KEEP IT TRUE X / 05.04.2008 – Lauda-Königshofen, Tauberfrankenhalle, Tag 2

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You axed for it! Also weiter!
Nach dem gestrigen Konz wurden wir nachts noch netterweise von einem Bielefelder Traumpaar rumgefahren. Charmante Randnote: Sie stand eigentlich auf keine der Bands, wollte auch NICHT hin, er hat ihr dennoch ein Ticket zum Geburtstag geschenkt, hi hi. Das ist mal echt völlig uneigennützig, und überhaupt soll man doch verschenken, was man selber am liebsten bekommen möchte…
Ein weiteres Paar – totale Doomheads - war mittlerweile zusätzlich in unsere Pension eingezogen. Bei der gegenseitigen Vorstellung während einer kleinen Absackersession stellte sich der Typ einfach als O. vor. „O? Wie O? Und weiter?“, fragte ich verdattert, aber wir mussten uns mit einem kryptischen „Nur O! Mehr möchte ich nicht preisgeben.“ begnügen. In Zeiten von MySpace und Studi-VZ, wo jeder Hans Herrn Schäuble das Nachspionieren einfach macht, auch mal äh erfrischend…

 

Another day another road again we will explode: Nach der Verhaftung des empfehlenswerten und sehr exquisiten „KEEP IT TRUE – Festival History Books“ mit kultigen Fotos von Jowita Kaminska und Berichten von u.a. Martin Brandt ging es auch schon los.

Hieß der gestrige Opener BATTLEROAR, waren heute BATTLE RAM an der Reihe dem willigen Mob einzuheizen. Bin ziemlich sicher, dass ich die Italiener schon mal irgendwo gesehen hatte. Schlecht warense nicht, aber auch nicht spektakulär. Normaler Power Metal.

Ey, aber dann FUELED BY FIRE! Ich habe wirklich den kompletten Auftritt über einfach nur feist gegrinst. So ein rotzfreches Thrash-Paket! Optisch sahen die Jungs wie junge Death Angel aus, die gerade Kirk Hammet entführt haben. Es entstand flugs ein Circle Pit, Bierdosen und Turnschuhe flogen durch die Luft – FUELED BY FIRE heimsten RICHTIG euphorische Reaktionen ein. „THRASH IS BACK!“ wurde aus unzähligen Kehlen mitgeshoutet, ebenso andere Stücke, alle eingängig und derbe zugleich, versehen mit simplen bis einfältigen Titeln wie „Put To Death“. Viel besser als auf Platte!

DEMON EYES markierten in meinen Augen den einzigen Totalausfall des KIT X. Dabei kann ich es absolut verstehen, warum man die Franzosen eingeladen hat – die Debut-LP ist schon ein kleiner Underground-Klassiker, nicht umsonst hieß ein Kumpel aus Kiel früher „Satanic Demon Eyes Jabba“ – der sah nämlich dem Sänger damals tierisch ähnlich, bzw war genauso hässlich, hä hä… Aber die Band passte vom Auftreten her überhaupt nicht aufs KIT. Rockstarmäßig stolzierte der Sänger über die Bühne, versuchte cool wie ein junger Rob Halford rumzuposen, was aber einfach nur steif und peinlich aussah. Dazu waren DEMON EYES musikalisch höchstens biederer Durchschnitt. Die Coverversion von METALLICAs „Seek & Destroy““ war durch den französischen Text höchstens originell, ansonsten eher schrecklich. Später gab es noch „Antisocial“ von TRUST, was etwas besser gespielt war.   

CRESCEND SHIELD gingen mit großen Vorschusslorbeeren an den Start und in der Tat bot sich uns eine angenehm klischeefrei und virtuos aufspielende Band dar. Ganz grob so in der Schnittmenge von FATES WARNING und STEEL PROPHET, aber mit eigenständigen Gesangsmelodien, die sich im Hirn festsetzten, aber nie „cheesy“ waren, wie Kollege Magnus so treffend formulierte. Nur der Fuchsschwanz am Instrument der Bassistin fiel unter die Kategorie „geht gar nicht!“

Eine weitere Band, die mir neu waren, von der aber diverse Leute flüsterten, sie seien extrem geil, legte dann unter dem etwas verbrauchten Namen PHARAOH los. Hui, und die waren dann wirklich gut, auf hohem Niveau und mit Gitarren, die an IRON MAIDEN erinnerten, zockten die Amis US-Metal. Aber deutlich schneller als Maiden heutzutage musizieren! Der Sänger hatte gut was auffem Kasten, kam mir schon während des Auftritts vage bekannt vor, aber erst als ich mir später die Platte zulegte, raffte ich: Das war Tim Aymar, der schon bei CONTROL DENIED überzeugt hatte.

CAGE werden bereits seit längerem in nahezu jedem Fanzine abgefeiert. Ich kann zu denen komischerweise keinen Zugang finden, daran änderte auch der KIT-Auftritt nichts. Ich weiß, dass es absolut nicht objektiv ist, aber auf mich WIRKTE die Band irgendwie... konstruiert. Der Bodybuilder-Klampfer fing sich bei mir auch keine Sympathiepunkte ein, wirkte etwas prollig. Musikalisch prinzipiell treibender & rauer Power Metal, dennoch nicht mein Ding.

Dafür freute ich mich schon auf DOOMSWORD, die ich lange nicht gesehen hatte. Ihr epischer, bekanntermaßen grob an BATHORY zu „Hammerheart“-Zeiten erinnernder Stil kam dann auch hervorragend an. Der Deathmaster blieb heute nicht allein am Mikro – es wurde der Sänger des ersten DOOMSWORD-Albums dazugeholt, Nightcomer, der einige Titel allein und im Duett schmetterte und dabei offenbar einen Riesenspaß hatte. Sehr schöne Sache, dass es da kein Konkurrenzdenken gibt, vielmehr die gemeinsame Leidenschaft zelebriert wurde. Der Nightcomer hatte womöglich sogar die kraftvollere und spritzigere Stimme, dennoch ist und bleibt Deathmaster „mein“ DOOMSWORD-Sänger. Absolutes Highlight war das TOTALE Gänsehaut auslösende „Heathen Assault“ mit dem unglaublichen Refrain „Burn! England To The Ground! Burn! Jorvik To The Ground!“ (der Song handelt von einem der wenigen heidnischen Siege über die Christen, genauer der Eroberung der Stadt Jorvick durch die dänische Armee unter Ivarr the Boneless im Jahre 866). Geil!

Ursprünglich waren jetzt mal RAZOR geplant, doch leider leider mussten die absagen. Hoffentlich wird das noch nachgeholt, konnte die Kanada-Thrasher erst einmal live genießen und das war der Hammer! Aber HEATHEN sind natürlich im Grunde genau so gut, nur halt nicht ganz so kultig und kompromisslos. Dennoch schraubten HEATHEN einem genau wie auf allen bisherigen Auftritten, die ich sehen durfte (damals als Vorband von SEPULTURA zur „Arise“-Tour, Wacken, Headbangers), charmant die Rübe ab. Perfekt eingespielt, Riffs aus irgendeiner anderen Dimension, Stimme 1A. Es gab die Klassiker der beiden Platten, Titel sind wohl überflüssig. Ein neuer Song wurde gezockt, der erfreulicherweise sehr gut klang – HEATHEN könnten somit eine der Bands sein, die nicht lediglich von alten Glanztaten zehrt, WENN sie denn endlich mal ein neues Album raushauen!

Mit dem Auftritt von MANILLA ROAD schloss sich jetzt für mich eine echte Lücke, denn trotz 25-jähriger Konzertlaufbahn waren mir die Epic-Metaller bisher nicht vor die Flinte gekommen. Ich muss allerdings auch sagen, dass ich kein eingefleischter Anhänger der Band bin, bei weitem nicht alle Platten des schier unüberschaubaren Backkatalogs besitze. So kannte ich natürlich auch nicht alle Songs, die gespielt wurden. MANILLA ROAD konzentrierten sich eher auf ihre härteren Songs, weniger auf ihre experimentelleren. Entgegen vorheriger Verlautbarungen übernahm Mainman Mark Shelton NICHT das Gros der Vocals, er hatte wieder diesen Extrasänger dabei, der seine Sache auch super machte und eine ähnlich kauzige Stimme besaß. Erstaunlich, wie viele Fans von MANILLA ROAD anwesend waren, es war schon ein riesiges Hallo. „Lost In Necropolis“ und „Flaming Metal System“ waren meine favorisierten Stationen.

Harry Conklin wollte es heute RICHTIG wissen: Gestern schon überirdisch, setzte er heute noch einen drauf: Schon optisch mit nacktem Oberkörper und in Nieten & Leder machte der „Tyrant“ seinem Pseudonym mit einer aggressiven Show alle Ehre. Los ging es gleich mit einer schädelspaltenden (sorry für die pubertäre martialische Ausdrucksweise, aber so fühlte sich das nun mal an) Version von „Generally Hostile“, dessen Refrain-Zeile „No Mercy! No Mercy“ von Hunderten Schüttelrüben mit Schaum vorm Mund mitgebrüllt wurde. JP beackerten mit „Licensed To Kill“ und „Symphony Of Terror“ das Feld des „Ample Destruction“-Klassikers gar gleich noch weiter. Aber was war das? Der Jagdpanzer geriet ins Stottern! Grund: Der Drummer verspielte sich nicht oft, sondern immer öfter! Mark Briody, immerhin Urmitglied, stand gar bei zwei Songs mit offenem Mund da und wusste offenbar nicht weiter und dann schmauchte dem zweiten Gitarristen auch noch der Amp ab! Sollte der Gig etwa in einem Desaster enden? Es spricht echt für die Band, dass sie hier nicht die Nerven verloren hat, den Amp reparieren ließ, den Drummer einen verbalen Einlauf gab (erstmal – möchte nicht wissen, was der NACH dem Auftritt durchmachen musste…) und – es wurde trotz aller Fuck-Ups ein gigantischer Spaß. Wir feierten da unten echt eine hemmungslose Party, Magnus hat nach eigener Aussage allein während des JAG PANZER-Gigs acht Bier vernichtet, Volker drängte sich mit Knutschmund und dem Ausruf „Lustfull And Free!“ zwischen ein knutschendes Pärchen (die wollten aber doch unter sich bleiben, voll lustfeindlich…), der Tyrant war wieder gut drauf und es wurde ZWEI Stunden lang durch die JAG PANZER-Discographie gewildert. „Black“, „King At A Price“ (sehr geil), „Iron Eagle“, „Fates Triumph“, „Lustfull And Free“, „Tyranny“, „Battle Zones“, „Future Shock“, „The Moors“, „Reign Of The Tyrants“, „Warfare“,  und „The Mission“ waren die nächsten Stationen, bevor ein Gast auffe Bühne kam: Bob Parduba, der Typ, der die „Chain Of Command“ eingesungen hat. Nach dem Tyrant kam die Präsenz des Mannes etwas kümmerlich, gesungen hat er aber gut, und zwar „Chain Of Command“ (aaargh!), „Never Surrender“ und das geniale „Shadow Thief“, letzteren Song im Duett mit Harry. „Take To The Sky“, „Legion Immortal“ und „The Crucifix“ kamen dann wieder aus dem Organ des Tyrannen, bevor JAG PANZER vonne Bühne gingen. Der Mob forderte „Harder Than Steel“, bekam diesen Titel aber nicht. Schade, doch dafür kredenzte man uns drei Klassiker der Metalgeschichte: erst MERCYFUL FATEs „Gypsy“, dann PRIESTs „Electic Eye“ (mit Bob Parduba) und finally „Where Eagles Dare“ von na klar MAIDEN. Schöne Auswahl, „Harder Than Steel“ hätte ich trotzdem gerne noch gehört. Ein sehr heftiger Gig, wobei ich gern mal wissen würde, was mit dem Schlagzeuger los war, der immerhin auch noch auf Click gespielt hat. Die Band wird es sicherlich gern ausschließlich auf die technischen Pannen schieben, die waren es aber nicht nur.

Tja, das war’s. Der am nächsten Morgen einsetzende Festival-Blues konnte durch den Gedanken, dass die Festivalsaison jetzt erst beginnen werde, nur leicht gemildert werden, denn ob dieses Jahr noch ein gleichwertiges Dingen stattfindet, mag bezweifelt werden. Respekt anne Veranstalter!

Kommentare   

0 #2 Philipp 2023-02-14 23:08
R.I.P., TIM AYMAR!
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0 #1 Philipp 2012-06-01 10:23
R.I.P. MICHAEL GRANT (CRESCENT SHIELD)!

http://www.youtube.com/watch?v=yQG5EQnGsGw&feature=share
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