WITH FULL FORCE XII / 02.07.2005 - Roitzschjora, Tag 2

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Herrlich! Nachdem ich mir mit den Festival-obligatorischen-Baby-Feuchttüchern eine nötige Grundreinigung verschafft hatte, krabbelte ich dann doch aus meinem Zelt und sah eine güldene Sonne über mir - strahlend wie der Hintern des Apollo oder irdgendeines/r anderen/r griechischen Gottes/Göttin. Wat ist das schön, der Himmel blau, der erste Humpen in der Hand und noch zwei grandiose Tage WFF vor uns! Vor allem die Vorfreude auf den heutigen Gig von IRON MAIDEN, die heuer eine Festival-Tour machen, auf der sie ausschließlich Songs von den ERSTEN VIER PLATTEN spielen, ließ einen breit grinsend in den Tag starten....

Ganz positiv erwähnt werden muss an dieser Stelle die allgemeine Organisation des Festivals – nirgendwo gab es längere Wartezeiten, Stress mit Ordnern war allgemein Fehlanzeige und die Dixi-Klos wurden echt mehrmals täglich gesäubert!! Gestern – ich hatte erwähnt, dass es mir morgens nicht ganz so gut ging – hatte ich die erstaunliche Erfahrung gemacht, dass dat Dixi, was ich eine halbe Stunde zuvor besucht hatte, in der Zwischenzeit komplett gereinigt war! Heute ging es mir wesentlich besser, also wurden zum Frühstück glatt zwei Käsestullen verdrückt (später sollte sich allerdings noch rächen, dass ich meinem Magen nicht etwas mehr feste Nahrung zukommen ließ) und weil einfach noch zuviel Zeit war und mir einfach danach war ging ich sogar noch DUSCHEN. Yeah, glaubt es oder leckt mich am Arsch, liebe Schwestern und Brüder, aber euer geschätzter Erzähler stellte sich doch glatt in die kilometerlange Schlange vorm Duschcontainer! Irgendwie süß, wie dort direkt vorm Duschen die ersten Biere rumgereicht worden, als sei es das normalste der Welt, dass man vor der Morgentoilette erst mal ’ne Kanne aufreißt. Hm, in den Container der Männer hatte sich dann doch eine Person geschmuggelt, die ganz offensichtlich EINE FRAU war. Lustig, dass die meisten Typen spätestens dann ganz nervös wurden, als wir alle nackicht vor den Duschkabinen standen und damit gar nicht klar kamen. He, in Roskilde (zumindest vor ein paar Jahren) gab es erst gar nicht eine Aufteilung nach Geschlechtern, ihr Spießer.

Kaum war meine Matte getrocknet, riefen auch schon KATAKLYSM vor die Hauptbühne. Immer wieder genial, wie diese Band krasseste Death Metal-Geschosse mit Elan und Leichtigkeit aus dem Ärmel schüttelt. „As I Slither“ und „Illuminati“ jagten mir mal wieder die eine oder andere Gänsehaut die Arme hoch, bevor wir dann dennoch zum Zelt wechselten.

Denn dort waren MERAUDER am Start, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte (wer war noch damals auf der Walli beim Konz mit SLAPSHOT und STUCK MOJO?)! Verlernt haben die jedenfalls NICHTS und das schon ordentlich volle Zelt tobte zu den NY-HC-Hymnen. Im Nachhinein waren MERAUDER etwas zu früh dran, heute wären sie wohl ganz weit oben in der Metalcore-Szene. Als letzten Song hatten sie das geniale „Master Killer“ im Gepäck, zu dem der Pöbel ordentlich die Knochen krachen ließ (ich hoffe, es kam nicht zu gröberen Verletzungen...).

Hey, wir trafen danach doch glatt eine Reisegruppe aus dem Pott, u.a. Samson, den Generaloberst und div. Weggefährten, mit denen zusammen wir MURPHYS LAW genossen. WAS FÜR EIN SPASS! Jimmy Gestapo führte die Band durch eine Hardcore-Tour de Force, die das Zelt endgültig ausrasten ließ. Die Jungs haben wirklich keinen Zentimeter Spaß inne Backen eingebüßt! Ich bin fast sicher, dass noch nie nich eine Band so schnell Joints, Bier und Hartgas auf die Bühne gereicht bekommen hat wie diese Bagaluten. Fett grinsend sein Pot genießend, stand der olle Gestapo also unten vor der Absperrung und wenn er nich gerade Mist erzählte, inhalierte er in tiefen Zügen oder sog an der Jägermeister-Pulle. „Hey, tomorrow we’re gonna visit the Jägermeister-factory! I’m gonna swim NAKED in Jägermeister! Remember that when you’re gonna drink your next bottle!” Die Ladies aus dem Trinkteufel (später mehr über die...) erzählten mir übrigens, dass MURPHYS LAW tatsächlich einen Termin zur Besichtigung der Jägermeister-Werke hatten! Nun, jedenfalls traten MURPHYS LAW nur noch Arsch, egal, ob mit eigenen Songs oder gelungenen Covers wie BLACK FLAGs „Six Pack“ (Mist, da war doch noch ein Coversong, wat war das bloß noch?). Sehr sympathisch auch, dass Herr Gestapo auf den Toten vom Pressure Fest hinwies und alle dazu aufforderte trotz des Spaßes aufeinander aufzupassen.

TERROR verkörperten dann perfekt den modernen Hardcore, allerdings ohne auch nur einen Millimeter vom Gaspedal zu gehen. Ich muss ja sagen, dass ich die Platten der Band nicht lebendig genug von der Produktion her finde, aber hier und jetzt war das Energielevel fast schon unmenschlich. Müßig zu erwähnen, dass dat Hardbowl-Zelt aus allen Nähten platzte und die Leute, die es drauf hatten, ihre Hardcore-Moves abzogen... Diese Typen könnten glatt mal die nächsten SICK OF IT ALL werden, einige felsenfeste Hits wie „One With The Underdogs“ (geil zum Mitgrölen „ALWAYS AGAINST THE ODDS – ONE WITH THE UNDERDOGS!“), „Spit My Rage“ oder „Lowest Of The Low“ hamse jedenfalls jetzt schon am Start. Und dass ausgerechnet von dieser vermeintlich unpolitischen Band klare Ansagen gegen Rechts kamen, war ein willkommener Bonus!

In der folgenden Trinkpause dachte ich doch kurz, dass meine Kontaktlinsen einen Knick in der Optik haben, denn als ich gerade lässig am Tresen lehnend nach rechts glotzte, flog da doch glatt ein Moped durch die Luft! Fuck, aber nach dem dritten schwebenden Kradfahrer nahm ich all meinen Mut zusammen und fragte meine Begleiter, ob sie dat auch sähen. Yeah, zu meiner Erleichterung erlag ich keinerlei Hallus a la weißer Mäuse, nee, diese Freaks waren Teil der „Red Bull FMX Shows“ und boten halt so Freestyle Motocross-Action auf dem Skateforce-Gelände direkt neben dem Zelt.

Trotzdem war es Zeit für ein Päusken, EKTOMORF, MAROON, SUCH A SURGE und DISCIPLINE ließen wir mal gepflegt links liegen, um in Samsons Camp einzukehren. Aua, never mess with the Ruhrpott-crew! Die völlig sicken Pott-Asis hatten doch tatsächlich ihre Biere in einem Eimer voller Schnaps gekühlt und es wurde eine fast ZU gemütliche Runde. Ich verweise auf die Seite des Generalobersts http://www.fuehrerbunker.com, wo sicherlich auch Eindrücke des Festivals verarbeitet werden... Keine Bedenken wegen des Namens übrigens, ist nur eine Form von Spaß - ein Skin, der sich dazugesellen wollte und davon faselte, dass er AGNOSTIC FRONT nicht mehr höre, weil die „zu links“ seien (har har – ist DAS ein Brüller?) erntete dort KEINEN Blumenstrauß... ach ja, Kollege Andre trafen wir dort gar nicht mehr an, der musste wegen Herzprobleme direkt vom Gelände ins Krankenhaus, auf diesem Wege gute Besserung!

Zu unserem Glück sollten nun SICK OF IT ALL spielen, denn so wurde dem Gelage endlich ein Ende bereitet und im Entenmarsch aufs Gelände gelatscht. Yeah, was soll ich bloß noch zu SICK OF IT ALL sagen? Sie waren wie immer großartig und bewiesen, dass es auch für eine Hardcore-Truppe (na, besser DIESE Hardcore-Truppe...) kein Problem ist, eine Menschenmenge von ca. 20.000 Leuten souverän durchzurocken! Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber SOIA rulen einfach immer und es ist der Tag noch fern, wo die einen halbgaren Gig durchziehen. Alldieweil war natürlich die Show aufm Wilwarin einfach intensiver, aber das lag an den Umständen und ist ein subjektiver Eindruck meinerseits, denn rein vom Gig her gaben SOIS wie immer alles.

HUCH!? An dieser Stelle muss euer mehr oder weniger geschätzter Erzähler einen Filmriss konstatieren! Eben noch begeistert „Step Down“ mitgrölend, fand ich mich plötzlich nackt in meinem Zelt liegend! Was war passiert? Man weiß es nicht, aber Strecker schwört, dass wir ganz einfach vom Gelände zu unserem Camp gelatscht seien, er kurz pissen gewesen sei und ich plötzlich weg gewesen sei. Er habe sich daraufhin auch hingelegt und so verpassten wir beide FAST das ABSOLUTE Highlight des WFF. Ich guckte nach dem kurzen Schock des Erwachens auf meine Uhr und dachte nur: „FUCK! Noch 20 Minuten bis zur MAIDEN-Show“, raffte das Nötigste zusammen und wetzte aufs Gelände, ohne nach links oder rechts zu gucken (Strecker hatte natürlich gehofft, dass ich ihn wecke, aber da ich gar nicht mehr WUSSTE, dass wir zusammen zurück gegangen waren, hatte ich nur noch die Flucht nach vorn im Sinn. Zum Glück wachte er auch rechtzeitig auf!).

Tja, IRON MAIDEN! Wer nicht da war, wird es kaum glauben können, aber diese Band rockte ALLES in Grund und Boden! Erstmal die ungefähre Playlist, sicher bin ich mir nicht mehr:
Murders in the Rue Morgue
Another Life
Prowler
The Trooper
Remember Tomorrow
Run to the Hills
Charlotte the Harlot
Revelations
Where Eagles Dare
Die With Your Boots On
Phantom of the Opera
The Number of the Beast
Hallowed Be Thy Name
Iron Maiden
Running Free
Drifter
Sanctuary
Da gab es keinen Nostalgie-Bonus, die sechs fitten Briten fegten über die Bühne, als wären 25 Jahre Rock’n’Roll-Geschichte unterm Arsch gar nichts. Echt, man fragt sich, ob Steve Harris die Jungs bei jeder Probe erstmal auffe Waage stellt und jedes Pfund Übergewicht mit Lohnkürzung straft... Die Finger flitzten über die Saiten, McBrain zerlegte sein Drumset und Dickinson ist, war und bleibt der beste Heavy Metal-Frontmann auf dem Globus. Wat ’ne Power in den Lungen, was für eine Ausstrahlung – es erübrigt sich weiteres Geschwafel. Selbst die Besucher, die eher wegen HC/Punk-Bands da waren, fanden nur lobende bis begeisterte Worte, da könnter ruhig rumgoogeln, ich würde mich doch schwer wundern, wenn ihr was Negatives über diesen Auftritt findet...

Nun war auch noch Zeit für die gute Tat des Tages: Zwei Kielerinnen jüngeren Alters (eine war doch glatt mal als Sechstklässlerin bei mir im Unterricht gewesen) waren nur für MAIDEN mit dem Zug angereist und wussten noch nicht so recht, wohin, als sie auf uns trafen. Und da Strecker zwar im Auto geratzt hat, aber ein Zelt dabei hatte, konnten wir ihnen selbiges offerieren. Den engagierten Einsatz der beiden muss man echt mal loben – grad mal 18, mit dem Zug durch halb Deutschland, aufs WFF-Gelände gekämpft, MAIDEN abgefeiert und am nächsten Morgen mit dem Zug zurück!
Komischerweise rebellierte jetzt mein Magen, es ging irgendwie nix mehr rein an Flüssigkeit und mir wurde bewusst, dass ich seit zwölf Stunden auch nichts mehr gegessen hatte. Beim Kotzen am Zaun kam plötzlich so ein Typ längsseits, der mir sein Leid klagte. Ich konnte ja nicht weg, musste mein Magen schließlich dringend zwangsentleert werden, also erzählte der mir seelenruhig, dass alle seine Freunde weg seien, er nicht wisse wohin usw. Zwischen zwei Schwallen Gallensaft lud ich ihn also mitfühlend in unser Camp ein, wo sich dann herausstellte, dass er ein ähnliches Kauderwelsch sprach wie unsere Neumarker Nachbarinnen (was er vorher noch gut kaschiert hatte)...
Na, dann konnten wir auch gut noch mal aufs Gelände, wo wir nun eh kein Wort mehr verstanden. Nach ein paar Songs AMULET von fern drangen wir zu MANOS ins Zelt vor, die gut zum Ausklang des Abends passten. Der Bassist Eule hatte mal wieder wat an seinen Bass genagelt, nämlich einen meterhohen Galgen! Ansonsten gab es einen munteren Wechsel zwischen rudimentärem Death/Thrash und Schlager bzw. Kinderliedern. Crazy Shit! Man warf eine riesige Gummi-Bockwurst ins Publikum, holte Freiwillige auf die Bühne, denen zum „Biene Maja“-Cover Holzflügel angepappt wurden und war sich insgesamt einfach für gar nichts zu schade! Wobei der ganze Kram auch noch recht fit gespielt wurde, scheißegal, ob Metal, Ska oder Schlager! Das hatte ich so gar nicht in Erinnerung, aber die gibt’s ja auch schon 15 Jahre oder so. Völlig surreal, dass plötzlich auch noch RAWSIDE-Henne grinsend neben mir stand...
Ach ja, vorm MAIDEN-Gig hatte man noch die traurige Nachricht verkünden müssen, dass MOTÖRHEAD leider ausfallen, weil Lemmy kollabiert sei und im Krankenhaus liege! Hui, das war eine üble Botschaft, ein Wunder indes, dass bei Lemmys Lebenswandel bisher so wenig MOTÖRHEAD-Gigs ausgefallen sind! Auffer Rock Hard-Homepage dazu Folgendes: „MOTÖRHEAD sind gezwungen ihre Festivaltour durch Europa vorerst auf Eis zu legen, nachdem Lemmy mit extremer Dehydrierung ins Krankenhaus eingeliefert und die nächsten Wochen zu viel Ruhe verdonnert wurde. Bekannt für seine Rock N' Roll-Attitüde hat Lemmy nach Angaben von Drummer Mikkey Dee trotz extrem heißer Temperaturen bei den letzten Festivalauftritten darauf bestanden, seinen Flüssigkeitshaushalt ausschließlich durch Jack Daniels und Cola zu regulieren. Zitat: 'Ich musste mindestens 8 Flaschen Gatorade plus Wasser zu mir nehmen, nur um irgendwie durch die Show zu kommen. Ich war kurz davor zu kollabieren und Lemmy steht vorne und schwitzt sich einen ab, während er Jack und Coke trinkt.'“
Und schon wieder war es nach fünf, der nächste Tag sollte noch heißer werden, also bloß ab inne Koje um noch ein bisschen Energie zu tanken.
TBC, Suckers!
- Beitrag von: Philipp

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