HIGHSCORE, SUBURBAN SCUMBAGS, CADDIESHACK / 22.11.03 - Schönberg, Alte Penne

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Helges Feuertaufe bei den SCUMBAGS in Schönberg, dann noch mit HIGHSCORE aus Münster eine vielversprechende Band, die zwar nicht kannte, die mir Internet-Hooligan Bolle aber vorab mit wärmsten Worten anpries, mit CADDIESHACK sogar noch eine dritte Band - und das alles für 3,- Euro!!! Da kann man ProFan nur Respekt huldigen, dass sowat heutzutage noch möglich ist. Nur musste man noch klären, wie man nun nach Schönberg kommt. Boller als Anti-Alkoholiker war die optimale Fahrhure, doch der Bastard leistete sich tatsächlich die Frechheit, kurzfristig krank zu werden. So hieß es also, ab in den Bus und darauf hoffen, dass sich vor Ort eine Rückfahrgelegenheit ergibt, denn der letzte Bus zurück sollte bereits um 23:00 Uhr fahren! Ich traf mich mit Bolle erst mal auffem Hbf, und bei ein paar lecker Bierchen und Lästern über die Mutantenhorden verging die Wartezeit auf den Bus wie im Fluge. In Gaarden stiegen dann der Karl-Heinz sowie Onni hinzu. Wir konnten kaum über alle relevanten Ereignisse der letzten Zeit plaudern (NAPALM DEATH, CASUALITIES usw.), da waren wir tatsächlich schon auf dem Dorf. Vor der Alten Penne trafen wir sofort auf die üblichen Verdächtigen und noch vor der ersten Band standen alle Fahrplätze für die Rücktour fest. Supi!

Derart entspannt einer nicht mehr ungewissen Zukunft entgegenblickend sahen wir uns also die erste Band an, CADDIESHACK aus Flensburg. Die boten poppigen Punkrock. Nett, nett, nur nicht ganz das, wonach mir heute (und ehrlich gesagt meistens) der Sinn stand. Aber immer wieder faszinierend, was so junge Bands oft schon drauf haben! Mann, als ich in dem Alter war, haben wir noch nicht so viel auf die Reihe gekriegt! Am überzeugendsten fand ich den Drummer, der hat doch schon ordentlich reingehauen. Der Gesang kam mir noch ein bisschen "schüchtern" vor. Das Publikum reagierte witzig: Erst ging kaum was, und dann - wirklich von einem Song zum nächsten, brach der totale Pogo los. So eine überraschende Wende im Verhalten hab ich erst einmal auf einem eigenen Gig mit BONEHOUSE in Schwerin erlebt.

Alle waren gespannt, wie die "neuen" SCUMBAGS wohl rüberkommen würden! Und wat soll man sagen - der Helge hat seine Sache ausgesprochen gut gemacht! So anders war es dann auch gar nicht. Markus Döring am Bass war ja ein eher ruhiger Vertreter gewesen und auch Helge ist kein Typ, der sich gern in den Vordergrund stellt. Der haut seine Riffs rein und hat seinen Spaß. Das Augenmerk liegt bei den SCUMBAGS ja sowieso vor allem auf Frontsau Ulf, dat ist wohl mal klar. Und Uller war gut drauf heute, röhrte auf seine unnachahmliche Art ins Mikro und ließ den Jack Daniels heute lieber backstage stehen. Gut so, so wurde es ein verdammt geiler SCUMBAGS-Gig. Das Publikum rastete gut aus, schmetterte bandeigene wie fremde Classics ordentlich mit. Klar, "Ricochet", "Booze" und so waren wieder dabei und böllerten schön laut, dazu die immer wieder gern gehörten "Sonic Reducer" und "I Love Living In The City" (incl. "Mitsingspiel" - köstlich). Am besten gefiel mir heute der neue Song "Do The Antisocial Stomp", den ich schon vom Einsingen der Background-Chöre kannte (die Drecksäcke laden ja traditionell gerne eine Handvoll befreundeter "Goldkehlchen" zum Schmettern ins Studio ein.) Daher weiß ich auch schon, dass die neuen Aufnahmen der SCUMBAGS der totale KILLER sind, also zieht schon mal die Buxen stramm, ihr Hunde! Helge wurde natürlich von Uller als neuer Gitarrist vorgestellt, was dem schon wieder zuviel des Rampenlichts war. Daumen hoch und weiterhin volle Fahrt voraus für die SUBURBAN SCUMBAGS.

"Wie siehst du denn aus?" fragte mich Bolle entsetzt, als er meines verschwitzten Antlitzes auf dem Weg zum Pissoir gewahr wurde, "das Beste kommt doch noch!". In der Tat war der Pit kräftezehrend gewesen, doch eine Schonung kam bei HIGHSCORE gar nicht in Frage. ASTREINER HARDCORE mit unverschämt hohem Arschtrittfaktor! Bolle hatte nicht übertrieben, die Band kann ich hier nur DRINGLICHST weiterempfehlen. Gleich bei den ersten Songs wurde mir wieder bewusst, was ich am Hardcore liebe! Es kam eine positive Energie rüber, wie sie heutzutage leider nicht mehr oft in sogenannten "Hardcore"-Bands vozufinden ist. Eitelkeiten, Muckibuden-Posing, unpolitische Dummschwätzer, kommerzielles Konkurrenzdenken haben die "Szene" seit den Achtzigern verseucht. Und gegen genau diese Erscheinungen feuern HIGHSCORE aus allen Rohren. Dabei gehen sie schnell zu Werke, ballern schnell und manchmal hektisch, gehen zum Teil in Thrashcore-Bereiche hinein. Der Sänger shoutete in Old School-Manier und hielt sich mehr im wogenden Publikum auf als auf der Bühne Immer wieder blitzten auch schicke Gitarren-Melodien auf, z.B. bei "Off The Track". Die meisten Ansagen machte der Gitarrist , der es verstand, den ganzen tough guy-Scheiß mit ironischen Ansagen zu verarschen. "Hardcore Männerspaß, jetzt reckt mal schön die Fäuste!". Und mit seiner Bemerkung "3 Bands heute Abend, 15 Männer auf der Bühne. Man sollte sich mal fragen, warum das so ist." knüpfte er an eine Frage an, die ich mir auch oft stelle. Ist dieser ganze Scheiß mit eingepflanzten Rollenklischees nicht im Grunde das Gegenteil von Hardcore und Punkrock? Und doch macht auch unsere Szene voll mit und vermag sich nicht aus den verkrusteten Strukturen zu lösen, die uns von Geburt an antrainiert werden. HIGHSCORE bringen Denkanstöße, lassen sich jedoch nicht den Spaß an der Sache nehmen. Es wurde gerockt, geschwitzt, mit Bier gespritzt und genau so soll es sein. "Die 'I Love Living In The City'-Version fand ich ja gemein von den SCUMBAGS. Das an diesem Ort zu bringen.." flachste der Bassist und schon ging es auch bei HIGHSCORE mit 'ner geilen Coverversion zur Sache: "Rise Above" von BLACK FLAG sorgte für wunde Kehlen, später gab’s noch "Bullenschweine" (SLIME) und nochwat (Scheiße, vergessen). Yeah, an dieser Stelle ein dickes Lob an Veranstalter Sven Klint, der nach I DEFY ein weiteres Hardcore-Highlight nach Schönberg geholt hat. Hey, wie wär es mal mit BUBONIX oder ANTI-CONTROL?

Danach deckte ich mich erst mal mit dem vollen Vinyl-Programm von HIGHSCORE ein, ebenfalls glühend zu empfehlen. Die Texte treffen den Nagel auf den Kopp, stellvertretend hier mal ein Auszug aus "More Than Image": "Just another image, just another cliché, just in it for the music, just in it for the fame. You care about your instruments and other useless fuck. We don't know how to play, but sure know how to rock". Genau, FUCK ROCKSTARSHIT und ab dafür!
- Beitrag von: Philipp
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