FLOTSAM & JETSAM, IZEGRIM, NON-DIVINE, REZET, 04.03.08 / Flensburg, Roxy's

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Obwohl am heutigen Abend auch in der Alten Meierei eine interessante Veranstaltung mit musikalischer Untermalung stattfindet, zieht es mich trotzdem nach Flensburg in’s Roxy’s. Mmmhh… - da war länger kein zwingendes Konzert, denke ich noch und freue mich daher umso mehr auf die Arizona-Thrasher FLOTSAM & JETSAM. Immerhin verdanke ich den Jungs ein paar nette Hörerlebnisse in meinen jungen Jahren – und das da mal ein ehemaliger Metallica-Bassist jenes Instrument bediente, ist nach all den Jahren immer noch präsent …

 

… war der Mann (Jason Newsted heißt er) doch fast im Alleingang für einen DER Speed-Metal-Klassiker der 80-er verantwortlich: „Doomsday For The Deceiver“. Wenn ich auch später eher zum zweiten Eisen „No Place For Disgrace“ tendierte, so nimmt doch das Debüt einen nicht unerheblichen Stellenwert in meiner Sammlung ein (auch die Neuversion zum 20-jährigen Jubiläum dieser Scheibe). Außerdem hab ich es geschafft, die Band bisher noch nicht live zu erleben. Noch ein Grund mehr also, um nach Flensburg zu fahren. Mit mir dort einige bekannte Nasen, die einen ebenso verklärten Blick wie ich draufhaben, wenn sie von „den alten Zeiten“ schwafeln. Viele sind’s dann leider nicht und nicht nur deshalb bleibt das Roxy’s einmal mehr ein kalter und eher ungemütlicher Ort. Eigentlich erwarte ich von den Flot’s auch keine Glanztaten, zu schlecht waren die letzten Alben. Da hoffe ich inständig, dass `ne Menge alter Songs gespielt werden, denn darauf hab’s nicht nur ich abgesehen.

Vorher aber gibt’s noch drei Anheizer zu begutachten und die den Reigen eröffnen, kommen aus der Nachbarschaft und nennen sich REZET. Aus Schleswig kommen die Jungs, sind kaum zwanzig Jahre alt und zocken Mucke, die sie wohl gerade mal als Fötus in Mutters Bauch mitgekriegt haben können. Fuckin’ Thrash Metal! Geht so in Richtung Amerika: Nuclear Assault, Wehrmacht u.ä. Wat ein Happening. Zwar muss ich der Mucke beim nächsten Mal unbedingt nochmals Gehör schenken, um die volle musikalische Tragweite zu erfassen, aber was hier gerade so Klamottentechnisch abgeht is’ beinah unwirklich: Basketballturnschuhe, Stretchjeans, Kutten ohne Ende, Basecaps mit aufgestelltem Schirm und da drunter `ne Frisur, die dem ganzen tatsächlich die Krone aufsetzt: dicke Haare mit Vokuhila. Eine wahre Pracht! Die Jungs sind authentischer, als manch einer in den Achtzigern selbst, haha! Und mit der Band kommt der Tross (Mama, Papa, Freundeskreis), der voll in dieselbe Kerbe haut … Davon mal abgesehen – hörbar is’ die Mucke auf jeden Fall. Thrash liegt ja eh grad im Trend und wenn die Schleswiger sich ranhalten, kriegen sie ein Stück vom Kuchen ab. Weiter so!

Allzu lange durften REZET nicht ran, schließlich warten noch andere auf ihren Auftritt. NON-DIVINE sind die nächsten. Moderner, grooviger Metal erwartet die Zuhörer. Die Band ist in weiße Krankenhauskleidung gewandet und macht einen auf Psychopath. Das ist ja mal nix neues. Die Musik? Handwerklich ok, aber auch nicht wirklich der Burner. Zwar gibt es einige Ecken und Kanten im Sound, doch ein wichtigerer Bestandteil der Songs sind Refrains mit viel Melodie. Die werden dann auch mal zweistimmig gesungen und das lässt mich dann an die Galactic Cowboys denken. Mit „Visions“ gibt’s auch einen Tanz-Metal-Track, der, wenn er mit Electronica angereichert gewesen wäre, so auch von Pain hätte geschmettert werden können. Überflüssig auch wieder das Gepose vor und mit den Ventilatoren – Blödsinn. Hat generell niemand Bock auf und außer Höflichkeitsapplaus gibt’s für NON-DIVINE nichts zu holen.

Wie auch NON-DIVINE kommen die folgenden IZEGRIM aus Holland und dürfen sich als nächste Anheizer versuchen. Den Bandnamen kenn’ ich irgendwoher – heißt nicht auch eine Black Metal – Kapelle so? Diese IZEGRIM haben damit aber nichts zu tun. Hier kommen wir wieder zurück zum Thema des Abends: Thrash Metal. Dank der siebensaitigen Gitarre klingt der Sound schön tief und hat den nötigen Biss. Sind nicht unbedingt die klassischen Thrash Riffs, das hier hat eher einen moderneren bzw. deathigen Einfluss. Macht durchaus was her. Eyecatcher der Isegrims aber sind die zwei Damen, die das Line-up vervollständigen: am Mikro was Brünettes mit ähnlicher Stimmlage wie Clasen und Gossow und am Bass was Blondes. Gemeinsamkeit der beiden - ihre wirklich arschlangen Matten! Die werden dann auch tatsächlich ordentlich durchgeschüttelt und dienen nicht bloß als Staffage. Kommentar links von mir: „Als hätte ihr (der Blonden) `ne Seidenraupe auf’n Kopp geschissen.“ Aha, da kennt sich wohl jemand aus ... Kein Wunder also, dass den beiden Ladys sehr viel Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Jene aber hat auch die Musik von IZEGRIM verdient. Aufgrund der Unbekanntheit sicher noch nicht hundertprozentig, aber doch gut rübergebracht und unterhaltsam. Der REZET-Horde gefällt’s besonders gut; das Absperrgitter hat arg zu leiden. Generell aber sind auch hier die Resonanzen recht verhalten, obwohl die ThrasherInnen alles geben. Die, die da sind wollen endlich den Headliner sehen und hören …

Als die Wüsten-Thrasher endlich die Bühne betreten, ist nicht zu übersehen, dass auch an ihnen der Zahn der Zeit genagt hat – älter und runder sind die Herrschaften geworden, nicht zuletzt Gitarrist Ed Carlson, der in gewisser Weise mit seiner grimmig, verschlossenen Mimik sogar erstmal unsympathisch wirkt. Doch zunächst geht’s mit „Hammerhead“ stilecht los – und ja, Sänger Eric A.K. trifft nach wie vor die hohen Töne, die gerade auf den ersten Scheiben ein Markenzeichen waren. Hach, dat is’ ein geiles Gefühl – es gibt eben so Songs, die einem in Mark und Bein übergehen und denen auch 20 Jahre nix anhaben können. Weiter geht’s mit Song’s von „Drift“ und „Cuatro“ („Secret Place“, „Never To Reveal“); auch die gut und sicher dargeboten. „The Master Sleeps“ sorgt für eine weitere Gänsehaut. Auch wenn dieses Album („When The Storms Comes Down“) ein umstrittenes ist, hat auch das seine tollen Momente. „No Place For Disgrace“ und später „Escape From Within“ sorgen für weiteres Entzücken. Vor der Bühne ist es voller geworden und die Fanatiker kriegen das Grinsen nicht aus dem Gesicht. Einer, der nicht lacht, ist oben erwähnter Gitarrist, der verbissen auf sein Griffbrett schaut und recht unzufrieden wirkt. Als Mr A.K. zwischendurch den Mann der sechs Saiten scheinbar motivieren muss, übernimmt kurzerhand Bassist und Aktivposten Jason Ward das Mikro und schwört die Leute auf die nächsten Songs ein. „Fork Boy“ („High“) wird runtergebrettert, „Hard On You“ gibt’s glaub ich auch noch und bald danach ist aber auch schon Feierabend. Doch einige Unentwegte betteln lange genug, um doch noch zur Zugabe zur kommen. Wieder ist es Ward, der, bis die anderen sich endlich erbarmen, ein Basssolo zum Besten gibt, um dann in den Klassiker „I live you die“ einzusteigen – jetzt ist Alarm! Die REZET-Horde bringt erneut das Absperrgitter zum Beben, stürmt auf die Bühne und brüllt voller Inbrunst die Titelzeile ins Mikro. Da endlich lächelt auch Carlson. Zu spät, denn jetzt ist (leider) wirklich Schluss. Scheiße, viel zu kurz! Das hätte noch länger so weitergehen können. Schlussendlich hat’s mich denn doch richtig gepackt und meine Bedenken wurden einfach weggemetalt. Schön, dass ich die Flot’s erleben durfte – wer weiß wann’s wieder mal soweit sein wird. Ich hab’s genossen! Torsten

Kommentare   

0 #1 Psychophant 2008-03-08 22:15
Ja, die Seidenraupe. Du hast's wahrgemacht. Gute Story sonst!

F&J waren echt geil, besonders die Basspflaume hat was weggehauen da!
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