SLAPSHOT, BLOOD FOR BLOOD, BLUE BLOODS / 27.10.03 - Hamburg, Markthalle

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"Boston… back on the map Tour!" nannte sich das Motto, unter dem diese drei Bands kürzlich auch unsere Republik betourten. Ist bei SLAPSHOT mittlerweile Tradition, Vorbands aus der eigenen Heimatstadt mitzunehmen. Ich muss sagen, dass ich SLAPSHOT live immer sehr geil fand, nur leider musste man nach diversen Vorfällen in letzter Zeit befürchten, dass sich im Publikum diverse Faschoschweine befinden würden. Den Veranstaltern TRUE REBEL RECORDS standen dann auch schon die Sorgenfalten ins Gesicht geschrieben, als wir sie in der Markthalle trafen. Kein Wunder, hatte es doch neulich auf einem Konz von ihnen mit BARCODE und VINDICATOR eine massive Nazi-Attacke gegeben! Das war im Juki Ahrensburg, wo sich ca. 20 Faschos unerkannt reingeschmuggelt hatten, um plötzlich während des Konzerts mit Baseballschlägern und Stuhlbeinen auf Punks einzuschlagen und blitzschnell wieder rauszurennen. Um solche Arschgeigen von vorneherein rauszufiltern, war heute ein Antifa-Block da, der dann auch mehrfach Hand anlegen musste... Gleich mehrfach mussten Typen mit völlig eindeutigen Nazi-Symbolen wie "Hammerskins"-Shirt, "Blood & Honour"-Tattoos und "Combat 18"-Motiven rausgeworfen werden (ohne Erstattung des Ticketpreises, hä hä). Dass diese Arschlöcher sich derart offen auf ein Hardcore-Konzert begeben, bringt echt mein Blut zum Kochen! Vor nur wenigen Jahren wäre das undenkbar gewesen, aber es scheint eine traurige Tatsache zu sein, dass ein gewisser Stil des Hardcore sich in Nazi-Kreisen zunehmender Beliebtheit erfreut. Und welcher Stil ist das wohl? Tough guy-Scheiße!!! Wenn Bands nur vom Kampf auf der Straße singen, von Brüderschaft, Ehre und Stolz – KEIN WUNDER! Umso wichtiger, dass HC-Bands deutlich Stellung beziehen, dass es eine Kampagne wie "Good Night White Pride" gibt! Manche meinen, dass es überflüssig sei, wenn HC-Bands auf Gigs vor HC-Publikum antifaschistische Stellungnahme beziehen – LEIDER NICHT! Ich hätte mir das an diesem Abend von EINER der Bands mal gewünscht, doch es kam nichts. Da frag ich mich doch, ob diese Bands lieber das Maul halten, statt einen Teil ihrer "Käuferschicht" (kotz) zu verprellen...

BLUE BLOODS wurden höflich vom Rand aus beklatscht, es begab sich original NIEMAND in das Innenareal der Markthalle. Harte Bedingungen, aber die Band zog ihr Ding durch. Der Sänger sah eher nach harmlosem College-Boy aus, hatte aber ein verdammt versoffenes Organ. Einige Songs erinnerten mich dann auch an die DROPKICK MURPHYS, andere gingen eher in Richtung traditioneller HC. Mit "Stick Together" gab es auch noch ein Cover von SS-DECONTROL. Nette Geste, denn ich glaub, dass bei SLAPSHOT ein Ex-Mitglied dieser Band zockt.

Ein Großteil des Publikums war ganz klar ausschließlich wegen BLOOD FOR BLOOD da. Schon bevor die loslegten, drängte sich der Pöbel in den Schuppen, bis es recht gut gefüllt war (immerhin in der großen Markthalle). Die letzte Tour ist auch sechs Jahre her, weshalb nur wenige die Band überhaupt schon mal live gesehen hatten. "Outlaw Anthems" ist für mich schon eine echte Hammerplatte, die ich aber auch inhaltlich nicht sehr ernst genommen habe. Oder anders gesagt: Ich vermutete etwas mehr ironische Distanz in Songs wie "White Trash Anthem" oder "Some Kind Of Hate". Als ich nun aber Buddha und White Trash Rob auf der Bühne rumprollen sah, hinterließ das schon einen zwiespältigen Eindruck. Klar, die Songs knallten gut rein, aber die Art der Band war mir echt ZU primitiv. Mehr Muskeln, weniger Hirn... Der Sänger, Buddha, ist ein Brüllwürfel im wahrsten Sine des Wortes, denn der hat eine wahrlich quadratische Körperform. Wenn jemand die Texte nicht ganz korrekt mitschmetterte, verzog er nur abfällig die Mundwinkel. Ansonsten stapfte er wie so'n Bullterrier im Kreis herum und grunzte angepisst ins Mikro. Ganz geil im Kontrast dazu der melodiösere Gesang von Rob, der allerdings zwischen den Songs auch nichts außer Bullshit zu labern hatte wie über irgendwelche Ex-Freundinnen abzuhassen... Naja, musikalisch sind Fetzer wie "Dead End Street", "Mother Dear" oder "So Common, So Cheap" schon mitreißend, aber dieser Auftritt hinterließ nicht nur bei mir einen eher bitteren Beigeschmack.

Als SLAPSHOT auf die Bühne kamen, waren wirklich schon einige Leute gegangen. Gut so, hatte man selber mehr Platz! SLAPSHOT agierten wesentlich lockerer - Choke riss wie immer seine Witze, machte Ansagen in gebrochenem Deutsch und grinste eigentlich permanent. Das SLAPSHOT ihre Sache nicht ganz so verkniffen angehen, zeigte schon das Merchandise mit Buttons wie "Keep Hardcore Evil", "SLAPSHOT is better than YOUTH OF TODAY" usw. Auch von den Bewegungen fiel mir mal wieder auf, dass Choke nicht diese ganzen HC-stereotypen Bewegungen macht, sondern mehr impulsiv rumzuckt. Der Drummer holzte auf seinen drei Teilen rum – mehr als Bassdrum, Floor-Tom und Snare braucht der ja nicht. Und genau dieses Reduzierte macht für mich den Reiz bei SLAPSHOT aus: Da trifft jedes Riff, jeder Song bleibt im Hirn hängen. "Hang Up Your Boots" war der Einstieg, im Verlauf gab es auch diverse gelungene neue Dinger zu hören sowie Hits wie "I`ve Had Enough", "Crossover Sucks", "Step On It", "Olde Tyme Hardcore" usw. Schon geil, obwohl natürlich auch hier der obige Vorwurf gilt: Auch SLAPSHOT kommentierten die Tatsache, dass zahlreiche Nazis rausgeworfen werden mussten, mit keinem Wort. Und was ist nun eigentlich mit Chokes Seitenprojekt STARS AND STRIPES? Seinen Worten zufolge eine große Parodie auf übertriebenen Skinhead-Kult. Vielleicht weiß ja ein Dremu-Leser mehr und kann uns da aufklären? Zumindest zeigen Aufkleber wie "Shoot Charlton Heston", dass die Band nicht völlig stumpf patriotisch durch die Gegend rennt und so wirkt sie auch eigentlich auf der Bühne nicht.
KEEP HARDCORE STRICTLY ANTIFASCIST!
- Beitrag von: Philipp

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