MUNICIPAL WASTE / 25.01.2010 – Hamburg, Hafenklang

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Eine nicht unerhebliche Vorfreude ergriff mich, als ich die Ankündigung dieses Konzis erblickte, hatte ich MUNICIPAL WASTE doch beim letzten Mal im Hafenklang nicht sehen können. Umso größer die Ernüchterung, als mir wenige Tage vorher klar wurde, dass genau an jenem Abend Zeugniskonferenzen stattfinden sollten. Fast hätte ich diesem feinen Gemetzel somit entsagt, doch mit ein wenig Kreativität und der Hilfe eines gewissen Bockfreds kam es nicht soweit! 

 

Der simplen Idee – Boots einpacken und nach der letzten Konferenz mit der Bahn fix von Timmendorfer Strand nach Hamburg jetten – stand zunächst lediglich im Wege, dass es nur noch wenige Tickets geben sollte und ich erst gegen 18.30 Uhr fertig sein würde. Doch hier kam Bocky ins Spiel, der mir unter Einsatz seiner Ellenbogen eine der allerletzten Karten besorgte (drei Menschen später war es offenbar ausverkauft) – Danke, Ollen! Knapp wurde es rein zeitlich dann doch noch durch eine unerwartete Ausdehnung der Konferenzen (Verzögerung von über 90 Minuten), sodass ich letztendlich erst um 22.30 Uhr am Hafenklang eintraf, wo ich auch erst noch dringend eine Blitzentschlackung hinter mich bringen musste...

 

VICTIMS hatte ich soeben verpasst, aber die halbe Dremu-Gemeinde war vor Ort – somit ist auf einen alternativen Bericht oder mindestens eine Ergänzung zu hoffen!

 

Der Laden war bereits unfasslich erhitzt, die Meute skandierte schon „MUNICIPAL WASTE IS GONNA FUCK YOU UP!“ – es stank zudem nach Schweiß und Qualm. Gestank und Hitze sollten jedoch spätestens noch potenziert werden, als die verrückten Thrasher mit den Worten „Hi, we're CREED!“ die Bühne enterten. Zunächst war es zu voll, um richtig abzugehen, aber ein Circle Pit spülte mich schnell nach vorne, wo es aufgrund des wirbelnden Körper luftiger zuging. Die Soundleute hatten einen druckvollen, aber nicht zu lauten Klang in den Schuppen gezaubert, was die präzise Instrumentierung begünstigte. Im Grunde wie auf Platte, nur etwas wilder und schneller. Dabei aber herrschte eine Atmosphäre wie auf einem Hardcore- oder Thrash-Ereignis in den 80ern! Ständig segelten Stagediver durch die Luft, es knisterte vor Energie und wer nicht im Kreis rannte oder durch die Luft segelte, ballte doch wenigstens die Fäuste oder verspritzte sein Getränk. Gut so, denn so hatten alle Typen an BesucherInnen etwas davon:

 

  • Diejenigen, die zu spät geboren wurden und die erste Thrash-Welle nicht erleben durften, konnten eine doch sehr vergleichbare Erfahrung machen,

  • diejenigen, die theoretisch alt genug dafür waren, aber 1985 den Kopp im Arsch getragen und versehentlich Winger oder Warrant gelauscht hatten, konnten Versäumtes nachholen...

  • ...und diejenigen, welche schon immer dem Thrash zugeneigt waren, konnten sich angesichts des zahlreich vertretenen Nachwuchses die Zeitlosigkeit ihrer Gelüste bestätigen lassen...

 

Ach, und wo wir gerade dabei sind von Zeitgeist zu sprechen: Was mich ja bei Dokumentationen wie „American Hardcore“ immer nervt, sind die Sprüche der ehemaligen Protagonisten, die das Ende einer bestimmten „Bewegung“ auf ein bestimmtes Jahr datieren („and then Hardcore was dead“)... Wahrscheinlich, weil sie ab diesem Datum den Arsch nicht mehr hoch bekamen...

 

Höchst lebendig ballerten jedenfalls die Richmond-Thrasher einen Hit nach dem anderen in den tobenden Mob - „Sadistic Magican“, „Wrong Answer“, „Beer Pressure“, Thrashing's My Business… And Business is Good“ oder „Horny For Blood“ - und das Chaos sollte bei „Born To Party“ und „Headbanger Face-Rip“ seinen Höhepunkt finden.

 

Herrlich – ich bin mir sicher, dass MUNICIPAL WASTE das aktuelle Thrash-Revival überleben werden!

 

 

 

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