DISFEAR, VICTIMS, SEEING RED, NUCLEAR DEATH TERROR / 31.10.08 – Hamburg, Hafenklang

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Was für ein extraordinäres Konziangebot dieses Wochenende – am Donnerstag DROP DEAD inner Hafenstraße (siehe Bericht demnäxt von Steffi), Freitag DISFEAR/VICTIMS/SEEING RED/NUCLEAR DEATH TERROR im Hafenklang, Samstach FYFAN/SOTATILA etc. im Onkel Otto und Sonntag könnte man sich noch nebenbei die CASUALTIES ansehen, von weiteren parallel stattfindenden Klamotten mal ganz abgesehen…

Die vier Bands im Hafenklang sind ja alle ‘ne Klasse für sich, da war der Preis von 10,- Euro zu verschmerzen, da man für jede Band auch einzeln nach Hamburg gedonnert wär (also ich zumindest). Wir hatten schon befürchtet, dass es voll werden würde, aber es wurde eher voller. Ich weiß gar nicht, ob alle Leute gleichzeitig in den Zockraum gepasst hätten, aber da die Kneipe oben ständig knüppeldick war, war es unten noch gerade erträglich.

Als erste standen die Dänen NUCLEAR DEATH TERROR auffem Zettel. Man hatte im Vorfeld Probleme mit dem Line-Up, die man nur kurzfristig hatte lösen können, am Schlagzeug saß der PISSCHRIST-Drummer und ich glaub, der Bassist war auch irgendner anderen Band aus dem Proberaum gemopst worden. Da man in der Konstellation gar nicht richtig hatte proben können, hatte sich die Band wohl noch heute in der Roten Flora verschanzt um alles einigermaßen festzuzurren. Das klappte wirklich gut, obwohl einige Mitreisende erzählten, dass NUCLEAR DEATH TERROR vor einiger Zeit im Lübecker Veb schon etwas tighter geklungen hatten. Trotzdem gab es ein ganz mächtiges D-Beat-Gewitter vor die runden Kulleraugen. Metallische Einflüsse waren auch auszumachen, wie man schon an den BOLT THROWER- und NIFELHEIM-Shirts von Gitarristin und Bassist und an herrlich schwer-schlürfenden Parts ausmachen konnte. Stimmung somit bereits astrein, Songs wie „Police Funeral“, „Black Uniforms“ oder „A Storm Of Lies“ konnten alles und wurden von enthemmtem Tanz/Pogo/Schüttel-was-du-hast begleitet.

Die Gefahr im Hafenklang ist ja immer, dass man sich oben festsabbelt, während unten bereits die nächste Band beginnt, was man aufgrund der Lautstärke inner Kneipe überhaupt nicht mitbekommt. So ging es mir auch bei SEEING RED, da mittlerweile derart viele Bekannte eingetrudelt waren, dass die Zeit nur so verflog. Nun, ich bereue nix, aber der Rest von SEEING RED, den ich noch mitbekam, war dann noch ziemlich überzeugend. Vom Tempo und Knüppelfaktor her klar die krasseste Band heute – kein Wunder, wenn man bedenkt, dass es sich hier komplett um Ex-LÄRM-Leute handelt. Das Trio aus NL machte auch die explizit politischsten Ansagen, der Bandname ist also offenbar nicht ausschließlich eine Verbeugung vor MINOR THREAT. Das Feuer ist bei denen auch nach 28 Jahren gemeinsamen Zockens nicht erloschen – Respekt.

VICTIMS find ich bereits seit dem ersten Demotape hervorragend, auf der 2005er Tour haben wir mit Bonehouse damals einige Konzis mit denen gespielt und sie als höfliche Fucker kennengelernt. Seit der „Killer“-Scheibe ist ja der Bassist raus und Sänger Johan Erikson hat sich zusätzlich den Bass umgeschnallt. Ich war deshalb gespannt, ob VICTIMS zu dritt noch so intensiv sind wie gewohnt, zumal ein Sänger ohne Instrument sich doch freier bewegen kann. Zum Glück konnte man sofort feststellen, dass kein Qualitätsverlust eingetreten ist. Der gute Jon anner Klampfe hat schon eine unnachahmliche Bühnenpräsenz (viele kennen ihn noch von NASUM und/oder SKITSYSTEM), auch wenn er das Rotzen und Sabbern mittlerweile sein lässt. Von allen fünf Platten gab es Stücke, wenn ich mich nicht irre, besonders gut kamen „For A Second“ und „This Is The End“. Live fielen die Rock’n’Roll-Einflüsse einiger „Killer“-Songs nicht weiter negativ auf, es war die gewohnte Edel-D-Beat-Bratze.

Das Publikum war noch lange nicht durch mit dem Abend, vielmehr lag sogar eine gewisse Spannung in der Luft. DISFEAR sind schon eine besondere Band, haben auch nie inflationär getourt, zwischen „Misanthropic Generation“ und „Live The Storm“ liegen immerhin fünf Jahre. Spielten sie im Vorprogramm von ENTOMBED 2003 nicht wirklich vor „ihrem“ Publikum, waren heute die Voraussetzungen natürlich anders und vor der Bühne ging ma echt der Ratz ab. K. aus G. ist schuld, dass mir ein Diver voll in die Fresse sprang, so richtig schön mit den Füßen zuerst… Denn olle Karl-Heinz hat mir gerade irgendwas in die Ohnen geflüstert und ich hatte zur Seite geguckt, sodass ich die Boots nicht kommen sah. Aua. Ich dachte kurz, da wär mindestens ein Zahn raus und die Nase gebrochen, aber ich hatte Glück, hatte nur ein bisschen Nasenbluten und die Zähne wackelten ein paar Minuten. Tomas Lindberg hatte man vor nicht allzu langer Zeit vor 60.000 Leuten mit AT THE GATES in Wacken sehen können, da ist es schön zu sehen, wie unrockstarmäßig der sich weiterhin verhält. Ruhig und geradezu höflich in den Ansagen, nicht eine blöde Publikumsanmache, während der Songs mit ganz starkem Ausdruck und deutlich erkennbarer Leidenschaft. Den anderen Bands hatte man diese melodiösen Chöre voraus, die auf der „Live The Storm“ für Gänsehaut sorgen. Songs wie „In Exodus“ oder „Get It Off“ haben dadurch fast schon so’n Youth Crew-Faktor, völlig geile Mischung in Verbindung mit den treibenden Crust-Rhythmen. Die krassesten Reaktionen fuhr das jetzt seit Jahren vertraute „Powerload“ ein, ein Klassiker mittlerweile. Für die Tour hatten DISFEAR übrigens handbedruckte Poster auf so dickem Tonpapier in ‘ner Winzauflage von 66 Stück mit – superschick und bei mir hängt das Ding jetzt – bei euch nich – ätsch. Auch ‘ne Vinyl-Tour-Edition hatte man ähnlich angefertigt, 350 Exemplare, ganz grandios für pretentious record collector assholes, he he.  

Kommentare   

0 #3 bockfred 2008-11-01 14:36
Beim Konzi im Otto gabs noch unschönen Zwischenfall,der aber wohl relativ glimpflich ausging.Lest selber unter: http://de.indymedia.org/2008/11/231210.shtml
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0 #2 bockfred 2008-11-01 14:36
Hab Mir auch sagen lassen das NUCLEAR DEATH TERROR aus Kopenhagen mit dem Zug angereist sind, und am nächsten Tag weiter nach Göteborg sollten.Respekt, wenn das mal garnicht anstrengend ist.
Aufjedenfall `n Superkonzert auch wenn Ich SEEIN`RED komplett verpasst habe.
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0 #1 Ingo K. 2008-11-01 14:36
Ja, das muss Spaß gemacht haben...
in der Fabrik war's mit 17 EUR ein wenig teurer, die Vorband (Bankdrücker ?) war FURCHTBAR ('der Hartmut Engler des Punk' am Gesang). gut gefüllt war's vermutlich auch nur weil halb Kiel anwesend war. die HANSON BROTHERS dann mit allen Hits und dem üblichen Gehabe, also wie immer super...
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