KILLING JOKE, LIQUID GOD / 03.10.10 – Hamburg, Grünspan

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Das Konzi hatte ich zwar seit geraumer Zeit auf dem Zettel, war mir aber nicht ganz sicher, ob ich es zwischen all die anderen Highlights wie SPERMBIRDS, PROTESTANT etc. würde stopfen können. Aber als mich Alex vonner Rockstation fragte, ob ich Bock auf ein Interview mit Jaz Coleman plus Gästelistenplatz hätte, wurden Bedenken wie Schlafmangel oder eigentlich zu korrigierende Klausurstapel in prokrastinierender Weise beiseitegeschoben. Ein Interview mit diesem Charismatiker? Und ein Auftritt im Original-Line-Up, welches sich bekanntlich nach Paul Ravens Tod wieder zusammengefunden hat? HELL YEAH, ON TO THE GATHERING!

 

 

Ich kann nicht leugnen, dass ich tatsächlich ein wenig aufgeregt war, als wir zusammen mit Mister Coleman in ein Kabuff des Grünspans gesetzt wurden und Alex das Aufnahmegerät anwarf. Das Gespräch verlief wirklich interessant und war kaum auf Musik fokussiert, sondern eher auf historische, politische oder gesellschaftliche Themen. Und natürlich biografische Stationen wie Colemans Aufenthalt in der DDR (!) oder seine Tätigkeit als Musikdirektor des Philharmonischen Orchesters in Prag. Ich werde das Ding auf jeden Fall mal durchhören, übersetzen, in die Tastatur hacken und hier veröffentlichen. Vorher wird es auch in Ausschnitten in der Rockstation-Radiosendung zu hören sein. Lohnt sich, das versprech ich. Der Typ feuerte krude Theorien ab, warf uns mit seinem trockenen Humor aus dem Sessel und kam bei Themen wie dem „European Super State“, internationaler Bankenpolitik und dem Raubbau an den Ressourcen RICHTIG in Fahrt. Wir hatten fast 50 Minuten lang ein anregendes, völlig unverkrampftes Gespräch geführt (Fragelisten zerknüllten wir nach wenigen Minuten), als Coleman uns mit einem charmanten „It was nice talking to you boys“ und einer Umarmung entließ. Wow!

Selbst der blutarme Auftritt der Hamburger LIQUID GOD konnte unsere Euphorie jetzt nicht dämpfen. Die waren einfach nur mittelmäßig und langweilten mit Prog Metal, der weder besonders interessant gespielt (obwohl das sicher gute Musiker sind) noch besonders irgendwas aus den Boxen eumelte. Bitter auch, dass trotz des lokalen Bonus‘ kein Arsch auf die Anfeuerungsversuche des Sängers/Gitarristen reagierte, die Menge stierte apathisch zur Bühne. Ich mein, wenn POWER hier in Kiel für mighty BULLENSACK eröffnen dürften, wären doch wenigstens zwei Reihen Deutschpunker vor Ort, welche die Band mit brennenden Klorollen bombardierten!

Aber dann KILLING JOKE! Der Laden war sehr gut gefüllt, die Spannung kurz vor Beginn körperlich spürbar. Mit „SO 36“ hatte man einen gut gewählten Einstieg. Positiv fiel gleich der krachige Gitarrensound Walkers auf, der in Verbindung mit den stoisch gespielten Drumrhythmen eine hypnotische Wirkung entfaltete – je länger das Konz ging, desto intensiver war das wahrzunehmen. Coleman faszinierte mit irrer Mimik und seinem üblichen Gezappel – und natürlich der Tatsache, dass er immer noch sowohl diesen Wavetouch in seinem Gesang hinbekommt als auch das infernalische Gebrüll („Asteroooid!“). Es kamen diverse Songs vom Debut - „Wardance“, „Requiem“ und eine völlig brutale Version von „The Wait“, wobei die neuen Sachen die Stimmung keinesfalls abflachen ließen, im Gegenteil gab es zu „The Great Cull“, „In Excelsis“ oder „European Super State“ respektable Moshpits. Ein großes Highlight war für mich „Pandemonium“ und der Refrain „I can see tomorrow – I can see the world to come etc“, der jetzt noch in meiner Birne herumgeistert.  Nicht zu vergessen erwähntes „Asteroid“ oder „This Is Madness“ oder oder oder… Um kurz nach zehn war das Spektakel dann auch rum, da sollte es am nächsten Tach in der Meierei noch nicht mal anfangen, aber lassen wir diese alte Diskussion.

Guckt euch KILLING JOKE unbedingt (noch) mal an, sie sind und bleiben einmalig und unvergleichbar!

Hier noch der Link zu meinem Bericht über das 2003er Konz an selber Stelle: 

http://mosh.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&task=view&id=99&Itemid=112

 

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