ANTHONY KIEDIS "Scar Tissue"

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ANTHONY KIEDIS - "Scar Tissue"

Die Neugierde siegt über die teilweise harschen Kritiken: Schließlich ließ ich mir es nicht nehmen, mir von der Autobiographie des RED HOT CHILI PEPPERS-Sängers ein eigenes Bild zu machen.
Das Bild, welches ich von Kiedis selbst habe, litt leider ziemlich unter der Lektüre. Diese stellt, durchaus unterhaltsam, sein Leben  dar. Mit zunehmender Seitenzahl wird allerdings deutlich, dass sich der Inhalt auf wenige Elemente beschränkt: K.trifft Frau, K.vögelt Frau, K.versinkt im Drogensumpf, K. macht Entzug, K. erleidet Rückfall, K.hat unglaublich Erfolge und kreative Sternstunden mit den CHILIS, K. macht durch seine Sucht alles wieder kaputt. Dann gehts wieder von vorne los, und das dann ungefähr ein dutzend Mal. Wobei die Aspekte "Frauen" und "Drogen" den weitaus größten Teil des Buches einnehmen. Leider ist das Ergebnis der Selbstoffenbarung ziemlich traurig: So stellt sich die Hauptfigur Kiedis als hoffnungsloser Junkie dar, der unglaubliche Chancen und Potenzial besitzt, aber leider viel zu wenig daraus macht. Er selber sieht es aber nicht so und stellt sich unterschwellig immer als den geilen Macker dar, der, trotz gegenteiligem Wortlauts, sein Leben im Großen und ganz doch eigentlich ganz gut findet. Seine Läuterung gegen Ende des Buches kann man ihm einfach nicht abnehmen.

Dazu kommen  handwerkliche Schwächen des Buchs. Die einzelnen Episoden wirken oft zusammenhanglos aneinandergereiht, so taucht z.B. mitten im Buch plötzlich eine Person auf, die seit einem Jahr der beste Freund von Kiedis sei-vorher aber mit keiner Silbe erwähnt wird. Dadurch wird der Leser teilweise mit einem sehr unvollständigem Flickenteppich konfrontiert und man hat oft ein dickes "Häh?" im Kopf. Zweiter Kritikpunkt ist die Sprache. über weite Strecken gut zu lesen, driftet das Buch manchmal plötzlich in einen merkwürdig deplatzierten Slang ab (sinngemäß z.B. "Ich so: 'Blabla', er so: 'Moin'"). Das passt irgendwie nicht. Mag sein, dass es in diesem Fall an der übersetzung liegt, vielleicht müsste mal das Original anchecken, ich habe nur die deutsche Ausgabe gelesen.
Fazit: Man kann diesem Bericht eines verschwendeten Lebens eine gewisse Faszination nicht absprechen. Es war das einzige Buch, an dass ich mich erinnere, welches meine Frau und ich gleichzeitig (also nicht zusammen, aber in demselben Buch) gelesen haben.  Trotzdem kann ich das Buch insgesamt nicht mit mehr als mittelmäßiger Punktzahl  bewerten.

5 Punkte

Matt

 

---Punkte: 5

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