KURHAUS - "a future pornograph-
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- Kategorie: Tonträger Reviews
- Veröffentlicht: Freitag, 01. Januar 2010 00:00
- Geschrieben von Matt
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Die dritte Tragedy. Nach Meinung vieler die derzeit beste Hardcoreband der Welt. Kann man sicher so sehen. Zu diesem Album hatte ich im Vorfeld so meine Vorbehalte: Ollie fand´s nicht ganz so toll wie sonst, Owe fand´s gut, aber den Vorgänger besser. Da wir uns recht oft einig sind, war ich vorsichtig. Und nu? Leute, habt ihr Bohnen in den Ohren? Das ist für mich das klare Highlight der Bandgeschichte bisher. Warum? Die Band hat es geschafft, die kleinen Schönheitsmakel der ersten beiden Alben auszubügeln. Die erste klang gut, aber nicht total super, dafür waren die Songs perfekt, effektiv, auf´s Maul. Die zweite hatte dann einen schier unglaublichen Sound, aber die Songs kamen für meinen Geschmack nicht immer so ganz auf den Punkt. Was macht man da? Man nimmt das Songwriting der ersten und den Sound der zweiten, fertig ist die dritte. Und so schütteln sich die Herrn 10 echte Asse aus dem Ärmel, inklusive der dunklen, alle Hoffnung tötenden Melodien, die sie selbst in den Hardcore eingeführt haben und mit diesem geilen Reibeisengeschrei und den politischen Texten. Ein Anzeichen dafür, dass eine Platte saugut ist, ist wenn sie einem viel zu kurz vorkommt. Und während ich das hier schreibe, drehe ich das Ding alle gefühlten 3 Minuten um… Zusammen mit der neuen Mastodon (Blood Mountain) eine Platte, die definitiv ins Regal jedes offenen Musikliebhabers mit Schwielen in den Löffeln gehört… Ach ja, schickes Klappcover mit sehr stimmungsvollem Artwork auch wieder. ---Punkte: 10
Yeah, das ist ja cool. Hatte ich vor einiger Zeit über das KEEP IT TRUE-Festival berichtet, auf dem u.a. die Ruhrpott-Thrasher DARKNESS einen sehr schönen Auftritt hinlegten, so flatterte mir später diese Scheibe der DARKNESS-Nachfolger EURE ERBEN auf den Tisch. Es wäre für die Band sicher der einfachere Weg gewesen, sich wieder DARKNESS zu nennen und das ganze als Reunion durchzuziehen – immerhin sind zwei Leute der Originalbesetzung am Start. Aber man geht nicht den einfachsten Weg, sondern wagt einen Neuanfang. Dafür schon mal Respekt! EURE ERBEN gefallen mir richtig gut – die sechs Songs vereinen Old School-Thrash mit leicht punkigem Flair. Und obwohl vier der Songs noch von DARKNESS stammen, knallt das Ganze frisch und knackig aus den Boxen. Im Vergleich zu den alten DARKNESS-Platten ist alles etwas tighter gespielt und der Gesang ist melodischer, dennoch aber immer noch angenehm rau. Die Texte sind jetzt komplett auf Deutsch, was ich völlig okay finde. Auch wenn es zunächst erstmal ungewohnt ist, Songs wie “Caligula”, “Faded Pictures” (hier “Gefrorene Bilder”) oder “Burial At Sea” (= “Untergang”) plötzlich nicht mehr mit den lange gewohnten englischen Texten zu hören. Macht aber nix und passt sehr gut zu den kritischen Texten, die sich gerade mit den Verhältnissen in Schland auseinandersetzen (“Das Kapital wird umverteilt – willkommen in der Welt der Diktokratie” aus “Staatsfeind”). Sehr geil auch die absolut natürliche Produktion, auf der ‘nen Schlagzeug noch wie ‘nen Schlagzeug klingt und die trotzdem oder vielmehr gerade deshalb schön reinknallt. Für 9,- Euro kriegter das Teil (28:26 Minuten Spielzeit) z.B. über die Homepage.
http://eureerben.de
Bereits 3,5 Jahre ist es har, dass ich die letzten Scheiben von FARMER’S BLVD hier Revue passieren ließ (“Still Four" und "Caught By"), nun schieben die Leipziger „Red Carpet“ nach.
In nicht mal 26 Minuten werden hier elf Hardcore-Bretter durch die Boxen gejagt (danach folgt noch eine Pause und ‘nen Bonustrack). Sehr intensiv und voller Wut! Auf rasend schnelle Knüppelparts und angepisstes Geschrei folgenden auch mal mahlende Midtempo-Parts und Sprechgesang. Insgesamt alles ein wenig besser in den Arrangements als zuvor und auch die Produktion kracht überzeugender als die der Vorgänger.
Bereits der Hinweis, dass sich die Band seit den Anfangstagen der “Good Night White Pride”-Kampagne für selbige engagiert, dürfte klar machen, dass es sich nicht um eine Macho/Tough-Guy-Kapelle handelt. Es wird weder Halt vor der eigenen Szene gemacht (“Hardcore Is Fuckin’ Dead”) noch Medien (“Don’t Forget Africa”) oder Politik (“Burn The Flags”) verschont. Ein Glück, dass es solche Bands noch gibt, für die Hardcore mehr bedeutet, als sich in coole Klamotten zu werfen und sich auf gegenseitig auf MySpace vollzuschleimen (und gleichzeitig wohlmöglich noch Faschos auf HC-Konzerten zu tolerieren). Piss auf die Dresscodes, wirf deine Schädelmaschinerie an und mach’s Maul auf! Oder wie es die Band in “The Statement” formuliert”I don’t give a fuck about your so-called non-political attitude! We won’t even play for you if you ignore that fascist next to you”.
Sehr noble Aufmachung übrigens – Digipack, cooles Comic-Cover (und nicht so’n Photoshop-Mist), feistes, nett gestaltetes Booklet. Das Ding gibt’s übrigens auch als LP.