COHEED AND CAMBRIA / 17.04.08 – Hamburg, Markthalle

0 Dislike0

Es ist schon eine besondere Kunst, aus den Zutaten der Rock’n’Roll-Geschichte etwas Neues und Eigenständiges zusammenzubrauen, was NICHT aufgesetzt und/oder verkrampft modern wirkt. Da besinnen sich Legionen von Bands unterschiedlicher Schubladen lieber auf Old School, statt wie die gesamte „Nu Metal“-Mischpoke richtig abzukacken. Aber ab und zu gelingt es doch: COHEED AND CAMBRIA verschmelzen auf irrsinnige Weise Einflüsse von THIN LIZZY oder RUSH mit Metal, Emo Hardcore und wahrscheinlich auch Alternative. Egal wie verzweifelt man den Klangkosmos der Band zu beschreiben sucht: Düster, mit VÖLLIG eigenständigen Melodien und „progressiv“( im Sinne von „neu“, nicht aber „frickelig“!!) sind sie auf jeden Fall.

 

Und haben damit auch noch Erfolg! Ich seh ja kaum fern, vllt. gibbet auf MTY ständig Videos von COHEED & CAMBRIA? Oder das originelle textliche Konzept ist „Schuld“ am Erfolg? Die Texte erzählen allerdings eine recht komplexe Science Fiction-Story, die ich ehrlich gesagt bis jetzt nicht mal im Ansatz gerafft habe, auch weil in den Texten nie markiert ist, welcher der Charaktere gerade spricht und die Platten a la „Star Wars“ nicht chronologisch eine Handlung erzählen. Parallel dazu erscheinen die Comics „The Armory Wars“, die demnächst übrigens als Tradepaperback (Sammelband, ne) rauskommen.

Ausverkauft. Das Publikum sehr gemischt – vor allem offenbar Studenten, aber auch Metaller, Hardcoreler und sonstige Musiksüchtige aller Altersklassen (im Durchschnitt aber recht jung – unter 20, würd ich spontan sagen). Leider kommen Steffi und Andi nicht wie geplant rein, obwohl sie über ihre Street-Team-Aktivitäten eine feste Zusicherung seitens Nuclear Blast hatten. Bittere Pille, traue nie irgendwelchen Label-Versprechungen…

Als Vorband gibt es OCEANSIZE, vor denen ich aber hinreichend gewarnt wurde und die ich daher erfolgreich vermeide.

COHEED AND CAMBRIA werden mit Spannung erwartet – viele sehen sie heute zum ersten Mal. Von Anfang an wird klar, dass die Band um ihren Kopf Claudio Sanchez Perfektionisten sind. Der Sound stimmt wirklich zu 100 % mit dem Klang der Platten überein – lediglich der Bass schiebt ein wenig mehr. Außer dem – übrigens sehr tight und songdienlich zockenden – Drummer übernimmt jedes Bandmitglied Gesangspassagen, wobei man zusätzlich feudalerweise auch noch zwei Background-Sängerinnen dabei hat. So wird wirklich jede Nuance des Gesangs live reproduziert. Hauptaugenmerk liegt natürlich auf Claudio Sanchez, der an Gitarre und Mikro ackert. Äußerlichkeiten erwähne ich ja eher selten, aber die Korkenzieherlocken-Explosion auf dessen Rübe ist schon einen Hingucker wert. Wichtiger natürlich die charismatischen Helium-Vocals und die typische Gitarrenarbeit. Los geht es mit „No World For Tomorrow“ und nahezu ohne Ansagen weiter in ein ca. 80-minütiges Set. Außer „Hi, we’re COHEED & CAMBRIA“ und „Thank You. Goodnight“ sagt der Typ wirklich nichts, schüttelt dafür aber schon die Rübe, zockt mit der doppelhalsigen Klampfe überm Kopp usw. Die Band versteht es, einen Spannungsbogen zu erzeugen, der von stetig steigender Stimmung begleitet wird. Erst nach einer Handvoll Songs kommen die Hits „A Favor House Atlantic“, „The Suffering“ und „The Running Free“, bei denen sich das Publikum sehr textsicher zeigt. Zwischendurch streut man sogar eine cool akzentuierte Version von IRON MAIDENs „The Trooper“ ein! Und erst am Ende gibt es die beiden härtesten und epischsten Stücke: Der letzte reguläre Song ist „In Keeping Secets Of Silent Earth“ – wow, dieser Refrain „Man Your Own Jackhammer! Man Your Battle Stations!“ kommt wat wuchtig. Und als Zugabe dann „Welcome Home“. Ein besseres Finale wäre nicht möglich, find ich zumindest.
 
Einzige Kritikpunkte: Die Spielzeit dürfte bei vier Platten gerne deutlich länger sein, zumal mir erzählt wird, dass COHEED AND CAMBRIA auf anderen Shows dieser Tour zusätzlich noch eine zwanzigminütige Version von „The Final Cut“ gespielt hätten. Und die Merchpreise sind gesalzen: 10,- Euro für’n Poster und 20,- für ’ne CD sind ja wohl ’nen schlechter Scherz…

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv