BENT CROSS u.A. / 10.05.12 Hamburg, Gun Club

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BENT CROSS  u.A. / 10.05.12 Hamburg, Gun Club/HH und The Detectors: Deny Plattenreview

Ich habe wirklich sehr oft den Drang, Leuten via Facebook mitzuteilen, was ich über bestimmte Dinge, Platten, Situationen usw. denke, schaffe es aber in 99% der Fälle mich zu mäßigen und Getipptes zu löschen und dann doch nicht in den Äther zu jagen. Ich reagier selbst meist mit ungläubigem Kopfschütteln auf die Flut an Egalitäten, die Leute so von sich preiszugeben bereit sind. Ein überflüssiger Post nach dem anderen, kennste zu Genüge. Im Falle meines heutigen Konzert/Konzertrahmenprogramm-Erlebnisses hab ich mich aber, in leicht besoffenem Kopp, doch mal entschieden, meinen Senf zur Dremoulade beizutragen. Und schwuppsdiwupps, fordert DER Herr Wolter nen Bericht von mir ein. Gesagt getan, warum eigentlich nicht, bin noch nicht müde, IHB usw.!


Also, ich so los, Rennrad, Ipod, den ganzen Scheiß, den der Nichtmehrganzsoneu-Hamburger jetzt so haben muss, neue Hot Water Music- Platte nach ewigem Warten ääähhm be-kom-men. Ich dachte echt gleich nach wenigen Songs: „Was ist eigentlich das Gegenteil von „Einen Drauf legen“? Einen runter nehmen? HWM haben jedenfalls, nach dem ersten Hörduchgang der Exister, für mich genau das getan. Die eh schon recht mauen Vorabsongs haben sie durch ein bisher wirklich erschreckend egales Album gerahmt. Aber wie gesagt, erster Durchgang. Andererseits bin ich seit vielen Jahren FAN with a capital FAN und eigentlich kein Nostalgie-Purist (die beste HWM ist für mich klar ....oooh Sakrileg... Caution), da denk ich, abschätzen zu können, ob die Plattte was taugt. Und ich glaub bisher, dass das nicht der Fall ist.


Dann Gun Club. Guter Laden, war ich noch nicht. Passiert. Ungewöhnlicher die Tatsache, dass ich mir Bent Cross bisher habe entgehen lassen. Die spielen nämlich ca. alle 2 Wochen in Hamburg. Und demnächst auch mal in der Bude, nur am Rande. Gehört hab ich natürlich ne Menge, in erster Linie über recht „assiges“ Auftreten. Dass das Leute von Just Went Black, Vitamin X, den Flippers und Never sind, hat sich eh rumgesprochen. Und ja, macht von der ersten Sekunde an Spaß, was bei mir und Konzertbesuchen, besonders von Hc-Kram letztlich nicht mehr sooooo oft vorkommt.  Und is assi, keine Frage. Aber sympatisch assi, nicht Holzhammer-assi. Da haben einfach ein paar alte Hasen Bock auf ne Band, in der sie machen können, worauf sie Bock haben, ohne dass es irgendwelchen Konventionen zu erfüllen gilt. Es wird also heftig viel mit Bier gespritzt, rumgesaut, sich gegenseitig am Spielen gehindert, gepost, geballert und wieder mit Bier gesaut. Es geht hier nicht um spielerische Glanzleistungen, auch wenn besonders Danny (Drums – trotz vieler, vieler technischer Pannen, die aber mit Sunnyboy-mäßigem Grinsen quittiert werden) und Padde (Gitarre) richtig was können. Sondern eben darum, den Hamburger Punkern einen guten gemeinsamen Abend zu verpassen. Fast schon hab ich das Gefühl, als sei Musik, wie immer öfter, Rahmenprogramm. Das allerdings im positivsten Sinne, einfach weil Musik hier nicht übermäßig ernst genommen wird, sondern nur als Mittel zum Zweck des größtmöglichen Spaßes fungiert. Echt jetzt, find ich gut,genau so solls eigentlich doch sein. Am Ende wird noch Negative Approach gecovert, aber wie erwähnt, ich bin kein Nostalgie-Purist, also ists mir egal. 
   

No More Art hab ich im Übrigen leider verpasst bzw. versabbelt und Hysterese ausm Ländle nur von hinten sehen können, weil der Gun Club ziemlich lütt ist. Da ist aber der Drummer von Riot Brigade dabei, kann also nicht schlecht sein. Isses auch nicht. Ziemlich hit-lastiger 80's Punk oä.!


Ja, jetzt aber zum eigentlichen Anlass meines Facebook-Posts, der diesen Artikel zur Folge hatte: Die neue Detectors-Platte. Die waren immer ne talentierte Band, das weiss ja irgendwie jede/-r. Trotzdem hat, glaub ich, niemand mehr so richtig damit gerechnet, dass da nochmal was kommt. Line-up Wechsel, eher durchschnittliche Konzerte und Horrorstories über einen sich ewig hinziehenden, extrem kostspieligen Produktionsaufwand haben auch mir so'n bißchen das Interesse geraubt und mich echt nicht mehr so viel erwarten lassen. Außerdem interessiert mich Streetpunk nicht mehr wirklich. Die Jungs sind halt mega sympathisch und so, aber da kommt nix mehr. Dachte er.


Quatsch mit Soße. Was mir die ersten Hördurchgänge in den letzten Tagen schon sehr gut gefallen hat, hat auf der langen nächtlichen Radtour in, wie erwähnt, leicht angesoffenem Kopf und bei erfreulich lauschigem Klima grad so dermaßen gezündet, dass ich kaum abwarten konnte, meine Begeisterung via Facebook in die Welt zu blasen. Da stimmt echt - auch wirklich rein objektiv gesprochen - alles!!! Ey, ich bin wirklich stolz auf die ganzen tollen Platten, die so in unserem Freundeskreis entstanden sind. Manchmal entdecke ich bei mir aber auch eigentlich unangenehmes Desinteresse an dem Output meiner Freunde, oder merke – weniger unangenehm, aber nicht minder doof -, dass ich Musik in erster Linie wegen des Sympathie-Faktors zu schätzen weiß.


Bei den Detectors ists aber eben nicht so. So sympathisch sie auch in neuer Besetzung sind, v.a. das Musikalische ist von absolut internationaler Klasse. Mit Streetpunk hats schonmal nix mehr zu tun, was der Band seeehr gut steht. Das Tempo und die Gitarren können stattdessen auch mal eher in Richtung Propagandhi etc gehen. Überhaupt: Das Songwriting ist mittlerweile unglaublich ausgefeilt, so dass eigentlich jeder Song ein Hit ist. Um den Brückenschlag zu oben zu kriegen: die Vorabsongs (Along the Way, Let me out) sind HIER eher noch die schwächeren Songs, weil mir denn doch etwas zu whohoo-lastig. Schlagzeug = Hammer,  aber die restlichen Instrumente, soweit ich es beurteilen kann, sind auch richtig ausgefuchst. Die 3 fast gleichberechtigten Gesangsstimmen (!!!) ergänzen sich super und knallen die mittlerweile überraschend souveränen Texte raus. Und dann die Gesangsrhythmik. Das flowt (haha) sooooo doll. Beispiel: The Defence Lobby oder das toll betitelte I was a Teenage Capitalist.


Abschließend fühl ich mich fast genötigt, einen Aufguss von Lettens legendärem Ami-Nasen-verdammt-nochmal-den-Arsch-wegblasen-Zitat zu bringen. Will meinen, wären die Amis blah blah, aber hätte der Hund nicht geschissen usw.
Resümierend jedenfalls: Hot Water Music: 100/100, Exister bisher 4/10, Bent Cross 8-9/10, Hysterese 7/10, Detectors-Deny: 9/10. Gut möglich, dass die die 10/10 noch vollmachen, das entscheidet allerdings der Langzeit-Test.

Kommentare   

0 #5 bockfred 2012-05-14 11:31
Betrunken mit kopfhörern auf fahrrad fahren, lass dich mal nicht erwischen mein freundchen.
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+1 #4 sick 2012-05-11 12:22
spamergänzung: das konzert in der Bude wird am 26.6. sein, zusammen mit fight & fires......
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+1 #3 hammerheadphil 2012-05-11 09:10
Toller Artikel - besonders angenehm empfinde ich die Tatsache, dass man es sich bildlich vorstellen kann ( du besoffen auf dem Rad).
Freu mich schon auf den nächsten Bericht
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0 #2 Philipp 2012-05-11 08:36
Sehr emotional geschrieben - so gefällt mir dat!
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0 #1 Philipp 2012-05-11 08:36
Na also! :-)
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