SKEPTIX, PESTPOCKEN / 18.09.04 - Hamburg, No Pasaran
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Dienstag, 21. November 2006 00:00
- Geschrieben von Philipp
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Vorm No Pasaran war schon ordentlich der Mob am Zocken. Es war auch im Vergleich zu Kiel überraschend warm und so konnte man sich auf die Straße setzen und ein Schwätzchen halten. Direkt vorm Squat fährt 'nen Bus längs und die Passagiere grüßten denn auch die saufenden, urinierenden und in die Ecken kotzenden Punx wohlwollend.
Ich hatte mir grad ein Wässerchen geholt, da begannen die PESTPOCKEN. Die einen sprachen von Pogo-Punk, die anderen von abgefucktem Stumpf-Punk. Doch in jedem Fall machten die PESTPOCKEN amtlich Spaß. Immer auffen Kopp mit Uffta Uffta, Schreddergitarren und dem abwechselndem Gesang/Gebrüll/Gekreisch von Gitarrist, Bassist und Sängerin. Die Sängerin schnappte sich denn auch mal die Klampfe und überließ ihrem Kollegen dat Mikro. Sehr geil die Ansagen: "Der nächste Song ist für alle Spießer mit Iro, die denken, dass unpolitisch cool ist. Eure Armut kotzt mich an!" Yeah, da kam der Pogo-Pit in Fahrt, allerdings durch Bier-Planing nur unter erschwerten Bedingungen, und so legten sich doch diverse Freunde der Blutgrätsche unsanft auf die Fresse und zappelten in der Horizontalen weiter. Die Schlagzeugerin quittierte es mit einem Grinsen und hobelte gelassen weiter. Eine sehr gute Idee von Tobi, die PESTPOCKEN ranzuholen, denn für die SKEPTIX allein wären bestimmt nicht so viele Nasen gekommen (wohl so 200 waren`s).
In der Pause mussten wir ein Mitglied unserer Reisegruppe erst mal vom Asphalt kratzen. Klar, die Uhr war schon vorangeschritten und so ein Nickerchen auf dem Trottoir ist dann wohl auch so eine Art körpereigener Selbstschutz. Zurück zum Beton! Zwei Kieler Umland-Punketten waren mit dem Zug da, hatten für lockere 2,- Euro ein "Schönes Wochenende"-Ticket erstanden (und frecherweise weiteren Bahnkunden später für die Mitfahrt 8,- Euro abgeknüpft!), wat sie mir nun schenkten, da sie eh die Nacht durchfeiern wollten. Nun erhob sich die Frage, ob man mit dem SW-Ticket noch bis nach Kiel fahren kann, wenn der Zug erst kurz vor 3.00 Uhr losfährt. Denn diese Tickets gelten ja nur noch einen Tag lang, genauer bis um 3.00 Uhr des Folgetages. Würde das Ticket also quasi während der Fahrt verfallen?
Derart philosophische Fragen ließen die Zeit im Handumdrehen verstreichen und da legten SKEPTIX auch schon los wie die Feuerwehr. Sofort fiel auf, wie fit der Gitarrist war. Der hatte nicht nur einen amtlichen Sound, sondern spielte auch verdammt variabel und effektiv. Kein Wunder, hat der doch auch mal bei DISCHARGE und sogar bei den Metalheads von DEMON (übrigens eine sehr geile und gleichzeitig unterbewertete Band) gezockt. Der Sänger schrie sich derweil mit roter Birne die Seele aus dem Leib und sabbelte zwischen den Songs mit derart krassem Akzent, dass ihn keine Sau verstehen konnte. War aber irgendwie trotzdem witzig.... Ein 80er UK-Punk-Hit folgte auf den anderen und wer nu denkt, die Band hätte einen auf retro gemacht, dem sei gesagt, dass die Band retro IST, nicht umsonst wurden DIVERSE Songs mit den Worten "this a song we wrote in 82" angesagt... Die Band freute sich offensichtlich über den stetigen Pogo, der vor ihren z.T. ergrauten Birnen abging. War aber auch klanglich richtig gelungen und so ist es sicherlich nur der späten Stunde zuzuschreiben, dass einige Leute den Ort des Geschehens weit vor Ende des Gigs verließen. Ne bessere 80er UK-Punk-Kapelle hab ich jedenfalls selten live gesehen.
Es blieb gar nicht soviel Zeit, bis der besagte Zug gen Kiel aufbrechen sollte und so begaben wir uns nach den üblichen Abschiedsszenarien fixemann zum Bahnhof. Dort beglückten wir zwei Frauen mit der Möglichkeit auf unserem Ticket mitzufahren und erhielten von einem Bahnknecht die freudige Auskunft, dass in der Tat das Abfahrtsdatum entscheidend ist für die Nutzung des Tickets bis 3.00 Uhr. Man kann also kurz vor 3.00 Uhr noch in den Zug hüpfen und sonst wohin fahren. Irrsinnig allerdings das Erlebnis einiger weiterer Kieler, die auf einem Konz im Fundbureau gewesen waren und im selben Zug saßen, was wir aber erst im Kieler Bahnhof bemerkten. Die waren nämlich ein paar Sekunden nach 3.00 Uhr bei HH-Dammtor in den Zug gestiegen und waren vom Schaffner allesamt zum Nachlöhnen verdonnert worden. Das ist deutsche Gründlichkeit...
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http://www.theskeptix.com - Beitrag von: Philipp
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