ACCEPT, HELL / 18.04.12 - Hamburg, Docks

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Oha, immer wieder diese quälende Entscheidungsfindung, welches kulturelle Highlight man nun wählt: heute zu Angela Merkel/Sparkassenarena oder zu ACCEPT/Docks in den Pit? Wir sind zu schwach und lassen die Münze entscheiden. Kopf! Also Metal!



Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich mich im Docks weniger gern aufhalte? Immerhin ist es zwar gut gefüllt, aber nicht so fies eng, dass es unangenehm wird. Positiv fällt mir im Publikum auf, dass die Leute bereits zur Mucke aus der Konserve steil gehen und olle Metalklassiker mitbrüllen. „Wie früher“ und so.


HELL! Deren mit 80 Jahren Verspätung erschienenes „Debut“ „Human Remains“ zählt zu meiner imaginären Liste der besten Heavy-Metal-Platten 2011. Ob die ACCEPT-Jungs das auch so sehen, weiß ich nicht, aber die Einladung war sicherlich allein aufgrund der Tatsache Ehrensache, dass der Produzent der beiden letzten ACCEPT-Alben Andy Sneap auch Gitarrist/Produzent bei HELL ist. HELL sind ja von Texten und Musik her theatralisch, daher denke ich zunächst, dass der Bassist 'ne Maske trägt, bevor ich erkenne, dass der Kollege schlicht potthässlich ist. Aber fuck Lookism. Masken und Requisiten spielen dennoch eine Rolle, denn der Sänger gibt alles und kommt mal im Pestkostüm mit dieser Schnabelmaske, mal mit neunschwänziger Peitsche (Geißelung inklusive...) auf die Bühne. Singen tut er lieber über ein Headmike, damit er auch alle Extremitäten zum Gestikulieren zur Verfügung hat. Es mag erstaunen, aber diese Show kommt überhaupt nicht peinlich, sondern souverän und fesselnd. Der anfänglich skeptische oder zumindest abwartende Mob reagiert zusehends begeisterter. Die musikalische Darbietung ist aber auch exzellent. Bester NWoBHM mit eigenwilliger Ausprägung und Riffs, die auch von MERCYFUL FATE, SABBAT oder ACCEPT stammen könnten. Atmosphäre ist hier das Zauberwort – und ACCEPT haben es ihrer „Vorband“ ermöglicht, dass diese durch in aller Hinsicht perfekte Bedingungen (Licht, Sound, Bühne) auch erzeugt werden kann. Die Sprachsamples kommen vom Band, ansonsten geizen die Recken nicht mit Einsatz – mehrstimmiger Gesang und Keyboards sind live.


Playlist:


1.    Let Battle Commence
2.    On Earth As It Is In Hell
3.    Plague and Fyre
4.    Blasphemy And The Master
5.    The Quest
6.    The Oppressors
7.    Macbeth
8.    Save Us From Those Who Would Save Us

 

Leider kann es nach einer zunächst recht straff durchgeführten Umbaupause nicht wie geplant weitergehen. Wir wundern uns schon, dass immer wieder dieselben Songs durch die PA gepustet werden, bis der Tourmanager ein paar Worte ans Publikum richtet und erklärt, dass die linke Seite der PA nicht richtig funktioniere. Bevor Unmut aufkommt, versichert er uns auch, dass die Band dennoch definitiv spielen wolle und zunächst an einer Lösung gearbeitet werde.


Nun, ob ein ausgetauschtes Kabel geholfen hat oder ob ich schlicht zu taub bin, um etwaige Sounddefizite herauszuhören – als ACCEPT dann endlich loslegen, klingt es in meinen Ohren fantastisch! Ich hab mal in einem 80er-Interview mit Wolf Hoffmann gelesen, dass dieser technische Fuck-Ups als Herausforderung betrachte und eher witzig finde… Scheint immer noch so zu sein, denn der Mann HAT Spaß und grinst immer wieder übers ganze Gesicht. So wie eigentlich die gesamte Band den Auftritt genießt. Es ist aber auch zu und zu herrlich, dass ACCEPT ihren x-ten Frühling erleben, dermaßen gute Songs/Platten schreiben und damit flächendeckend abräumen! Das Kunststück, dies auch noch mit einem anderen als dem Originalsänger zu schaffen, hat in der Musikgeschichte auch noch nicht allzu oft geklappt. Mark Tornillo macht das auch heute wieder einfach gut – zwar etwas zurückhaltend, aber vielleicht erzeugt das gerade den nötigen Sympathiefaktor. Bei einer Band wie ACCEPT zählen keine eloquenten Ansagen – hier gilt es Hit auf Hit rauszuhauen. Mission erfüllt, kann man da nur sagen, denn die Klassikerdichte ist mit geilen Versionen von „Son Of A Bitch“, „Fast As A Shark“, „Breaker“, „Metal Heart“, „Balls To The Wall“, „Neon Nights“, „Princess Of The Dawn“ etc. erwartetermaßen hoch. Dazu kommen seltener gespielte Stücke wie „Bulletproof“, „Aiming High“ oder „Losers And Winners“. Nicht zu vergessen, dass die neuen Songs ja zum Teil wirklich auf Augenhöhe sind! Gerade „Teutonic Terror“, „Pandemic“ und „Stalingrad“ finde ich ausgesprochen gelungen. Ich kann es ja generell nicht so ab, wenn Metalbands unreflektiert über Kriege singen – siehe etwa SABATON. Der Spiegel-Online-Typ Thorsten Dörting schrieb dazu in einer ansonsten guten Kritik der neuen Platte übrigens: „Die Lyrics von Accept sind schon fast traditionell meist pathetisch bis peinlich. Vor allem bei politisch-historischen Themen.“ (http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,825920,00.html) Nun würde ich auch sagen, dass dieses komplexe Thema in den paar Strophen extrem verkürzt dargestellt wird. Andererseits soll es sogar Literaturnobelpreisträger geben, die komplexe historische Themen verkürzt und verdreht darstellen… Letztendlich ist der Titel zumindest nicht glorifizierend, in Ansätzen kritisch („So hungry, so cold / but there can be no surrender / for greed and pride take hold“) und zitiert musikalisch im Song die sowjetische Nationalhymne, was ich angesichts der deutschen Niederlage in Stalingrad von einer deutschen Band perspektivisch für hinreichend sensibel halte. Live wie angedeutet ein klarer Höhepunkt. Spielerisch kann man der Band nur attestieren, nie besser gewesen zu sein. Insgesamt der reine Genuss, der Band zuzuhören und bei ihren im Vergleich zu früher wohldosierten „Metal-Ballett“-Einlagen zuzusehen! Bei den schnellen Stücken kommt es vorne zu regelrechten Pogo-Pits, die unvergleichlichen Kosaken-Chöre werden bierbecherschleudernd dermaßen laut mitgebrüllt, dass so einige Leute die Nachwehen des Konzerts noch am nächsten Arbeitstag gespürt haben dürften…



Playlist:

1.    Hellfire
2.    Stalingrad
3.    Restless and Wild
4.    Living for Tonite
5.    Breaker
6.    Son of a Bitch
7.    Monsterman
8.    Bucket Full of Hate
9.    Shadow Soldiers
10.                       Guitar Solo Wolf Hoffmann
11.                       Neon Nights
12.                       Bulletproof
13.                       Losers and Winners
14.                       Aiming High
15.                       Princess of the Dawn
16.                       Up to the Limit
17.                       No Shelter
18.                       Pandemic
19.                       Fast as a Shark

20.                       Metal Heart
21.                       Teutonic Terror
22.                       Balls to the Wall

Kommentare   

0 #2 Philipp 2012-04-24 17:52
Danke, das ist ja interessant! Offenbar gut gelöst.
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+1 #1 h. punk 2012-04-24 15:21
hab da gearbeitet und es waren die hochtöner der einen pa seite, die sind ausgefallen und wollten auch nich mehr... glaube die haben das dann mit den sitefills von der bühne geschönt und dann is das kaum noch aufgefallen
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