HEADBANGERS OPEN AIR XIII / 31.07.10 – Brande-Hörnerkirchen, Tach 3

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WATERRIDE THE LIGHTNING! Unser Entschluss steht: Bei dem Bombenwetter wollen Strecker und ich unsere Leiber durch den über 90 Meter langen Rutschkanal im Itzehoer Freibad quälen! Problem: Streckers Blut ist noch total verminzt und seit meinem Führerscheinerwerb im Jahre 1987 bin ich kein Auto mehr gefahren… (Übrigens bin ich der Meinung, dass ich für 23 Jahre unfallfreien Führerscheinbesitz mal langsam ‘nen Orden oder so verdient hab. Ich mein, dieser Löw bekommt das Bundesverdienstkreuz, nur weil er einen Haufen Fußballer trainiert, während meine Entscheidung, mich nie hinters Steuer zu setzen, zur Vermeidung unermesslichen Leids und Entsetzen gesorgt hat!)

 

 

 

Problemlösung: Unsere Nachbarinnen Svenja und Ting sind ebenfalls begeisterte Freibadjunkies und Ting trinkt irgendwie gerade nichts. Außerdem gesellen sich noch Kielowatt-Helge und der mächtige Villemän dazu. Neues Problem: Da Strecker im Streckermobil nächtigt, hat er die hintere Rückbank zu Hause gelassen, somit gibt’s nur vier Sitzplätze. Neue Problemlösung: Wir räumen hinten ein paar Bierkästen raus, Villemän und ich setzen uns dort einfach auffen Boden. Das Vertrauen in Tings Fahrkünste ist hoch, dennoch gehen einem auf der immerhin 23 km langen Fahrt unerwünschte Szenarien von Vollbremsungen und fliegenden Körpern durch den Kopp… Es geht aber alles gut.

 

Juhu, was für ein Wellness-Erlebnis! Erst scheuchen wir ein paar kleine Bratzen weg, um selbst die Rutsche in Beschlag zu nehmen, dann pupsen wir den Whirlpool voll, ziehen ein paar Bahnen, springen in gewagten Pirouetten vom Fünf-Meter-Brett, lassen uns faul auf so Schwimmmatten durchs Nichtschwimmerbecken treiben, um schließlich noch weitere Rutschrekorde aufzustellen.

Zurück auf dem Gelände müssen wir uns sputen: BATTLEAXE sind schließlich not to be missed, haben sie sich doch allein mit dem grottenschlechten Cover ihres Debuts „Burn This Town“ ins kollektive Metallergedächtnis eingebrannt. Aber natürlich auch mit guten Stücken a la „Ready To Deliver“, „Burn This Town“ oder „Chopper Attack“. Die werden auch von der Band gezockt, welche sich in guter Form präsentiert.

http://www.myspace.com/battleaxemetal

 

Danach zieht es uns auf ein paar leckere Getränke und ins Camp von Siggi Sick, in welchem sportiven Tätigkeiten nachgegangen wird. Doch alle Schau- und Trinklust verhindert nicht, dass Strecker blitzartig einfällt, dass wir zwar Bierkästen rausgestellt haben, aber die gesamten Fressalien von Campmitglied Stefan sich noch im Bus befinden. Und den Schlüssel zum Bus hat… Strecker! Also fix zurück auf den anderen Zeltplatz, wo Stefan schon leicht ungeduldig mit knurrendem Magen wartet und Streckers Sinnspruch „Nicht vergessen – sieben Bier sind auch ein Essen!“ komischerweise nicht so witzig findet…  

Wir sehen uns einige Songs von der franzöischen Band DER KAISER an, aber die sind mal Beweis dafür, dass natürlich nicht alles gut ist, was mal in den 80ern eine Scheibe veröffentlicht hat. Der Gesang des Kaisers saugt doch ganz schön – der Typ hat einfach ein dünnes Stimmchen. Und die Optik ist auch eher krude mit diesen Uniformjacken im Sgt.-Pepper-Look (samt Epauletten)…

http://www.myspace.com/der.kaiser

 

Da begeben wir uns doch lieber zurück in unser Lager, wo unser BBQ zusehends mehr Gäste anzieht. So können wir unserem israelischen Gast Kieler Originale wie Siggi Sick und Heavy Hein vorstellen. Letzterer hat zur Feier des Tages Schampus dabei, was Siggi zum Denglisch-Zitat des Tages verleitet: „Ist das lecker Shit? Ich muss tasten!“

Nachdem wir uns die Tränen aus den Augen gewischt haben, geht es flugs zu BLOOD FEAST, die DAS bisherige Highlight des Tages setzen. Eine rohe Thrash-Keule prasselt auf unsere Birnen nieder. Siggi zieht mich begeistert in den Pit, wo es gut zur Sache geht. Circle Pits, Stagediver und überall grinsende Gesichter von Maniacs, die kaum glauben können, wie derbe die Band auf ihre Instrumente einkloppt. Der Drummer könnte höchstens schneller spielen, wenn er Blastbeats einsetzte. Das tut er zum Glück aber nicht, denn das würde nicht zum 80er Thrash der Band passen. Gerade angesichts der Tatsache, dass ich neulich auf dem Obscene Extreme Fest unzählige Grindbands gesehen habe, fällt mir wieder mal auf, dass Thrash Metal die intensivste Form extremer Musik darstellt. Diese Wildheit, Rohheit und ungezügelte Energie besitzt auch das schönste Gegrinde nicht. Lange schon nicht mehr so mitgeslammt - hiermit vote ich für mehr Old School Thrash auf dem HOA!

http://www.myspace.com/bloodfeastband

 

Kurios – die Leute, die direkt neben uns zelten, hören lieber OMEN aus der Konserve, statt sich die Band, die JETZT gerade anfängt, live anzusehen! Dabei sollte es sich nach diversen Auftritten auf nahezu allen relevanten Undergroundmetalfestivals herumgesprochen haben, wie gut die aktuelle Besetzung von Kenny Powells Truppe ist. Heute ist der Sound zunächst etwas breiig und der Sänger klingt nach tourbedingter Angeschlagenheit, was sich beides nach ein paar Songs bessert. Leidenschaftlich zeigt der Sänger allen Musikern den verbalen Stinkefinger, die Metal mit modernen Stilelementen verfremden, was ihm hier natürlich Applaus und Sympathie einbringt. Die Setlist lässt dazu kaum Wünsche offen:  „Die By The Blade“, „Dragon's Breath“, „Ruby Eyes (Of The Serpent)”, „In The Arena”, „Blood On The Water”, “The Curse”, “Termination”, “Last Rites”, “Don't Fear The Night”, “Death Rider”, “The Axeman”, “Battle Cry” und “Warning Of Danger”. Da wird einem wieder klar, wie viele Vollteffer die Band geschrieben hat.

http://www.myspace.com/omenofficial

 

Der Regen vertreibt zunächst den Großteil der BesucherInnen, sodass ANVIL CHORUS vor intimer Kulisse beginnen. Ich bin fast rechtzeitig vor Ort, habe mir nur schnell ein Regencape übergezogen, darüber meine olle Lederjack und ich bin bereit. Mein Outfit verblasst vor einer grell geschminkten Dame, die hinten einen gewaltigen Fuchsschwanz aus der Buxe hängen hat und offenbar den Hörnerkirchener Fruchtbarkeitsreigen tanzt… Doch selbst das kann mich nicht von der Qualität von ANVIL CHORUS ablenken, selbst nicht, als ein Typ neben mir blankzieht und die Frau schlangenbeschwörerisch um ihn herumtanzt!  Nein Sir, denn hier bekommen wir gerade eine Art metallische Version von RUSH zu sehen/hören/fühlen. Nicht umsonst wird das endlich nach Jahrzehnten 2009 erschienene Debut „The Killing Sun“ im aktuellen Snakepit als „best recording ever made in Hardrock / Heavy Metal“ bezeichnet. Vielleicht etwas hoch gegriffen, aber Knaller wie „Deadly Weapons“, „Phase To Phase“ oder „Death Of A Dream“ muss man erst mal schreiben und dann gleichzeitig derart emotional und unaufgeregt vortragen. Zum Ende hin ist es auf dem Gelände folgerichtig besser besucht und die Band bedankt sich bescheiden für die Aufmerksamkeit.

http://www.myspace.com/anvilchorussf

 

Meine bisherigen Festivalhighlights BLOOD FEAST, GRAND MAGUS und ANVIL CHORUS werden jedoch von drei verrückten Engländern noch getoppt: RAVEN bringen besseres Wetter mit und rocken den Garten in Grund und Boden. Ich hätte es nicht gedacht, dass eine Steigerung zum Rocktower-Auftritt noch möglich ist, aber angetrieben von der feiernden Meute spielen sich RAVEN in einen Rausch. Sie haben ihre Setlist mit einigen Überraschungen versehen und streuen mit „On And On“ sogar einen Song von der schwachen „Stay Hard“ (1985) ein – damals viel zu glatt produziert, jetzt in der rohen Liveversion ein echtes, völlig unerwartetes Juwel! Mark Gallagher scheint noch einen Tucken fitter zu sein als in Lübeck (er hatte lange unter den Folgen eines heftigen Unfalls zu leiden) und sein Bruder schreit markerschütternd wie seit den Anfangstagen schon. Übrigens sollte man auch dem Schlagzeuger Joe Hasselvander Aufmerksamkeit schenken – der Kerl ist zusätzlich ein geiler Gitarrist und Sänger und hat unlängst mit „Further Torments Of The SG“ eine verschrobene Soloscheibe (als THE HOUNDS OF HASSELVANDER, geiler Doom) rausgehauen. Alles in allem OVER THE FUCKING TOP!

http://www.myspace.com/ravenlunatics

 

SOLITUDE AETURNUS habe ich bei jedem ihrer Deutschlandtrips sehen können und sie eigentlich immer genossen. Auch dieser Auftritt kann unter dem Strich als gelungen bezeichnet werden. Allerdings muss leichte Kritik an Rob Lowe geübt werden, der mittlerweile mit CANDLEMASS und SOLITUDE AETURNUS in zwei Bands schmettert. Dennoch finde ich etwas enttäuschend, dass der Gute mittlerweile auch die SOLITUDE-AETURNUS-Texte nicht mehr auswendig drauf hat. Einerseits wirft sich Lowe gerade am Anfang des Konzis in recht theatralische Posen (soll wohl nach Doom-Magier aussehen, aber man kann ihm das nicht recht abnehmen, meine Bekannte Petrunella Rübensüß meint treffend, er sehe dabei aus wie eine Miezekatze), andererseits starrt er ständig unsicher auf irgendein Textblatt (oder einen Monitor). Das passt nicht zusammen. Da finde ich es sympathischer, wenn ihm ein Banger in der ersten Reihe eine offenbar fiese Mische in einem 2-Liter-Tetrapak reicht und Lowe ein paar tiefe Züge genießt. Dennoch bleibt die Stimme an sich natürlich genial, die Songs sind Klassiker und zum Schluss gibt es eine Gänsehautversion von MANOWARs „Secret Of Steel“, schön langsam und noch besser als das schon stimmungsvolle Original.

http://www.myspace.com/solitudeeternal

 

„Müssen wir echt schon wieder los?“, ächzt Strecker, aber es nützt nichts – VIRGIN STEELE will schließlich keiner verpassen. Doch der Auftritt spaltet die Gemeinde – selten gingen die Meinungen derart auseinander. Zwar spielt die Band ein Klassikerset mit allen wichtigen Songs, aber nicht nur ich empfinde den Gesang von David DeFeis heute als absolut grausam. Ob es an fehlenden oder an zuviel Effekten liegt, wird später diskutiert, Fakt ist, dass DeFeis seine eigentliche Stimme kaum einsetzt und permanent hoch und aggressiv kreischt. Das hat er bei früheren Auftritten (sowie auf den Platten) lediglich ab und zu gemacht, heute ist es unerträglich. Zu den Kreischern gesellen sich mit der Zeit immer mehr pseudoromantische „Uhu-hu“-Seufzer, die selbst mein Bier schal werden lassen. Nee, so kann ich mir das nicht geben, obwohl ich die Band an sich mag. Wie bereits angedeutet sehen andere BesucherInnen das völlig anders und sprechen zum Teil gar von der besten Band des Festivals…

http://www.myspace.com/virginsteele

Tscha, und schon ist das HOA rum – es war mal wieder ein Fest! Der Orga kann man nur ein „Weiter so!“ zurufen und sich aufs nächste Jahr freuen. Erste Namen sind bereits angekündigt, aber da kann sich natürlich wie immer noch einiges ändern…

http://www.headbangers-open-air.de

Kommentare   

+2 #5 HOA-Rick 2014-05-11 08:25
Bin mal wieder über den Bericht gestolpert, und muss noch mal dringend etwas loswerden zum Thema Omen:
Der Sänger hat leider nicht nur "den verbalen Stinke-Finger an Musiker, die den Metal verfremden gezeigt2, sondern viel schlimmer, wie ein Hassprediger dazuaufgerufen, alle Leuten, die nicht Metal sind zu verprügeln oder schlimmeres zu machen, da sie (das drücke ich jetzt vorsichtig aus, weil ich nicht mehr 100%ig sicher bin)keine Existenzberechtigung hätten. Ich liebe die Omen-Songs, aber dadurch wurde mir die Stimmung eines anfangs klasse Gig nachhaltig verhagelt!
VG Rick
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0 #4 Philipp Wolter 2010-08-13 09:44
Ha ha! Diese Links setzen wir allerdings nicht selbst. Dat ist irgendwie so ein Amazon-Werbekram, irgendwie müssen die Kosten für den Spaß hier ja reingeholt werden... Das Prinzip scheint irgendwie automatisch bzw. zufällig zu sein. Naja, das weiß Matt genauer.

Stimmt, das Teilplayback hatte ich gar nicht erwähnt. Hätte ich sogar verknusen können, wenn der Gesang okay gewesen wäre.
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0 #3 Alexander 2010-08-13 09:44
LOL! Die Lady war aber auch krass...Hab mich selten so beömmelt...:-) Der Link zur Scheibe von Battleaxe ist übrigens falsch, stattdessen wird man zu einer Scheibe namens - Tie Your Noose - von Bbq verlinkt. Wenn die Musik genauso grausam ist, wie die Typen aussehen... Prost Mahlzeit, sach ich da nur...;-)

Bloodfeast, Anvilchorus und Solitude waren an dem Tag meine Favoriten. Virgin Steele ging mal gar nicht...Zumal Bass und Keyboard auch noch vm Band kamen...Nee, nee, sowat kann und darf man nicht tolerieren...:-)

Ansonsten war dat HOA mal wieder eine Reise wert. CYA in 2011 Rain or shine...Ach, dat war ja der Spruch vom großen 'Bruder'...;-)
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0 #2 siggi sick 2010-08-13 09:44
Blood Feast war echt das beste von festival ,was für ne Breiseite von Thrash+ Speedmetal und vorne im pit-der hammer, wat ein spass.-auch der sound beim h.o.a ist einfach nur gut
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0 #1 bockfred 2010-08-13 09:44
Wie gerne häte ich euch grazien pirouetten machen sehen.
Scheisse ich glaube zum HOA muss ich nächstes jahr auch mal mit, ich war nur auf drei festivals diesen sommer das ist zu wenig.
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