DEVIL'S DAY OFF – “Stop The Clock” (EP, JANML RECORDS / MAJA VON LOBECK 2020)

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DEVIL'S DAY OFF

 

Mit der Frage “KISS oder AC/DC?” pflegt Jan Röhlk im TRUST gern seine Interviews abzuschließen. Eine wahre Weltfrage, auf die DEVIL'S DAY OFF wohl mit einem salomonischen „beide, wenn wir über die 70er sprechen“ antworteten.

Dass es eine deutsche Band versteht, die Songwriting-Schule beider Bands zu beherrschen, ist an sich schon eine Sensation. Eine vergleichbare Leidenschaft für diesen Sound hörte man in den letzten Jahren aus Schweden, konkret von IMPERIAL STATE ELECTRIC, ROBERT PEHRSSON’S HUMBUCKER oder JOSPEH THOLL. Mit dieser neuen Scheibe agieren DEVIL’S DAY OFF auf Augenhöhe!

Die Gehörnten aus Hamburg haben ihren Stil seit Jahren perfektioniert und mich erstmals mit „Over The Years, Under The Radar“ aus den Socken gehauen. Was hier so begeistert, ist die Leichtigkeit, mit der dem Hardrock/Rock’n’Roll gefrönt wird. Nix wird zugekleistert, jedes Riff darf atmen - und wirkt deshalb umso zwingender. Die Leadgitarre in „Needless To Say“ zockt eine derart herrliche Melodie, dass dieser Song bereits beim ersten Durchgang zündet. Alle sechs Tracks besitzen 1A-Riffs und einen unwiderstehlichen Groove, dazu kommt Kais schmirgelig-rauer Gesang. „Running From The Thunder“, „You & I“, „Carry On“, „It Came Out Of The Dark“ und „Gimme More“ prägen sich ebenso wie der erwähnte Opener fest ins Gedächtnis ein. Ich freue mich jetzt schon darauf, diese Dinger live erleben zu können und garantiere schiefes Mitsingen aus der ersten Reihe.

Übrigens ist diese Scheibe auch optisch total gelungen, haben sich Label und Band doch für einen Prägedruck entschieden, der Front- und Rückseite erst so richtig zum Wirken bringt, wenn man das Ding in den Pranken hält

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KILLBITE / GLOOMSTER – „If You Follow The Tunes Of Perdition“ (Split-LP, RIOT BIKE RECORDS 2019)

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KILLBITE

 

Sechs Songs GLOOMSTER plus sechs Songs KILLBITE tummeln sich auf dieser Split-LP, die schon optisch was hermacht, haben die Bands sich doch auf ein gemeinsames Artwork geeinigt, welches alle Bestandteile dieser Scheibe prägt.

Ich war ja gespannt, wie KILLBITE ohne Latex klingen würden, dessen Geröhre ich immer sehr mochte. Mögliche Sorgen oder gar Skepsis erwiesen sich bereits live als unbegründet, schlagen KILLBITE doch mittlerweile mit drei Gitarren zu und neben Clemens (g) tragen auch Ballo (d) sowie Jakob (b) etwas zu den Vocals bei. Auf dieser Scheibe haben sie sogar noch Tati (NEUROTIC EXISTENCE) zu einem Stück dazugeholt – „The Shadow Covers The Sun“ heißt das Ding, ist regelrecht melodiös und ein totaler Hit. Natürlich böllern KILLBITE weiterhin fiesen Crustcore, dessen Rhythmen unnachgiebig nach vorne peitschen. Aber jeder Song hat eine eigene Identität, die sich nicht zuletzt durch weitere Gastbeiträge von GLOOMSTER („Auf Abwegen“), ODIO SOCIAL, AGROTOXICO und MOLOTOV ATTACK („Vergonha Du Brasil“, direkt in einem brasilianischen Studio eingerotzt) herausschälen. Diese Attacke auf alle Sinne wurde von Patrick W. Engel gemastert, der möglicherweise noch etwas zum dynamischen Klangbild hinzugefügt hat.

Letzteres gilt natürlich auch für die GLOOMSTER-Seite. Die Hunde aus Eisenach knallen brutalen Hardcore („zwei Sänger, deutsche Texte, volle Dröhnung“, schrieb ich mal in einem Live-Review) aus den Hüften. Um es genauer zu sagen: Irgendwie vermögen es GLOOMSTER, New York Hardcore mit altem Deutsch-Punk zu verbinden und noch mit einer schmackhaften metallischen Kruste zu überziehen. Geil ja schon die Texte, die mit einem gewissen Flow vorgetragen werden: „Hier meldet sich ein Mitglied des Antifa e.V. / Finanziert vom Staat, fleißig wegen Demogeld / Glaubt es oder nicht, unser Lohn ist steuerfrei / 20-Stunden-Woche, Bus und Bier für lau“ („Lars Christian“). Mal marschieren die Stücke stur knochenzermahlend, mal ballern sie im ICE-Tempo. Selbstverständlich revanchieren sich KILLBITE und steuern Background-Shouts, aber auch Lead Vocals („Revisionist*innen“) bei.

Insgesamt eine sehr abwechslungsreiche Split-LP mit viel Power und kämpferischen Texten! Dazu: Rotes Vinyl, gefütterte Innenhülle, Poster mit dem Covermotiv und MP3-Kot.

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DEUTSCHE LAICHEN – s/t (LP, Zeitstrafe 2019)

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DEUTSCHE LAICHEN

 

2000 Jahre Cis-Boy-Bands mit Songtiteln wie „Christeen Sixteen“ und leeren Versprechungen wie „All Night Long, Baby!“. Doch die kriegen jetzt alle auf die Fresse und zwar von DEUTSCHE LAICHEN. So explizit und wütend hat sich schon lange keine Band mehr über Sex und Sexismus geäußert. Ich muss einfach mal ein Zitat einwerfen, um das zu illustrieren: „Langsam färbt der Slip sich rot / Tief in dir pulsiert die Wut / Hass doch mal, das steht dir gut / Langsam färbt der Mond sich rot / Was mal war, ist jetzt tot / Langsam färbt der Po sich rot / Dieser Arsch gehört versohlt / Was Feuer war, ist jetzt verkohlt / Wütend schmierst du dir dein Brot / Was  mal fein war, ist jetzt grob / Sag mir nicht, es geht dir gut / Du bist so schön, wenn du hasst.“ („Du bist so schön, wenn du hasst“). Das nenn ich mal eine gute Beobachtungsgabe, meine Lieblingszeile ist hier übrigens „wütend schmierst du dir dein Brot“. Und das kommt zur rechten Zeit, jetzt, wo man täglich einen weiteren dicken weißen Mann aus seiner Liste löscht, weil dieser plötzlich dumme Memes über Greta postet. DEUTSCHE LAICHEN gehen ohne Schnörkel nach vorne, getragen vom rotzig-melodischen Gesang, den entweder Fluse, Asche, Nille, Kralle oder Krätze eingekotzt hat. Fünf der Songs besitzen englische Texte, die anderen sechs deutsche, und die kommen mal mit ein, zwei Zeilen aus: „Wenn ich dich sehe, müssen meine Augen kotzen / Für dich bin ich ‘ne blöde Emanzenlesbenschlampe / Danke fürs Kompliment“ („Emanzenlesbenschlampe“) Oder gehen die Dinge auch mal komplexer an: „Menschen sind scheiße und Deutsche laichen / Wenn ich in der Gosse liege, träume ich, wie ich dich kriege / Deutschland ist scheiße, Deutschland ist scheiße, Deutschland ist scheiße.“ („Menschen = Scheiße“). Was soll ich sagen: Haut den ollen Renke an und erntet diese Scheibe! Alerta!   

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DIVIDE - "From Seed To Dust" (Eigenproduktion, 2019)

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DIVIDE

 

Der neue Longplayer des Kieler Duos klingt facettenreich und weist eine satte Produktion auf. Hier strotzen die Herren vor Ideen und auch der Gesang ist wieder eine Ecke geiler als auf ihren Vorgängern. Mehr im Vordergund. Moritz und Daniel zocken ja nun schon ein wenig länger zu zweit und es klingt, als hätten sie ihre Mitte und auch die Ruhe gefunden, brachiale Death Metal Granaten auf die Hörer abzufeuern. Hier mal 'n paar Anspieltipps! 'Lack of black' ist eine fiese, schnelle Black/Death Metal Nummer. 'Fornicate within fire' ist anfangs eine Midtempo Bolzhymne und wird dann aber fix und rasiert erstmal 'n paar Schädel. Erinnert mich an Vader. Also der Klampfensound ist wirklich Banane. 'Anthropicide' ist auch so 'ne Bestie. Also Songs können die und die sind auch voll nicht öde. Bretzeln sich von einem geilem Riff zum nächsten, treten aufs Gaspedal und nehmen auch ein bisschen Tempo raus. Richtiger Killersong ist das. 'His rotten breath' muss ich aber auch ansprechen. Hatte doch der Vorgänger das Prädikat 'Killersong', so müsste ich es peinlich zurück nehmen. Diese Nummer tötet alles. Auch der Gesang ist überaus vielseitig und stellt sich auch Dank der produktiven Arbeit ihrerseits in den Vordergrund.Dieses Album kommt mal eben mit 13 Songs um die Ecke, die eine durchschnittliche Spielzeit von 3 1/2 Minuten haben und eine fette Eigenproduktion aufweisen. 'Death Metal Punks' ist eine Punk n Roll Death Metal Attacke. Schnell, gerotzt, kackfrech! Gleich darauf walzt 'Incendiary' alles platt. Auch das Gehämmer von Moritz ist abwechslungsreich. Dieser Typ ist ein wirklich sehr versierter Drummer. Ich höre selten geile Drummer, aber dieser Mann hat es faustdick hinter seinen Ohren. Mein lieber Herr Gesangsverein. Wenn ich das mal sagen darf. Der knüppelt sie alle wech, bis kein Gras mehr kommt. 'Snakes intertwined' erinnert mich sehr an Bloodbath. Oder nee...hier... Infestdead - Hellfuck. Genau an die erinnert mich das da. Hammer, Leute! Ok.... zu allerletzt jetzt noch ein paar Worte zu Song Nummer 11. 'Of debris and the grave'. Episches Killerriff, das gleich Bock auf mehr macht. Schöner Mittelteil, aber dann das kurze, wenn auch geile Solo - fett ma! Wirklich starke Platte, die DIVIDE hier abliefern.

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LUSFERUS - "Desolation's Theme" (Eternal Hatred Records)

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LUSFERUS

 

LUSFERUS legen, nach einem Piano-Synthie Intro, richtig gut los. So ist dann der Opener auch eher Song Nr. 2, Luciferico Hino, der mit einer schönen Prise Blastspeed gewürzt ist. Und eine amtliche Death Metal Produktion.  Die Brasilianer hämmern aber nicht durchgehend sondern bauen gar klassische Metalklampfen mit ein, dann wieder Gebolze. Wird irgendwie gar nicht langweilig. Zumal LUSFERUS, ähnlich wie Sepultura zu Roots-Zeiten Flamencogitarren nutzen, um akustische Zwischenparts mit Leben zu füllen. Gesang ist kräftig und kreischend und hat gutes Volumen. Das Rad neu zu erfinden ist nicht ihre Eigenart. Vielmehr gehts heutzutage darum, eine gute ehrliche Platte abzuliefern. Das schaffen LUSFERUS mit Leichtigkeit. Teilweise bolzen Sie gnadenlos bis nach Meppen, verarbeiten schöne Klampfenparts zu einer nicht langweilig klingenden Platte.  Nice!

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