DRITTE WAHL / 24.02.2006 - Kiel, Pumpe

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Vor der Pumpe ein einziges Scherbenmeer – die Pumpenknechte haben alle Hände voll zu tun, um dem Chaos der fast ausverkauften Pumpe Herr zu werden. Kaum hat ein fleißiger Helfer in einer Ecke gefegt, klirrt es auch schon in der nächsten. Ein Ordner schleppt sogar einen herausgerissenen Verkehrspfosten in die Pumpe... Trotzdem herrscht auch am Tag danach kein Unmut bei der Pumpencrew, als ich einen der Mitarbeiter zufällig treffe: “Nö, das war voll in Ordnung, gute Stimmung halt. Die Punks sind da sehr friedfertig und helfen sogar mit, wenn man sie auf den ganzen Müll anspricht!”. Welche Publikumsschichten denn dann anstrengend seien in Kiel? “Erstmal die Leute, die auf den Goa-Veranstaltungen rumhängen – die sind später so zugedrogt, dass sie nichts mehr raffen. Noch schlimmer die Hip Hopper – da sind immer aggressive und hitzige Typen bei, außerdem taggen die sinnlos alles zu”. He he, da bestätigen sich ja ALLE Klischees...




Gut, alles neu in der Pumpe – man muss rechts drinne in so einem Glashäuschen den Preis entlöhnen, seinen Rucksack anner Garderobe abgeben und kann dann erst in den eigentlichen Hauptbereich. Ist mir heute egal, ich will eh meine Klamotten loswerden, da es sauheiß zu werden verspricht.


Ab nach vorne, eine Band hat wohl schon gespielt, leider nix von mitbekommen. Und los geht`s! Und zwar gleich mit “Dritte Wahl”, der perfekte Mitgröl-Opener. Vor der Bühne ein einziges Geschubse und Gedränge, Leute fallen zu Dutzenden hin und reißen Wellen von Hinfallenden mit sich, Stagediver fliegen durch die Gegend. Wer heute entspannt zugucken will und seine Ruhe haben will, hat wohl weniger Spaß... Ich hab genau auf dieses Chaos Bock und lasse mich genussvoll rumschubsen. Herumtrampelnde Stagediver treten die Gitarrenkabel raus – stört sicher auch wieder einige Besucher/innen – aber was soll’s – ist doch langweilig, wenn immer alles perfekt wie geölt läuft. Wir wollen Schweiß, Chaos und Alarm, keinen sterilen Plastikscheiß. Die Band geht locker mit dem mittlerweile in Schichten divenden Gesocks um (die einen “schwimmen” noch auf Händen, da springen schon die nächsten auf sie rauf) – “Passt nur auf die Kabels auf, ihr Halunken” und mehrere Pumpen-Leute versuchen dem Treiben einigermaßen geordnete Formen zu verleihen, indem sie Divern, die gar nicht wieder von der Bühne wollen, sanfte Stöße gen Meute geben. Gunnar kommentiert einen Headbanger, der einen ganzen Titel lang neben ihm die Rübe geschüttelt hat: “Das war doch eine schöne Einlage! Wer lange Haare hat, soll sie auch zeigen”..
Die Songauswahl reicht von ganz ollen Dingern wie “Schreie hinter Glas”, "Schlaflied", “Tobias”, “Mainzer Straße”, “Bad Kleinen” & “Schaum auf der Ostsee” über die Klassiker “Auge um Auge”, “Militär”, “Resolution der Kommunarden”, "Greif ein", “Hash”, “So wie ihr seid”, “Halt mich fest”, “Dummheit kann man nicht verbieten” oder “Brot & Spiele” bis hin zu den neuen “Fortschritt”-Songs “Feige Helden”, “Plakativ”, “SAS Beluga”, “Auf der Flucht” und natürlich dem Titelsong. CRUSHING CASPARS-Basser Stefan macht seine Sache richtig gut, Busch`n fehlt einem natürlich trotzdem. Deshalb wird ihm auch wieder “Auf der Flucht” gewidmet, ein Song, der wie kein zweiter das Gefühl der Trauer über einen verstorbenen Freund vermittelt. Mal wieder ein hervorragendes DRITTE WAHL-Konz, bin begeistert, wie die es immer schaffen, so eine ausgelassen positive Stimmung zu erzeugen.


Nun runter in die Bar, Punks und Metalheads feiern weiter, lecker RAMÖNES, SODOM und MOTÖRHEAD aus der Konserve. Kollege F. Aus G. hat Geburtstag und hält erstmal zur Feier des Augenblicks ein Nickerchen. Herzlichen Glückwunsch & gute Nacht!

- Beitrag von: Philipp

Kommentare   

+1 #1 Philipp 2016-02-24 18:31
EBENFALLS HEUTE VOR ZEHN JAHREN.
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