WITH FULL FORCE XVI / 2.-4.7.2010 – Roitzschjora – Flugplatz – Tag 1

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Der erste Teil unseres WITH FULL FORCE Berichts. Lest am ersten Tag von:

-Wüstenmäßiger Hitze ohne Wüstenrock

-(fast) netten Dieben

-splattermäßigen Programmheften

-und vielen vielen Bands!

Andy:

"With full force XVI

Intro: Nachdem im letzten Jahr das WFF nicht besucht werden konnte, weil zeitgleich eines der schönsten Krustenfestivals der Welt in Packebusch stattfand, verhält es sich dieses Jahr anders, denn: Dieses Jahr fiel das Packebusch-Festival aus finanziellen Gründen aus, aber die Veranstalter hoffen, uns nächstes Jahr wieder 'ne schöne Schlammschlacht bescheren zu können. Also kann ich dieses Jahr wieder mit einem guten Gewissen zum WFF fahren. Gutes Gewissen? Da war doch was! Ach ja! FREI.WILD spielen. Lustig, wenn man bedenkt, dass die WFF-Crew jedes Jahr wieder beteuert, dass alle Vorwürfe, dass es ihnen egal sei, womit sie ihr Geld verdienen, an den Haaren herbeigezogen seien, und sie dann trotzdem jedes Jahr zwielichtige Bands und deren Publikum versuchen zu bedienen. Alibimäßig durfte dann auch dieses Jahr wieder ein Antifastand auf dem Gelände stehen und neben der Hardbowl Bühne waren “Hardcore bleibt Nazifrei”-Banner aufgehängt. Was die Veranstalter aber nicht davon abhält, Dreck wie FREI.WILD zu unterstützen.

Donnerstag: Die Hinfahrt am Donnerstag verlief ohne größere Probleme, nur den ollen Strecker in Hamburg aufzugabeln, benötigte zwei Versuche. Dann ging’s ohne Pause nach Roitzschjora - nur kurz standen wir im Stau, dafür aber auch gleich neben einem Schweinetransporter, eins dieser Erlebnisse, die mich auch nachhaltig beschäftigen.

Angekommen müssen wir sehr viel kürzer als in den Jahren zuvor in der Schlange anstehen, ich besorg mir noch schnell mein Pressebändchen von einem verblüffend schlechtgelaunten Festivalmitarbeiter. Ich stelle in letzter Zeit ja immer öfter fest, dass umso freundlicher und gut gelaunt ich bin, umso unfreundlicher und schlecht gelaunt sind die Menschen, auf die ich treffe. Ich hätte aber bei 30 Grad auch bessere Sachen zu tun als in einem Container zu sitzen und dicken debil grinsenden Punkern Pressebändchen auszuhändigen. Es sei ihm verziehen.

Was man aber niemanden verzeihen kann, sind die Autodurchsuchungen. Über Sinn und Unsinn des Glasverbotes lässt sich streiten. Ich persönlich finde das Glasverbot sogar gar nicht mal schlecht. Meine Argumente wären, dass das Verletzungsrisiko ohne Glas auf dem Gelände geringer ist und das die Reinigung einfacher und billiger ist ohne Glasscherben. Was aber scheiße ist, ist, wenn man im vorauseilendem Gehorsam vegane Nussnougatcreme in leere Zahnpastatuben füllt, Brillen/Monokel/Kontaktlinsen/Glasaugen zuhause lässt, und, um ganz sicher zu gehen, spontan das gesamte Auto entglast, nur um sich von den sich in ihrer endlich erreichten Machtposition suhlenden Secruritys behandeln zu lassen wie YUSSUF ISLAM, der versucht, in die U$A einzureisen, nachdem er seine Syrien-Tour beendet hat. Nach der Leibesvisite wird noch der angedachte Parkplatz gesucht und gefunden. Dort kann man wieder mal sehen, dass Punk wirklich ist, was man daraus macht. Leider ist Punk in manchen Kreisen einfach nur ne Entschuldigung für Prolls, sich wie den letzten Dreck aufzuführen. Aufzubauen gab es für mich nichts, da ich mich mal wieder auf das Abenteuer “im Auto pennen mit Strecker” eingelassen habe. Aufgrund akuter Müdigkeit ging es dann auch früh ins Bett.

Freitag: Nach einer Nacht, die auch hätte schlechter sein können mach ich mich nach der morgendlichen Hygiene und dem dazugehörigen Sportprogramm auf, um das Gelände zu erkunden. Zuerst müssen die Änderungen im Zeitplan vermerkt werden. THROWDOWN spielen nicht, wodurch nach dem frühen Ausscheiden von EARTH CRISIS eine weitere Straight Edge Band ausfällt. Vertreten werden die Ami Moshcoreler von STUCK MOJO. Auch SKARHEAD schaffen es nicht zum Full Force und werden von AYS vertreten was mich zuerst annehmen lässt, dass es noch eine andere Band gibt die AYS heißt neben der Ruhrpott Kapelle AGAINST YOUR SOCIETY. Außerdem muss eine gewisse patriotische Band aus Südtirol und WALLS OF JERICHO später spielen, weil auf einer Leinwand Fußball übertragen wird. Nervig! Find die Idee aber lustig auf ein Sportevent zu gehen und am gleichen Tag spielen irgendwo am Arsch der Welt SLAYER und der Sportevent legt erstmal ne Pause ein um SLAYER auf einer großen Leinwand zu übertragen. Auf dem Weg zur Festival Bühne fällt mir ein Zeltlager auf, in dem sich gerade eine Band darauf vorbereitet gleich zu spielen. Nach kurzer Recherche lässt sich ein Schild finden auf dem steht: STRAIGHT FROM HELL öffentliche Probe 12-13 Uhr täglich!” Da ich im Moment ja eh nichts Produktiveres machen kann, als mir diese Band anzusehen, wird das auch gemacht.

 

STRAIGHT FROM HELL

Andy: STRAIGHT FROM HELL zocken 'ne moderne Variante des Death Metals und können mich ganz gut unterhalten. Besonders einer der Gitarristen gibt 'ne ordentliche Show ab. Dazu hat er sich noch mit roter Farbe bekleckert und hat sich schwarze Kontaktlinsen in die Augen geballert (wie er die nur aufs Gelände bekommen hat?). Die Songs handeln von Selbstmord und davon, dass Gott doof ist. Alles ganz solide und hat Spaß gemacht. Zwischen den Songs fragt einer der Zuschauer, ob denn schon jemand SLAYER gerufen habe, worauf zehn andere mit “SLAYER!” antworten. Nach Beendigung dieses spontanen Konzertes mach ich mich weiter auf zum Festivalgelände.

 

 

Matt: Heiß, heiß, heiß ist es, als wir (unsere Reisegruppe bestehend aus Tom, Doc Doom & mir) am Freitag morgen das Auto beladen und uns via Potsdam Richtung Roitzschjora aufmachen. Mit gefühlten 80° im Auto und kaputter Klimaanlage schleichen wir hinter Lastern und verfrühten Sonntagsfahrern bis nach Brandenburg, wo wir unseren Fotografen Krille aufsammeln. Zwischen alten Schlössern und verwirrenden Einbahnstraßensystemen und ebensolchen Schilderwäldern finden wir nach wenigen Stunden auch wieder aus Potsdam heraus und haben nur noch ca. 1 ½ weitere Stunden bis Rotizschjora vor uns. Auch diese werden schwitzend und ächzend noch irgendwie überbrückt. Als wir am Festivalgelände auftauchen und auch noch unseren Bazi Helge in die Reisegruppe aufnehmen können, ist der Durst so stechend, dass er noch vor Einfahrt aufs Gelände dringend bekämpft werden muss.

Abgeschreckt von den organisatorischen Mängeln im letzten Jahr geht diesmal alles wunderbar glatt, Bänder und Parkausweise werden verteilt und wir stellen uns der intensiven Wagenkontrolle auf dem Weg ins Auge des Festival-Hurricanes. Die Ordner auf dem WFF interessiert ja nicht, was man an Alk, Menschen oder Drogen schmuggelt, wohl aber, dass kein Pipelchen Glas mit auf das Gelände kommt. Ich glaube auch, dass die Ordner Prämien bekommen für jedes gefundene Glas (oder dürfen die etwa den Pfand behalten?), denn unser recht volles Auto wird erst einmal auseinander genommen. Dabei kommt es fast zu einem Zwischenfall, als der Ordner Toms Box mit „kleinen Feiglingen“ in PET-Flaschen entdeckt und jubelnd aufschreit: „Aha, da haben wir ja schon ein Problem!!!!“ Worauf Tom ihn angiftet „Alter, PEE-EHH-TEE, weißt du nicht was das heißt oder was??!“ Zum Glück eskaliert die Situation in der späten Mittagshitze nicht, auch weil die Pressearmbänder zum nachsichtigen Umgang mit uns aufrufen (O-Ton des Ordners: „Wat, Presse? Da darf ich ja nicht mal unfreundlich zu euch sein...“).

Schließlich erreichen wir das Innere und finden noch einen Platz am A... des Geländes, da die meisten Leute wie die Kollegen Andy und Strecker wohl doch schon am Donnerstag angereist sind. 40 Minuten Fußmarsch zur Bühne durch die Staubwüste des Geländes bei ca. 35° im Schatten (nur ohne Schatten). Da wir über genügend flüssiges Marschproviant verfügen, meistern wir souverän auch diese letzte Herausforderung und kommen schließlich bereits völlig verdreckt, lustig und mit von der Hitze dröhnendem Schädel zum Kern des Geschehens, gerade rechtzeitig um mit der schwersten Band der Welt, gemeint ist natürlich CROWBAR, auch für uns den musikalischen Reigen zu eröffnen.

Der Dremuvement-Bewerbungsaufruf, welcher in meiner Wagenscheibe klebt, ist nirgendwo passender als hier. Denn wo sonst kann man so viele unglaublich DRECKIGE Bands finden?

 

Bevor wir aber mit einsteigen ins musikalische Gemetzel sei an dieser Stelle das Festivalbooklet erwähnt. Wer das geschrieben hat, hat wirklich tüchtig einen an der Marmel. So wird jede zweite Band durch martialische Splatterszenen beschrieben, die wirklich unvergleichliche literarische Genüsse...ähhh...Ergüsse darstellen. Damit Ihr wisst, was ich meine, werde ich einige der Bands mit O-Tönen aus dem Festivalinfo garnieren...

 

Andy: Auf dem Festivalgelände angekommen, begutachte ich erstmal die Stände, wobei ich feststelle, dass ich überhaupt nicht in der Stimmung bin, zu konsumieren, was ich dann auch das ganze Wochenende beibehalte. Auch feststellen durfte ich, dass Imperial Clothing mittlerweile das H & M der Breakdownmetal-Kiddies ist und wer nicht mindestens zwei Kleidungstücke der Marke trägt, ist total uncool. Nachdem ich also festgestellt habe, dass ich uncool bin (ach nee), beende ich meinen Rundgang. Die doofsten Stände waren die vom Metal Hammer, Drop Dead Clothin, Imperial Clothing und Irgendsonem Proll-Oi!-Stand, der voll mit sexistischen Shirts und Platten wohl aller Grauzonen-Bands war. Einen Besuch wert waren allerdings die Stände von Greenpeace, Peta, Power it up und Earache. Getränkemäßig gab’s für mich die Wahl zwischen OST und Coca Cola, Apfelschorle, Wässerchen und Slushis. Letztere waren zwar nicht wirklich Slushi, weil die Kühlung nicht gegen die brüllende Hitze ankam, aber trotzdem noch das Kälteste, was man auftreiben konnte. Ein 0,3l-Getränk kostete immer um die 2€, was auf einem Festival dieser Größe fast noch okay ist. Veganes Essen aufzutreiben, erwies sich aber umso schwieriger. Es gab zwar einen vegetarischen Stand, der aber nichts Veganes im Angebot hatte. Also hatte ich nur noch die Wahl zwischen Pommes mit Ketchup oder Bratskartoffels mit Salsadip. Nachdem das geklärt war, ging’s auch schon mit Musik los - den Anfang auf der großen Bühne machten die jungen Amis von THE FACELESS.

 

THE FACELESS:

Andy: Sehr technischer Death Metal mit viel Gefrickel (WFF-Programmheft: „Höllenraserei trifft auf irre Multispektral-Arrangements....“). Was auf Platte ganz gut funktioniert, treibt die Musiker live an ihre Grenzen und lässt sie manchmal an diese stoßen. Viel weniger statisch sollte es danach im Hardbowl-Zelt weitergehen.

 

ALL FOR NOTHING:

Andy: ALL FOR NOTHING aus den Niederlanden dürfen den Hardcore-Zirkus dieses Jahr eröffnen. Nach dem Intro der aktuellen Platte “Miles & Memorys” geht’s gleich richtig geil los mit “Epitome”, ebenfalls von der aktuellen Scheibe. Danach wird sich brav bedankt, und man kann das Grinsen der Musiker auch noch sehen, wenn sie mit dem Rücken zum Publikum stehen. Weiter geht’s mit “Start at Zero” von dem Demo (ja, der ist auch auf der “Can’t kill whats inside”-Platte). Während “Wake up call” gelingt es der Sängerin sogar, einen Becher, der auf die Bühne fliegt, im Flug wieder zurück in die Menge zu kicken. Im weiteren Verlauf der Show liegt die aktuelle Platte klar im Fokus (“Miles & Memorys” , “All for nothing” und “Like a Wolf with fake teeth”). Wohl eine der größten Shows, die die Band jemals gespielt hat und eine der besten Shows, die ich je im Hardbowl sehen durfte. (WFF-Programmheft: „Eine Frau mit der Energie eines Kernbrennstabes [... ] würde den alten Metal-Säcken ein ganzes Fuder Straßen-Frische ins Besserverdiener-Gemächt blasen...“)

 

BLOODWORK:

Andy: Danach riskier ich einen kurzen Blick auf die Mainstage, die dieses Jahr um einiges schlechter besucht war als das Hardcore-Zelt. Dort waren gerade BLOODWORK aus Paderborn am zocken. Ich hab sofort den Vergleich SOILWORK in Böse im Kopf. Find’s auch nicht sonderlich spannend, nur die Death-Pirouette war ganz unterhaltsam. (WFF-Programmheft: „...schmerzhaft schöne Knochensäge...“)

 

HORSE THE BAND:

Andy: Wieder im Zelt angekommen, legen HORSE THE BAND los und lassen keine Fragen offen. “Wir sind HORSE THE BAND und wir sind eine Band!” Die Jungs legen los und ich dreh durch. Plötzlich ist im Pit alles voll mit Leuten in Salamander-Kostümen, Hasen-Kostümen und allen möglichen Videospiel-Shirts. Hier muss ich noch mal erwähnen, dass ich es schade finde, dass die meisten Leute und auch viele Schreiber HORSE THE BAND als Nintendocore abstempeln und sich damit nur auf den Hit der Band beschränken obwohl die Band so viel mehr ist. (WFF-Programmheft: „...Pacman im Fressmodus...“) Diese Band hat komplett DIY die gesamte Welt bereist, ganz ohne irgendeine Sicherheit oder einem Label im Rücken. Außerdem sind die Texte im Gegensatz zu dem, was die meisten Menschen denken, sehr sozialkritisch und üben Kritik daran, wie sehr wir Sklaven der modernen Maschinen geworden sind und dem Persönlichkeitsverlust, der damit einhergeht. Der größte Teil der heutigen Setlist wird gefüllt mit Songs der “Desperate Living” und diese werden allen gewidmet, die sich bewusst darüber sind, wie miserabel ihr Leben ist und sich trotzdem über jeden Tag freuen. Ältere Songs gibt es nur zweierlei und zwar “Big blue violence” und zum Schluss noch “Cutsman”, mehr kann man ja in einer halben Stunde auch nicht erwarten, obwohl ich mir noch “Bunnies” oder was ganz Ausgefallenes wie zum Beispiel “Kangarooster 4057” gewünscht hätte. Trotzdem wie immer eine sehr unterhaltsame und gute Show.

 

JOB FOR A COWBOY:

Andy: Eigentlich gefallen mir JOB FOR A COWBOY ja nur auf Platte, aber was die jungen Musiker heute abliefern, ist über alles erhaben. Zwar bekomme ich nur noch die letzten beiden Songs mit, die aber zugleich auch meine Lieblinge sind, nämlich “Embedded” und natürlich “Entombment of a machine”. Das Publikum fordert eine Wall of Death, was der Sänger aber nicht befürwortet, weil er lieber möchte, dass jeder macht, was er will und sich niemand dabei wehtut und alle sollen lieber 'nen Circle Pit oder 'nen Handstand machen.

 

WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER

Andy: Zeitgleich blamiert sich mal wieder die Emo-Jugend bei WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER. Zwar konnte man in letzter Zeit in diversen Magazinen des Öfteren lesen, dass sie mittlerweile eine richtige Band sind und gar nicht mehr Scheiße, aber man soll halt nicht alles glauben. (WFF-Programmheft: „Fräsen einem […] markante Spuren durchs Zwerchfell...“)

 

CROWBAR:

Doc Doom: Eines der Highlights auf diesem WFF war für mich von vornherein CROWBAR (WFF-Programmheft: „...deren Eisenfaust sich sich an wunderhübschen Stacheldrahtmelodien entlanghangelt – bis sie zentriert in dein Antlitz kracht.“). Als Doom-Fan ein Muss, logisch. Ist ewig her, seit ich die Band das letzte Mal live erleben durfte (damals noch mit Monster-Basser Sexy T). Mit neuer Besetzung aber gewohnt fettem Niederwalz-Sound starteten die New Orleans Doomer mit ´nem mir unbekannten neueren Song und schon mit den ersten Takten hatten sie mich. Ja, das Zähe, Mächtige der alten Tage ist immer noch voll da! Kirk Windstein lässt uns teilhaben an seiner Seelenpein, nur die gleißende Sonne (die hätte sich eigentlich verfinstern müssen) und seine poppig-lila Gitarre (ist da nicht doch irgendwo ein Milka-Sticker drauf?) passten nicht ganz ins Stimmungsbild. Die Songauswahl hatte mit „All I had I gave“, „Breed apart“ oder „Self inflicted“ so ein paar Sahnestücke (Doppelrahmstufe!) zu bieten, aber auch das neue Material hat mir richtig gut gefallen. Hätten sie noch „Subversion“ gespielt, wäre ich wohl auf die Knie gesunken. Man kann halt nicht alles haben.

 

 

Andy: CROWBAR walzen vor der Mainstage die Massen langsam hin und her und mit “Like broken glass” wird auch ein richtiger Hit abgeliefert. Gefällt mir sehr, zeitgleich liefern aber im Zelt gerade ARKANGEL den Soundtrack zum Workout der Karate Kids ab.

 

ARKANGEL:

Andy: Was auch okay ist, denn im Zelt ist es jetzt relativ leer und jede/r kann so ausdrucksstark tanzen, wie er/sie will. ARKANGEL sind nicht ganz mein Ding, machen ihre Sache aber gut. (WFF-Programmheft: „Die Truppe haut die Zähne […] aus dem Unterkiefer....“)

 

STUCK MOJO:

Andy: Danach begutachte ich, was STUCK MOJO so treiben. War der Sänger immer schon so dick? Irgendwie gefällt mir das nicht mehr. Als Teenager hat mich das mehr beeindruckt.

Doc Doom: STUCK MOJO waren als Ersatz für die kurzfristig abgesagten DEICIDE gesetzt. Gut so, wer braucht schon den arroganten Satanisten-Arsch Glen Benton. Stimmungsmäßig hätte der Kontrast zu CROWBAR kaum größer sein können. Der Dub-Crossover-Hüpfmetal ging mir sowas von in die Beine und den meisten Leuten um mich rum ging´s ganz genauso! Optischer Mittelpunkt war ein quirliger Blondschopf an der Gitarre, der dem eigentlichen Frontmann glatt die Show stahl. Mit einem enormen Bewegungspensum (hauptsächlich des besagten Gitarristen) und sehr viel Spielfreude hatte die Band das Publikum schnell auf ihrer Seite. Songtitel? Keine Ahnung, kenn ich alles nicht, war aber auch egal. Die Kunst, Songs eingängig und trotzdem spannend zu gestalten hat diese Band definitiv drauf. Nichts erwartet, aber sehr viel Spaß gehabt. Thumbs up für die Überraschung des Tages!

 

MAXIMUM PENALTY:

Andy: Auf der anderen Bühne machte sich gerade der Ersatz für EARTH CRISIS bereit: MAXIMUM PENALTY aus New York. Die Band um den Ex-DAG-NASTY-Sänger wurde extra für diesen einen Gig eingeflogen - interessieren tut es trotzdem niemanden. Schade, denn MAXIMUM PENALTY liefern gut ab. Crossover Hardcore, wie er Spaß macht. Wieder mal der Beweis, dass man als Hardcoreband sich auch ganz normal verhalten kann und nicht immer nur rumprollen muss.

 

FEAR FACTORY:

Matt: Auf FEAR FACTORY hat sich ein großer Teil der Reisegruppe sehr gefreut, insbesondere Tom und Krille sind ja große Fans der Industrial-Thrasher (WFF-Programmheft: „...die einem schlicht und einfach die Schädelbasis pulverisiert.“). Nach diversen Umbesetzungen ist die Truppe jetzt wieder fast in Originalbesetzung, zumindest haben sich Dino Cazares und Burton C. Bell wieder zusammengerauft. An der Schießbude saß der Ausnahme-Drumsöldner Gene Hoglan. Die Besetzung lies auf viele alte Kracher der „Demanufacture“-Zeit hoffen. Die Hoffnung trog, denn im kurzen Set blieb für meinen Geschmack zu wenig Platz für Altes, ich kann mich gerade mal an „Replica“, „Demanufacture“ und „Edgecrusher“ erinnern, was für mich dann auch schon die einzigen Spot – und Highlights waren. Ansonsten fand ich FEAR FACTORY ziemlich lahm, vielleicht liegt es auch daran, dass ich die Band in den letzten 10 Jahren nicht mehr so richtig verfolgte. Der Wohlstand war den Amis anzusehen und vielleicht ist die Band auch einfach satt. Auf jeden Fall fehlte mir die rauhe Power der älteren Platten, zudem war der Sound echt mau, was bei FEAR FACTORY, einer Band die auch immer von Klangexperimenten lebte, nun gar nicht geht. Zu allem Überfluss wurde Tom im Circlepit sein Portemonnaie aus der Hosentasche geklaut – und ohne Geld wieder zurückgesteckt. Auch wenn letzteres schon fast wieder nett ist (und ziemlich skurril, obwohl ich mich später mit einem Kollegen unterhielt, dem auf dem Wacken exakt das Gleiche widerfuhr) – wer ist denn so oberasi, andere Asis zu beklauen? Tom, der den Rest des Festivals an unserem finanziellen Tropf hing, ging fortan in jeder freien Minute Geld auf dem Fussboden suchen und fand auch Unmengen an geleerten Portemonnaies und Kleingeld ohne Ende.

 

 

 

 

Andy: Auch ein Highlight sind FEAR FACTORY, obwohl einem StiAs dieses Konzert in negativer Erinnerung bleiben wird, da ihm dort die Geldbörse entwendet wurde. Wobei ihm der Dieb nur das Geld herausgenommen hat und dann alles (natürlich abgesehen vom Geld) wieder in die Tasche gesteckt hat. In welcher Besetzung die Angstfabrik spielt, kann ich mittlerweile nicht mehr sagen - ist ja schlimmer als in der schlechtesten Daily Soap. Ich kann aber sagen, dass “Replica” der Opener war. Generell ist das Set sehr oldschoolig oder ich hab einfach nur alle neueren Sachen verdrängt, bin mir aber sicher das sie z.B. von der “Archetype” nichts gespielt haben. FEAR FACTORY sind ganz cool, aber wirklich Feuer hat das auch nicht mehr.

 

WISDOM IN CHAINS:

Andy: Im Zelt geht’s weniger metallisch zu - dort spielen nämlich die Straßenköter von WISDOM IN CHAINS. Wenn Vinnie Stigma eine Band wäre, dann wäre er WISDOM IN CHAINS. Gibt’s nichts zu zu sagen, außer: YAAY! Hat Spaß gemacht.

 

CALIBAN:

Andy: Kann man von CALIBAN nicht unbedingt behaupten, die aktuelle Scheibe ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber wirklich Freunde werden wir wohl nicht mehr. Aber mit Feuer spielen die Münsteraner, das finde ich wiederum sympathisch. (WFF-Programmheft: „...prügeln tonnenschwere Bleihämmer [...] auf die Rübe...“)

 

DOWN BY LAW:

Andy: Sehr sympathisch sind auch die alten Männer aus New York - DOWN BY LAW! Old school Melodic Punk a la BAD RELIGION oder die Richtung. Sehr entspannte Show und gute Ansagen. Im Gegensatz zu THE EXPLOITED, die haben noch nie gute Ansagen gemacht.

 

THE EXPLOITED:

Andy: Frag mich ja auch, warum sich niemand beschwert, dass die hier spielen dürfen. Die haben doch mindestens so viel Dreck am Stecken wie die schlimmste Grauzonen-Band. Muss man ja nicht gucken. (WFF-Programmheft: „Wie frühstücke ich ohne Unterkiefer?“)

 

SICK OF IT ALL:

Andy: Da schau ich mir lieber SICK OF IT ALL an, die anscheinend heute einen schlechten Tag erwischt haben. Nee, nur Spaß, SICK OF IT ALL sind wie immer super. Eröffnet wird mit “Death to tyrants”, dann gibt’s noch ein wenig von der aktuellen Platte “Based on a true Story” und dann reiht sich Hit an Hit, Circle Pit an Circle Pit an Wall of death. “Scratch the surface“, “Step Up”, “Let’s”, “Us vs. Them”. Viel zu schnell ist dann alles wieder vorbei. In punkto Circle Pit kann niemand SICK OF IT ALL das Wasser reichen - auch nicht die ersten Headliner des Festes KILLSWITCH ENGAGE.

 

KILLSWITCH ENGAGE :

Doc Doom: KILLSWITH ENGAGE stand auch weit oben auf meiner Liste. Gleich zu Anfang meine Leute im Gewühl verloren, aber scheißegal, schon beim ersten Song (ich glaube „A bid farewell“) ist alles geritzt. Gänsehaut! Mittlerweile finde ich das Metalcore-Genre etwas überstrapaziert und viele Bands austauschbar. Aber warum KSE hier einen Sonderstatus genießt ist eigentlich sonnenklar. (WFF-Programmheft: „...der dir in nullkommanix vor Freude den Schädel auseinanderfetzt.“) Weil sie verdammt nochmal die besten Songs schreiben oder wo gibt’s sonst noch solche Hymnen? Dass die Band dabei live sehr sympathisch rüberkommt, macht die Sache rund. Bandchef und Animationskasper Adam Dutkiewicz ließ sich während des Gigs das eine oder andere Bier schmecken und obwohl er bestimmt auch vorher schon gut vorgeglüht hatte, gab´s technisch bei ihm und auch beim Rest der Band nix zu kritteln. Auch bei der Songauswahl nicht. „Life to liveless“ oder „My last serenade“ sind einfach ´ne sichere Bank. Beim letzten Song des offiziellen Teils „The end of heartache“ sang der ganze Mob mit. Das ging schon ganz schön auf die Tränendrüsen. Das konnte es natürlich noch nicht gewesen sein und die Meute forderte vehement Zugabe. Die wurde gewährt: als Hommage an den kürzlich verschiedenen Ronny James Dio spielte die Band „Holy diver“. ´Ne glatte eins! Danke dafür, dass ich diese Truppe wieder entdeckt habe.

Andy: KILLSWITCH ENGAGE verstehen es wie keine anderen, harte Moshparts und Dicke-Hose-Breakdowns mit honigsüßen, klebrigen Melodien zu kombinieren. Das ist massentauglich, kann aber auch Freaks anlocken. Genau das macht ja einen Headliner aus. Eigentlich dachte ich, dass Sänger Howard Jones ausgestiegen sei und nun vom Sänger von ALL THAT REMAINS ersetzt werden sollte, das war aber nicht so. Auch Adam D. hat sich von seinem Rückenleiden erholt und zieht 'ne größere Hardcore-Show ab als die meisten Hardcore Bands, nebenbei trinkt er auf der Bühne mindestens vier Liter Bier während des Konzerts und freut sich darüber, wie toll es schmeckt. Frontmann Howard steht oftmals sehr gerührt am Rande der Bühne, weil er einfach nicht fassen kann, wie viele Leute anwesend sind. Die ganze Band freut sich sehr über das zahlreiche Publikum. Gespielt werden unter anderem “My Curse” und “My last Serenade” und als Zugabe gab’s natürlich “Holy Diver” in Erinnerung an DIO. Damit war das Hauptprogramm des Tages überstanden, jetzt noch die Knüppelnacht und dann geht’s ins Bett.

 

NILE:

Andy: Gestartet wird das Geknüppel von NILE. Songtitel erwähne ich hier keine, die sind nämlich arschlang. Ungläubig stehe ich vor der Bühne und frage mich, wie vier Menschen soviel Lärm machen können. Die Pharaonen-Deather sind technisch und vom Songwriting fast allen anderen Kapellen auf diesem Planeten überlegen. (WFF-Programmheft: „Bösartig wie ein pharaonischer Fluch.“) Auch schön finde ich, dass der Sänger es nicht nötig hat, uns zu zeigen wie evil er ist, sondern sehr charmant mit einem Lächeln durchs Programm führt.

Doc Doom: NILE eröffneten die Knüppelnacht und ich muß schändlicherweise gestehen, dass ich diese Band bisher völlig ignoriert hatte. Nachdem ich ungläubig staunend auf Myspace gehört hatte, was der Drummer da so veranstaltet, wollte ich mal sehen, ob die das auch live hinkriegen. Selten was Böseres gehört. Schleppende Düsterriffs wechseln in bester GOREFEST-Manier mit Knüppelparts, dynamisch ist da einiges los. Dazu grunzt der Frontmann und Gitarrist tief wie ein Nashornbulle, aber auch die beiden anderen Saitenspieler dürfen ab und zu mal röcheln, beim Basser war´s dann eher ein Keifen. Der Drummer unterlegt das Inferno mit einem Doublebass-Teppich, der so dicht ist, dass man einzelne Anschläge schon gar nicht mehr raushören kann. Wie geht das denn? Dem ham ´se doch noch ein extra Beinpaar angenäht. Die immer wieder eingestreuten epischen Parts lassen dann auch erkennen, warum die Band sich auf altägypthischen Mythologie bezieht. Die Melodien haben schon was Eigenes. Zusammen mit dem Artwork ist das auf jeden Fall ein stimmiges Konzept, das mir bei diesem Gig ausgesprochen gut gefallen hat.

 

UNLEASHED:

Andy: UNLEASHED aus Schweden sind schon immer dabei und liefern auch immer mal wieder 'ne gute Platte ab. Nur live ist mir das heute viel zu statisch und einstudiert. Ich schlaf dann auch prompt im Stehen ein. Das ist mein Zeichen, schlafen zu gehen, ich hätte zwar auch noch gerne MARDUK gesehen, aber macht ja keinen Sinn, wenn ich eh schlafe.
WFF-Programmheft: .“..in die Fresse, dass die Zähne nur so auseinanderfliegen.“

 

Alle Fotos in der Galerie: http://mosh.dremufuestias.de/index.php?option=com_ponygallery&func=viewcategory&catid=40&Itemid=85#category

Kommentare   

0 #4 Benni 2010-08-19 00:00
Haha, also haben JFAC reagiert und keine Wall of Death verstanstaltet. Schade eigentlich, hat mir in Wacken direkt ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert, sich den Veranstaltern zu widersetzen, auch wenn's gegen Ende recht unschön war, da die Soundübertragung einfach abgeschaltet wurde.
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0 #3 Helge 2010-08-19 00:00
Roitzschjora. Die Sonne brennt. Die Frisur sitzt dank Bier-Schweiß-Beklebe und der Alk verdunstet
bei diesen Temperaturen so schnell, das man(n) mit den nachfüllen gar nicht hinterher kam.

Ja ja so war es auf dem WFF. Jeder war damit beschäftigt ein schattiges Plätzchen zu finden,
nochmals Sonnencream auftragen oder (wie die 3 ganz schlauen, die mir übern Weg gelaufen sind)
Sonnenschutz durch Vollcondomierung mittel Faschings-Kuh-Hasen-Bär-Kostüm,
'n Sauna muss dagegen die reinste Abkühlung gewesen sein.

Und so richtige musikalische Highlights wie im letzten Jahr, wo bei ich den Sonntag nicht
beurteilen kann, da war ich schon weg, habe ich vermisst als Beispiel: MASTODON für meine
Begriffe eine der Bands im letzten Jahr.

Lag es in diesem Jahr wirklich an der Hitze? Oder waren alle mehr im Fußball-Fieber? Tod und
Hass der Terror-Tröte!

Selbst bei FEAR FACTORY oder EXODUS blieb der Highlight-Effekt dank zu kurzer Setlist und
Fußball (für den man einiges verschoben hatte) aus.
Nicht das das Spiel Deutschland-Argentinien schlecht war, aber dann hätte man vielleicht ein oder
zwei Bands weniger Aufbieten sollen. Hier fallen mir ELSTERGLANZ als klarer Favorit für eine
Spielt-doch-wo-anders-Band ein.

Positive Überrascht hatten mich dagegen STUCK MOJO. Vom Namen her waren sie mir bekannt
aber musikalisch hatte ich von ihnen noch nie was (bewusst) gehört. Mit Spielfreude und geilem
Sound heizten sie den Pit noch mehr auf und ließen dabei einen den eigenen Sonnenbrand
vergessen.
Zu GWAR kann man nur sagen: Ulkige Kostüme, Blut- und Splätterparty auf der Bühne. In den
ersten Reihen hätte ich nicht stehen mögen. Musikalisch durchwachsen.
VENOM -hmmmm- kann man spielen lassen aber als Topackt am Abend, also ich weiß nicht...ne.

Im Großen und Ganzen ein duchwachsenes Openair (Freitag und Samstag), leider einiges verpasst wie z.B. HEAVEN SHALL BURN oder WALLS OF JERICHO aber trotzden Spaß gehabt.

Bis zum nächsten mal
Helge

P.S. Es lebe der Bierfestivalstinkekäfer
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0 #2 Philipp Wolter 2010-08-19 00:00
Ah, endlich! Und gut!
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0 #1 Matt 2010-08-19 00:00
Leider ist mein Rechner mitsamt Tag 2&3 abgeraucht. Deshalb kann es noch ein paar Tage deuern, bis der zweite Teil des Berichts erscheint. Bleibt am Ball!
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