TACKLEBERRY, FAINT STOUT, AMERICAN TOURISTS, COLE SLAW / 14.04.05 - Kiel, Bunker
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Dienstag, 21. November 2006 00:00
- Geschrieben von Philipp
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Die Reihenfolge hatte man ausgelost, was prinzipiell ein faires Verfahren ist, solange danach nicht irgendwelche Bands rumheulen, die sich erst darauf einlassen und dann doch nicht als letzte spielen wollen. Das war hier offenbar nicht der Fall, waren ja auch keine Rockstarcrybabys auffem Programm.
Erstmal rein innen Bunker, schön verlaufen („So weit oben war das aber nicht“), Renkes Plattenstand analysiert (8,- Euro für die neue MDC, der Jung ist der beste!) und ab!
COLE SLAW starteten und von Anfang an war klar, dass diese Band sich seit dem letzten Mal, wo ich sie gesehen hatte, ganz schön gesteigert hat! Ist aber auch schon 1,5 Jahre her (mit KURHAUS und MORBUS DOWN in der Pumpe). Damals hatte ich die zu ähnlich klingenden drei Sänger bemängelt, heute gab es in der Hinsicht nix zu meckern! Man hat auf zwei Schreihälse reduziert, wobei der eine ordentlich shoutet und brüllt, der andere sich v.a. eines Sprechgesangs bedient. Immer wieder bölken dann auch beide prägnante Stellen inne Mikes. War insgesamt sehr abwechslungsreich durch diese Kontraste und ordentlich Bewegung war auch angesagt. Die Riffs bewegten sich so im Dreieck Neo Thrash, Metalcore und Nu Metal (scheiß eigentlich auf solche Schubladen, auf jeden Fall wars HEAVY), mal mit viel Groove im Midtempo, mal schön flott und straight vors Gesicht. Der Drummer sah sehr konzentriert aus, als analysierte er jeden Schlag, wobei er dafür dann aber doch angenehm locker und rund spielte. Da lief mir schon der eine und andere wohlige Schauer übern Rücken, wenn die Band sich in so richtig krasse Parts reinsteigerte! COLE SLAW waren eine positive Überraschung für mich, eine Band, die ich mir definitiv wieder ansehen werde.
Danach meine Lieblingstouristen! Beim letzten Gig in der Meierei hatte ich leider fast den gesamten Gig verpasst, heute wurde ich entschädigt und bekam alles mit, juchhu. Wieder mal schön anzusehen, wie Basser Tim mit verträumtem Lächeln in irgendwelchen Sphären schwebt, während Malek sich die Seele aus dem Leib kreischt (und dabei Gitarre zockt). Drummer Thomas hatte wohl ’nen kaputten Drumhocker, der ihm das Spiel erschwerte und einige Schweinereien in den Spielfluss brachte. Macht nix, Punkrock. Die „Kinder des Zorns“ erledigten trotzdem den „Job for god“, lutschten am „Scheiß Eis“, rockten und rollten „wie Kartoffeln“ dat Publikum durch! Neue Sonx waren auch am Start, wie immer mit schrägen Riffs, einer gewissen Hektik und dem typischen Kreischgesang. Geil war ein Song „über die drei Konstanten in meinem Leben – Musik, Freunde und Familie“ (Malek), der am Ende in einen Endlosrefrain mündete, den die Band an den Mikros vorbei in den Raum schrie. Das machen sie ja öfter, ist irgendwie ein geiler Effekt, weil man die trotzdem noch hören kann über die Musik.
Die einzige Band, die noch gar nicht kannte, waren FAINT STOUT aus Flensburg. Und noch eine positive Überraschung! Die Band macht eine immerhin zehntätige Tour und bot einen erstaunlich routinierten Eindruck. Die haben auf jeden Fall schon so einige Gigs gespielt (oder sind absolute Naturtalente), denn alles ging wie geschmiert und mit ordentlich Action über die Bühne. Man hatte zusätzlich zum regulären Drummer noch einen Percussion-Freak dabei, der mit Gehämmer für Akzente sorgte und ab und zu auch den Sänger mit Zusatzgebrüll unterstützte. Der Sänger wetzte ordentlich über die Bühne und hätte eine volle Hütte sicherlich ordentlich aufgemischt. So gab es immerhin erstmals heute Abend eine Frontrow, die am Abgehen war (allerdings fuhr gegen 24.00 Uhr irgendein Zug und diese Fans mussten mitten im Gig den Ort des Geschehens verlassen). Ja, die Mucke könnte wohl mit moderner Hardcore beschrieben werden, auch sehr metallisch und rhythmusorientiert, aber keinesfalls zu viel NU Metal in der Soße, auch wenn KORN, SLIPKNOT und SYSTEM OF A DOWN sicherlich geeignete Referenzen sind.
Yeah, erfreulicherweise blieben fast alle Leuts da, um sich die TACKLEBERRY-DRÖHNUNG verpassen zu lassen! Gut so, denn es hat sich mal wieder mehr als gelohnt. Ich fand es selber lustig, aber ich war wieder völlig von den Socken und restlos begeistert von der ENERGIE, die da tonnenweise aus den Boxen donnerte! Ich mein, mittlerweile habe ich die Tacklebettys ja öfters gesehen und ein gewisser Gewöhnungseffekt KÖNNTE sich einstellen. Tat er aber nicht! Es übertraf schon wieder meine eh schon hohen Erwartungen und das lag nicht an den schicken blauen Polohemden, die sich die Jungs übergestreift hatten (und auch noch in die Anzugbuxen gestopft hatten, so eklige Gürtel inklusive... Am beschissensten sah Gitarrero Olli aus, der sich auch noch die Klampfe bis unter die Achselhöhlen gehängt hatte...). Nein, es gab einen Knüller nach dem anderen auf die Ohren, immer Power, Power, Power – ein Hannes am Mikro, der alles in Grund und Boden SCHRIE sowie Riffs und Beats im Geschwindigkeitsrausch und mit MOSHFAKTOR 500... Kein Wunder, dass die Leute zur Bühne aufschlossen, mitgrölten und trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit ’nen Hardcore-Fest feierten. Die Bassdrum wurde zerkloppt, eine Klampfe fiel aus – they are nun mal the power rangers of HARDCORE... Hannes kommentierte wie gewohnt tatsachenverdrehend: „Wir sind scheiße, aber wir sehen super aus!“. Aber nix da, die paar technischen und menschlichen Pannen konnten an der Geilheit des Gigs GAR NICHTS ändern – Schnauze und Basta!
http://www.americantourists.de/
http://tacklebetty.de/ - Beitrag von: Philipp