Paganfest: FINNTROLL, ELUVEITIE, DORNENREICH, ARKONA, VARG / 23.02.10 – Hamburg, Markthalle

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Müssen diese Heiden eigentlich alle nicht arbeiten? Auf jeden Fall ist es um 19.00 Uhr bereits derart voll in der Markthalle, dass ich die erste Band lediglich vom hinteren Tresen rechts sehen kann...

ARKONA

Pics by Vossi - Danke

 

Naja, aber VARG sind nu auch nicht so toll, als dass ich mich durch die Massen kämpfen müsste. Nett kommt die klare Anti-Nazi-Ansage, aber die Mucke ist mir doch zu kitschig und zu pathetisch. Intros mit Geschwafel wie “Sie kommen aus dem Nebel… bla bla… Brüder… Wölfe… Waffen… bla bla“ erinnern doch arg an MANOWAR und Songtitel wie „Schildfront Germania“ oder „Viel Feind viel Ehr“ ergänzen dat Bild für meinen Geschmack eher in negativer Weise.

ARKONA

Aber dann die totale Überraschung für mich: ARKONA aus Moskau fegen über die Bühne und werden von der berstend vollen Markthalle von Song zu Song im wahrsten Sinne des Wortes heftiger abgefeiert. Die Sängerin überzeugt durch Präsenz, hüpft in einer Weise über die Bühne, dass es wirklich an archaische Tänze zu russischer Folklore erinnert, um im nächsten Moment hemmungslos die Rübe zu schwingen. Dazu beherrscht sie jeweils perfekt Death Metal-Grunts und klaren Gesang, der auch nicht abgeschmackt erscheint, sondern eher anklagend im Stile jiddischer Klezmer-Mucke klingt. Und die Musik ist höchst originell – eine Combi aus Folk Metal und Extrem/Black Metal mit Flöten und diversen traditionellen Instrumenten, die leider fast alle von Band kommen müssen, da sich die Band offenbar (noch) keine weiteren Tourmusiker leisten konnte.  Es werden wohl nur wenige BesucherInnen russisch sprechen können, aber irgendwie singen dennoch viele mit (wahrscheinlich ist das der Kalle-Stietzel-Effekt, der kann plötzlich auch „Finnisch“, wenn Rattus oder so spielen). Mein Highlight heute. Der einzige Nachteil ist jetzt, dass ich fünf Platten mehr auf meinem Einkaufszettel habe…

DORNENREICH sind mir zwar vom Namen und vereinzelten Songs hier und da bekannt, richtig beschäftigt habe ich mich mit der Band aber noch nie. Interessant sind die Typen mindestens. Man kommt zunächst zu zweit auf die Bühne, verbeugt sich tief und zockt mittels Gitarre und Geige (oder Violine? Wo ist überhaupt der fucking Unterschied?) ein akustisches Instrumental. Danach wird es zwar verstromter, man fügt jedoch lediglich einen Schlagwerker hinzu – einen Bass sieht man offenbar als überflüssig an. Die Songs sind schon kurios – mal hektisch, mal ruhig, nie eingängig, von unruhiger Rhythmik. „Wer hat Angst vor der Einsamkeit?“, fragt der Sänger/Gitarrist passend zu einem Songtitel in einer seiner wenigen Ansagen. Die ZuhörerInnen möglicherweise - denn trotz geringen Ballerfaktors bleibt es recht voll in der Halle.

Alles Heiden?

ELUVEITIE bringen den Stimmungspokal souverän nach Hause. Die acht SchweizerInnen haben enorm an Popularität gewonnen und können sich freuen, dass sich ihnen nach jedem Stück ein Meer aus Armen entgegenreckt. Auch hier wird trotz der Tatsache, dass wohl kein Arsch die Texte versteht (sind auf Gallisch verfasst), heftig mitgeschmettert. Hier werden Sackpfeifen, Schlagorgel, Drehleier und wie der Krams noch so heißt, live gezockt. Schön ist dabei, dass neben den Songs voller Folk-Einflüsse auch immer wieder Stücke einfach durchballern, sodass es mehrfach zu großen Circle Pits kommt (die allerdings nicht wirklich schnell voranwetzen – es ist einfach zu voll).

FINNTROLL

Und nun FINNTROLL, die ich mir immer wieder gern antue. Angenehmerweise leert es sich zumindest etwas, ohne dass der Mob an Fahrt verliert. Irgendwie haben FINNTROLL einen eigenen Mikrokosmos erschaffen, eine Stilistik, die mittlerweile oft kopiert wird, aber bei anderen Bands meist nicht zündet oder zu plakativ fröhlich klingt. Die Finnen verbinden ihre Off-Beats mit genügend düsterer Scheiße und sind immer noch eindeutig Metal und nicht lediglich Saufmucke. Alle Mitglieder lassen ihr Haupthaar amtlich wallen und gehen wie immer trollisch ab. Klar, dass „Trollhammaren“ mal wieder der Reißer schlechthin ist, aber gerade einige der ganz neuen Stücke erscheinen mir doch sofort bei Erstkontakt gleichsam gelungen.

Ach ja, ein Tipp zum Ende: Gebt NIE eure Jacke an der Markthallen-Garderobe ab und versucht sie dann erst NACH dem letzten Stück abzuholen. Ich glaub, manche BesucherInnen stehen da JETZT noch an… 

Kommentare   

0 #4 Matt 2010-02-25 20:28
Die Fotos sind jetzt online: [mosh.dremufuestias.de]
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0 #3 Herbert Chwalek 2010-02-25 20:28
Ist wohl tatsächlich so, dass in diesem Fall Hendrik Möbus und seine Rechtsaußenkollegen versuchen, der Band ans Bein zu pissen und sich dazu als Antifa tarnen...was nicht heißen soll, dass Varg jetzt unbedenklich sind, dieses ganze Heidengetue ist ja eh textlich kritisch zu sehen
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0 #2 Philipp Wolter 2010-02-25 20:28
Ja, der Sänger hat gerade einen offenen Brief an alle möglichen Zines geschrieben. Das Schema ist bekannt: Erst der Flirt mit der rechten Szene, dann die Distanzierung bei weiterhin diffusen Texten... Naja, ich mag sie eh nicht.
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0 #1 bockfred 2010-02-25 20:28
Hab das jetzt schon in paar artikeln auf indymedia gelesen und muss ehrlich sagen ich weiss nicht ob da hetze betrieben wird oder ob dieser typ wirklich dreck am stecken hat.

Aufjedenfall ist das thema VARG mit vorsicht zu geniessen.

Hier der Link zu einem aktuellen indyartikel.

http://de.indymedia.org/2010/02/274456.shtml
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