FEAR FACTORY, AFTER ALL / 06.03.10 – Hamburg, Markthalle

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Aus der Traumfabrik wird nur noch vorhersehbare Massenware geliefert (ist es nicht unglaublich, dass der “erfolgreichste Film aller Zeiten” eine komplett geklaute Handlung vorweist und dennoch überall gefeiert wird? Und selbst der neue Scorsese enttäuscht mit dünnem Plot und einem Pseudo-Twist. Naja, get what you deserve!) – also lieber ab in die Angstfabrik, um ca. 90 Minuten lang die Fresse poliert zu bekommen. Das Ergebnis – ein angenehm betäubtes Gefühl - mag auch vorhersehbar sein, der Weg dahin macht jedoch immer wieder Freude…

 

AFTER ALL ertragen wir nur kurz, durchschnittlicher Thrash/Power Metal mit einem zu sehr in Richtung Super-Ralf posierenden Sänger, der die Bauchmuskeln spielen und die Stimmbänder knödeln lässt.

WHEN YOU WERE SHOUTING AT THE DEVIL… WE WERE IN LEAGUE IN SATAN – dieser Plattentitel von ZIMMERS HOLE mag einem da passend in den Sinn kommen. Und das funzt doppelt, ist diese Band schließlich mit den aktuellen FEAR FACTORY durch Schlagzeuglegende Gene Hoglan verbunden. Erwähnte Scheibe liegt auch für freundliche 10,- Euro am Merchtresen. Weniger cool: Ebennfalls für 10,- Euronen kann man ein lieblos zusammengetackertes Heftchen mit der Playlist und FEAR-FACTORY-Texten erstehen, das nicht mal irgendwie grafisch bearbeitet wurde, sondern lediglich Word-Ausdrucke enthält… 

Mehr fürs Geld bietet zum Glück der Auftritt der runderneuerten Band – mit 90 Minuten (oder sogar mehr, hab nicht auf die Uhr geguckt) fällt die Spielzeit imposant aus, zumal es ja nicht unbedingt ausufernd viele ruhige Stellen im Set gibt… Oder sagen wir ruhig: gar keine! Gene Hoglan – für mich als alter Fan von DARK ANGEL, DEATH und STRAPPING YOUNG LAD übrigens sowohl ein Kaufgrund für die neue Platte als auch ein Anreiz für den heutigen Konzertbesuch – thront hinter seinem Set und blickt seelenruhig drein, während seine Tentakel krakenartig das gesamte hintere Bühnenareal zu bearbeiten scheinen. Die Hütte ist übrigens ausverkauft, was ich nach all dem Hickhack um Namensrechte, mediale Schlammschlachten etc. nicht unbedingt erwartet hätte. Burton C. Bell, Dino Cazares und Byron Stroud wirken motiviert und widmen sich konzentriert und rübeschüttelnd zugleich ihrer Aufgabe. Mit „Mechanize“ hat man einen schön brutalen Einstand, „Shock“ und „Edgecrusher“ bringen die Massen ordentlich in Bewegung. Ein textsicherer Mob, dem Bell einige pointierte Textzeilen überlassen kann. Den Wechsel vom Gebrüll zum Gesang vermag der Mischer nicht immer perfekt in Szene zu setzen, dennoch beeindruckend, wie der Sänger immer noch beide Techniken und diverse Abstufungen dazwischen beherrscht (allerdings auch unterstützt durch massiven Effekteeinsatz). Dass FEAR FACTORY in den Neunzigern Ausrufezeichen gesetzt haben, die heute noch nachwirken, zeigen die „Oldies“ „Martyr“ sowie der feiste Zugabenblock, der aus fünf „Demanufacture“ Stücken besteht (Titelstück, „Self Bias Resistor“, „Zero Signal“, „Hunter-Killer“ und „Replica“)! Starke Playlist also (siehe unten), auch wenn das Debut zu wenig vertreten ist und „Archetype“ gänzlich ignoriert wird. Zwar werden wenig explizit politische Ansagen gemacht, doch brüllt der Mob mit Lust Zeilen wie „Always Question Authority“ (“Powershifter“) oder „Police enforce obedient behavior / Manufactured weapon of conformity“ („Fear Campaign“) mit. Die im Orwell’schen Sinn zukunftspessimistischen, vor einem Überwachungsstaat warnenden Texte in Verbindung mit dem stets ausgestreckten verbalen oder realen Mittelfinger waren in meinen Augen schon immer ein großes Plus der Band.

Hier noch die Setlist, nicht teuer vom Merchtisch, sondern für umme bei setlist.fm kopiert:

    1. Mechanize
    2. Shock
    3. Edgecrusher
    4. Smasher/Devourer
    5. Industrial Discipline
    6. Acres Of Skin
    7. Linchpin
    8. Powershifter
    9. Fear Campaign
    10. Martyr
    11. Christploitation
    12. Resurrection
    13. Final Exit
    14. Encore:
    1. Demanufacture
    2. Self Bias Resistor
    3. Zero Signal
    4. H-K (Hunter-Killer)
    5. Replica  

Kommentare   

0 #2 toffi 2010-03-07 20:16
sn heft ist allerdings mal recht albern... stell mir grad vor wie irgendwer mit so nem ding in der ersten reihe steht und das komplette konzi mitbölkt.^^
der bericht weckt ja schon ein bisschen jugenderinnerungen, muss die alten scheiben mal wieder auskramen.
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0 #1 Andy 2010-03-07 20:16
setlist liest sich gut! zu dem heftchen fällt mir ein das ich für mein edgecrusher shirt nur 10€ bezahlt habe und aufm rücken steht auch noch der text des songs
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