MITHRIL, EUSOPHOBIA, FROSCHGOTT, ONE TRACK DOWN / 14.11.03 - Kiel, Bunker a. S.
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Dienstag, 21. November 2006 00:00
- Geschrieben von Philipp
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ONE TRACK DOWN spielen noch, obwohl es bereits 21.30 Uhr ist. Gut für mich, schlecht für die Nerven der letzten Bands... Die Band kenne ich schon von zwei Showbox-Gigs in der Pumpe während der Kieler. "Mit welcher Band würdste das vergleichen?", fragt mich der just eintrudelnde Kalle neugierig. Hm, eine Antwort ist im Grunde unmöglich. ONE TRACK DOWN schmeißen alles in den Eintopf: Äpfel, Kartoffeln, Karotten und einige Brocken Hartwurst. Dat Gericht mundet mir nicht zur Gänze. Eigenständigkeit oder heilloses Wirrwarr? Einige Songs mag ich schon, der Sänger hat was drauf (wechselt von Schreien zu Metal-Pathos) und der Schlagzeugerin mag ich beim konzentrierten Spiel gern zugucken. Mit respektvollem Abstand wagen diverse Leute nett zu betrachtenden Ausdruckstanz. Gut gefüllt hier übrigens. EUSOPHOBIA-Klampfer Magnus spricht später von 160 Leuten.
FROSCHGOTT schrauben die Lautstärke um einige Dezibel höher und klingen schon mal besser als in oben erwähnter Showbox. Doch ihre Spielart des Metal ist mir insgesamt zu gewollt progressiv. Zu viele Frickeleien werden in teilweise verdammt lange Songs gepackt. Gute Musiker sind es sicher, doch die Band spielt einfach nicht zackig nach vorne. Dat ist gar nicht das Ding von Karl-Heinz, der schnell mit Kollegen Timo & Issel zur Tanke entschwindet. Des Sängers Stimme klingt anfangs recht fiepsig. Ist mir auch beim Pumpen-Gig aufgefallen, dass der Gute mehrere Songs braucht, um seine Stimme in den Griff zu kriegen. Aber kommt Zeit, kommen Gigs und kommt dann wohl mehr Routine auffe Bühne. Beim letzten Song greift der Sänger zur Gitarre, die aber mittels Effektgeräte Orgelsounds von sich gibt. Dat wird von Einigen eher spöttisch beäugt. Denn merke: Für den gemeinen Metallicus Erectus hat eine Gitarre eine Gitarre und ein Keyboard ein Keyboard zu sein!!
Oha. In der Umbaupause zicken sich die Bands untereinander ganz schön an. Vorwürfe bezüglich Spielzeit und Running Order werden laut. Na na, das sollte man aber nicht so regeln, dass es dat Publikum mitbekommt. Oder besser noch vorher genau festlegen, wer wann wie lange spielt. Bei vier Bands sollte eh auf kurze Gigs geachtet werden, da muss notfalls der Veranstalter mit eiserner Faust dazwischenkloppen.
DEATH METAL FIESTA bei EUSOPHOBIA! Die Band hat einen neuen Longplayer am Start und ist dementsprechend motiviert. Das Ding ist sehr ansprechend verpackt: Ähnlich wie die SUBURBAN SCUMBAGS haben auch diese Kieler ihre Scheibe in eine DVD-Box gepackt, dazu gibt's ein oberprofessionell layoutetes Booklet. Alles voll mit Kriegsbildern, aber nicht so platt an militärischer "Ästhetik" aufgeilend wie bei einigen Metal-Bands. Nope, hier wird eine klare Distanzierung zum Krieg deutlich, ähnlich wie bei DISCHARGE. Zitate von Hemingway ("War is a crime. Ask the infantry and ask the dead!"), Foch ("The most solid moral qualities melt away under the effect of modern arms") usw. unterstreichen diese Distanz und zeugen von intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema. Aber mehr zur Scheibe in 'ner Plattenrezi. Jetzt heißt es nämlich Rübeschütteln, denn EUSOPHOBIA haben die Füße auf dem Gaspedal. Und sofort wird der Mob aktiv, der sich bis jetzt noch eher aufs Zusehen beschränkt hatte. Schön geradeaus geht's, hier wird sehr songorientiert gebolzt, was mir überaus gefällt. Klar, vertrackter Death Metal a la HATE ETERNAL hat seine Reize, aber zum Moshen sind diese herrlich primitiven Rhythmen doch besser geeignet. Und Klopfer wie "Under The Bestial War Command", "Battlefield Cacophony" oder "Crack Of Doom" lassen sich auch noch amtlich mitgröhlen. Da werd ich doch glatt von den DRAUTRAN-Recken Martin und Fränk fistbangenderweise in die Mitte genommen. Mächtig!
Plausch mit NOISE FOREST-Boris: Der Gute erzählt mir grad eifrig von den Abenteuern seiner Band in den Weiten der deutschen Klubs und rotzt mir dabei 'ne amtliche Brosche auf die Backe. Um ihn nicht zu brüskieren, lasse ich mir nichts anmerken, hebe erst nach Minuten gaaanz unauffällig die Finger, um die Rotze wegzuwischen. Doch Boris sacht grinsend: "Ah, ich hab dich angerotzt! Hab das Ding rübersegeln sehen, und wunderte mich schon, dass du das nicht merkst. Sorry, ey!". Na, das ist doch mal ein ehrliches Gespräch unter Männern!
Bei MITHRIL sind für die Uhrzeit noch erstaunlich viele Leute geblieben. Klar, diverse Banger sind schon gegangen, aber ein eiserner Teil des Publikums hält bis ca. 3.00 Uhr durch. MITHRIL zocken klassischen Metal, der recht kraftvoll dargeboten wird. Mir persönlich sind zu viel akustische Parts in den Songs enthalten. Andererseits sorgt das nach der Death Metal-Keule für Abwechslung. Jeder Musiker trägt ein bandeigenes Shirt und bricht damit OX-Ollies goldene Verbotsregel Nr. 3: "Trage nie dein eigenes T-Shirt auf der Bühne!". Aber interpretieren wir das mal als Begeisterung für die eigene Band. Bei für die Verhältnisse - es gibt keine P.A., sondern nur Backline plus Gesangsanlage - immer noch gutklassigem Sound spielt die Band ein enorm langes Set. Die Fans danken es ihnen und so wird das abschließende METALLICA-Cover "For Whom The Bells Toll" (gut gespielt!) ordentlich bejubelt.
Netter Abend. Kann man nur hoffen, dass im Bunker weitere Konzerte stattfinden werden!
- Beitrag von: Philipp
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