AMON AMARTH, IMPIOUS, DISILLUSION / 08.10.04 - Hamburg, Markthalle

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AMON AMARTH mal wieder auf Tour – logen, dass die Hütte knüppelvoll wird. Denn obwohl die aktuelle Scheibe „Fate Of Norns“ meiner Meinung nach im Grunde der schwächste der fünf AA-Longplayer ist, haben sich die Schweden mittlerweile einen felsenfesten Ruf als Live-Band erspielt. Dazu kommt die Tatsache, dass momentan offenbar die gesamte Metal-Presse die Band abfeiert und fertig ist der Lack. Es wird manchmal gefragt, warum THE CROWN oder GOD DETHRONED es nicht so weit gebracht haben, obwohl sie auch auf Metal Blade waren/sind, somit ähnliche Voraussetzungen hatten. Neben der Tatsache, dass AMON AMARTH einfach IMMER auf Tour sind, spielt m.E. auch noch die Optik der Band eine Rolle: Diese Hunde sehen doch wirklich aus wie ein verlauster Haufen Wikinger nach drei Monaten ohne Landgang! Passt also zum PAGAN VIKING DEATH METAL so perfekt wie Arsch auf Eimer.

Den hypnotischen Lava-Riffs erliegen offenbar zunehmend auch HC-Freaks, jedenfalls liefen mir doch gleich mehrfach Leute aus der Hamburger Hardcore/Crust-Ecke, z.B. von JENIGER, INSTINCT OF SURVIVAL oder EROSION, in der prallvollen (vielleicht gar ausverkauften?) Markthalle über den Weg. Ex-EROSION Sänger Zenk hatte sich zur Solidarisierung mit den heidnischen Schlachtgesängen gar ’nen Thors-Hammer um den Hals gehängt.

DISILLUSION aus Leipzig hatten die Aufgabe den stark auf den Headliner fixierten Haufen anzuheizen und der erwies sich als überraschend tolerant. Denn anders als die doch sehr straighten und eingängigen Schweden machen DISILLUSION recht komplexe Songs, die nicht selten Überlänge haben. Man hatte ja schon viel Gutes über das letzte Album „Back To Times Of Splendor“ lesen können, Vergleiche mit OPETH oder gar PSYCHOTIC WALTZ inklusive. Und in der Tat untermauerten die Leipziger diesen Status als wahre Frickelheimer, kontrastierten Death Metal-Riffs mit zerbrechlichen Akustik-Passagen, klaren Gesang mit gutturalem Gegrunze und das alles bei recht gutem Sound. Wirklich nicht schlecht, auch wenn mir zur wirklichen Begeisterung der Gesang nicht stark genug war. Sicher, der Typ hatte eine ordentliche Palette an Ausdrucksformen drauf und klang auch zu keiner Sekunde schief oder so, berührte mich jedoch nicht wirklich. Vielleicht Geschmackssache, auf jeden Fall eine sehr interessante Band, die sich über die bereits gute Stimmung sehr freute.

IMPIOUS waren dann ein krasser Kontrast und legten im ICE-Tempo mit infernalischem Death/Thrash-Geböller los. Abzüge in der B-Note gab es gleich für die fiesen Netz-Shirts, in die sich der Sänger und einer der Saitenakrobaten geworfen hatten – urgh. Die ersten Songs erschienen mir etwas sehr stumpf, aber mit der Zeit kamen die Finnen auch mit fies groovenden und etwas variableren Songs aus der Hüfte. Ein echter Blickfang war der Drummer, der seine meterlangen Dreads während des High-Speed-Geknüppels permanent kreisen ließ und dennoch nicht daran dachte, mal seinen Wollpullover abzulegen! An Songtiteln blieb mir das eingängige „Toxic Paranoia“ in Erinnerung.

Dann also die schwedische Death Metal-Walze, die von Anbeginn an einen einzigen Triumphzug lostrat. ALLE Arme in der Halle reckten sich nach oben, als die Band die Bühne betrat und Frontklops Johan Hegg sein Trinkhorn hob. Die ersten Songs rauschten noch nicht ganz astrein durch die PA – es sirrten dauernd etwas nervige Feedbacks durch die Halle und die Gitarren waren noch zu leise. Aber ca. ab dem fünften Song hatte der Mixer den Bogen raus und es klang so mächtig und druckvoll wie auf Platte. An der Playlist konnte ich absolut nicht herummeckern, waren doch von jedem Longplayer meine Faves vertreten: Von „Once Send From The Golden Hall“ gab es den Titelsong und natürlich „Victorious March“, „The Avenger“ wurde durch “The Last With Pagan Blood“ sowie „Bleed For Ancient Goods“ hervorragend repräsentiert, ein völlig zermalmendes „Masters Of War“ markierte zusammen mit „The Sound Of Eight Hooves“ und „Bastards Of A Lying Breed“ die Höhepunkte des „Crusher“-Longplayers, von „Versus The World“ zockten AA „Bloodshed“ & „Death In Fire“ und auch vom aktuellen Album zeigte man mit „Once Sealed In Blood“, „Fate Of Norns“ und „Valkyries Ride“ die Schokoladenseite. Yeah, da schmeckte das Bier gleich doppelt so gut und die letzten Läuse in meinem Haupthaar ergriffen bei derart viel „Seegang“ panisch die Flucht. Komischerweise traten die Feedbacks bei den Zugaben wieder auf – da wollte der Schlingel am Mischpult wohl ganz klammheimlich die Lautstärke erhöhen – alter Trick, um Konzertbesuchern das Gefühl der finalen Steigerung und maximalen Dröhnung zu vermitteln. Doch auch das konnte den hervorragenden und kurzweiligen Abend nicht mehr schmälern.. - Beitrag von: Philipp

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