KEEP IT TRUE VI Warm Up Show / 07.04.2006 - Dittigheim, Sporthalle

0 Dislike0

Nach einer kurzen Nacht machte sich unsere nunmehr achtköpfige Reisegruppe auf den Weg von Berlin nach Baden-Württemberg, wo erst die Warm Up Show in Dittigheim und am Tag danach das eigentliche Keep It True-Festival in Lauda-Königshofen stattfinden sollten. Das Keep It True (KIT) ist ein Underground-Festival von Freaks für Freaks, von der stilistischen Ausrichtung vergleichbar mit dem Headbangers Open Air, also volle Kanne 80ies Metal. Dazu werden eigens Bands wieder animiert, von denen man seit Ewigkeiten nix gehört hat, alte, weiterhin aktive Kapellen rangeholt oder natürlich auch junge Hüpfer, die sich diesem Stil verschrieben haben. Das alles dann für extrem faire Preise, die Warm Up-Show kostete 8,- Euro Eintritt, dat Festival 17,- Euro im VVK!




Die sechsstündige Fahrt ging schnell rum, in Dittigheim plünderten wir erstmal den Supermarkt und checkten dann in einer privaten Bude ein, die nette Ortsansässige derart günstig vermieteten, dass jede/r von uns pro Tag nicht mal 15,- Euro löhnen musste (ganz true Recken zelteten natürlich vor der Halle). Großes Hallo gab es, als sich eine weitere Reisegruppe in dem Haus einfand, die unglaublicherweise aus Berliner Bekannten bestand… Tscha, Stiefel-Otger vom IRON PAGES konnte noch gar nicht alle seine Anekdoten loswerden, da hieß es schon Aufbruch und ab zur Halle. Das Wetter war uns wohl gesonnen, die Sonne schien und so konnten die bereits zahlreich anwesenden Headbanger draußen ordentlich feiern. Boah, da gab es wat zu gucken. Gelbe Spandexbuxen, lila Leggins und die größte gefühlte Kuttendichte seit 1984. Freaks aus Griechenland, Schweden, Japan etc. waren anwesend, die Warm Up Show in der kleinen Sporthalle mit ca. 500 Leuten bereits im Vorfeld ausverkauft (am Tag danach wurden 1500 Banger erwartet). Hegewald aus Itzehoe (Hellion Records) wollte gar nicht die Börse am nächsten Tag abwarten und hatte seinen Knecht Sir Lord Doom mit einem Pappkarton neuer ATTACKER-CDs an einen Tisch gleich vor den Eingang gesetzt.


Den Anfang machten DANTESCO aus Puerto Rico, die feinen Doom kredenzten. Der Sänger war ein echter Blickfang, hatte er seine respektable Leibesfülle doch eine weiße Möchskutte gewandet und sah somit ein wenig wie der südländische Messiah Marcolin aus, allerdings mit Haaren bis zum Arsch. Er intonierte auch ähnlich voluminös. Der Rest der Band (übrigens in schwarzen Kutten) zockte dazu schön langsam, hat mir schon sehr gut gefallen. Den Bandmitgliedern merkte man an, dass sie jede Minute genossen und selber echte Fans waren, was sich auch danach bestätigte, denn sowohl am ersten als auch am zweiten Tag standen die bei fast jeder Band irgendwo im Publikum.


Dann gab es US Metal von SEVEN WITCHES, die ich von einer Show in Hamburg als lediglich „ganz nett“ in Erinnerung hatte. Aber da hatten sie noch nicht Alan Tecchio am Mikro (HADES, WATCHTOWER, NON-FICTION, POWER)! Der Typ hat eine unverwechselbare Röhre, aus der er auch heute wieder alles rausholte. Auch Jack Frost anner Klampfe kam charismatisch rüber und rannte wie von der Tarantel gestochen headbangend über die Bühne oder spielte Gitarre auffem Rücken. Die eigenen Songs kamen schon gut an, aber richtig Schwung in die Hütte kam bei PRIESTs „Victim Of Changes“ – exzellent gesungen!


Nun war ich gespannt, kann ich mich doch noch heute an den Erstkontakt mit den Schweizern DRIFTER erinnern, deren Debut „Reality Turns To Dust“ mich 1988 schon aufgrund des Covers magisch angezogen hatte (und natürlich auch musikalisch begeistert hatte). In selben Jahr hatte ich sie auch live in Lübeck sehen können, wo ihr Auftritt allerdings von den damals übermächtigen EROSION überschattet worden war. Anyway: Die Band profitierte vom guten Sound, der kein Detail im komplexen Material „verschluckte“. Der Sänger wirkte ein wenig überengagiert, aber nach ca. 16 Jahren Bühnenabstinenz ist das auch verständlich. Muss schon ein cooles Gefühl sein, wenn du nach all der Zeit siehst, dass die Leute deine Songs noch immer kennen (oder neu entdeckt haben)! DRIFTER sind eine der wenigen Bands, die Technik und Melodie gekonnt gemischt haben, nicht ZU frickelig zum Abgehen sind und so segelte der eine oder andere Stagediver bei Songs wie „Burning Circles“, „Strontium Dog“, „Reality Turns To Dust“ oder dem ROSE TATTOO-Cover „We Can’t Be Beaten“ durch die Luft. Man versprach dem Publikum noch für dieses Jahr eine neue Platte, und das im altbewährten Stil.


Yeah, jetzt ASSASSIN, die sich ja bereits vor drei Jahren in Wacken nach langer „Pause“ zurückgemeldet hatten. Der Auftritt heute wurde sogar noch besser, den ollen Ruhrpott-Thrashern gelang es, einen knackigen Pit zu entfesseln, der von Song zu Song wilder wurde. Robert Gonnella schaffte es irgendwie ein Mikro nach dem anderen zu zerstören, so dass er ständig auf Backgroundmikros zurückgreifen musste und schließlich in zwei Mikes gleichzeitig brüllte. Das herrliche Chaos und das unkontrollierbare Geballer („Bullets“, „Assassin“, „Baka“, „Junk Food“…) gefiel sicher nicht jedem, aber für viele markierte es gar den Höhepunkt des Tages, was sich dann auch in Bierfontänen, Stagediving und generell grinsenden Fratzen manifestierte. Neue Scheibe her!


„I came all the way from Sweden just to see DEMON“, lallte eine besoffene Schwedin auffem Pissoir, bevor sie endgültig umkippte. Da hätte sie vielleicht etwas weniger feiern sollen… Und verpasst hat sie definitiv was, denn DEMON waren (wie immer eigentlich) hervorragend in Form. Mann, was war ich mal Fan dieser Band! Die Lyrics hatte ich immer noch voll im Blut, der Rest des Mobs offenbar auch, und so wurde eifrig mitgeschmettert, während Dave Hill seine genial melodische und raue Röhre schindete. Es ist wohl die größte Ungerechtigkeit der Rockgeschichte, warum diese Band angesichts Übersongs wie „Night Of The Demon“, „Don’t Break The Cicle“, „Life On The Wire“, „The Plague“, „Blackheath“, „Into The Nightmare“ oder „Sign Of A Madman“ nicht Weltruhm erlangt hat. Erwähnte Songs wurden natürlich alle gezockt, man konzentrierte sich also auf das Frühwerk, mit „Standing On The Edge“ war lediglich ein Song der aktuellen Platte dabei. Schade nur, dass die meiner Meinung nach beste Scheiblette „Taking The World By Storm“ gar nicht berücksichtigt wurde, wobei die Setlist aufgrund der fortgeschrittenen Zeit leider spontan gekürzt werden musste. Trotzdem Hammer und so konnte man eine positive Bilanz für diesen ersten Tag ziehen und sich auf die elf Bands am nächsten Tag freuen.


Fortsetzung folgt…


KEEP IT TRUE VI
"Metal Knights"

DEMON (UK)
ASSASSIN (GER)
DRIFTER (CH)
SEVEN WITCHES (USA)
DANTESCO (PUERTO RICO)

www.keep-it-true.de
- Beitrag von: Philipp

Kommentare   

0 #2 Philipp 2021-03-07 14:32
REST IN POWER, Erico! :-(
Zitieren
+1 #1 Philipp 2016-04-07 09:58
HEUTE VOR ZEHN JAHREN.
Zitieren

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv