SUPERPANZER, ILSE LAU, LES ORMONES/ 15.11.03 - Kiel, Hansastr.

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.....Wie war ILSE LAU? SENSATION!! Ich fand es grossartig und will sofort alle verfügbaren Platten haben. Leider sehr spärlich besucht, mehr als 20 Leute waren auch zur Erstdarbietung des Abends, den hierzulande ja gut bekannten
(und von mir nicht besonders geschätzten) Superpanzer nicht erschienen. ILSE LAU schien das nicht weiter zu stören, die hätten auch ohne Gäste gespielt, vermute ich. Wie kann man diese Leute beschreiben, was machen die da bloss, dass
man ihnen von Anfang an so herzlich zugetan ist? Drei Herren (ein Bass, eine Gitarre, und ein Schlagzeuger, der gerne zur Gitarre greift), die auf den Einsatz von verbaler Verständigung innerhalb wie auch ausserhalb ihrer Tonwerke
fast komplett verzichten und sich offenbar sehr effektiv mittels ihrer Instrumente unterhalten. Somit waren die Strukturen weit entfernt von einer klanglichen Teppichwirkerei, kein undurchdringliches Gewabere, sondern in der
Präsenz eher minimalistisch, fiebrig, virtuos und glasklar umrissen. Dabei jubeln sie in munterer Könnerschaft alle musikgeschichtlich verfügbaren Stilarten durcheinander, ohne gross gekünstelt zu wirken oder gar akademisch
herumzunudeln. Wenn sich da zwei schön geschwätzige Gitarren, die sich gegenseitig nicht
so recht ausreden lassen wollen, mit einem charmant wummernden bundlosen Bass gegenüberstehen und letztlich doch ein gemeinsames Thema finden, über das es sich zu reden lohnt, fragt man sich, warum man im wirklichen Leben eigentlich so viele Worte braucht und sich trotzdem andauernd mißversteht. Gut gelaunte Verneinung der Konvention, enthusiastische Spielfreude, das rätselhaft sinfonische Zusammenwirken dieser sympathischen Wesen, die reichlich Spass an
Überraschungsakustik und wahrer kompositorischer Kurzweil haben, machten das
Konzerterlebnis zu einer echten Freude, mitreissend trotz der dürftigen Besucherzahl. Der andächtige Zuhörer kramt orientierungslos im Archiv seines musikalischen Erfahrungsschatzes, um durch Zuordnung in glaubhafte Vergleichbarkeiten wenigstens ein bisschen Halt im eigenen Begeisterungssturm zu
gewinnen....am ehesten dürfte sowas wie "NOMEANSNO meets Acidjazz" hinhauen, aber hier hinken wirklich alle Vergleiche, ach was heisst hinken, das ist schon eher
astralreisen.

Ganz gegenteilig in der Wahrnehmung die LES ORMONES - wenn auch zweifellos von orchestraler Fülle und beeindruckendem Können, samt Klarinette, Saxophon/wechselweise Trompete und einem Kontrabass zusätzlich zu dem üblichen Kram reichhaltig instrumentiert, bot die pompöse Klang-Inszenierung der
vorherrschend temporeichen Avantgarde-Punk-ethno-Progwavemixtur? mir etwa nach dem
dritten Stück nur noch wenig Anreiz zu verweilen - eher spärlich in der
Vielseitigkeit, trotz einiger Einsprengsel staunenswerter Passagen und satirischen
Einfallsreichtums der Orgel-Frontfrau erschien mir das Dargebotene schwammig und überladen, nach den minimalen Kunstgriffen von ILSE LAU. - Beitrag von: Matt
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