HAMMERHEAD, MIDDLE STRAHL FANTASIES / 29.11.2008 - Hamburg, Hafenklang

0 Dislike0

Man schreibt das Jahr 2008. Kaum zu glauben, dass die DVD–Releaseparty von „Hammerhead – Sterbt alle!“ schon wieder zwei Jahre zurück liegt.

Bereits bei der Kinovorführung im Münchner Backstage hatte ich damals schon Blut geleckt, doch ein Konzert erhöht meinen Adrenalinspiegel in einem ganz anderen Ausmaß! Plötzlich ein Lebenszeichen, damals über MySpace (der eine oder andere kann mit dem sozialen Netzwerk bestimmt noch etwas anfangen): „Hammerhead live im Hafenklang“! Mit deutlich erhöhtem Puls, dem laut pochendem Herzen und einem delikaten Grinsen in meiner Visage versuchte ich mich erstmal zu sammeln. Erster Gedanke, wo ist dieser Hafenklang? Nach kurzer Internetrecherche kam ich zu dem Entschluss: Es geht also nach Hamburg. Auch gut, war ich schon mal, ein weiteres Mal wird auch noch zu bewerkstelligen sein.

 

Karten, wo gibt es Karten? Mein Körper war solchen Stresssituationen schon lange nicht mehr ausgesetzt. Von Anfang an verlief alles so chaotisch. Gleich ging eine Mail an Headbert raus, um mal alles abzuchecken, wo ich Karten für diesen Event der Extraklasse bekomme. Prompt bekam ich die Rückmeldung: über einen Ticketshop, aber ich solle mir nicht allzu große Hoffnungen machen, da es nur ganz wenige Tickets für den öffentlichen Verkauf gebe, sei ja schließlich eine Geburtstagsparty.

Nächster Schritt war also wie ein Blöder vorm PC sitzen und alle Minuten den „Aktualisierungsbutton“ zu drücken.

Die Tage vergingen und mein zartes Nervenkleid bekam schon leichte Risse.

Fluchend beinahe mit unerbittlichen Hass drückte ich auch die nächsten Tage auf den „Aktualisierungsbutton“, das Ganze hatte langsam etwas von einem Lottogewinn. Als ich im Studien-EDV-Raum sitze und der Lehrkörper über interdisziplinäre Rechtslagen schwadronierte, ergriff ich meine Möglichkeit, ins Netz einzusteigen und wieder den „Aktualisierungsbutton“ der besagten Webseite zu drücken. Dann plötzlich gab es Karten, ich kümmerte mich sogleich um die notwenigen Schritte, um den Kauf abzuschließen. Nach einem Telefonat mit einem Kredikarteninhaber (Papa), konnte ich auch den Kauf abschließen und war nun stolzer Besitzer von drei Eintrittskarten für die Veranstaltung meines Lebens!

Gleich noch für unsere Reisegruppe Zugtickets für Hamburg Altona ordern und dann galt es sich mental auf die bevorstehende Reise einzustimmen. Freitagabends ging es dann mit dem Zug nach Hamburg. Drogen wurden bereits im nationalen Gefilde eingeworfen, damit auch keine Probleme bei der Überfahrt nach Deutschland auftreten konnten.

Das Nächste, an das ich mich wieder erinnern konnte, war, dass es 6 Uhr morgens war, der Rücken schmerzte von der langen unbequemen Schlafmöglichkeit auf den Stühlen. Wir waren endlich da! Hamburg - Altona fuckin City! Nach allgemeiner Begutachtung des Gegenübers war klar: Erst mal etwas essen.

Wir machten es uns also direkt vor dem Eingang des Hafenklanges gemütlich, bewaffnet mit Vodka und Dosenbier und einem Kassettenplayer. Leicht irritiert von unseren morgendlichen Aktivitäten, gab es nur höhnische Blicke der Passanten. Die zwei Mann starke Reisegruppe pöbelte munter die Passanten an – ganz nach dem Motto „Auffallen ist besser als in der grauen Masse unterzugehen“.

Da liefen auch schon drei Mannen von Hammerhead die Straße entlang und gingen schnell an uns vorbei. Ein Punker, den wir nicht kannten, zeigte uns nach kurzer, aber reiflicher Überlegung, seinen Kiez. Wir gingen in einen Plattenladen in der Schanze und betranken uns, um der Kälte zu entrinnen.

Endlich öffneten sich die Pforten des Hafenklanges und wir wärmten uns in den Barräumlichkeiten auf. Die Luft brannte förmlich. Erregte Besucher_innen, bevorzugt waren es wohl Männer und deren Testosteronspiegel, so entstand bereits vor Beginn der Show eine aufbruchsähnliche Atmosphäre. Wir machten es uns direkt an einem Fensterplatz gemütlich und spielten Zoo... Propellerheadfipsi trank die letzte Flasche Vodka und ich widmete mich nun dem örtlichen Bier – Astra.

Auf einem abenteuerlichen Rundgang im Hafenklang hörte ich ein mir unbekanntes Lied – welches sich später als „Firefighter“ entpuppte.

Am Stand griff ich gleich noch ein sehr geiles Siebdruckposter um stolze 10 Euro ab und kaufte mir so gleich ein Exemplar der „Cut the Melon“-LP der auf 100 Stück limitierten Clear Version ab.

Dann begann auch schon die Vorband, deren Name ich leider nicht mehr weiß [und deren Namen ich fix mal eruiert habe... Anm. Philipp W.] , es gab Deutschpunkcover. Es machte Riesenspaß, diese mitzugrölen, da man ohnehin ja jedes Lied schon tausendmal gehört hatte. Die Band machte einen guten Job und die Energie ging auf das Publikum über. Es wurde vom Mob sogar nach Zugaben verlang und besagte Band gab sie ihnen.

Nach einem kurzen Umbau standen nun auch schon Hammerhead auf der Bühne. Mein Gesicht verformte sich zu einem einzigen Grinsen, ohne dass etwas geschah. Alle Anwesenden warteten auf einen Gefühlsausbruch von Herrn Scheiße, wie man sie aus vergangenen Tagen kannte. Dann wurde es dunkel und mit dem Song „Handgrante“ wurde ein Feuer entfacht, welches nicht mehr zu löschen war, es prasselte Hit an Hit, die Stimmung war am Siedepunkt. Die Leute rasteten total aus, trotzdem bedacht, niemanden zu verletzen. Mal war ich über den Leuten, mal unter ihnen, mal zwischen ihnen und dann auch noch vor ihnen. Um ehrlich zu sein, kann ich mich nicht mehr wirklich an die Setliste erinnern, ich weiß nur eines, es gab keine Sekunde, in der die Leute ruhig da standen. Der gesamte Kellerraum war in Bewegung. Es bot sich mir ein Bild, das ich so noch nie gesehen habe, als ich auf den Händen der anderen herumgereicht wurde. Eine Momentaufnahme, die mir bis heute im Kopf blieb, ist jene, als ich ganz nach vorne getragen wurde und Tobias gerade mit einem ekstatischen Blick zu mir hochsah und mir das Mikro hochwarf – ich brüllte irgendetwas rein und warf es ihm wieder zu. Als das Treiben nach gefühlten 5 Minuten vorbei war, fanden wir uns auf einem Sofa wieder. Grinsend und 30 Minuten ohne ein Wort miteinander, gab es nur ein Fazit: Das war wohl das beste Konzert unseres Lebens. Kurz - besser als jede sexuelle Erfahrung, die wir bis dato getätigt hatten!

 

Wir verließen irgendwann den Laden und wankten zum Hauptbahnhof. Propellerhead hatte sich eine üble Verletzung im Pogo zugezogen, dies wurde erst bei der Heimfahrt erkennbar, als der Alkohol aus der Blutbahn verschwand.

 

In diesem Sinne

 

Fuck you all!!!!!!!!!!!!!

 

 

Euer Hammerheadphil

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv