Randy Hansen / 29.10.05 - Hamburg, Downtown Bluesclub

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Jeder Gitarrist, der mit der Sparte Rock etwas zu tun hat, hat sicherlich seinen eigenen Helden, sein Vorbild oder vielleicht sogar Idol. In den meisten Fällen wird da immer ein Name genannt : Jimi Hendrix ! Ein Typ, der bis zu seinem Tod vor 35 Jahren, es geschafft hatte, mit nur 4 veröffentlichen Alben sich einen exzellenten Ruf als Musiker zu erarbeiten. Sicherlich lag dies auch an seinen grandiosen Liveauftritten, von denen es inzwischen eine unüberschaubare Menge an offiziellen und inoffiziellen Veröffentlichungen gibt. Zahllose Coverversionen und Eigeninterpretationen an der Livefront gibt es Jahr für Jahr von heutigen Gitarrenhexern zu hören. Für viele stellen sich immer wieder die Fragen, was wäre aus Jimi Hendrix geworden, was würde er heute für Musik machen ? Hätte er heute überhaupt Legendenstatus oder hätten ihn die Yngwies, Satrianis und Vais einfach überrollt ? Der ebenfalls aus Seattle stammende Randy Hansen hat sich die Lebensaufgabe gestellt Jimi Hendrix nicht nur nachzuspielen, sondern den Mann auch zu leben. Seit mehr als 15 Jahren tourt er durch die Weltgeschichte und zollt Hendrix Tribut. Wer sich einmal mit Hendrix beschäftigt hat, merkt schnell, dass Randy Hansen eben nicht nur covert, sondern tatsächlich auch so spielt wie Hendrix. Die schrägen Rückkopplungen an ungewöhnlichen Stellen, der Synchrongesang zur gespielten Melodie, das spontane Spiel, das den Song manchmal auf 20 Minuten anwachsen lässt und immer wieder einer Neukomposition gleichkommt. Genial ! Alles wirkt bei Randy Hansen ziemlich authentisch, der Mann muß Hendrix irgendwie in sich aufgesogen haben, anders ist das nicht zu erklären. So auch am heutigen Samstag Abend im proppevollen Downtown Blues Club. Auf der Setlist zu seinen Füßen sind 36 Songs aufgeführt, die der Meister nicht abarbeitet sondern sich spontan erspielt. Die Jenigen, die Randy noch nie zu vor live erlebt haben, belächeln vielleicht anfänglich seine Optik, den der 51jährige ist sich nicht zu schade auch optisch dem Original ein weinig nahe zu kommen. Sprich bunte Klamotten und Tücher sind Usus. Seine beiden Begleitmusiker Manni von Bohr an den Drums und U.F.O. Walter, der den verstorbenen Horst Stachelhaus vor einigen Jahren am Bass ersetzen musste, bieten im Hintergrund, mit ihrem modernen Spiel, den optimalen Teppich für Randy und treiben ihn quasi richtig an. Angefangen mit einem fetzigen „Fire“ finden auch immer wieder Nicht - Hendrix Kompositionen den Weg ins Set, wie z.B. „Sunshine Of Your Love“ von Cream, oder auch „Hush“ welches die Meisten wohl von Deep Purple kennen, heute Abend den Saal zum lauthalsen Mitgröhlen annimiert und plötzlich in der Mitte von „Spanish Castle Magic“ auftaucht. Für mich war allerdings am kultigsten das Arrangement von Bob Dylan’s „All Along The Watchtower“ , die Anfangs - und Endstrophe gab es nur mit Gitarre begeleitet in einem langsamen Takt und mit einer etwas veränderten Gesangsmelodie, wobei der Song natürlich in der Mitte Gitarrensoloartig explodierte. Die Unterschiede von Live -zu den bekannten Studioversionen fallen auch heute Abend sehr positiv auf, vieles hört sich ziemlich jazzig an, so auch das von Randy als sein Lieblingssong angekündigte „1983“. Eine oberlange Nummer, die meiner Meinung nach zeigt, wie Hendrix vielleicht heute klingen könnte. Super !An dieser Stelle sei gleich mal die CD „Alter Ego“ von Hansen empfohlen, hier auch wieder jede Menge Coverversionen, die allerdings in einem ziemlich ungewohnten Arrangement daherkommen und dazu noch vom Meister komplett im Alleingang eingespielt wurden.
Die großen Hits wie „Foxy Lady“ / „Red House“ / „Purple Haze“ oder „Hey Joe“ fehlen heute Abend natürlich auch nicht, was soll man da hervorheben, wenn eh alles ein riesiges Überraschungsei ist ? Es gab auf alle Fälle noch ein paar phantastische Versionen von „Voodoo Chile“ / „Little Wing“ und ziemlich zum Schluss auch noch „The Wind Cries Mary“. Wie schon erwähnt, bietet Randy auch’n büschen was für’s Auge, Gitarrenpleks werden geschickt aus dem Handgelenk von hinten über die Schulter geworfen, nach einem kurzen Publikumsritt besteigt man die Bühne erneut über die Judorolle oder lässt sich rücklings von den begeisterten Fans tragen. Hier war allerdings der Clubkronenleuchter etwas im Wege.....Nach guten 2 Stunden hinterlässt Randy Hansen mit seinen Mannen ein äußerst zufrieden strahlendes Publikum, gibt noch fleißig Autogramme und freut sich vielleicht genauso wie ich auf ein nächstes Mal. Für alle Hendrixfans und zu spät Geborenen, wie ich es auch bin, hier die Aufforderung : Jimi ist zwar tot, dafür gibt es aber Randy und Randy ist ein sehr guter Hendrix ! Verpasst ihn nicht !
Nico K.
- Beitrag von: Nico K.

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