gewünscht. Auch bei WOLF DOWN tritt das Don-Quijote-Syndrom auf, ein Typ zieht mir seinen schweißnassen Arm durchs Gesicht – bahuha. Die Mucke ist recht stumpf gehalten, im Grunde sehr ähnlich wie bei den Kieler Vorgängern. Auch hier knallt das durchaus in einigen Momenten und der Gesang ist schön derbe (zum Glück kein Clean Gesang!), und man kann sich vorstellen, wie das in einem voll besetzten Laden mit durchweg textsicheren Besucher_innen abgehen dürfte. Aber naja, ein großer Anhänger dieses Stils werde ich wohl nie, siehe oben.

Alles in allem ein für mich musikalisch eher durchwachsener Abend, der aber noch in diverse nette Begegnungen und Gespräche mündet. Man könnte noch mit einem berühmten Roger-Miret-Zitat schließen, aber lass ma.


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Kommentare   

0 #22 bockfred 2012-10-16 23:26
https://www.facebook.com/lightyouranchor/posts/449377581787373
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0 #21 Philipp 2012-07-22 16:22
Das klingt doch schon wieder nach einer konstruktiveren Diskussion. Find ich gut! Es sollen hier ja günstigenfalls keine Mauern oder Vorurteile aufgebaut werden, sondern Ansichten über "unsere Szene" ausgetauscht werden.
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0 #20 w235 2012-07-22 16:15
Kritische Berichterstattung =/= Bericht über Bands, bei denen im Vorfeld klar ist, dass der/die Reviewschreibende sie nicht mag. Das ist dann nutzlos. Dass Philipp ja aber anscheinend vollkommen unvoreingenommen hingegangen ist, ändert die Situation natürlich.

Fabi's Beitrag kann ich unterschreiben. Ich fand das Ganze zwar nicht so rücksichtslos, wie andere es offenbar gesehen haben, aber das ist wohl den unterschiedlichen Auffassungen über das Ganze und den verschiedenen Vergleichsmöglichkeiten geschuldet. Ich denke aber, dass ein freundlicher Hinweis, dass die Art zu tanzen für viele/einige zu hart ist, die ganze Situation gleich entschärft und die Problematik beseitigt hätte. Habe ich in Kiel noch nicht anders erlebt.

Also ansprechen, wenns zu rücksichtslos/hart wird. Ihr kennt ja sicher auch, dass man sich dann gern mal im Konzert, der Musik und im Tanzen verliert und die Umgebung in den Hintergrund rückt. :-)
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+2 #19 bockfred 2012-07-21 09:14
@ Fabi: Wow, geiler ausführlicher kommentar. du hast sowas von recht.

@ w235: schonmal was von kritischer berichterstattung gehört? wenn es immernur lobeshymnen über alles geben würde könnten wir uns den scheiss hier auch schenken.
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0 #18 orben 2012-07-21 05:41
erschreckend, dass die bands das nicht unterbunden haben.
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+11 #17 Fabi 2012-07-20 20:03
Ich habe lange überlegt, ob ich hier was schreiben möchte, oder nicht. Den selben Gedanken hatte ich auch bereits bei der Facebook Diskussion, die direkt nach dem Konzert stattfand. Naja, nun hab ich mich doch noch dazu entschieden.
Zunächst einmal fand ich das Konzert an sich ganz gut. Okay Reaper's Path waren definitiv nichts für mich, aber das ist ja Geschmackssache. Wolf Down mag ich hingegen ziemlich gerne, auch wenn ich Philipp zustimmen muss, wenn er schreibt, dass deren Musik schon ganz schön stumpf ist. Aber stumpf bin ich auch, also kann ich das ganz gut mal haben. :)
Den Auftritt von Wolf Down fand ich auf der einen Seite wirklich gut und hatte Spaß daran, der Band zuzusehen. Woran ich keinen Spaß hatte, war die rücksichtslos moschende , handvoll Leute, die den Floor dominiert haben. Bevor wir uns hier falsch verstehen: Ich will keinem/keiner das Recht absprechen so zu tanzen, wie es ihm/ihr gefällt. Allerdings habe ich ein gewaltiges Problem damit, wenn es so rücksichtlos geschieht, wie mensch es eben an diesem Donnerstag in der Schaubude erleben konnte. Klar, am Ende hat es keine blutigen Nasen gegeben, das macht die ganze Sache in meinen Augen aber nicht unbedingt besser. In dem Fall war lediglich Glück der entscheidene Faktor. Ellenbogen, Fäuste und , wie gesehen, auch der ein oder andere Fuß in Kopfhöhe mindern auch nicht gerade das Risiko, dem Mensch sich aussetzt, wenn er/sie näher Richtung Bühne oder auch nur in die Mitte des Raumes gehen wollte. Klar kann auch beim Pogen einiges schief gehen, allerdings ist die Ausgangssituation schon ne andere. Sich gegenseitig schubsen, anspringen etc. hat doch noch ne andere Qualität, als sich mit ausgestreckten Armen wie ein Kreisel, inmitten von anderen Leuten , zu drehen.
Aggressives Tanzen hängt irgendwie mit aggressiver Musik zusammen. Zumindest für einige Leute Wer sich aber wie ein Arschloch benimmt, sollte meiner Meinung nach nicht rumheulen, wenn dieses Verhalten im Nachhinein kritisiert wird.
Was mich zu einem weiteren Problem führt. Der Ausdruck „im Nachhinein“. Denn leider habe ich nicht mitbekommen, dass andere Leute, besagte Tänzer angesprochen hätten, um sie zu bitten ihre Karatemoves zu unterlassen. Da muss ich mir natürlich auch an die eigene Nase packen, da ich selbiges auch nicht getan habe. Worin die Gründe dafür liegen könnten wir jetzt noch ewig ausdiskutieren und würden wahrscheinlich doch nicht zu ner befriedigenden Antwort kommen. Tatsache ist halt, dass da nicht kommuniziert wurde ( oder vielleicht nicht genügend) und so ist es natürlich kein Wunder, dass es so munter weiterging. Ich bitte also Leute, die sich davon genervt fühlen, sich unwohl dabei fühlen oder was auch immer, dieses auch so an die betreffende Person heranzutragen. Wenn mensch sich selbst dazu nicht in der Lage sieht, gibt es sicher andere Möglichkeiten, wie zum Besipiel andere Besucher oder das Tresenpersonal darauf anzusprechen. Sollte mir entgangen sein, dass es da vielleicht doch zu Versuchen kam, mit den betreffenden Leuten zu reden, dann streicht einfach die letzten Sätze.
Wie gesagt es soll nicht darum gehen, anderen Menschen das Tanzen zu verbieten oder sie von Konzerten zu entfernen, auszuschließen oder was auch immer. Es soll darum gehen, einen gemeinsamen Nenner zu finden, so dass alle ihren Spaß haben können.
Und gleich mit nem Beißreflex zu kontern, anstatt die Leute mit ihren Sorgen ernst zu nehmen und sich ihr anliegen anzuhören, zeugt auch nicht gerade von Größe. Und damit meine ich nicht, gleich reumütig, alles abzunicken, aber vielleicht sollte mensch nicht immer gleich mit Sprüchen der Art „Hast ja selber Schuld, musst ja nicht zu dem Konzert kommen,“, „Das gehört halt dazu.“, etc. daher kommen.
Das zeugt in meinen Augen leider von einem begrenzten Horizont und mangelnder Konfliktfähigkeit. Andere in ihren Sorgen ernst zu nehmen ist ne Grundvorraussetzung dafür, dass solche Abende ohne Spannung verlaufen.
So jetz hab ich mich glaube ich ganz schön verzettelt, aber ich hoffe, dass das was ich aussagen wollte, klar geworden ist.
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-5 #16 Nielsjajaja 2012-07-20 16:51
ja thomas, das hast du sehr gut erkannt! und du bist dann der super pogende pogothomas?
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+4 #15 Philipp 2012-07-20 10:04
Da hast du einiges falsch verstanden. Die Bands kannte ich vorher nicht. Ich geh generell sehr gern und sehr häufig auf HC/Punk/Metal-Konzerte von Bands, über die ich nichts weiß. Lasse mich gern überraschen. Und ich berichte auch sehr gern darüber, aus reiner Leidenschaft und der rein subjektiven Sicht meines schmierigen Hardcore-Herzens. Es waren übrigens diverse Leute da, die ich mag, ja gar liebe. Dass ich die anderen Besucher_innen "nicht mag", ist eine Fehlinterpretation deinerseits, mir geht es hier schließlich (u.a.) um den "Tanzstil" von ca. sechs Menschen. Im übrigen kann hier theoretisch JEDE/R ein Review schreiben, auch dir, w235, steht es frei, in den höchsten Tönen über die betreffenden Bands zu jubeln.
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-3 #14 Steve 2012-07-20 09:48
@w235:das eindeutig der allerbeste Kommentar in diesem Jahr!
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-4 #13 w235 2012-07-20 09:27
Warum geht man auf ein Konzert von Bands, die man ohnehin nicht mag, weil sie Musik spielen, die man ohnehin nicht mag, und Publikum anziehen, dass man ohnehin nicht mag, und schreibt danach ein Review darüber, dass man das Ganze nicht mochte? ;-)
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