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THE DILLINGER ESCAPE PLAN, LIQUID GOD / 18.06.10 - Flensburg, Volksbad

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Kategorie: Berichte aus dem Pit

Veröffentlicht: Montag, 28. Juni 2010 00:00

Geschrieben von Torsten

Zugriffe: 2016

Oha, wer hätte das gedacht: THE DILLINGER ESCAPE PLAN spielen im Flensburger Volksbad! Und ich krieg auch noch ein Ticket geschenkt! Und die neue Pladde is sooo genial! Da gibt’s nur eins: Abfaaaht … !!!!

Schön, dass ich am heutigen Freitag 'ne kurze Schicht habe. So können meine Begleitung und ich schon ein, zwei Züge früher fahren; dem anfänglichen Kieler-Woche-Wahn entfliehen und im schönen Flensburg noch etwas Zeit verbringen. Die Vorfreude ist riesig und eine gewisse Ungläubigkeit, dass ich DEP gleich in dem doch recht kleinen Club in der Fördestadt erleben werde, macht mich ganz schön hibbelig. Immerhin sind im Vorverkauf alle Tickets weggegangen und gedanklich stell ich mich auf Horden ausharrender Freaks ein, die auch noch rein wollen.

Doch nichts dergleichen. Vor dem Volksbad stehen ein paar Häuflein Mensch ganz unaufgeregt an der Tür, Bier trinkend und relaxend. Keine Randale oder verzweifelte Ticketsucher – selbst an der Abendkasse gibt’s noch Karten … Das überrascht mich dann doch ein wenig.

Nu aber rein – da tönt schon was nach draußen. Hab zwar nich` geseh`n, dass ne Vorband angekündigt war`, aber ohne wär's auch komisch gewesen. (Hatte im Stillen mit Mr. Burns gerechnet, aber dieser Wunsch ging leider nicht in Erfüllung... ;-) )

LIQUID GOD heißt das Opener – Trio. Die Jungs kommen aus Hamburch und rocken das Volksbad metallisch-proggend. Is' gar nich sooo schlecht, was die Jungs da machen; zündet nur nicht gleich. Es rockt, metallt, is vertrackt oder einschmeichelnd ruhig. Frontmann und Gitarrist Roman ist dabei immer auf Augenhöhe mit dem Publikum, fordert und führt es. Selbst ein amtlicher Circle Pit gelingt – allerdings ist es danach merklich ruhiger vor der Bühne. Da helfen auch die netten Aufforderungen nichts – es bleibt ein großes Loch vor der Bühne. Am Ende begibt sich der Frontmann mitten ins Publikum, lässt dort liegend (!) die letzten Töne er- und das LIQUID GOD – Gastspiel ausklingen. Unterhaltsam!

„Option Paralysis“ heißt das aktuelle Album der Dillinger Fluchthelfer. Das Ding ist erneut ein fetter Volltreffer, läuft bei mir öfter als sein Vorgänger („Ire Works“) und begeistert mit bekannt vertrackten Rhythmen und gefühlvollen Passagen. Dass die Amis hier auf Tour sind, wäre mir aber fast entgangen. Is' auch kein Wunder, denn allein in D-land werden nur zwei (!) Gigs abgerissen. Umso froher bin ich, dass mir ein Ticket geschenkt wird, und ich ENDLICH mal dazu komme, diese Band live zu begutachten (Danke, Petra!!! :-) )

DEPs Debüt „Calculating Infinity“ gehört mit zu den abgedrehtesten Scheiben überhaupt und zählt zu meinen absoluten Lieblingen! Mit den nachfolgenden Scheiben machten es die Musiker den Fans/Hörern nicht eben leicht. Einerseits erfand sich die Band immer neu und lotete Grenzen aus, doch für Puristen wie mich zählte eigentlich immer nur die „Calculating“ - Scheibe. Erst mit „Option Paralysis“ habe ich wieder so richtig Bock auf DEP.

Die Lust auf's Konzerterlebnis ist groß, die Erwartungshaltung hoch – die DEP Jungs alle eher klein …. ;-) Vor Beginn des Gigs müssen die Musiker von hinten durch die Meute und fallen so überhaupt nicht auf – eher denke ich „wer schiebt sich denn nu wieder nach vorne …“ - doch weil das Licht ausgeht und weiter vorne die Ersten zu jubeln anfangen, gibt’s nur eine Lösung: die „Drängler“ sind die Band …,

… die auch sogleich loslegt, als wenn sie für den Gig nur drei Minuten Zeit hätte! Was für ein tonales Inferno! Diese irrwitzige Geschwindigkeit, diese abgehackten Stakkatoriffs, dieses abartige Gebrüll, dieses Getrümmer auf den Trommelfellen! Wahnsinn!!! Durchdrehen, Aller!!! Zappeln und Schreien, Bangen und Staunen! Was Gitarrist Ben Weinmann und seine Kollegen hier abliefern spottet jeder Beschreibung. Die Band wütet, der Mob tobt, der Schweiß fließt! Natürlich liegt der Fokus auf der aktuellen Scheibe. „Option Paralysis“ bietet ja so Einiges: gewohnt vertracktes Geballer oder auch Pianoklänge und klaren Gesang. Und was das Tasteninstrument angeht, bin ich ganz überrascht, als ich mitkriege, dass Weinmann selbiges bei „Widower“ auch bedient – und zwar wie'n Berserker, obwohl es doch ruhige Klänge sind … Cool, hätte eher gedacht, dass das vom Band kommt. Nach „Widower“ kommt noch was eher ruhiges. Das entspannt zwar etwas die Ohren, aber es nimmt auch ein wenig den Wind aus den Segeln. Ich bin ganz froh, als es urplötzlich wieder rabiat zugeht. Der Rest des Publikums denkt da anscheinend genauso – denn die schnellen Songs stoßen bei den Fans doch auf wesentlich mehr Gegenliebe. Und natürlich grade die Songs aus der Frühphase der Dillingers! Wie geil, wie geil, wie geil!!! Band und Publikum werden dabei zu einer wogenden, zappelnden Einheit. Alle rocken und schwitzen! Die beiden Gitarristen stellen sich auf die Ampcases und sind – mit ihren verrückten Bewegungen – gut zu sehen. Wenn man sich den derben Zottelbart des Bassisten so anguckt, könnte man meinen, die Band sei schon eeeewig unterwegs … - dazu die typischen „Bassmann-Bewegungen“ - das hat schon was Kauziges – nicht aber Unsympathisches – an sich. Hinten ackert der Drummer und spielt „völlig taktlos“ und vorne heizt der muskulöse Sänger Greg Puciato dem Publikum ein. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hingucken soll … - aber meistens gebe ich mich sowieso den wahnsinnigen Klängen hin. Das macht echt Laune und als nach einer knappen Stunde der letzte Song angekündigt wird, bin ich ganz überrascht, dass es schon vorbei sein soll. Klar, ne Zugabe gibt’s noch, aber danach is' wirklich Schluss! Da merke ich dann aber auch, wie erschöpft ich eigentlich bin – THE DILLINGER ESCAPE PLAN haben mir in der Tat alles abverlangt! Cool! Das muss erst mal einer schaffen …. ;-) GRANDIOS!!!

Torsten

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