DIMMU BORGIR, HYPOCRISY, NORTHER / 30.09.03 - HH, Markthalle

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"Was, du hast keine Karte? Willst du wirklich mit? Stefan bleibt zu Hause, der hat vorhin in der Markthalle angerufen und die haben gesagt, es sei ABSOLUT sinnlos, ohne Karte zu kommen. VÖLLIG AUSVERKAUFT!" So wurde mir gleich bei Antritt der Fahrt offenbart, doch derartige Gerüchte haben sich schon so oft als inhaltslos erwiesen, dass ich abwinkte und auf dat woltersche Glück vertraute. Vor der Markthalle wurde mir dann aber doch etwas mulmig, eine derartige Schlange habe ich in den letzten 20 Jahren höchstens vier-, fünfmal vor der Markthalle gesehen. Zum Glück fährt der Kollege Carsten immer früh los und so war es erst 20.00 Uhr. Später soll die Schlange fast bis zum HBF gereicht haben. Es dauerte zwar ewig, aber als ich endlich an der Abendkasse angelangt war, gab es DOCH noch Tickets! Yippie, und das Schönste: 20 Minuten später hing da ein fettes "SOLD OUT!"-Schild! Im Nachhinein war es doch etwas gewagt gewesen, sich vorher keine Karte besorgt zu haben. Schließlich sind HYPOCRISY und DIMMU BORGIR zwei der weltweit erfolgreichsten Death- u. Black Metal Bands, die neue DIMMU BORGIR ist in vier Ländern in den Top Twenty und der Ticketpreis war mit 16 Euro (+ VVK) noch kulant im Vergleich zu etwa MOTÖRHEAD (33 Euro!) oder IRON MAIDEN (58,30 Euro - huar har har!) diesen Dezember. Trotzdem Wahnsinn, was hier heute abging, so voll habe ich die Markthalle SEHR selten erlebt (METALLICA, NIRVANA fallen mir höchstens grad ein). Als man die Begrüßungsphase endlich hinter sich hatte, waren NORTHER schon halb durch. Netter Melodic Death Metal einer blutjungen Band. Respekt - was diese Teenager bereits technisch draufhatten, war wirklich beachtlich. Stilistisch erinnerten sie vor allem an CHILDREN OF BODOM, hatten auch einen Keyboarder dabei. Fehlende Eigenständigkeit war also der Knackpunkt, im Grunde erinnerte jedes Stück an die eine oder andere Band (IN FLAMES ließen auch des Öfteren grüßen). Trotzdem war die Stimmung recht gut, wurde die Band wohlwollend entlassen. Potenzial hamse und Zeit zur Weiterentwicklung auch.

HYPOCRISY konnten dann eigentlich nur gewinnen. Man merkte es Meister Tägtgren & Co. an, wie sehr sie es genossen, bei diesem Billing in der mittleren Position zu zocken. Ist doch optimal - die Leute sind bereits aufgewärmt, aber nicht zu besoffen, keiner muss schon den letzten Zug im Auge haben und die Band selber kann den Rest des Abends in Ruhe genießen. Und man nutzte all diese Vorteile weidlich aus und knallte bei ASTREINEM Sound NUR HITS ins Rund. Gleich der Anfang hatte es in sich, denn HYPOCRISY legten mit "Roswell 47" los! Da stand der Mob natürlich gleich Kopf, hochgereckte Arme von der Bühne bis zum Hallenende. Die Stimmung gleich von Null auf Siedepunkt, das war schon geil. Mit jedem Song punktete die Band, egal, ob sie die totalen Knüppelfetzer a la "Legions Descend", "Apocalyptic Hybrid" usw. oder die ultraschweren Hymnen "Fractured Millenium" oder "Fire In The Sky" runterholzte. Bei dieser Band ist jedes Riff, jeder Beat effektiv, da wird nicht unnütz rumgefrickelt oder selbstverliebte Nabelschau betrieben. Als Sahnehäubchen Tägtgrens Gebrüll, der Mann versteht es einerseits wie eh und je zu grunzen, andererseits aber auch diese hohen, kreischigen Schreie vom Stapel zu lassen. Klang sowas von geil, je länger die Screams, desto näher war ich einer Ohnmacht vor Begeisterung.

Tscha, Lob verdient auch die Crew, der Umbau ging flott vonstatten, man schaffte es nicht mal, ein Bier zu holen und auszutrinken. DIMMU BORGIR ließen ein stimmungsvolles SF-Intro ertönen, Suchscheinwerfern ähnliche Strahler ließen eine beklemmende Atmosphäre aufkommen, bevor die Band die Bühne enterte. Auch DIMMU BORGIR konzentrierten sich ausschließlich auf ihr stärkstes und beliebtestes Material: Auf den Opener "Allegiance" von der formidablen neuen Scheibe folgte gleich "In Death's Embrace" mit seinen gänsehautauslösenden, düsteren Keyboardmelodien. Es scheint schwer zu sein, Bands wie CRADLE OF FILTH oder DIMMU BORGIR live einen transparenten Sound zu verpassen. Beide Bands habe ich noch nie klanglich perfekt gesehen. Ist vielleicht einfach zuviel drin, bretternde Gitarren, ein Doublebassgewitter, dazu Keyboards, Orchesterparts vom Band, Gekreische, Gegrunze und Gesang. Während bei CRADLE immer der Gesang völlig scheiße klingt, leiden bei DIMMU meist die Gitarren. Heute waren auch wieder die Bässe zu laut, aber immerhin kamen nach dem dritten Song die Klampfen fett durch und auch Gesang und Keyboards waren gut auszumachen. Um Nick Barkers Schlagzeug bräuchte man sich wohl auch keine Sorgen zu machen, wenn es nicht per P.A. abgenommen würde... Der Mann thronte auf einem Podest, dass man originellerweise auf der linken Bühnenseite montiert hatte (rechts eine Keyboard-"Burg"). Rings um das Podest eine Reihe Schädel und ein gelbes Polizei-Absperrband "Crime Scene - do not cross". Dat passte schon, denn Mr. Barker - der schnellste Bleifuß im Westen - knüppelte mal wieder fixer, als die Polizei erlaubt... Shagrath hatte zum Glück seinen beschissenen Lederrock zu Hause gelassen, trug dafür aber eine Fransenlederjacke. Meine Fresse, dat sind schon hässliche Vögel! Aber amtliche Songs schreiben sie, egal, ob man es nun "norwegian Black Metal" (Shagrath) oder eine völlig neuartige Form düsterer Musik bezeichnet. "Reptile", "Kings Of The Carnival Creation", "IndoctriNation", "Spellbound (by the devil)", "Stormblast" und das finale "Mourning Palace" hießen für mich die Höhepunkte. Sehr beeindruckend waren die seltenen Momente, wenn Simen (= Vortex) seine klare, glockenhelle Stimme erhob und in das wuchtige Klanggebilde einen Faden der Melodie flocht. Auch DIMMU BORGIR wurden von Anfang bis Ende abgefeiert. Es ist schwer zu sagen, aber HYPOCRISY fand ich einen Tick besser, obwohl dat schon der beste DIMMU-Gig war, den ich bisher gesehen hab..
- Beitrag von: Philipp

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