EUSOPHOBIA, ESIRA, MORBUS DOWN / 30.04.04 - Kiel, Pumpe

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Gleich zwei Konzis boten sich an um gut in den Mai zu kommen: Mit Nikk Suzid schmusen oder in der Pumpe abschädeln? Ich dachte mir, dass ich musikalisch in der Pumpe erst mal mehr Spaß hätte, 'nen Schmatzer von Nikk könnte man sich ja danach noch abholen. Und in der Tat, MORBUS und EUSOPHOBIA zeigten sich beide in Bestform, jeweils sozusagen ein paar Schritte weiter im Laufe ihrer musikalischen Evolution. Dazwischen gab es allerdings mit ESIRA eine langweilige Truppe zu überstehen. Aber was nehm ich eigentlich alles voraus? Lest hier der Saga Verlauf: Nachdem man mich jetzt bereits zweimal an den Toren der Pumpe genötigt hatte mein mitgebrachtes Bier im Eiltempo zu schlucken, weil man damit nicht mehr reinkommt und es auch nicht abgeben darf, war ich schlauerweise mit leeren Händen gekommen. Machte nix, denn ein gewisser K. aus K. hatte – findig wie er ist – im naheliegenden Gebüsch gleich zwei prall gefüllte Jutesäcke gefunden, an denen man sich in den Pausen gütlich tun konnte. Wie die wohl da hingekommen sind? Ob die jemand vergessen hat?
Um 22:00 Uhr angekommen musste ich erst mal schlucken, denn es war doch noch verdammt leer. Fünf Nasen oder so. Aber da oben im Theaterraum noch eine Art "Gewalt-Theater" stattfand (und ich dachte, dass die Veranstaltung im Roten Salon mit diesem Terminus schon perfekt beschrieben sei...), durfte man eh erst gegen 23:00 Uhr beginnen. Und bis dahin füllte es sich doch ganz angenehm!
So konnten MORBUS DOWN dann in ein Rund recht begeisterter Freaks blicken. Der Sound war schön bratig (an den Reglern Ali Orhan aus dem Lärmwald), die Mucke ebenso. Man brauchte nur ein paar Songs, um die oben bereits erwähnte Weiterentwicklung zu bemerken. Fettes Moschgewitter, ey. Mit dem Rumpelpunk-Anfängen von MORBUS DOWN SYNDROM hat das nix mehr gemein, heuer fabriziert die Band fiesen Hardcore/Metal/Punk. Besonders der Gesang kam amtlich, Sänger Semmel schrie, brüllte und grunzte, während ausgerechnet der Drummer Svenosch bei Highspeed-Knüppelei noch melodisch dazu sang! Besonders gelungen waren in dieser Hinsicht "Feuersturm Amerika" und "Gegen Rechts mit allen Mitteln", die blieben jedenfalls richtig bei mir im Ohr hängen. Die Titel zeigen schon, dass es auch inhaltlich schön direkt zur Sache ging. Genau, warum seine Message in schicke Metaphern verkleiden, wennet auch kurz und schmerzvoll geht? Und da das alles dann noch mit so sympathischer Stimme vorgetragen wurde, sammelten MORBUS DOWN gleich noch mehr Pluspunkte, he he... Nur einigen wenigen war "der Punk-Anteil zu hoch", aber wer Toleranz für Hardcore/Punk UND Metal hatte, dem dürfte dat gut gefallen haben.

ESIRA aus Hannover waren dann aber gar nicht mein Ding. Was sollte das sein? Irgendwie Nu Metal mit Prog-Einflüssen? Kam jedenfalls überhaupt nicht straight, die Songs wirkten völlig überladen. Dazu versuchte die Sängerin melodisch zu singen und ab und zu rappte sie sogar mit entsprechendem Gestus. Kam aber gar nicht gut. Was wirklich mal gut klang, waren ihre aggressiveren Schreie. Hätte sie doch nur so gebrüllt, das waren echt die einzigen Momente, in denen ich das Gefühl hatte, dass jetzt mal Emotionen rüberkommen. Einigen gefiel dat natürlich auch gerade so, wie es kam, ein Großteil der Leute zog es jedoch vor, am Tresen (oder draußen im Gebüsch...) zu pflastern. Zum Fazit zitier ich den geschätzten Kollegen Fab: "die nichtssagendste Band, die ich seit langem gesehen habe".

Dan aber EUSOPHOBIA! Holla, heissa, Huchsassa – eine Death Metal-Walze sondergleichen brach über uns herein. War ja schon neulich im Bunker sehr schön, aber heute kam dazu noch ein richtig guter Sound, der das Ganze noch aufwertete. Magnus an der Klampfe ließ die Rübe kreisen, schrie dazu noch Backgrounds ins Mikro, der Braunschweiger (!) Drummer holzte alles in Grund und Boden, Mario und Ron schwangen rifffräsend und grinsend ihre Äxte und olle Kristian Schmidt-Wenghoffer grunzkreischte in einer Stimmlage, bei der das Bier gleich doppelt so gut schmeckte. Im Gegensatz zu so manchen undifferenzierten Aussagen in Bezug auf Krieg, die man von so einigen Death/Black Metal Kollegen kennt, bezog man klar Stellung: "Crush Fascism!" (Interview dazu auch demnäxt auf http://kielowatt.de). Zu "Under The Bestial War Command", "Court Material" oder "Battlefield Cacophony" ließ es sich nicht nur herrlich bangen, sondern z.T. auch mitgröhlen, was gerade im Death Metal bei aller technischer Finesse oft vergessen wird. Geiles Ding, nuff said.

Danach eierten wir noch in die Schaubude, wo Nikk zwar seinen Gig schon beendet hatte, jedoch um so mehr noch in Feierlaune war und mit dem Eintreffen so manch anderer Nasen wurde es noch weiterhin ein farbenfroher Abend.
- Beitrag von: Philipp

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