Nachdem Earth A.D. die „Police Terror“ neu aufgelegt hatten, folgt jetzt der Rerelease des RAWSIDE-Debuts auf Impact. Zu den Songs braucht nicht viel gesagt werden: RAWSIDE hatten bereits auf ihrer ersten Platte ihren Stil gefunden. Brachialer Hardcore/Punk, angetrieben vom gnadenlos nach vorne ballernden Schlagzeug, sägenden Gitarren und dem brutalen Gebrüll von Henne. Dabei fehlten auch auf „Statsgewalt“ die Melodien nicht und natürlich waren es nicht zuletzt die politischen Texte, welche RAWSIDE so beliebt haben werden lassen. Und so gibt es massenweise Treffer auf der Platte, z.B. „Riot“, „Deutschland ’97“, „Tears Of Yesterday“, „Staatsgewalt“, „Zusammenhalt“, das umgetextete OHL-Cover „Faschopack“ oder das auf einem Wolfgang Borchert-Gedicht basierende „Sagt Nein“ (im Original „Dann gibt es nur eins“ von 1947).
Da die Platte seit längerem vergriffen ist, hätte bereits ein einfacher Rerelease Sinn gemacht, aber hier wurde sogar noch einiges draufgepackt! Das Ding kommt mit neuem Cover, fetterem Booklet voller alter und neuer Fotos sowie Liner-Notes UND zwei Discs. Als Bonus liegt eine DVD bei, die 18 Livesongs enthält. Der eigentliche Hammer sind für mich aber die 15 Livesongs, die noch auf die erste Disc hinter die „Staatsgewalt“-Stücke geklatscht wurden. Was ist denn das bitte für ein Sound? Da fliegt mir ja der Schädel weg! Die (EINE!) Gitarre brät so dermaßen brutal, dass man es kaum fassen kann. Die Aufnahmen stammen vom 1. „Good Nicht White Pride“-Festival in Schweinfurt im November 2005 und es gibt natürlich Stücke von allen drei Platten. Knallt so heftig, dat gibbet echt nicht!
Die DVD kann da nicht mithalten, obwohl die Aufnahmen vom selben Gig stammen. Kann natürlich daran liegen, dass ich das Ding nur auf ’ner normalen Glotze gesehen hab, aber irgendwie haut der Sound hier nicht so krass rein. Schade auch, dass alle Ansagen fehlen und selten mal Nahaufnahmen der Band oder vom tobenden Mob zu sehen sind. Aber als Bonus natürlich ganz nett, zumal die Scheibe trotz aller Extras zum Preis von einer normalen CD verkauft wird. Wie RAWSIDE selber schreiben: „Wir haben versucht alles möglichst professionell und ohne qualitative Abstriche zu produzieren, allerdings trotzdem möglichst Low-Budget, um nicht den Kaufpreis höher wie („als“, ihr Barzis…! Anm. Philipp) bei einer regulären CD veranschlagen zu müssen. Wir hoffen, es ist uns gelungen, alle Aspekte unter einen Hut zu bringen und wem es nicht gefällt, macht einfach selbst ’ne CD!!“
Insgesamt einfach nur KILLER! ---Punkte: 10
Wohl nicht nur ich bin sehr gespannt auf den am 01.09. erscheinenden Longplayer der CREETINS – jetzt gibt es mit dieser Vinyl-Single einen Vorgeschmack.
Sofort fällt auf, dass die CREETINS etwas heruntergestimmt haben (und natürlich, dass die Produktion hammerfett ist). Die Folge: Freddys Gesang klingt jetzt VIEL besser! Musste er bisher höher singen, was den Gesang immer etwas „gestresst“ und am Limit klingen ließ, klingt er jetzt satter, voller und einfach im positiven Sinne angenehmer. Sehr geil, auch wenn ich den bisherigen Stil mochte.
Den Song der A-Seite kennt man von den Konzis, ein treibender Punksong mit richtig amtlichem Refrain („I can see you, feel you, can’t get rid of you“…), der sich in die Galerie der gelungensten Stücke der Band einreiht.
Auffer B-Seite gibt es ein sehr gelungenes FUGAZI-Cover vom wohl bekanntesten Song der Ian MacKaye-Truppe, „Waiting Room“, was den Kauf der 7Inch rechtfertigt, denn ich denk mal nicht, dass das Ding auf der Platte sein wird.
Nach der „Deconstruction“-Tour mit u.a. PENNYWISE, BOY SETS FIRE und BOUNCING SOULS gibbet am 13.10. in der Kieler Pumpe die „10 Jahre CREETINS + Record Release Party“, Volldampf voraus also bei dem flotten Punkrockdreier!
---Punkte: 10
Wenn zwei Bands einerseits musikalisch zusammenpassen und sich andererseits sogar noch von der Namensgebung her ähneln, dann macht ’ne Splitscheibe natürlich Sinn. Der Plattentitel „Fat Man vs. Little Boy“ verweist auf die Bomben, welche am 6. und 9. August 1945 jeweils auf Hiroshima bzw. Nagasaki abgeworfen worden sind, „Fat Man“ forderte 40.000 Opfer, „Little Boy“ 70.000, wobei in beiden Fällen natürlich noch zusätzlich zahllose Menschen an den Spätfolgen starben oder unter den Folgen litten. Die lange verschwiegenen Leiden der Bevölkerung sind ein Beispiel, wie Schulbuch-Geschichte und Realität auseinanderklaffen (können). Das Booklet bietet dazu einige Fakten – gut so!
HIROSHIMA MON AMOUR dürften Kielern keine Unbekannten mehr sein und Sänger/Gitarrist Uwe Umbruch ist eh ein aktiver Kerl (PUBLIC TOYS/REVOLVERS). Hm, wenn man sich den Text zu „Condemned To Rock“ durchliest, dann kommt man zu dem Schluss, dass Uwe nicht sonderlich gut auf einige Facetten der REVOLVERS-Vergangenheit zu sprechen ist. Überhaupt scheinen HMA sich eher auf ursprünglichere Punkrock-Werte zu konzentrieren (so zumindest mein Eindruck nach Lektüre der Texte). Find ich gut – fuck rockstar shit. HMA zocken geilen, melodiösen Punkrock, der natürlich stark von Uwes Stimme geprägt wird. Treibend und unbändig geht es zur Sache, wobei die Texte teils deutsch, teils englisch geschrieben sind. Mein Favorit ist „Material total“.
SHOCK NAGASAKI: Auch hier volle Kanne Punkrock, insgesamt mit etwas weniger Geschwindigkeit und stärker dem ’77er Punk verhaftet. Schön eingängig, aber nicht zu glatt! Parallelen zu HMA sind der sehr gute Gesang (rau & melodisch) sowie die gelungenen politischen Texte, was ja leider nicht selbstverständlich ist in der heutigen Punkrockszene. Die vier Songs sind zwar auch alle auf deren Longplayer „Year Of The Spy“, aber da ich den nicht hab, kannet mir egal sein.
http://hiroshima-mon-amour.de/
http://www.myspace.com/klownhouserecordz
http://www.shocknagasaki.com/
---Punkte: 9
Hier nun also das posthum veröffentlichte, letzte Werk von Gitarren-Genie Denis D´Amour (vor ungefähr einem Jahr an Krebs gestorben) und dem ebenso genialen Rest von VOIVOD. Mit blutet der Arsch ganz besonders, weil die Typen mit "Phobos" das meiner Meinung nach geilste Album aller Zeiten abgeliefert und auch sonst nur Asse aus dem Ärmel geschüttelt haben. Deren Musik bringt in mir einfach eine Saite zum Klingen. So auch diesmal, aber wonach hören sich die Unberechenbaren auf "Katorz" an? Der Unterschied zum letzten Album bewegt sich nicht wie üblich in Galaxien, sondern in Nuancen. Im Einzelnen sind die Songs etwas variabler, es geht sowohl komplexer als auch etwas räudiger zu als beim letzten Mal. Vergleichen würde ich das Ganze am ehesten mit "Dimension Hatröss", wobei solche Vergleiche immer hinken müssen (schon deshalb, weil besagte Platte 18 Jahre alt ist). Und wer VOIVOD kennt, weiß, dass man sich Vergleiche zu anderen Bands oder Genres erst recht sparen kann. Natürlich sind auch dieses Mal alle Stilmittel vorhanden, die VOIVOD unverwechselbar und sofort erkennbar machen, ob sie nun gerade ihre abgefahrene Version von Pop (Angelrat) oder brachialem Neothrash (Negatron) spielen oder auf "Phobos" klingen wie Pink Floyd auf nem ultramiesen Acid-Trip. Die seltsamen Akkorde, die fuck-the commerce-Arrangements oder Snakes schnodderig-punkiger Gesang, alles da. Textlich ist die Story um den Voivod durch, so dass es noch stärker als auf der letzten Platte ausgesprochen politisch zugeht. Geil, sag ich. Ich finde alle 10 Songs völlig geil und kann mich bei aller Trauer wenigstens freuen, dass Piggy vor seinem Tod noch Songs für 1-3 weitere Alben aufgenommen hat, die die Band auch ausarbeiten und veröffentlichen will. Von mir eine objektive Einordnung in den Backkatlog dieser Visionäre in Form von Punkten zu erwarten, wäre in etwa so, als sollte Ratze ein Review über Gott schreiben: da kann´s nur volle Hütte geben. So denn also: volle Hütte!
P.S. meine Favoriten: The Getaway, Dognation, Mr. Clean, After All, Odds & Frauds, Red My Mind, Silly Clones, No Angel, The X-Stream, Polaroids.
www.voivod.com ---Punkte: 10
Klownhouse Recordz überholen bald die Jungs vonner Döner Diskothek, wenn es um den Titel "fleißigstes Kieler Label" geht, nur wird so'n Titel gar nicht erst verliehen - scheiß auf Konkurrenz, this is punkrock... Jedenfalls ist dat hier bereits Pladde Numero 5 und die HIROSHIMA MON AMOUR & SHOCK NAGASAKI-Split-Scheibe ist ja auch schon draußen (Rezi folgt).
Diese UK-Punks ordnet Benny von Klownhouse selber stilistisch zwischen DISCHARGE und SICK ON THE BUS ein und in der Tat verspüht diese Platte raue und ursprüngliche HC/Punk-Energie. Bis auf einen Song geht wirklich jedes Stück gnadenlos nach vorne, nie gönnt die Band sich ruhe, rastlos wird der Knüppel geschwungen. Der Gesang ist dabei dreckig, schmutzig und gleichzeitig melodiös. Von der Produktion her gefällt mir besonders der knarzige Bass. Insgesamt also eine weitere gute Scheibe des Kieler Labels, lediglich der Coversong "Radar Love" fällt ab. Obwohl auch dieses Stück mit viel Energie gespielt wird, habe ich dabei einfach stark negative Assoziationen zu fiesen Studentenpartys und tanzenden Hippies... ---Punkte: 8