BOLT THROWER, MALEVOLENT CREATION, NIGHTRAGE, NECROPHAGIST / 05.01.2006 - Hamburg, Markthalle

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Hendrik: Gestern endlich war´s soweit. Wochenlang hatte ich mich auf dieses Konzert gefreut, erst recht, nachdem ich erfuhr, dass neben Bolt Thrower auch noch Malevolent Creation spielen würden. Coole Sache!

Philipp: Yeah, ENDLICH mal wieder BOLT THROWER auf Tour, dann auch noch mit ihrem Originalsänger UND mit drei weiteren Bands von Format (s.o.), da war die Vorfreude mehr als groß.


Doppelbericht von Philipp (kursiv) und Hendrik.



Aber der Reihe nach: Nachdem wir mit unserer Wagenladung in Hamburg ankamen, liefen einem zuerst mal noch ein paar andere Wagenladungen übern Weg. Leute aus Kiel, Hamburg, meiner Brutstadt Stade und sogar aus Hannover wurden gesehen. Nach ein paar gewechselten Worten ging´s dann zur ersten Band: Necrophagist. Newcomer aus Deutschland, die extremen (und extrem frickeligen) Deathmetal spielen. Vor der Musikalität der Truppe kann man nur einen tiefen Knicks machen, außerdem kamen sie sehr sympathisch rüber. Allerdings zeigte sich auch, wie wichtig in der Musik doch Songs sind. Überschallgefrickel mit einer Million Noten pro Minute ist noch nicht von alleine gut. Nix blieb hängen und leider fing es sogar irgendwann an, mich handfest zu nerven. Schade drum. Dass solche Mucke auch mit guten Songs geht, zeigen Truppen wie Cryptopsy. Vielleicht beim näxten Album.


Seh ich genauso, das war dann doch etwas zuviel des Guten. Information Overload und es blieb kaum etwas hängen. Sehr gut natürlich die technischen Fähigkeiten der Musiker, der Bassist frickelte auf sechs Saiten verrückte Parts in das Geballer, der Gitarrist war zugleich noch Sänger und grunzte parallel zu den abgefahrensten Riffs. Ein kleiner Chuck Chuldiner? Vielleicht steigert die Band sich die Band noch in Sachen Songwriting (wobei es nicht wenige gibt, die auf genau dieses Gefrickel voll abfahren).



Kurz einen ausgeschnackt, dann kam nach einer angenehm kurzen Umbaupause (war den ganzen Abend so) die zweite Band: Nightrage. Mit jeder Menge Vorschusslorbeeren wegen der All-Star-Besetzung (u.a. Tompa und irgend so´n Metal-Guitar-Hero) gestartet, hatte ich sie mir im Vorfeld mal angehört und den Mix aus Power- und Deathmetal schon auf Platte völlig egal gefunden. Live fand ich´s nicht viel besser, Tompa is auch nicht mehr dabei. Fairerweise muss man sagen, dass sie ihre Sache wohl gut gemacht haben. Technisch perfekt, der neue Sänger sehr aggressiv, kann man mögen. Mir ging´s am Arsch vorbei, weil irgendwie wieder nix hängen blieb. Aber die Gründe, weshalb ich da war, kamen ja erst noch.


Ja, schade - NIGHTRAGE haben zwei coole Scheiben mit Tompa (DISFEAR, SKITSYSTEM, AT THE GATES bla bla bla) gemacht, aber genau der Grund, warum diese beiden Platten so killen, fehlte, nämlich eben dieses Goldkehlchen. Dem neuen Mann war eine ordentliche Portion Power in den Stimmbändern zu attestieren, der schrie den ganzen Gig über ohne Verschnaufpause und es war lustig anzuschauen, wie sich immer neue Adern auf seiner glatt polierten Birne herausbildeten. Sympathisch war der Kerl allerdings nicht, wirkte recht macho-prollig, fand ich. Die melodiösen Gesangsparts der Platten fehlten fast gänzlich, was zwar aggressiver kam, aber den Songs auch Wiedererkennungswert nahm. Der undifferenzierte Sound war dem Genuss des Gigs auch hinderlich, die Klampfen waren zu leise.

Boah, wie viele Leute man hier traf! Es war in den Pausen immer nur höchstens EIN Programmpunkt abzuhandeln - T-Shirt kaufen (8,- Euro vonne Bolzenwerfers!), pissen gehen ODER Bier holen, das hat bei allen Begrüßungsarien und Gedrängel gereicht, um den Anfang des folgenden Gigs zu verpassen!


Malevolent Creation wieder mit Originalsänger! Geiel! Aber Scheiße, was war´n das? Die Band war ganz offensichtlich nicht eingespielt. Ungewohnt untight, und dann auch eine für meinen Geschmack sehr ungeschickte Songauswahl. Vor allem der Schlagzeuger hat enttäuscht. Sonst einer meiner Lieblinge bezüglich Geschwingikeit und Präzision, eierte er (für seine Verhältnisse) gestern ganz schön inner Gegend rum. Und dann fehlten auch noch ne ganze Latte unverzichtbarer Songs, auffälligerweise die richtig schnellen. Ma üben Jungs? Insgesamt immer noch ein akzeptabler Auftritt, aber wenn man so einen Ruf hat wie die, fand ich´s zu wenig. 


Na, na - alte Meckerziege! Okay, Malle waren heute wirklich nicht so tight wie gewohnt, böllerten aber immer noch 90% aller anderen Death Metal Bands aus der Bahn Der Gesang kam mal richtig geil und hatte bei aller Grunzerei eigene Identität, die Riffs schredderten mir fast die Birne weg und trotz der paar Verhopser herrschte tonnenschwerer Groove vor. Im Pit ging ein hemmungsloser Tanz ab - genau dat, was der Doc mir verschrieben hat.


OK, nu aber. Kurz vorm Beginn noch für 8 Euro ein cooles Zelt gekauft (das Shirt ist mal wirklich XL!) und dann rein in die Schlacht. Übrigens: 8 Euro für n Shirt, nä, nicht 30. Geht auch. Ein Glück ließen Bolt Thrower von Beginn an nix anbrennen und walzten sich durch ein Programm, das ausschließlich Klassiker enthielt. Welche Band kann schon 65 Minuten spielen und nur auf Hits zurückgreifen? Und die Songauswahl war wirklich exquisit (siehe unten). Karl Willets ist wieder da, freute sich offensichtlich drüber und teilte das auch immer wieder mit. Es gab viel Nebel, es war HÖLLISCH heiß, die Luft zum schneiden, mein Kumpel Hans sah hinterher aus, als hätte er zwei Stunden Kamikaze-Squash gespielt, aber er stand nur rum. Mir ging´s genauso. Egal, die ganze Band kam massiv rüber wie ein Panzer, war sympathisch wie immer und stellte wieder mal ein einzigartiges Gesamtkunstwertk dar. Die typische Brutalität von Bolt Thrower ohne jeden Geschwindigkeitsexzess kennt eh jeder. Auch hier muss man jedoch fair sein: Bolt Thrower waren ebenfalls technisch nicht auf der Höhe, was daran liegt, dass der Schlagzeuger sich immer mehr in die Richtung seines Vor-Vorgängers Andy Whale entwickelt. Unrunde Fills und Timingschwankungen so viel man wollte, das können die eigentlich besser. Drauf geschissen, es war trotzdem göttlich von Anfang bis Ende. Die stimmlichen Schwierigkeiten von Willets sorgten wohl für die nicht übermäßig lange Spielzeit, die allerdings nach insgesamt 4 Bands perfekt war. Fazit: Bolt Thrower herrschen auch 2006, vier Bands (davon 3 aus dem Ausland) für 13 Euro sind schwer in Ordnung, der Sound war den ganzen Abend über gut und die Atmosphäre in der fast ausverkauften Halle war die Reise schon alleine Wert. Großartig!!!


Yep, dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, im Pit herrschte nur noch Alarm. Überall grinsende Fratzen, fliegende Körper und aus dem Meer an Leibern ragende Beine und Arme! Bei meinem dritten Stagedive surfte ich eine Zeit lang kopfüber auf der Masse und stellte danach voller Schreck fest, dass mir der Schlüsselbund aus der Buxe gerutscht war (inkl. Schulschlüssel und allem Gedöns)! Ich also in den Dreck runter und zwischen trampelnden Boots herumgerobbt... und Glück gehabt, das Teil lag da auffem versifften Hallenboden. Als ich mich aufrichtete, sprang mir gleich ein Diver auf den Kopp - das hat ordentlich geknackt...


Setlist Bolt Thrower (ohne Reihenfolge):
World Eater
Cenotaph
War Master
The IVth Crusade
Where Next To Conquer
When Glory Beckons
...For Victory
Mercenary
Contact - Wait Out
Inside The Wire
At First Light
Entrenched
The Killchain
Granite Wall
Those o­nce Loyal
Anti-Tank (Dead Armour)
Last Stand Of Humanity
Salvo
When Cannons Fade

- Beitrag von: Philipp

Kommentare   

+1 #1 Philipp 2016-01-05 14:19
HEUTE VOR ZEHN JAHREN.
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